EMDR in der Behandlung transgenerationaler Traumatisierung. Dr. med. Katharina Drexler

Transkript

1 EMDR in der Behandlung transgenerationaler Traumatisierung Dr. med. Katharina Drexler

2 Forschungsstand in den letzten Jahren zunehmend Erforschung der Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges auf die Folgegenerationen empirische Studien hierzu fehlen jedoch noch weitgehend

3 Forschungsstand Breitere Datenlage bei Nachfahren von Vietnam-Veteranen Flüchtlingen und insbesondere Holocaustüberlebenden

4 Traumatisierte und ihre Nachfahren Traumatisierte versuchen häufig, die schmerzhaften Erinnerungen von ihren Familien fern zu halten, und schweigen über das Erlebte dennoch vermitteln sich die impliziten Botschaften an die Kinder der Betroffenen das kindliche Bemühen, die wahrgenommene elterliche Not zu verstehen, füllt das schwarze Loch des Schweigens mit Phantasien

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7 Traumatisierte und ihre Nachfahren die Erfahrung des Traumas stellt häufig die Messlatte der Eltern dar, was als belastend betrachtet werden kann die Kinder lernen, dass ihre eigenen Probleme trivial seien

8 Kriegskinder Studie von Michael Ermann ergab: ein Viertel der von ihm befragten Kriegskinder ist stark eingeschränkt in der psychosozialen Lebensqualität signifikant häufiger liegen Ängste, Depressionen und psychosomatische Beschwerden vor

9 Kriegsenkel deren Kinder (Kriegsenkel) leiden unter Mangel- und Verlustfolgen, ohne diese selbst erlebt zu haben

10 Vietnam-Veteranen Vietnam-Kriegsveteranen und ihre Väter: waren die Väter ebenfalls im Krieg, erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit für die Söhne signifikant, eine PTBS zu entwickeln

11 Übertragungsmechanismen bereits pränatal erhöhte Kortisol- und ACTH-Spiegel epigenetische Veränderungen (Methylierungsmuster) beobachtendes Lernen Identifikation mit der traumatisierten Bezugsperson

12 Typisches Merkmal weitergegebener Traumata bei aller Erschütterung ich-dyston

13 Therapeutisches Vorgehen das Konzept der inneren Bühne ermöglicht, mit PatientInnen ein Verständnis von Introjekten zu erarbeiten vermitteln, dass und wie sich aus der Identifikation mit dem traumatisierten Elternteil ein verinnerlichtes traumatisiertes Objekt/Introjekt entwickeln kann

14 Therapeutisches Vorgehen indem der traumatisierte Akteur für eine bestimmte Zeit eingeladen wird, die Hauptrolle zu übernehmen, kann das übertragene Trauma unmittelbar mit Hilfe von EMDR prozessiert werden

15 Therapeutisches Vorgehen analog zur Behandlung einer PTBS arbeiten wir mit einem Introjekt, das die traumatische Situation bereits überstanden hat

16 Therapeutisches Vorgehen Einige mögliche Techniken, das Einfinden in die Rolle zu erleichtern: Platz- und Stuhlwechsel vor die Tür gehen und in der Rolle zurückkehren Imagination mit innerlicher Vertiefung in die Rolle Zuhilfenahme von Fotos, Gegenständen oder Kleidungsstücken der verinnerlichten Bezugsperson

17 Therapeutisches Vorgehen Besonderheiten: daran denken, sich dem Introjekt vorzustellen (Name und Funktion) das Introjekt über EMDR informieren Einverständnis einholen

18 Therapeutisches Vorgehen Besonderheiten: geduldig bleiben, wenn sich Widerstand zeigt davon ausgehen, das Introjekt hatte die Motivation, sich zu zeigen, will also etwas

19 Therapeutisches Vorgehen Besonderheiten: höhere SUD Level sind tolerierbar nicht zu früh aus der Rolle aussteigen lassen falls es nicht spontan erfolgt, Introjekt fragen, ob es dem Sohn/der Tochter etwas mitgeben/sagen möchte

20 Therapeutisches Vorgehen Introjekt darüber informieren, dass es sich bei Bedarf wieder melden kann vor dem Abschied dem Introjekt für die Kooperation danken Loslösung aus Rolle entsprechend dem Einstieg Nachbesprechung mit der PatientIn, die den Prozess als innere ZeugIn erlebt hat

21 Therapeutische Konsequenzen erfolgte Verarbeitung des übertragenen Traumas erleichtert weiteren Fortgang der Therapie geheilte Introjekte werden zu ermutigenden und fördernden Anteilen geheilte Introjekte leisten Unterstützung, die durch die realen Eltern aufgrund ihrer Traumatisierung häufig gefehlt hat

22 Therapeutisches Vorgehen - Zusammenfassung Einfinden in die Rolle Begrüßung des personifizierten Introjektes durch die TherapeutIn EMDR mit diesem Introjekt Dank an das Introjekt und Verabschiedung desselben Loslösung aus der Rolle, Rückkehr zum Ich

23 Veröffentlichungen Drexler, K. (2013): Transgenerational weitergegebene Traumata: Hintergründe, Diagnostik, Therapie. In: Breitenbach, G., Requart, H.: Komplex-systemische Traumatherapie und Traumapädagogik, Asanger, Kröning, S Drexler, K. (2013): Transgenerational weitergegebene Traumata der Bearbeitung zugänglich machen, ZPPM, 1, S Kontakt: