BOGY-Bericht. Melina Singer. Hermannstraße Weil im Schönbuch. Klasse 10d. Klinikum Sindelfingen- Böblingen Kliniken Sindelfingen

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1 0 BOGY-Bericht Melina Singer Hermannstraße Weil im Schönbuch Klinikum Sindelfingen- Böblingen Kliniken Sindelfingen Klasse 10d Klinik für Unfallchirurgie

2 1 Inhaltsverzeichnis Neigung und Interesse.2 Zielberuf und Berufsfeld...2 Erkundungsstelle...2,3 Übersicht der BOGY-Woche...4 Exemplarische Darstellung zentraler Prozess..5,6 Auswertung der Berufserkundung..7,8 Ausblick weiterer Vorhaben zur Orientierung..8 Informationsquellen..9 Anhang...9

3 2 Neigung und Interesse Was meine spätere Berufswahl betrifft, war ich vor meinem BOGY-Praktikum recht offen und hatte auch keine genauen Vorstellungen. Ich entschied mich, ein relativ großes Berufsfeld, in meinem Fall die Medizin, auszuprobieren. Weitere Aspekte waren mein schon bestehendes Interesse für Medizin und das Wissen, dass das BOGY-Praktikum eine einmalige Chance ist, Einblicke in Bereiche zu erhalten, die einem sonst verschlossen bleiben würden. Meine Wahl fiel deshalb auf die Unfallchirurgie, weil sich hier die Möglichkeit bietet, die großen Bereiche Ambulanz, Stationen und OPs zu vereinen. Außerdem erfuhr ich, dass kaum ein Bereich in der Medizin so abwechslungsreich sei. Zielberuf und Berufsfeld Der Zielberuf ist der des Unfallchirurgen bzw. des Facharztes für Unfallchirurgie. Hierfür sind vielerlei Dinge wichtig, insbesondere die Fähigkeit, Verantwortung zu tragen, im Team arbeiten können und Flexibilität, da kein Arbeitsalltag geplant werden kann. Man muss auch zu Nacht- und Wochenenddiensten bereit sein. Geschick ist ebenso wichtig, wie Freundlichkeit und viel Geduld mit sich selbst, den Patienten und für Aus- und Weiterbildung ein Leben lang. Außerdem ist eine hohe Belastbarkeit extrem wichtig. Unfallchirurgen arbeiten entweder in Krankenhäusern oder als niedergelassene Unfallchirurgen in eigenen Praxen. Nach dem Medizinstudium mit der Regelstudienzeit von 12 Semestern und einer ärztlichen Approbation folgt eine in der Regel 6-jährige Ausbildung zum Facharzt. Erkundungsstelle Das Klinikum Sindelfingen ist ein akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Tübingen und umfasst 17 Kliniken, unter anderem meine Erkundungsstelle, die Klinik für Unfallchirurgie. Unter der Leitung von Prof. Dr. Axel Prokop steht in der Unfallchirurgie ein Team mit 5 Oberärzten und 9 Assistenzärzten bereit. Die Schwerpunkte der Klinik liegen im Bereich der minimal invasiven Verfahren zur Behandlung von Knochen-, Gelenk-, Weichteil- und Organverletzungen, wie auch die arthroskopische Chirurgie (minimal invasive Eröffnung eines Gelenks). In den Sprechstunden geht es häufig um Knorpelersatz und Kreuzbandoperationen.

4 3 Weitere Bereiche, für die die Klinik verantwortlich ist, sind Wirbelsäulenchirurgie, Kindertraumatologie, Altersunfallchirurgie, Sportmedizin sowie Hüftgelenks- und Beckenfrakturen. Die Klinik ist ein anerkanntes Traumazentrum und außerdem zur Behandlung Schwerstunfallverletzter zugelassen. Zur Klinik gehören die Notaufnahme mit einem Schockraum und drei Stationen mit insgesamt 70 Betten. Der Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach ist über Aufzug- und die Zufahrtshalle für Krankenwagen ist auf direktem Weg von der Notaufnahme aus zu erreichen. Ausgestattet ist die Notaufnahme mit modernsten Geräten zu Erstdiagnose, Notversorgung und Erhaltung der Lebensfunktionen. In nächster Nähe befinden sich auch die Röntgendiagnostik, das CT sowie das MRT. Von Bedeutung ist auch das Labor mit Blutbank. Es ist außerdem möglich, zur bestmöglichen Versorgung auf Spezialisten aus allen Abteilungen zurückzugreifen. Durch ein modernes Schleusensystem gelangt man in die zum Teil hoch aseptischen Operationsräume. Einige andere sind sogar Reinraumzonen, das bedeutet, sie sind praktisch frei von Schwebeteilchen und Krankheitskeimen. In allen OP-Räumen befinden sich digitale Röntgendurchleuchtungsgeräte.

5 4 Übersicht der BOGY-Woche Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Röntgenbesprechung Visite Dr. McDougall Ambulanz Dr. Kaupp -> Aufklärungsgespräche, Wundversorgungen, Stürze, Schädelfraktur und Hirnblutung Mittagspause Ambulanz Dr. Berner und Dr. Hansen Besprechung chirurgische Ambulanz Ende Röntgenbesprechung Patientenübergabe Dr. Siegloch- Dr. McDougall OP Metallentfernung Dr. McDougall, Oberarzt Koukal OP Überprüfung Nerv Prof. Dr. Prokop ab OP Wirbelersatz OP Selbstmordversuch Pulsadern, Dr. Kocher, Dr. McDougall, Dr. Siebert, Dr. Koukal Mittagspause Ambulanz: Einlieferung Sturz- Rippenbrüche, Rippfellverletzung Polytrauma, Motorradunfall, Erstversorgung im Schockraum Ankündigung 2 Aortendissektionen und eine Lungenembolie Ende Röntgenbesprechung Visite Station 52 Dr. Siegloch; Erlaubnis Verband und Drainage zu entfernen) OP (Beginn: 8.30) Zeigefinger gebrochen- zwei Schrauben Dr. Koukal, Dr. Hansen Ambulanz- ambulante Metallentfernung Dr. Fecker Mittagspause Ambulanz -> Polytrauma Dachdecker sechs Meter gefallen; CT unauffällig; Bein röntgen, Dr. Fecker zwei Aufklärungsgespräche Dr. McDougall Ende Röntgenbesprechung Visite Station 71 Dr. Kaupp mit GKB (ZAT) Ambulanz; zwei Aufklärungsgespräche Dr. McDougall; zwei Fälle -> Zeh verstaucht und Pferdetritt am Oberschenkel OP Arthroskopie (minimal invasiv)- Kreuzbandriss Dr. Siebert, Dr. Kocher Mittagspause Ambulanz: Schlägerei, Sprunggelenksfraktur Ende Röntgenbesprechung Blutabnahme mit PJ-Student Visite Station 52 Dr. Fecker OP Hüftgelenksprothese Dr. Chmielnicki, Dr. Siegloch OP Knieprothese (Orthopädie) Ende

6 5 Exemplarische Darstellung eines zentralen Prozesses oder Vorgangs - Dienstag Wie jeden Morgen begann der Tag mit der Röntgenbesprechung. Dazu kommen alle Unfallchirurgen in einem Vorführraum zusammen, Röntgen- und CT-Bilder werden gezeigt. Die Fälle stammen vom Vortag und es berichtet jeweils der behandelnde Arzt was passierte, um was es sich handelt und wie mit dem Patient weiter verfahren wurde. Oft konnten diesem Arzt auch von anderen Kollegen eventuelle Fragen beantwortet werden. Nach der halbstündigen Röntgenbesprechung durfte ich bei der Patientenübergabe zuschauen. Während dieser zehn Minuten berichtet der Arzt vom Vortag dem jetzigen behandelnden Arzt, was am Patienten vorgenommen wurde und was am jeweiligen Tag ansteht (z.b. Röntgenkontrolle, Blutabnahme, Entlassung etc.). An diesem Tag berichtete Dr. Siegloch Dr. McDougall von seiner Schicht am Montag und in der Nacht zum Dienstag. Im Anschluss daran hätte die Visite mit Dr. McDougall stattgefunden, jedoch wurde die Visite schon im ersten Patientenzimmer beendet, da Dr. McDougall einen Anruf erhielt, dass sie eigentlich längst im OP sein sollte. Auf Nachfrage wurden meine Mitpraktikantin und ich in den OP mitgenommen. Für mich war es der erste Aufenthalt im OP-Bereich und so lernte ich erst einmal, dass man seine Kleidung gegen sterile OP-Kleidung tauschen, seine Haare unter einer Haube stecken und einen Mundschutz tragen muss. Die erste OP wurde von Dr. Koukal und Dr. McDougall durchgeführt, es handelte sich um eine Entfernung stabilisierenden Metalls, das infolge eines Bruchs der Kniescheibe platziert worden war. Jede OP wird von zwei OP-Schwestern, einem Anästhesisten und ein bis zwei Anästhesieschwestern/-pflegern begleitet. Um 9.00 Uhr war die erste OP beendet, die nächste, eine Überprüfung eines Nervs am Unterarm nach einem Motorradunfall, begann. Chefarzt Prof. Dr. Prokop operierte. Nachdem sichergestellt war, dass der Nerv unverletzt ist wurde auf Wunsch des Patienten ein Foto gemacht, bevor die Wunde wieder zugenäht wurde. Um Uhr begann dann die nächste OP, bei der eine Platte mit der Schulter verschraubt wurde. Chefarzt Prof. Dr. Prokop und Dr. Kocher operierten mit der Assistenz eines Studenten. Nach jeder Schraube, die im Knochen verankert wurde, wurde ein Röntgenbild gemacht, um sicherzustellen, dass die Schraube wirklich im Knochen endet und nicht ins Gelenk reicht. Während des Röntgens musste ich den OP-

7 6 Saal verlassen. Die Operation dauerte bis Uhr. Ab Uhr fand dann ein Wirbelersatz an der Wirbelsäule statt. Mir wurde jedoch geraten, in einen anderen OP-Saal zu wechseln, da ich bei der Wirbelersatz-OP nicht viel würde sehen können. Der Patient des OP-Saales, in den ich wechselte, hatte einen Selbstmordversuch unternommen, indem er sich die Pulsadern aufschnitt. Vier Ärzte sicherten die schnelle Versorgung. Beide Handgelenke mussten zuerst gesäubert werden, das eine Handgelenk konnte direkt wieder zugenäht und verbunden werden, denn hier wurden keine Nerven verletzt. Am anderen waren zum Teil Nerven zerstört. Man versuchte, sie wieder zu verbinden und zusammenzunähen. Anschließend konnte auch diese Verletzung zugenäht und verbunden werden. Nach der Mittagspause von Uhr bis Uhr begab ich mich in die Ambulanz, wo bereits ein Mann im Schockraum lag. Er war kurz zuvor nach einem Sturz eingeliefert worden. Er hatte Rippenbrüche erlitten und sein Rippfell wurde stark beschädigt. Nach der Röntgenuntersuchung wurde er auf die Intensivstation verlegt. Für etwa eine Stunde herrschte Ruhe, es gab keine Einlieferungen und es warteten auch keine Patienten im Wartezimmer. Um Uhr kam dann ein Patient, der bereits im Krankenhaus gewesen war und eine Operation, das Einsetzten eines künstlichen Hüftgelenks, hinter sich hatte. Kurz vor seiner Entlassung hatte er sich das künstliche Hüftgelenk ausgerenkt, welches nun wieder reponiert werden musste. Dazu wurde er im Schockraum narkotisiert. Um ca Uhr wurde die Einlieferung eines Polytraumas (Patient mit mehreren Verletzungen an verschiedenen Körperregionen) angekündigt. Ein Mann habe sich auf seinem Motorrad überschlagen. Alle wurden informiert, das CT wurde freigehalten etc. Im eigentlichen Schockraum fand jedoch gleichzeitig die Reposition in Narkose statt. Deshalb wich man auf den aseptischen Behandlungsraum aus. Etwa 12 Ärzte und Schwester bzw. Pfleger begannen sofort mit der Erstversorgung. Die beiden Notärzte berichteten, was passiert war und übermittelten die Werte des Patienten. Der Patient war nicht bei Bewusstsein. Nach der Sicherstellung und Stabilisierung des Patienten durch das Verabreichen von Medikamenten wurde er ins CT gebracht. Während der Auswertung des CTs, die immer einige Minuten dauert, wurde der Patient ans andere Ende des Ganges zum Röntgen gebracht. Etwa zeitgleich wurden zwei Aortendissektionen und eine Lungenembolie angekündigt. Leider konnte ich die Fälle nicht mehr weiter verfolgen, da mein Ende des Tages gegen Uhr war.

8 7 Auswertung der Berufserkundung Im Allgemeinen habe ich während meiner BOGY-Woche durchweg positive Erfahrungen gemacht. Ich wurde freundlich behandelt und auch unter den Ärzten herrschte immer eine angenehme, freundschaftliche Atmosphäre. Mir war schon vor Beginn des Praktikums klar, dass ich nicht viel selbst würde tun dürfen. Ich war trotzdem am Anfang ein wenig enttäuscht, dass ich doch wirklich nur zuhören bzw. -schauen durfte, aber ich habe mich schnell daran gewöhnt. Auch war sehr viel Eigeninitiative nötig, was mir persönlich jedoch eher mehr genutzt hat, da ich wirklich sehr auf mich allein gestellt war, als dass es mir geschadet hat. Sehr gut gefallen hat mir dennoch, dass ich frei entscheiden durfte, welchem Arzt ich mich anschließe, ob ich mich in der Ambulanz beschäftigen wollte oder eine OP zuschauen. Die Woche war auch körperlich sehr anstrengend. Ärzte stehen die meiste Zeit, wie ich am eigenen Leib erfahren habe. Auch kann ich jetzt viel besser nachvollziehen, warum die Ärzte auf eine bestimmte Weise reagierten, da ich alles aus deren Perspektive erleben durfte. Während den OPs wurde mir und meiner Mitpraktikantin sehr viel erklärt, wir durften oft näher kommen und uns die Wunden anschauen, außerdem hat das Personal uns immer die bestmögliche Sicht ermöglicht. Erstaunt hat mich, dass Ärzte tatsächlich sehr viel Schreibarbeit zu bewältigen haben, viel Bürokratie, Verwaltungsarbeit. Damit hatte ich nicht, zumindest nicht in dem Ausmaß, gerechnet. Meine Erwartungen haben sich insoweit erfüllt, dass ich tolle Einblicke erhalten habe, eine eindrückliche Woche erleben durfte und ich einen wirklich guten Einblick in den Alltag eines Unfallchirurgen haben konnte. Was mir ebenfalls sehr wichtig war, ist Transparenz, das heißt keine Grenzen, und Abwechslung in Tätigkeiten. Dies wurde ebenfalls erfüllt. Was den Beruf an sich betrifft, so hatte ich ihn mir ebenfalls nicht so handwerklich vorgestellt, Infos über den gesamten Berufszweig konnte ich leider nicht herausfinden. Um sagen zu können, ob ich geeignet bin, den Beruf des Unfallchirurgen zu wählen, ist eine Woche leider viel zu wenig. Ich kann jedoch sagen, dass es mir im Krankenhaus sehr gut gefallen hat, die Zusammenarbeit ebenso wie die komplette Atmosphäre. Gerne hätte ich noch andere Fachkliniken besucht, um mehr verschiedene und allgemeine Einblicke in den Krankenhausalltag zu gewinnen. Sehr gut vorstellen könnte

9 8 ich mir als Ärztin eine andere Fachrichtung einzuschlagen, da mir die Unfallchirurgie doch handwerklich zu sehr anspruchsvoll erscheint. Insbesondere Allgemeinchirurgie könnte ich mir sehr gut vorstellen. Insgesamt habe ich tolle Einblicke gewonnen, viele wertvolle Erfahrungen gesammelt und die Möglichkeit wahrgenommen, nicht alltägliche Dinge zu sehen und zu erleben. Über mich selbst habe ich gelernt, dass ich auch neue Situationen, in denen ich völlig selbständig handeln musste, meistern konnte. Ich bin zwar oft an meine (körperlichen) Grenzen gelangt, habe es aber trotzdem geschafft, den Tag sogar gut durchzustehen. Ich habe mich bereits immer morgens auf den Tag gefreut und bin voller Erwartungen ins Krankenhaus gefahren. Außerdem habe ich herausgefunden, dass ich auch schwer Verletzten gegenüber den nötigen psychischen Abstand wahren konnte, im OP-Saal den Patienten und nicht den Menschen gesehen habe. Sehr erstaunt war ich auch über mich selbst und meine neu entdeckte Fähigkeit, vollkommen aus Eigeninitiative zu handeln. Auch hätte ich nicht erwartet, dass mich die Situationen und Geschehnisse so faszinieren könnten, doch da irrte ich mich: Ich war jeden Abend völlig begeistert. Ausblick weitere Vorhaben zur Studien- und Berufsorientierung Um ehrlich zu sein, habe ich trotz des BOGY-Praktikums noch immer keine konkreten Vorstellungen, wie es nach der Schule weitergeht, oder was ich plane, zur Studien-und Berufsorientierung schon während der Schulzeit zu unternehmen. Ich könnte mir ein Medizinstudium und eine Arbeit als Ärztin in einem Krankenhaus wirklich sehr gut vorstellen und das Praktikum hat diesen Wunsch oder dieses Ziel in mir gefestigt. Es würde sich anbieten, ein Praktikum, beispielsweise in der Allgemeinchirurgie, zu machen, um diese Fachrichtung genauer erkunden zu können. Dadurch könnte ich mehr Bestätigung für den Entschluss, Medizin zu studieren und Ärztin zu werden, erhalten. Außerdem hätte ich so auch gleich eine konkretere Vorstellung, welche Richtung ich nach dem Studium einschlagen möchte.

10 9 Informationsquellen (-> Klink für Unfallchirurgie) Auskünfte der Ärzte Eigene Erfahrungen und Beobachtungen Anhang Erklärung von verwendeten Fachbegriffen - Minimal invasives Verfahren: Verfahren, bei dem Knochen- und Gelenkverletzungen durch kleinste Zugänge operativ versorgt werden - Reponieren: das Wiedereinrichten eines gebrochenen Knochens oder eines ausgerenkten Gelenks - Aortendissektion: die Aufspaltung der Wandschichten der Hauptschlagader mit nachfolgender Blutung