Insektensterben Monitoring- und Handlungsstrategien
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- Wolfgang Winter
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1 Dresden, Sachverständigenanhörung im Sächsischen Landtag Ausschuss für Umwelt und Landwirtschaft Insektensterben Monitoring- und Handlungsstrategien Christian Wirth Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (idiv) Halle-Jena-Leipzig
2 Kurzvorstellung idiv Konsortium 3 Bundesländer, 3 Universitäten 8 Institute (UFZ, 3 x MPG, 4 x Leibniz) Leute Ø 198 Angestellte (41% Int.) Ø 121 Mitglieder Ø 1189 Gäste bislang
3 Beispiel Forschung in idiv: Simuliertes Insektensterben Wie reagieren Ökosysteme auf den Verlust von Insekten? Foto: Stefan Bernhardt, idiv
4 Zu Beginn Bericht des Welt-Biodiversitätsrats (IPBES): Rückgang der Vielfalt und des Vorkommens wildlebende Bestäuber in Nord-West-Europa und Nord-Amerika. à Insektensterben ist Fakt Über die Gründe wissen wir eigentlich genug, um vorsorgend handeln zu können Trotzdem brauchen wir ein Monitoring, das den Erfolg von Maßnahmen sichtbar macht
5 Drei Ansätze Heute Nationales Monitoring, BfN Planung Beginn Inventur A Ergebnisse Retrospetive Analysen (z. B. smon) Datensammlung A Ergebnisse Kausalanalyse Plan. A. Ergebnisse
6 Nationales Monitoring (I) UMK hat BfN mit der Planung eines Nationalen Insekten-Monitorings beauftragt: - BfN lädt zu Ländergesprächen im April Ausschreibung für Konzeption Mitte Entscheidung über Entwürfe Implementierung (Idealfall) in 2-3 Jahren ( ) - Erste verwertbare Trendergebnisse (~2027) - Auswertung und Publikation (~ 2028)
7 Nationales Monitoring (II) Basis: Ökologische Flächenstichprobe 20 Naturräume Droeschmeister (2001) Natur und Landschaft Naturraumgliederung X Landnutzungstypen ~ 800 Probeflächen UMK: Faktorenbezogenes Monitoring! Insektizide? Herbizide? Stickstoff? Fragmentierung? Klimawandel? Bewirtschaftung? x ?
8 Zusammenfassung Nationales Monitoring + Trends werden verlässlich und repräsentativ für Deutschland quantifiziert + Wichtig für die Erfolgskontrolle von Maßnahmen - Erste verwertbare Ergebnisse wird es wohl frühestens ab 2028 geben - Ursachenklärung kaum möglich oder sehr aufwendig
9 Retrospetive Analysen Heute Nationales Monitoring (BfN) Planung Beginn Inventur A Ergebnisse Retrospetive Analysen (z. B. smon) Datensammlung A Ergebnisse Kausalanalyse Plan. A. Ergebnisse
10 Es ist nicht so, als wüssten wir nichts Ökologische Baubegleitung Eingriffs-Erfolgskontrollen Zufallsfunde Apps BUND/NABU Ehrenamt Kartierungen Sammlungen Gutachten ELER Fachbegleitende Maßnahmen FFH-Kartierungen Fachgruppen Biosphärenreservate Verbreitungsatlanten Graue Literatur Qualifizierungsarbeiten Präsenzmonitoring Amphibienzäune Private Meldungen Diverse aber heterogene Daten
11 smon Arbeitsgruppe mit idiv Wissenschaftliche Leitung: Aletta Bonn, Florian Jansen, Helge Bruelheide, Marten Winter Koordination: David Eichenberg Auftaktworkshop: November 2017 Erster Folgeworkshop: Januar Teilnehmer Vertreter von 13 Bundesländern, des BfN sowie der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT), der Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen sowie Wissenschaftler diverser Institute 22 Teilnehmer Arbeit an konkreten Daten zu Amphibien und Libellen sowie zu mehrfach wiederholten Biotopkartierungen; Evaluierung der Datenstrukturen und erste Analysen Fotos: Stefan Bernhardt, idiv
12 Trendanalyse ist möglich Neue statistische Methoden für heterogene Daten Libellenart 1 Diverse Räumliche Umweltdaten Libellenart 2 Super-Computer
13 Sachsens Heuschreckenarten Eichenberg, Lueg et al. (in Vorb.)
14 Wiederholungsinventur Auwaldkran Leipzig Fotos: AG Spezielle Botanik, Universität Leipzig
15 Kreuzfensterfallen wildbiene1.jpg c41-89ba-e8cf3da3560e.normalized.jpg Fotos: Detlef Bernhardt _hummel_nahaufnahme_1d12c14bd8.jpg Sähring F. (2016) Bachelorarbeit Universität Leipzig
16 Vergleich: 2002 à 2016 Ø 90 % weniger Individuen von Wildbienenarten 1 (294 à 27 2 ) Ø 86 % weniger Individuen bei Hummeln (267 à 23) Ø 58% weniger Hummelarten (12 à 5) wildbiene1.jpg c41-89ba-e8cf3da3560e.normalized.jpg 1 Ohne Hummeln 2 Wildbienen-Individuen pro Baum (Eiche) _hummel_nahaufnahme_1d12c14bd8.jpg Sähring F. (2016) Bachelorarbeit Universität Leipzig
17 Vorkommen à Abundanz Vorkommen Trend Fundquadranten Wiederholunginventur Abundanzdaten Trend Abundanzen
18 Zusammenfassung Retrospektive Analyse + Errechnet Trends aus vorhandenen Informationen + Quantifiziert Unsicherheiten Zusammen mit hochwertigen Wiederholungsinventuren können Abundanz-Trends ermittelt werden + - Nur bedingt geeignet für Ursachenanalyse (ähnlich Krefelder Studie)
19 Drei Ansätze Heute Nationales Monitoring Planung Beginn Inventur A Retrospetive Analysen (z. B. smon) Datensammlung A Ergebnisse Kausalanalyse Plan. A. Ergebnisse
20 Welche Faktoren? Klimawandel à Detaillierte Studie für Sachsen existiert bereits Mahdzeitpunkte à Ausreichend bekannt Fragmentierung à Gut untersucht Düngung à v.a. im Grünland gut untersucht Spezifische Maßnahmen (z. B. AUKM) à Forschungsbedarf Pestizide à Sehr naheliegend, aber Wissenslücken im Detail für die Anwendung
21 Detektion von Ursachen Hallmann et al. (2017) PLoS ONE Problem: Detektion von Ursachen braucht Gradienten Lösung: Exploratorien à Beobachtungen entlang von Gradienten: bestehende (Flächenauswahl) hergestellte (Experimentelle Manipulation)
22 Empfehlungen Nationales Monitoring Ø Kommt sowieso! Sachsen sollte sich aber frühzeitig und aktiv in die Planungen einbringen Retrospektive Analyse 1. Erstellung einer landesweiten Liste von high quality sites mit vorliegenden Abundanzdaten 2. Finanzierung von Wiederholungsinventuren auf high quality sites und Trendanalyse von Abundanzen 3. Gemeinschaftsprojekt: Landesämter, NABU, EFG, Grundlagenforschung
23 Empfehlungen Kausalanalyse Ø Exploratorien zur praxis-orientierten Analyse bestehender Maßnahmen in Sachsen (z. B. AUKM). Ø Spezielle Fokus auf Pestizid-Wirkungen
24 Gedankenspiel Hallmann et al. (2017) PLoS ONE -75% Die Zeit drängt -60%
25 idiv Studie zu GAP Gemeinsame Agrarpolitik = Schlüssel zur Problematik und Lösung Pe er et al. (2017) Conservation Letters
26 Greening: Wie Ökologen es einschätzen Pe er et al. (2017) Conservation Letters Blühstreifen n=83 Brache n=82 Landschaftselemente n=87 Leguminosen n=72 Zwischenfrüchte n=72 Agroforestry n=69 Kurzumtriebsplan n=71 Aufforstung n=76 Negative Wirkung 0 Positive Wirkung
27 Greening: Was Landwirte machen 80% der Greening-Maßnahmen wirkungslos für Biodiversität Blühstreifen n=83 Brache n=82 Landschaftselemente n=87 Leguminosen n=72 Zwischenfrüchte n=72 Agroforestry n=69 Kurzumtriebsplan n=71 Aufforstung n=76 % Maßnahmenfläche 1,2 16,2 2,4 11,2 68,2 0 0,2 0,1 Pe er et al. (2017) Negative Wirkung 0 Positive Wirkung
28 Finanzierungslücke bei Natura 2000 schließen GAP Säule 1 4,85 Mrd. Direktzahlungen Ø Überwiegend wirkungslos; Umweltleistung werden kaum erbracht Transfer notwendig GAP Säule 2 Ländliche Entwicklung 1,35 Mrd. Ø Unterfinanzierung von Natura 2000 allein in Deutschland um 1,1 Mio Mrd.
29 AUKM für Biodiversitätsschutz optimieren Anpassung Mahdregime (Schmetterlingswiesen)
30 AUKM für Biodiversitätsschutz optimieren Anpassung Mahdregime (Schmetterlingswiesen) Ø Drehschrauben (allg.): Finanzielle Anreize, Mindestflächengrößen, Pflegeregime, Landschaftselemente, Biotopverbund
31 Dresden, Sachverständigenanhörung im Sächsischen Landtag Ausschuss für Umwelt und Landwirtschaft Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Christian Wirth Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (idiv) Halle-Jena-Leipzig
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