Volksbegehren Veto gegen Temelin : Statistische Analyse
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- Friederike Schmidt
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1 AUSRIA J OURAL OF S AISICS olume 31 (22), umber 1, olksbegehren eto gegen emelin : atistische Analyse Erich euwirth Institut fu r atistik und Decision Support Systems, Universita t ien Gerhart ruckmann zum 7. Geburtstag gewidmet Zusammenfassung: om 14. bis zum 21. Ja nner 22 lief die Unterzeichnungsfrist fu r das olksbegehren eto gegen emelin. ir analysieren die Ergebnisse zuna chst explorativ und berechnen dann statistische Scha tzungen (samt Schwankungsbreiten) fu r die Unterzeichneranteile der einzelnen im Parlament vertretenen Parteien aufgrund der Ergebnisse der ationalratswahl ereinfacht ausgedru ckt lautet das Ergebnis: 42% der FPO -a hler, 16% der -a hler und 13% der O P-a hler haben das emelin-eto-olksbegehren unterzeichnet. Etwas mehr als die Ha lfte der Unterzeichner waren FPO -a hler, knapp ein iertel waren -a hler, und knapp ein Sechstel waren O P-a hler. Abstract: From Jan. 14 till Jan. 21, 22 a referendum against the nuclear power plant emelin, CZ, was held. he paper presents an exploratory analysis of the results as well as estimates of the proportion of votes for the different Austrian political parties. 1 Erste U bersichten und Grafische Darstellungen asis aller unserer Untersuchungen sind die Anteile der Unterzeichner an den Unterzeichnungsberechtigten sowie die Anteile der einzelnen Parteien an den ahlberechtigten von 1999 in allen o sterreichischen Gemeinden. In ien verwenden wir fu r unsere Analyse die 23 ezirksergebnisse. Die Ergebnisse der ationalratswahl beru cksichtigen die ahlkartenstimmen nicht, da diese immen nicht den einzelnen Gemeinden zugeordnet werden ko nnen, was fu r die verwendete Analysemethode aber eine Grundvoraussetzung ist. Die Ergebnisse des emelin-eto-olksbegehrens enthalten nur die Unterzeichnungen wa hrend der Unterzeichnungsfrist, nicht jedoch die Unterstu tzungserkla rungen zur Einleitung des olksbegehrens, da diese Daten in gemeindeweiser Gliederung nicht zur erfu gung stehen. abelle 1 zeigt die Anteile in den einzelnen undesla ndern in Prozent. Diese abelle zeigt, dass es 3 Gruppen von undesla ndern mit einigermassen a hnlichen Ergebnissen gibt. orarlberg und irol haben sehr niedrige Unterzeichnungsraten von weniger als 9%, der entsprechende Anteil ist in Obero sterreich deutlich ho her als in allen anderen undesla ndern, na mlich u ber 2%, und die restlichen undesla nder haben Anteile zwischen 12% und 17%.
2 66 Austrian Journal of atistics, ol. 31 (22), o. 1, abelle 1: Anteile in den undesla ndern emelin-eto 14,8% 15,5% 16,6% O 22,6% 13,3% 12,% 8,7% 6,7% 15,1% otal 15,2% SP 35,2% 27,2% 27,6% 26,2% 21,5% 25,8% 17,1% 12,8% 25,% 25,% P 25,7% 12,1% 26,7% 22,5% 2,4% 2,3% 24,1% 24,5% 1,6% 2,2% FP 17,7% 29,4% 18,3% 21,3% 21,9% 22,3% 2,8% 21,5% 16,5% 2,4% GR 3,% 3,8% 4,7% 5,5% 5,9% 4,2% 6,8% 6,7% 6,7% 5,3% Abbildung 1 illustriert diesen chverhalt ebenfalls sehr anschaulich. Diese Abbildung zeigt aber auch, dass in Obero sterreich noch weitere systematische ariationen des Ergebnisses zu beobachten sind. Der emelin-eto-anteil ist in den Gebieten nahe der tschechischen Grenze ho her als in den restlichen Gebieten E S Abbildung 1: Anteile emelin-eto, alle Gemeinden Abbildung 2 zeigt die Anteile der obero sterreichischen Gemeinden gegliedert nach politischen ezirken als oxplot. Dabei zeigt sich, dass die emelin-eto-anteile in den einzelnen Gemeinden in den 3 ezirken Freistadt, Rohrbach und Urfahr-Umgebung tendenziell wesentlich ho her sind als in den u brigen ezirken. Diese eobachtung wird uns helfen, einen zuna chst paradox erscheinenden chverhalt zu erkla ren. Aufgrund der politischen Ausgangslage (die FPO hat massiv zur Unterzeichnung des olksbegehrens aufgerufen) war zu erwarten, dass die emelin-etoanteile dort besonders hoch sind, wo auch die FPO -Anteile bei der ationalratswahl 1999 besonders hoch waren. Abbildung 3 stellt FP-Anteile von 1999 und emelin-eto-anteile einander gegenu ber.
3 67 E. euwirth els Land öcklabruck eyr Land Urfahr Umgebung Rohrbach Schärding Perg Ried im Innkreis Linz Land irchdorf/rems Gmunden Grieskirchen Eferding Freistadt els raunau am Inn Linz eyr Abbildung 2: Anteile emelin-eto, obero sterreichische Gemeinden Dabei zeigt sich, dass tendenziell in Gemeinden mit ho herem FP-Anteil auch der emelineto-anteil besonders hoch war. In dieser Abbildung sind die obero sterreichischen Gemeinden besonders hervorgehoben, und analog zu den bisherigen Feststellungen sehen wir, dass der emelin-eto-anteil in diesen Gemeinden besonders hoch ist. Abbildung 4 stellt FP-Anteile von 1999 und emelin-eto-anteile nur fu r die obero sterreichischen Gemeinden einander gegenu ber. Und dabei kann zuna chst der Eindruck entstehen, dass der emelin-eto-anteil mit zunehmendem FP-Anteil sinkt. Das erschiene aber sehr unplausibel. Abbildung 4 liefert aber eine feinere Analyse: die 3 grenznahen ezirke sind grafisch hervorgehoben. etrachtet man nur die u brigen ezirke, dann ist auch hier wieder die Grundtendenz Ho herer FP-Anteil - Ho herer emelin-eto-anteil feststellbar. ir werden diese regionalen Unterschiede bei den Analysen des na chsten Abschnitts beru cksichtigen. 2 a hlerstromanalyse In diesem Abschnitt wollen wir mit den mittlerweile klassischen erfahren der a hlerstromanalyse (siehe etwa euwirth, 1984) die Anteile der emelin-eto-unterzeichner bei den a hlern der 4 im Parlament vertretenen Parteien (, O P, FPO, Gru ne) und den restlichen ahlberechtigten (icht- und Ungu ltigwa hler sowie a hler von leinstparteien) feststellen. Grundlage einer derartigen a hlerstromanalyse ist die Einteilung des gesamten ahlgebiets in eilgebiete, in denen man von innerhalb des Gebiets homogenen a hleru bergangswahrscheinlichkeiten ausgehen kann. Die Modellannahme lautet, dass in allen Gemeinden eines homogenen eilgebiets die a hleru bergangswahrscheinlichkeiten gleich sind. Im vorliegenden Fall bedeutet das, dass der Anteil der emelin-eto-olksbegehren-
4 emelin eto 4 5 Austrian Journal of atistics, ol. 31 (22), o. 1, Ohne OOe OOe FP emelin eto 4 5 Abbildung 3: Anteile FP - Anteile emelin-eto, alle Gemeinden OOe ohne grenznah OOe grenznah FP 99 Abbildung 4: Anteile FP - Anteile emelin-eto, obero sterreichische Gemeinden Unterzeichner an den a hlern einer Partei der ationalratswahl 1999 in allen Gemeinden der als homogonen angenommenen eilgebiete gleich ist. Unter dieser oraussetzung lassen sich die a hleru bergangswahrscheinlichkeiten wie in euwirth (1984) dargelegt mittels eines Maximum-Likelihood-Scha tzers ermitteln. Die Methode erlaubt auch die Scha tzung der ovarianzmatrix und somit die Ermittlung von Schwankungsbreiten.
5 69 E. euwirth abelle 2: a hleru bergangswahrscheinlichkeiten 7.4%.% 12.1% O1 14.% O2 31.3% 2.2% 12.6% 3.9%.% 4.4% otal 16.1% O P 3.8% 25.6% 18.8% 28.% 39.5% 12.4%.%.%.% 7.3% 13.4% FPO Gru ne Sonst 63.2% 2.8%.% 42.3%.%.% 67.4%.% 2.4% 54.%.%.% 51.3%.%.% 43.8%.% 2.2% 36.6%.1% 9.2% 37.7% 2.5%.% 31.2%.%.% 1.6%.% 6.1% 42.1%.4% 3.4% ei ationalratswahlen, undespra sidentenwahlen und auch olksabstimmungen und olksbegehren hat sich die Einteilung in die undesla nder als zielfu hrend erwiesen. Aufgrund des in Abschnitt 1 Gesagten erscheint es jedoch bei dieses Analyse nicht sinnvoll, ganz Obero sterreich als ein homogenes ahlgebiet zu betrachten. Daher berechnen wir U bergangswahrscheinlichkeiten und Schwankungsbreiten getrennt fu r die 8 undesla nder ausser Obero sterreich, in Obero sterreich aber getrennt fu r 2 Gebiete, na mlich die 3 grenznahen ezirke einerseits (im folgenden mit O2 bezeichnet) und die restlichen ezirke andererseits (im folgenden mit O1 bezeichnet). abelle 2 zeigt die gescha tzten a hleru bergangswahrscheinlichkeiten in den einzelnen undesla ndern. Mit Ausnahme iens und a rntens ist der Unterzeichneranteil immer am ho chsten bei den FPO -a hlern, am zweitho chsten bei den -a hlern, und am drittho chsten bei den O P-a hlern. ereinfacht ausgedru ckt lautet das Ergebnis: 42% der FPO -a hler, 16% der -a hler und 13% der O P-a hler a hler haben das emelin-eto-olksbegehren unterzeichnet. Zur Ableitung politischer Schlussfolgerungen muss diese abelle im Zusammenhang mit abelle 3 gelesen werden. Dabei zeigt sich, dass die Scha tzungen fu r die Gru nen und alle iener Scha tzungen mit sehr hohen Schwankungsbreiten behaftet sind und deshalb kaum zuverla ssige Schlussfolgerungen zulassen. abelle 4 stellt die in abelle 2 gescha tzten Anteile in immenzahlen (gerundet auf 1) dar. abelle 5 errechnet aus den a hlerstro men, welcher Anteil der Unterzeichner bei der ationalratswahl 1999 die einzelnen Parteien gewa hlt hat. ereinfacht ausgedru ckt lautet das Ergebnis: Etwas mehr als die Ha lfte der Unterzeichner waren FPO -a hler, knapp ein iertel waren -a hler, und knapp ein Sechstel waren O P-a hler.
6 7 Austrian Journal of atistics, ol. 31 (22), o. 1, abelle 3: Schwankungsbreiten der a hleru bergangswahrscheinlichkeiten 1.9% 2.4% 1.2% O1 1.6% O2 4.4% 2.6% 1.% 2.8% 5.5% 11.2% otal 5.4% O P FPO 2.1% 4.9% 3.7% 3.1%.8% 3.2% 1.2% 2.4% 2.6% 8.6% 2.2% 4.7% 1.4% 2.6% 1.3% 3.1% 2.5% 5.2% 3.6% 2.3% 2.% 8.8% Gru ne Sonst 19.9% 6.8% 14.5% 4.3% 6.9% 2.7% 9.% 2.2% 13.7% 8.6% 12.% 3.2% 8.8% 2.% 6.7% 2.3% 14.4% 5.% 7.2% 1.4% 9.6% 3.% abelle 4: a hlerstro me in immen O P FPO Gru ne Sonst O O otal abelle 5: Zusammensetzung der emelin-eto-unterschriften O P FPO Gru ne Sonst 24.5% 16.4% 52.8%.1% 6.1%
7 E. euwirth 3 71 Schlussbemerkungen Die dieser Analyse zugrundeliegenden Gemeindeergebnisse des emelin-eto-olksbegehrens stehen erst seit kurzem offiziell zur erfu gung. Deshalb ist die vorliegende Analyse auch die erste, die die regionalen esonderheiten mit den tatsa chlichen Unterzeichnungszahlen beru cksichtigt, und daher sind die Ergebnisse auch aussagekra ftiger als die jener Analysen, die kurz nach Ende der Unterzeichnungsfrist mit ho her aggregierten Daten durchgefu hrt wurden. Im Unterschied zu den in Massenmedien publizierten Analysen weist unsere Analyse die Schwankungsbreiten der Scha tzungen der a hlerstro me aus und la sst deshalb auch eine eurteilung der politischen Aussagekraft unserer Ergebnisse zu. Literatur E. euwirth. Scha tzung von a hleru bergangswahrscheinlichkeiten. In M. Holler, Herausgeber, ahlanalyse, tuduv-erlag, Mu nchen, Adresse des Autors: Ao.Univ.Prof. Dr. Erich euwirth Institut fu r atistik und Decision Support Systems Universita t ien Universita tsstraße 5 A-11 ien el / Fax erich.neuwirth@univie.ac.at
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