Psychisch auffällige Mitarbeitende Herausforderungen und Lösungsansätze
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- Marie Pfaff
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1 Pfalzkeller, St. Gallen, 14. September 2017 Psychisch auffällige Mitarbeitende Herausforderungen und Lösungsansätze Niklas Baer
2 Inhalt Warum sind «schwierige» Mitarbeitende ein Thema? Spezifische Erschwernisse bei psychischen Krankheiten Krankheit Person Umwelt Dynamik am Arbeitsplatz Hinweise für die Praxis 2
3 Arbeitsprobleme haben einen Vorlauf Ersterkrankungsalter IV-Rentner nach Code 646 gemäss IV- Akten Baer, Frick, Fasel (2009) 25% 20% 15% 10% 5% 0% Figure 2.1. Most mental illness has its onset in childhood or adolescence Median age of the onset mental ill-health in the United States, Verteilung Ersterkrankungsalter bei Personen mit psychischen Störungen, NCS-R Kessler et al. (2005) Median age of onset 25th percentile 75th percentile Anxiety disorder Mood disorder Impulse-control disorder Substance use disorder Any mental disorder
4 Oft typische, tief verwurzelte Problemmuster Psychiaterbefragung 2016 (N=543) 100% ja nein 80% 60% 40% 20% 68.0% 61.0% 51.9% 0% typisches Problemmuster in Arbeitsbiografie Zusammenhänge familiäre Belastungen und Arbeitsbiografie Zusammenhänge familiäre Belastungen, Arbeitbiografie und Problemmuster
5 «Psychisch krank» Psychisch krank = Jemand hat eine diagnostizierbare psychische Störung Psychisch gesund = Jemand verfügt über Ressourcen wie - Ausgeglichenheit - Belastbarkeit - Offenheit - Selbstreflexion - Anpassungsfähigkeit - Flexibilität - Bewältigungsfähigkeit - Beziehungsfähigkeit - Entwicklungsfähigkeit - Optimismus - etc.
6 Psychisch gesund und psychisch krank Psychisch gesund Psychisch nicht krank Gratulation! Psychisch krank Machen das Beste aus ihrer Situation Psychisch nicht gesund Unreife Person z.b. Persönlichkeitsstörung Keyes, C. L. M. (2002). The mental health continuum: From languishing to flourishing in life. Journal of Health and Social Behavior, 43,
7 Nach 3 Monaten wird die Rückkehr schwierig A. Return to work after sickness, Belgium 2010 B. Return to work after sickness, Sweden, spells started in 2006 (mental ill-health vs. other health conditions) 100 Percentage of people remaining on sickness/disability benefits 100 Mental ill-health Other health conditions Durchschnittliche Krankschreibungsdauer psychiatrischer Patienten (CH) (Baer et al., 2017 in Erarbeitung) Time since onset of sickness absence (months) Time since onset of sickness absence (months) Source: OECD (2015), Fit Mind, Fit Job.
8 «Filmgenre»
9 «Spielfilm» oder «Serie»? ein Spielfilm (in sich abgeschlossene Erzählung) 35% 49% ein abgeschlossener Film, aber mit Fortsetzungen (Sequels, z.b. Rambo I, II, II) 16% eine Serie (immer wiederkehrende Probleme)
10 Belastungen für alle sehr-extrem belastend etwas-mittel belastend Quelle: Baer, Frick, Auerbach, Basler (2017)
11 Belastung der ArbeitskollegInnen «Haben sich Mitarbeitende überlegt, selbst den Arbeitsplatz zu wechseln?» ja, mehrmals 15.4% nein, gar nicht 66.7% ja, einmal 17.9% Quelle: Baer, Bachmann, Keller (2017): Befragung von Führungskräften und Personalverantwortlichen in der Region Oberaargau, Bern (N=320)
12 «Wusste das Team, dass MA ein psychisches Problem hat?» ja, schon früh im Problemverlauf 24.1% nein 26.7% ja, erst später im Problemverlauf 49.2% Quelle: Baer, Bachmann, Keller (2017): Befragung von Führungskräften und Personalverantwortlichen in der Region Oberaargau, Bern (N=320)
13 Die Rolle der Betriebskultur sicher/eher nein sicher/eher ja 0% 20% 40% 60% 80% 100% Würde es Ihnen helfen, wenn MA ihr Problem Ihnen gegenüber offenlegen? Würde es den Teamkollegen helfen, wenn MA ihr Problem offenlegen? Würden Sie MA behalten wollen, die ihre psychischen Probleme erst nach der Anstellung offenlegen? Würden Sie MA anstellen, die beim Bewerbungsgespräch erwähnen, dass sie psychische Probleme haben? Quelle: Baer, Bachmann, Keller (2017): Befragung von Führungskräften und Personalverantwortlichen in der Region Oberaargau, Bern (N=320)
14 Interventionen der Führungskräfte / HR (Deutschschweiz) Ich war achtsam und habe nicht übereilt reagiert Ich habe MA persönlich unterstützt, viele Gespräche mit ihm/ihr Ich habe MA direkt angesprochen, gesagt, dass das so nicht weiter Ich habe MA geraten, professionelle Hilfe aufzusuchen Ich habe die Arbeitskollegen informiert und/oder unterstützt Ich habe weitere interne oder externe Stellen kontaktiert/einbezogen Ich habe MA an die Pflichten erinnert, Konsequenzen angesprochen Ich habe an die Leistungsmotivation von MA appelliert Ich habe das Gespräch mit dem ganzen Team gesucht Ich habe MA klare Vorgaben gemacht und engmaschig kontrolliert Ich habe die Arbeitsaufgaben oder-zeiten von MA angepasst engen Kontakt mit MA während Krankschreibung Ich habe dem gesamten Team klare Spielregeln vorgegeben Ich habe MA aufgezeigt, dass es helfen kann, sich zusammenzureissen Ich habe das Problem mit MA an Teamsitzungen direkt angesprochen Ich habe MA geraten, eine Auszeit zu nehmen verlangt, dass MA zum Arzt geht, wenn er/sie bei uns Ich habe arbeitsrechtliche Massnahmen eingeleitet Ich habe das Gespräch mit seinem/ihrem Arzt / Therapeuten gesucht Ich habe MA bei der IV-Stelle gemeldet 0% 20% 40% 60% 80% 100% Baer, Frick, Auerbach, Basler (2017)
15 Wann soll man laut Chefs die Probleme ansprechen? Quelle: Baer, Bachmann, Keller (2017): Befragung von Führungskräften und Personalverantwortlichen in der Region Oberaargau, Bern (N=320)
16 Stimmungsverlauf bei Vorgesetzten Baer, Frick, Fasel, Wiedermann (2011). Schwierige Mitarbeiter. Wahrnehmung und Bewältigung psychisch bedingter Problemsituationen durch Vorgesetzte und Personalverantwortliche eine Pilotstudie in Basel-Stadt und Basel-Landschaft. Beiträge zur Sozialen Sicherheit, BSV, Bern.
17 «Casting» Baer, Frick, Auerbach, Basler (2017)
18 Wer hat am meisten pos./neg. beeinflusst? (2015) Sie selbst als Führungskraft das Team als Ganzes Teamkollege eigener Vorgesetzter behandelnder Psychiater Partner oder Eltern des Mitarbeiters Personalverantwortlicher Berater Sozialdienst/CM Ihres Betriebes behandelnder Hausarzt externer privater Consultant, Mediator etc. Case Manager KTG/PK Anwalt des Mitarbeiters RAV-Berater, Berater Sozialdienst Vertrauensarzt/med. Dienst Ihres Betriebes Berater IV-Stelle Mitarbeiter selbst Wer hat insgesamt den Verlauf am deutlichsten positiv beeinflusst (inkl. MA)? Wer hat einen positiven Verlauf insgesamt am meisten erschwert (inkl. MA)? Baer, Frick, Auerbach, Basler et al. (Publikation in Erarbeitung),
19 «Happy End»? 100% 20.8% 80% 60% 75.9% MA arbeitet noch bei uns (33.2%) 40% 20% 79.2% MA arbeitet nicht mehr bei uns (66.8%) 24.1% 0% Problemgeschichte dauert noch an (22.5%) Problemgeschichte abgeschlossen (77.5%) Baer, Frick, Auerbach, Basler (2017)
20 Was Führungskräfte aus solchen Erfahrungen lernen 20,
21 Was können Vorgesetzte tun? Phase 1: Problem ansprechen bevor man sich ärgert Hilfen anbieten und gleichzeitig Erwartungen klar kommunizieren ev. Team entlasten («Problem ist Chefsache») Falls nötig - Phase 2: Nicht alleine bleiben Nicht mehr auf «Einsicht» warten, sondern Behandlung fordern Unterstützung durch behandelnden Arzt fordern Meldung an die IV-Stelle Team informieren
22 Was kann das Unternehmen tun? Betriebskultur: «Man darf psychische Probleme haben und darüber sprechen» Psychische Probleme, Krisen gehören auch zu einem gesunden Leben Die Frage ist nicht: «Hat ein Mitarbeiter ein psychisches Problem?» Die Frage ist: «Wie gehen alle Beteiligten damit um?» Unterstützung geben, Mitwirkungspflicht einfordern Führungsschulung Leitlinien
23 Pilotprojekt Arbeitgeber-Beratung April 2017 bis Frühling 2018 Montag - Freitag; 8-17 Uhr Kostenlose Beratung von Führungskräften und HR Deutsch und Englisch Telefon: oder arbeitgeberberatung@pbl.ch
24
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