Aufgabe 1. Grenzen Sie die verschiedenen Arten von Unkenntnis gegeneinander ab. Moritz Zöllner (SS2018) Übung MWR. Folie 171
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- Elmar Joseph Böhm
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1 Aufgabe 1 Grenzen Sie die verschiedenen Arten von Unkenntnis gegeneinander ab. Folie 171
2 Lsg. Aufgabe 1 Unkenntnis: Marktakteure sind unzureichend informiert, es jedoch durch Informationsbeschaffung möglich, diese Informationslücke zu schließen. Qualitätsunkenntnis: wenn die Akteure die Qualität eines Gutes nur relativ schlecht einschätzen können. Kann zu adverser Auslese, Problem der verborgenen Handlung oder aber zu einem opportunistischen Hold-Up führen Marktversagen Nutzenunkenntnis: wenn die Akteure zwar über die Qualität informiert sind, jedoch den Nutzen des Gutes nicht richtig bzw. gar nicht einschätzen können. Preisunkenntnis: wenn die beteiligten Akteure nicht über den Marktpreis des Gutes informiert sind, wodurch es zu Angebots- oder Nachfrageüberhängen kommen kann Folie 172
3 Aufgabe 2 Definieren Sie die Begriffe adverse Auslese, moralisches Risiko und externes moralisches Risiko. Folie 173
4 Lsg. Aufgabe 2 Adverse Auslese: Aufgrund einer Informationsasymmetrie vor Vertragsschluss wird die gute Qualität durch schlechte Qualität verdrängt. Der Gebrauchtwagenmarkt ist von einem Marktversagen bedroht, da man als Käufer in den seltensten Fällen bereits vor dem Kauf die tatsächliche Qualität des gebrauchten Fahrzeugs feststellen kann. Moralisches Risiko: Vertragswidriges Verhalten nach Vertragsabschluss, wenn dies vom Vertragspartner nicht erkannt werden kann. Der Versicherungsnehmer kann durch sein Verhalten direkt Einfluss darauf nehmen, wie wahrscheinlich ein Schadensfall eintritt oder nicht. Durch sorgloses Verhalten des Versicherten kann ein Schaden herbeigeführt werden, für den der Versicherer dann eintreten muss. Folie 174
5 Lsg. Aufgabe 2 Externes moralisches Risiko: Wenn der Akteur A den Spezialisten C mit der Erbringung einer Leistung für den Akteur A beauftragt und weder A noch B dazu in der Lage sind, die Qualität der Leistung des C zu beurteilen, so besteht ein externes moralisches Risiko. Ein Arzt behandelt einen Patienten. Der Patient und die Krankenkasse können in den seltensten Fällen die Notwendigkeit der ärztlichen Leistung beurteilen. Für den Patienten sind die Kosten der Behandlung nicht sonderlich relevant, sofern die Krankenkasse die Rechnung für die Behandlung zahlt und somit die Kosten auf alle Versicherten umlegt. Er hat also keinen großen Anreiz den Arzt zu kontrollieren. Folie 175
6 Aufgaben 3 Sie sind im Urlaub und möchten in einem Restaurant ein gutes Essen genießen, kennen sich aber bezüglich der Qualität der Restaurants an Ihrem Urlaubsort nicht aus. Ein Sie begleitender Freund warnt Sie vor dem Problem adverser Selektion, das bei Restaurants in Touristenhochburgen auftreten kann. Was meint Ihr Freund hiermit und inwieweit könnte eine solche adverse Auslese ein Problem darstellen? Erklären Sie anhand des Beispiels welche Mechanismen schließlich zu adverser Selektion führen können. Was könnten die örtlichen Restaurantbesitzer tun um diesem Problem entgegenzuwirken? Folie 176
7 Lsg. Aufgabe 3 Pauschalurlaub=Erfahrungsgut: Qualität der Restaurants vorher schwer nachprüfbar Informationsasymmetrie: Restaurantbesitzer kennt Qualität, Qualitätsunkenntnis zu Lasten des Nachfragers Strategie Nachfrager: Zahlungsbereitschaft (ZB) für durchschnittliche Qualität ZB für hohe Qualität zu gering Senkung der Qualität durch Restaurantbesitzer zur Kostendeckung Ingangsetzung eines Prozesses der Qualitätssenkung, der zu adverser Auslese führt Markt für gute Qualität bricht zusammen obwohl hochwertiges Angebot und ZB vorhanden sind (Marktversagen) Signaling: Reputationsaufbau (z.b., Schlemmeratlas, Sterne, Offene Küche ) Folie 177
8 Nachtrag: Aufgabe 3 Welche Möglichkeiten haben potenzielle Restaurantbesucher, die Informationsasymmetrie abzubauen? Screening = Aktive Informationssuche, Einbeziehung von Experten Persönliche Empfehlungen von Bekannten Restaurantführer (Einschalten eines spezialisierten Dritten) Folie 178
9 Aufgaben 4 Es treffen sich zwei Bauern. Sagt der eine Bauer zum anderen: Ich habe mich gegen Feuer und Hagel versichert. Nach einer kurzen Denkpause fragt der andere: Das mit dem Feuer verstehe ich ja, aber wie machst Du Hagel? Erklären Sie den Begriff des moralischen Risikos anhand der beschriebenen Situation. Wieso kann es in der beschriebenen Situation zu einem Marktversagen kommen? Folie 179
10 Lsg. Aufgabe 4 Def. moralisches Risiko: Marktseite kann nach Vertragsabschluss transaktionsrelevante Fakten zu Lasten des Partners verändern ohne, dass dies durch den anderen erkannt wird Charakterisierung: Problem der verborgenen Handlungen; Informationsasymmetrie; Ursache von adverser Auslese Übertragung auf das Beispiel: Versicherungsvertrag und sorgloses Verhalten nach Vertragsabschluss Versicherer kann nicht beobachten ob der Bauer das Feuer selbst gelegt hat Informationsasymmetrie zu Lasten des Versicherers Gefahr des moralischen Risikos wird bei der Preissetzung einkalkuliert keine Preisdifferenzierung potenziell vertragstreue Kunden werden abgeschreckt Marktversagen Folie 180
11 Aufgabe 5 Möglicherweise lesen Sie morgen die folgende Meldung in einer Tageszeitung: Die deutsche Rechtsanwaltskammer fordert, dass jeder Bürger eine Rechtsschutzversicherung abschließen müsse. Anwälte können vielfach beobachten, dass Rechtsuchende aufgrund finanziellen Unvermögens nicht ihr Recht durchsetzten könnten. Dieser Zustand sei rechtspolitisch gesehen unhaltbar, eine Versicherungspflicht müsse hier Abhilfe schaffen. Setzen Sie sich mit dieser Forderung auseinander und nennen Sie Alternativen? Folie 181
12 Lsg. Aufgabe 5 1. Auseinandersetzung mit der Forderung: Asymmetrischer Information in Form von Nutzenunkenntnis: Nachfrager tendieren dazu, Nutzen zu unterschätzen Nutzen erst ex post voll einschätzbar (Immaterielles Gut, selten gebraucht, evtl. Nutzung erst in ferner Zukunft) Forderung laut Aussage: Verpflichtung zum Konsum wirkt Nutzenunkenntnis entgegen Aber schaltet auch Wettbewerb aus Gefahr von Effizienzverlusten 2. Alternativen: Asymmetrischer Infoverteilung kann durch Signaling und Screening begegnet werden Screening: Informationssuche, evtl. mithilfe von Experten (Stiftung Warentest) Signaling: Informationsveranstaltungen, Werbung Folie 182
13 Aufgabe 6 In einem Mietshaus wohnen seit vielen Jahren eine alte Dame und eine Familie mit drei Kindern. Ohne begründeten Anlass (Renovierung, Kostensteigerung etc.) wird die Miete um 20% erhöht und liegt damit weit über den ortsüblichen Vergleichsmieten. Dennoch kündigen die Mieter nicht, sondern nehmen die höhere Miete in Kauf. a) Analysieren Sie die Situation mit Hilfe der folgenden Begriffe: unvollständiger Vertrag, Opportunismus, Hold Up, spezifische Investition. b) Worin besteht hier die Gefahr des Marktversagens? Welche Lösungsmöglichkeiten gibt es? c) Die Mieter versuchen sich zu wehren, indem sie ihre Probleme der Redakteurin einer lokalen Tageszeitung schildern. Finden Sie ein ökonomisches Argument dafür, dass dies den Vermieter zum Einlenken bewegt. Folie 183
14 Lsg. Aufgabe 6a Der Mietvertrag stellt einen unvollständigen Vertrag dar, da in ihm nicht alle zukünftigen Eventualitäten geregelt sind. Unvollständigkeit im Hinblick auf Mietsteigerung Unvollständigkeit im Hinblick auf Zeitpunkt der Mieterhöhung Vermieter nutzt Spielräume im Vertrag opportunistisch aus Mieter haben Mobiliar an Gegebenheiten der Wohnung angepasst (Ausbauarbeiten etc.) und soziale Bindungen am Wohnort aufgebaut (=Spezifische Investitionen Mieter abhängig von Vermieter/Wohnung) Spezifische Investitionen gehen bei Umzug verloren Umzug teurer als Weitermieten Vermieter bindet Mieter in einer Hold Up Situation Folie 184
15 Lsg. Aufgabe 6b Marktversagen? Mieter sehen opportunistisches Verhalten des Vermieters vorher Mietvertrag wird nicht abgeschlossen, obwohl für beide Seiten lohnender Tausch! Marktversagen Lösung? Vermietung möblierter Wohnungen (?) Umwandlung in Eigentumswohnungen Mietpreisbremse Staffelmiete Folie 185
16 Lsg. Aufgabe 6c Wirkung der lokalen Presse? Einlenken des Vermieters durch Reputationsverlust (Veröffentlichung seines opportunistischen Verhaltens) Zukünftige Mieter werden möglicherweise durch schlechte Reputation des Vermieters davon abgehalten dessen Wohnungen zu beziehen. Verlust des Vermieters an Reputation > Gewinn durch Mieterhöhung? Evtl. Verzicht auf Mieterhöhung Folie 186
17 Aufgabe 7 Worin besteht aus der Sicht einer Versicherung der Vorteil, Tarife mit Selbstbehalt anzubieten? Welches Problem wird damit zu lösen versucht? 187 Übung: Markt, Wettbewerb und Regulierung Sommer 2017
18 Lsg. Aufgabe 7 Worin besteht aus der Sicht einer Versicherung der Vorteil, Tarife mit Selbstbehalt anzubieten? Welches Problem wird damit zu lösen versucht? Grundsituation Versicherung: Versicherung durch Nachfrager, Angebot besteht aus guten und schlechten Risiken. Asymmetrische Information: Versicherung weiß nicht, wie sich Versicherungsnehmer verhalten, bieten Versicherung zu Durchschnittspreis an. Guten Risiken ist das zu teuer werden von schlechten verdrängt (adverse Selektion) Versicherungsnehmer haben Anreiz, sich nach Abschluss nicht an Vertrag zu halten (moral hazard) 188 Übung: Markt, Wettbewerb und Regulierung Sommer 2017
19 Lsg. Aufgabe 7 Ansatz Selbstbehalt: Versicherungsnehmer willigt ein, einen gewissen Teil der Kosten im Schadensfall selbst zu übernehmen. Was darüber hinaus geht, zahlt die Versicherung. Beispiel: Kfz Versicherungen Wozu das Ganze? Versuch, Informationsasymmetrien auszugleichen Signaling des Versicherungsnehmers; er zeigt damit den Willen, seinen Teil des Vertrags einzuhalten Versicherungsnehmer stuft sich damit als gutes Risiko ein Hat eigenes Interesse daran, dass kein Schadensfall eintritt So kann für die guten Risiken ein günstigerer Vertrag angeboten werden 189 Übung: Markt, Wettbewerb und Regulierung Sommer 2017
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