Athletenumfeld Eine Bestandesaufnahme aus sportpsychologischer Sicht. Dr. Hanspeter Gubelmann, Fachpsychologe für Sportpsychologie FSP
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- Elmar Franke
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1 Athletenumfeld Eine Bestandesaufnahme aus sportpsychologischer Sicht Dr. Hanspeter Gubelmann, Fachpsychologe für Sportpsychologie FSP
2 Auf die Plätze... Ich fühle mich...
3 Wer ist mein Publikum...?
4 Sportchef - Treffen Zürich, 20. März 2017 Zielstellung Kennen der wichtigsten Faktoren des Athletenumfeldes für das nachhaltige Umfeldcoaching
5 Athletenumfeld? Wie jetzt?... Da wird nur in einer Glocke gelebt! Alles ist gut, alles ist fein es gibt nichts Böses auf der Welt! Freunde hat man keine, Eltern sieht man kaum! Das einzige was du jeden Tag siehst sind deine Konkurrenten aus der eigenen Mannschaft, die sich gegenseitig nichts gönnen und den Trainerstab. (...) Athletenumfeld kann in einem Satz beschrieben werden. (...) Hexenkessel ist harmlos ausgedrückt! ( , Deutsche Weltklasse-Athletin)
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7 Athletenumfeld Einführung Was ist mit «Nachhaltigkeit im Umfeldcoaching» gemeint?...aus Sicht der Sportpsychologie Versuch einer Systematisierung Die zentralen Aufgaben im Athletenumfeld: Anregungen zur Diskussion
8 Ethischer Meta-code Vertrauen ist die notwendige Rahmenbedingung in der Arbeit des Psychologen. Selbst wenn der Sportler den Sportpsychologen seiner Schweigepflicht entbindet, ist dieser verpflichtet, die ihm anvertrauten Informationen nur mit Bedacht in die Öffentlichkeit zu tragen! (European Federation of Psychologists Association)
9 Der Begriff Nachhaltigkeit im Spitzensport impliziert... - Optimale Entwicklung / Einsatz der Ressourcen (Erfolg) - Langfristigkeit (lebenslang) - Soziale Verträglichkeit und Verantwortung (Zufriedenheit)
10 Beispiel: Doppel-Doppel-Olympiasieger Simon Ammann Salt Lake City 2002: 10 Jahre im Skispringen Sprünge in ca Trainingstunden wöchentlich ca Trainingsstunden
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12 Welcher Auftrag hat die Sportpsychologie im Zshg mit Erfolg und Nachhaltigkeit? (vgl. Hotz 2010) Angewandte Sportpsychologie: Die Athlet/innen (Sportler/innen) sollen in einem möglichst ganzheitlichen Vorbereitungsprozess dazu befähigt werden, ihr (Leistungs-)Optimum am Tag X, auch unter ungünstigen Voraussetzungen, erbringen zu können. Pädagogische Sportpsychologie: Im Zentrum steht der Mensch und seine Lebensqualität. Wenn es gilt, junge Menschen in Leistungsprozessen zu begleiten, heisst dies in erster Linie, Verantwortung im Dienste der Persönlichkeitsentwicklung wahrzunehmen. Ethisch akzentuierte Sportpsychologie: Aus ethischer Sicht gilt es die Frage zu reflektieren: Dürfen wir, was wir könn(t)en?
13 Ansatzpunkte der angewandten Sportpsychologie Gubelmann 2004 Ziel Beschreibung Anbieter Psychische Genesung Psychotherap. Intervention: Psychische Störungen, Traumatisierung Klinische Psych. Therapeut Sportpsych. Begleitung Leistungsoptimierung Betreuung und Beratung: Projekt- und prozesshafte Unterstützung Psychologisches Training: Psychoregulative Trainingsformen (Entspannungstraining, Visualisieren etc.) Psychologin / Sportpsychologe Mentaltrainer (Sportlehrer, Trainer etc.) by HpG
14 Arbeitsmodell in der angewandten Sportpsychologie Eltern / Partner Trainer(-in) Athlet(-in) Team Verband Betreuer Dienstleister (z.b. Universität) Sportpsychologe Management Medien...
15 Dienstleister & Kernaufgaben Sylvie Ackermann Michael Wawroschek Wytze Bakker Marc Völz Christoph Mannhart Sportmed. Untersuche Sportmed Akkupunktur, etc Support Sportphysio Manuel Bucciolini Matthias Baumberger Martin Schwarz Martin Künzle Gary Furrer Christian Stahl Agenturen Massage, reg. Massnahmen Ernährung Medien / Kommunik. Sportpsychologie Allg. Support Swiss-Olympic / OS Skiprojekte Terminkoordination Material Sprunganzug FIS / FIS-Travel Martin Künzle Gerhard Hofer Simon Andreas Gesamtkoordination Gary Furrer Bindungsprojekte Administration Video / Dart-Fish Hanspeter Gubelmann Leistungsdiagnostik Gary Furrer Wytze Bakker Jean-Pierre Egger Klaus Hübner Marc Völz Physis Trainingsplanung Spez. Trainingspläne Gerhard Hofer SLF Davos (Mathieu Favre)Martin Künzle Ruedi Arnet, Stöckli-SkiFranz Neuländtner Servicecenter CH, WildhausWalter Graf (W AMS)
16 Der Plan: Wenn du ein Champion sein willst, musst du es von dir selber erwarten!
17 Karriere-Entwicklungsmodell nach Wylleman & Lavallee (2004) AGE Athletic development Initiation Development Perfection Discontinuation Psychological development Childhood Adoles- cence Puberty Adulthood Psychosocial development Parents Siblings Peers Peers Coach Parents Partner Coach Family (Coach) Peers Academic/ Vocational development Primary education Secondary education Higher education Vocational profession Professional athlete
18 Karriere-Entwicklungsmodell nach Wylleman & Lavallee (2004) Athletic development Sportliche Entwicklung des Athleten: Technisches Können, Leistungsniveau verglichen zu Gleichaltrigen. Physische Voraussetzungen zur Leistungssteigerung. Psychological development Entwicklungspsychologische Aspekte: Welche Aufgaben hat der Athlet bereitsgemeistert, welche stehen ihm noch bevor? Biologisches Alter vs. Entwicklungsalter. Psychosocial development Soziales Umfeld des Athleten: Welches sind die wichtigen Bezugspersonen und - gruppen? Wie steht es mit Freunden/Kollegen? Academic/ Vocational development Schule, Ausbildung, Arbeit: In welcher Stufe befindet sich der Athlet? Welches sind die Herausforderungen dabei? Wie sportverträglich ist diese Lösung?
19 Leistungssteigerung durch verbessertes Athletenumfeld? Henriksen (2010) empfiehlt in seinem holistic ecological approach : Verstärkte Orientierung auf das Umfeld des Athleten; Wissenschaftliche Befunde zeigen, dass erfolgreiches Umfeldmanagement vermehrt erfolgreiche AthletInnen hervorbringt Erfolgreiche Integration von schulischen, sportlichen, club- und verbandstechnischen Anliegen Trainingsgemeinschaften mit Vorbildern ( role models ) Vielseitig ausgerichtetes und diversifiziertes Training Ausrichtung auf langfristige Talentförderung Genügend Raum für Eigeninitiative und Kreativität Eine starke und koheränte Organisationskultur Offenheit und Transparenz auch bezüglich Wissenstransfer Der junge Mensch und nicht bloss der talentierte Sportler steht im Zentrum Entwicklung einer starken Lernkultur (anstelle einer Fehler-Vermeidungskultur!)
20 Was nachhaltige und erfolgreiche Entwicklung auch bedeuten kann: «Es hilft mir, dass ich weiss, dass ich unter Druck nicht zusammenbreche. Ich arbeite gut mit Körper und Kopf»
21 Wie hat Sarah gelernt? : Selbstwahrnehmung (Achtsamkeit) als Ausgangspunkt zu verstärktem Selbstbewusstsein Selbstwirksamkeit Selbstbewusstsein Selbstwahrnehmung Selbstregulation
22 Was hat Sarah gelernt?...nach Lazarus Situation primary appraisal Situationsbeurteilung primary appraisal Herausforderung Schaden/Verlust Bedrohung Schaden/Verlust Bedrohung secondary appraisal Kompetenzbeuteilung Kompetenzen Zweifel Ohnmacht Quelle: U. Schärer POE ETH Zürich
23 Aus der Buchbeschreibung: (...) Ariella Kaeslin litt. Sie litt unter der Isolierung im nationalen Leistungszentrum in Magglingen, sie litt unter den Erwartungen des Publikums, und sie litt unter den Nachwirkungen des Mobbings, dem sie in Magglingen jahrelang ausgesetzt gewesen war (...).
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25 Karriere-Entwicklungsmodell nach Wylleman & Lavallee (2004) AGE Athletic development Initiation Development Perfection Discontinuation Psychological development Childhood Adoles- cence Puberty Adulthood Psychosocial development Parents Siblings Peers Peers Coach Parents Partner Coach Family (Coach) Peers Academic/ Vocational development Primary education Secondary education Higher education Vocational profession Professional athlete
26 Transferable Skills Einstiegshilfen in die nachsportliche Karriere 1) Die Fähigkeit unter Druck Leistung zu erbringen; 2) Die Fähigkeit, Probleme zielgerichtet anzugehen und zu lösen; 3) Planungs- und Organisationstalent; 4) Gewohnt, Herausforderungen zu suchen und Deadlines einzuhalten; 5) Geübt in Zielsetzung und Zielerreichung; 6) Hohes Mass an Engagement und Selbstmotivation; 7) Gewandtheit in Umgang mit Menschen und Team-Situationen. Quelle: (Zugriff am ) 26
27 Ausmass der Verbreitung [%] Was liegt unter der Oberfläche z.b. anhand von Hürden und Stolpersteinen auf dem Karriereweg (Schmid 1999) Trainer-/ Vereinswechsel Partner Anerkennung des Sports Stellenwechsel Mentaler Bereich Klima im Team Trainingsbedingungen (Neben-)Beschäftigung Verband Regeneration Unterstützung (Verein/Verband) Kompetenz (Trainer) Gesundheit 30 Finanzielle Engpässe Coachingstil Training im Militär 20 Eltern Psychische Beanspruchung Tief Hoch Ausmass der Behinderung (Mittelwerte)
28 Hauptbefunde: Mangel an Zeit und Geld Mehrfachbelastung Umgang mit neuen Medien Regeneration Emotionale Robustheit
29 (vgl. Claussen et. al. 2015)
30 Faktoren des Athletenumfeldes für das nachhaltige Umfeldcoaching Athletic Talent Development Environment (Henriksen et al. 2010)
31 Faktoren des Athletenumfeldes für das nachhaltige Umfeldcoaching Athletic Talent Development Environment (Henriksen et al. 2010)... das ATDE-Modell angewandt auf das Dänische 49er- Segelteam (S.76)
32 Entwicklungschancen der angewandten Sportpsychologie in Richtung Umfeldoptimierung Bisher waren sportpsychologische Angebote oft... Zu stark leistungs- und outcome -orientiert Zuwenig kontextbezogen Mit fehlendem oder mangelhaftem Transfer in den (Sport-)Alltag gänzlich ohne follow up / Debriefing Zukünftig: Chancen und Orientierungsmöglichkeiten der Sportpsychologie Fokus auf das langfristig Bedeutsame und Wichtige Integration in den Alltag des Athleten Einbezug der Trainer und anderer Betreuungspersonen Entwicklung einer positiven Lernkultur (productive failure)
33 Diskussionsfelder Präzise und spezifische Analyse des Athletenumfeldes (vgl. Henriksen, 2010) Umfeldmangement verbessern (Elterncoaching) Wissenschaftliches Monitoring (z.b. Erholungs- /Belastungsmessungen, REST-Q, Kallus, K.W. & Kellmann, 2016) Eigene Mentale Stärke entwickeln (emotionale Robustheit) Netzwerk Mentale Gesundheit (Anlaufstellen für Ratsuchende, vgl. Projekt Mental Gestärkt)
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37 Literatur Claussen, M.C., Evers, S.M., Schnyder, U., Frey, W.O., Schmied, C. & Milos, G. (2015). Psychische Probleme und Erkrankungen im Leistungssport. Swiss Medical Forum, 15(45): Gubelmann, H. (2011). Analyse zentraler Aspekte der Umfeldgestaltung im Leistungssport. Eine Bedürfnisabklärung im Schweizer Spitzensport. Unveröf. Schlussbericht ESK, Swiss Olympic. Gubelmann, H. (2004). Ein Fall für den Sportpsychologen? Über Themen, Aufgaben und Integration der psychologischen Intervention im Schweizer Spitzensport. Schweizerische Zeitschrift für Sportmedizin und Sporttraumatologie 52 (2), S Henriksen, K. (2010). The Ecology of Talent Development in Sport. A Multiple Case Study of Successful Athletic Talent Development Environments in Scandinavia. PhD-Thesis. University of Southern Denmark. Henriksen, K., Stambulova, N. & Roessler, K. (2010). Holistic approach to athletic talent development environments: A successful sailing milieu. Psychology of Sport and Exercise, 11, Kallus, K.W. & Kellmann, M. (2016). RESTQ: The Recovery-Stress Questionnaires. Frankfurt: Pearson. Nixdorf, I. (2017). Zu viel des Guten? Erkenntnisse über Depression und Burnout im Leistungssport. In: C. Gorr & M.C. Bauer (Hrsg.) Was treibt uns an? Motivation und Frustration aus Sicht der Hirnforschung. Berlin: Springer, S Schmid, J. (1999). Psychosoziale Aspekte erfolgreicher Laufbahnen im Leistungssport. Unveröff. Manuskript, ETH Zürich, Institut für Bewegungs- und Sportwissenschaften, Zürich. Wylleman, P. & Lavallee, D. (2004). A developmental perspective ontransitions faced by athletes. In M. Weiss (Ed.), Developmental sport and exercise psychology: A life span perspective (pp ). Morgantown, WV: Fitness Information Technologies.
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39 Herzlichen Dank! Kontakt:
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