Vehementer Einsatz lohnt sich:

Transkript

1 Ihre Gesprächspartner/-innen: Dr. Johann Kalliauer Dr. in Helga Kempinger Präsident der AK Oberösterreich Abteilungsleiterin AK-Rechtsschutz Linz Vehementer Einsatz lohnt sich: Die AK Linz hat 2015 mehr als 33 Millionen Euro für ihre Mitglieder erkämpft Pressekonferenz Donnerstag, 17. März 2016, um 10:00 Uhr, in der AK Linz, Volksgartenstraße 40, 5. Stock, Seminarraum 3

2 Bilanz 2015 der AK Oberösterreich: Mehr als Beratungen Das Jahr 2015 war geprägt von steigender Arbeitslosigkeit, sinkender Arbeitszufriedenheit und stagnierenden Einkommen. Die Arbeitnehmer/-innen machen sich Sorgen um die wirtschaftliche Entwicklung und ihre persönliche Situation. Das spiegelt sich auch in der Beratung und Vertretung durch die AK Oberösterreich wider. Die Beschäftigten agieren zaghafter, lassen sich oft nur beraten und verzichten dann aus Angst um den Job darauf, ihre Ansprüche einzufordern. Dennoch erstritt die AK Oberösterreich in arbeits- und sozialrechtlichen Angelegenheiten 2015 mehr als 50 Millionen Euro an offenen Ansprüchen für ihre Mitglieder. Nimmt man die Erfolge in Insolvenzrechtssachen dazu, wurden fast 85 Millionen Euro erkämpft. Steigende Arbeitslosigkeit 2015 war schon wieder ein Jahr der Rekordarbeitslosigkeit. Im Jahresdurchschnitt waren im Arbeitsmarktbezirk Linz (Linz-Stadt und Urfahr-Umgebung) Personen arbeitsuchend. Gegenüber 2015 ist die Arbeitslosigkeit um 16,9 Prozent gestiegen (landesweit um 9,9 Prozent). Die Arbeitslosenquote betrug 8,0 Prozent (plus ein Prozentpunkt). Linz verzeichnete damit den dritthöchsten Wert in Oberösterreich hinter Wels und Steyr. Landesweit betrug die Arbeitslosenquote 6,1 Prozent. Die Zahl der Menschen in Schulungen (minus 9,2 Prozent) oder auf Lehrstellensuche (minus 8,1 Prozent) war rückläufig. Auffallend ist, dass die Zugänge zur Arbeitslosigkeit leicht rückläufig sind (minus 2,9 Prozent). Dass trotzdem die Arbeitslosenzahl gestiegen ist, liegt daran, dass die Dauer der Arbeitslosigkeit deutlich zugenommen hat: Die durchschnittliche Verweildauer hat sich gegenüber 2014 um 18,9 Prozent erhöht. Mit nunmehr 168 Tagen liegt die Vormerkdauer der Arbeitslosen in Linz um 34 Tage über dem Landesdurchschnitt. 2

3 Nach Alter betrachtet war der Anstieg der Arbeitslosigkeit besonders stark bei den Älteren (Personen über 50 Jahre plus 19,7 Prozent) und bei den jungen Erwachsenen (Personen zwischen 20 und 24 Jahren plus 18,4 Prozent). Im Jahr 2015 waren junge Erwachsene arbeitslos, was mehr als drei Viertel der gesamten Jugendarbeitslosigkeit in Linz ausmacht. Einen sehr hohen Anstieg der Arbeitslosigkeit gab es bei Personen mit gesundheitlichen Vermittlungseinschränkungen (plus 35,9 Prozent). Die Gruppe ist quantitativ von Bedeutung: Arbeitslose in Linz haben gesundheitliche Vermittlungseinschränkungen. Dies ist rund jede/r fünfte Arbeitslose. Im Jahresdurchschnitt 2015 waren im Arbeitsmarktbezirk Traun (Linz-Land) Menschen arbeitsuchend. Gegenüber 2015 ist die Arbeitslosigkeit um 11,1 Prozent gestiegen (landesweit um 9,9 Prozent). Die Arbeitslosenquote betrug 6,4 Prozent und lag damit etwas über dem Landesdurchschnitt von 6,1 Prozent. Auch in Traun sind die Zugänge zur Arbeitslosigkeit leicht rückläufig (minus 3,9 Prozent). Doch auch hier hat die Dauer der Arbeitslosigkeit deutlich zugenommen: Die durchschnittliche Verweildauer hat sich um gegenüber 2014 um 30,1 Prozent erhöht. Mit nunmehr 130 Tagen liegt die Vormerkdauer der Arbeitslosen in Traun etwa im Landesdurchschnitt. Nach Alter betrachtet gab es bei Menschen über 50 Jahren den höchsten Arbeitslosigkeitsanstieg (plus 16,6 Prozent). Ebenfalls stark gestiegen ist die Arbeitslosigkeit bei Menschen mit gesundheitlichen Vermittlungseinschränkungen (plus 36,4 Prozent). 833 Arbeitslose in Traun haben eine gesundheitliche Vermittlungseinschränkung. Dies ist wie im Arbeitsmarktbezirk Linz rund jede/r fünfte Arbeitslose. Arbeitnehmer lassen sich aus Angst um den Job mehr gefallen Der Österreichische Arbeitsklima Index deutet auf zunehmende Unzufriedenheit der Arbeitnehmer/-innen hin und liegt mit 106 Punkten fast wieder auf einem neuen Tiefststand. Besonders schlecht werden die Aussichten für die wirtschaftliche Entwicklung, die eigene Karriere oder die Situation auf dem Arbeitsmarkt 3

4 eingeschätzt. Nur 57 Prozent glauben an eine positive wirtschaftliche Zukunft Österreichs vor der Wirtschaftskrise waren es noch mehr als 80 Prozent. All diese Umstände führen dazu, dass die Arbeitnehmer/-innen eher bereit sind, sich Rechtsverstöße gefallen zu lassen. Gleichzeitig agieren jene, die zur Arbeiterkammer in die Beratung kommen, ängstlicher und zögerlicher: Sie wollen zwar genau wissen, was ihnen zusteht und vorenthalten wurde, verzichten aber aus Angst um den Arbeitsplatz auf die rechtliche Unterstützung durch die Arbeiterkammer. Einkommen in Linz-Stadt hoch, in Urfahr-Umgebung niedrig Das Medianeinkommen der in der Stadt Linz arbeitenden Beschäftigten beträgt Euro, in Linz-Land Euro und in Urfahr-Umgebung Euro. Das heißt, die Hälfte verdient mehr, die Hälfte weniger. Im Vergleich zum Vorjahr ist das eine Steigerung um 2,6 Prozent (Linz-Stadt) bzw. um 2,2 Prozent (Linz-Land) bzw. um 1,9 Prozent (Urfahr-Umgebung). Das mittlere Einkommen der Arbeitnehmerinnen in Linz-Stadt liegt mit Euro brutto monatlich auf dem zweiten von 18 Rängen oberösterreichweit, jenes der männlichen Arbeitnehmer belegt mit Euro ebenfalls Platz zwei. In Linz-Land haben die Frauen ein mittleres Einkommen von Euro brutto monatlich und liegen damit oberösterreichweit auf Rang 7, die Männer verdienen Euro und belegen den neunten Platz. 4

5 In Urfahr-Umgebung beträgt das mittlere Einkommen der weiblichen Beschäftigten Euro brutto monatlich (Rang 14), das der männlichen Euro (Rang 17). In Linz-Stadt verdienen Frauen um 5,8 Prozent mehr, in Linz-Land um 3,0 Prozent weniger und in Urfahr-Umgebung um 11,1 Prozent weniger als oberösterreichweit (Frauen-Median: Euro). Männer verdienen in Linz-Stadt um 7,0 Prozent mehr, in Linz-Land um 4,8 Prozent weniger und in Urfahr-Umgebung um 13,5 Prozent weniger (OÖ: Euro). Die Frauen in Linz-Stadt verdienen im Mittel um 40,2 Prozent weniger als die Männer, in Linz-Land um 38,3 Prozent weniger und in Urfahr-Umgebung um 37,8 Prozent weniger. Oberösterreichweit beträgt der Unterschied 39,5 Prozent. Das bringt die Steuerreform den Beschäftigten aus Linz, Linz-Land und Urfahr-Umgebung Aktuell sagen laut Arbeitsklima Index 46 Prozent der Arbeitnehmer/-innen in Österreich, dass sie mit dem Einkommen gerade so auskommen. Im Jahr 2000 waren es noch 36 Prozent. Diese Zahlen untermauern, dass die Lohnsteuerreform für die arbeitenden Menschen dringend notwendig war. Durch sie haben Arbeitnehmer/- innen aus den Bezirken Linz, Linz-Land und Urfahr-Umgebung deutlich mehr Geld zur Verfügung: Entlastung einer Angestellten im Gesundheits- und Sozialwesen in Linz-Stadt mit Euro brutto im Monat: netto 693 Euro im Jahr Entlastung einer Arbeiterin im Bereich Erbringung sonstiger wirtschaftlicher Dienstleistungen in Linz-Land mit Euro brutto im Monat: netto 436 Euro im Jahr Entlastung eines Angestellten in der Warenherstellung in Urfahr-Umgebung mit Euro brutto im Monat: netto 1386 Euro im Jahr Entlastung eines Bauarbeiters in Urfahr-Umgebung mit Euro brutto im Monat: netto 948 Euro im Jahr

6 Bilanz 2015 des AK-Rechtsschutzes Linz Zehntausende Arbeitnehmer/-innen aus den Bezirken Linz, Linz-Land und Urfahr- Umgebung haben im Vorjahr Rat und Hilfe bei der Arbeiterkammer gesucht. Das bestätigt die Bilanz 2015 des AK-Rechtsschutzes Linz. Schwerpunkt war die Beratung und Vertretung in arbeits- und sozialrechtlichen Angelegenheiten Rechtsberatungen Im vergangenen Jahr wandten sich AK-Mitglieder mit arbeits- und sozialrechtlichen Fragen an den AK-Rechtsschutz Linz. Vor allem die telefonische Rechtsberatung hat sich wieder bestens bewährt. Dem Großteil der Anrufer/-innen wurde sofort geholfen. Zu einem persönlichen Beratungsgespräch sind im Vorjahr Arbeitnehmer/- in-nen in die Arbeiterkammer Linz gekommen AK-Mitglieder meldeten sich schriftlich oder per bei den Rechtsexpertinnen und -experten. 33, Euro Vertretungserfolg Bei vielen Arbeitsrechtsproblemen kam zur Beratung die Vertretung. Durch außergerichtliche Interventionen wurden im Vorjahr 1, Euro an vorenthaltenem Entgelt eingebracht. Wenn Unternehmen ihren Mitarbeitern/-innen beharrlich Geld schuldig bleiben, müssen die Ansprüche beim Arbeits- und Sozialgericht eingeklagt werden. Auf diesem Wege wurden 3, Euro erkämpft. In den Gerichtsverfahren ging es hauptsächlich um offene Löhne und Gehälter, Überstunden und Mehrarbeit, aber auch um Beendigungsansprüche. Doch selbst nach einem rechtskräftigen Urteil ist keineswegs sicher, dass bezahlt wird. In einigen Fällen kommen die Arbeitnehmer/-innen nur zu ihrem Geld, wenn die AK ein Exekutionsverfahren ankündigt oder einleitet. Außerdem wurden 2015 für Arbeitnehmer/-innen, die von einer Insolvenz in den Bezirken Linz, Linz-Land und Urfahr-Umgebung betroffen waren, 9, Euro geholt. 6

7 In Sozialrechtsangelegenheiten erstritt der AK-Rechtsschutz Linz im vergangenen Jahr 19, Euro. Dabei ging es hauptsächlich um Pensionsansprüche (Invaliditätspension, Berufsunfähigkeitspension) und Pflegegeld. Damit hat der AK-Rechtsschutz Linz 2015 an arbeits- und sozialrechtlichen Ansprüchen sowie an Forderungen nach Insolvenzen Zahlungen von insgesamt 33, Euro für die AK-Mitglieder erreicht. Beispiele aus dem Arbeitsrecht Viele Unternehmen verletzen das Arbeitsrecht systematisch. Auch in der Rechtsberatung und Vertretung des AK-Rechtsschutzes Linz häufen sich Fälle von dauerhafter Unterentlohnung, falscher Einstufung oder unbezahlter Arbeit. Hier zwei Beispiele: Eine Arbeitnehmerin war sieben Monate lang in einem Gastronomiebetrieb als Servicekraft beschäftigt. Sie sollte 20 Stunden pro Woche arbeiten. Geleistete Mehr- und Überstunden wurden der Frau aber nicht entlohnt. Als das Arbeitsverhältnis endete, wurden ihr außerdem das Entgelt für den letzten Beschäftigungsmonat, die Ersatzleistung für nicht konsumierten Urlaub und die anteiligen Sonderzahlungen vorenthalten. Die Arbeitnehmerin schaltete den AK-Rechtsschutz Linz ein, der für alle Ansprüche fast Euro ein rechtskräftiges Gerichtsurteil erreichte. Doch erst durch Exekution konnten die ausstehenden Entgeltdifferenzen bei der ehemaligen Arbeitgeberin eingetrieben werden. Ein Arbeitnehmer war dreieinhalb Monate lang in einem anderen Gastronomiebetrieb als Pizzakoch tätig. Nach der einvernehmlichen Auflösung des Arbeitsverhältnisses ließ er die Lohnabrechnungen vom AK-Rechtsschutz Linz überprüfen. Dabei stellte sich heraus, dass der Mann unterkollektivvertraglich entlohnt worden war und keine Überstunden bezahlt bekommen hatte. Er hatte jede Woche sechs Tage zu jeweils zwölf Stunden ohne Pause durcharbeiten müssen! Das Feiertagsarbeitsentgelt war die Firma dem Pizzakoch genauso schuldig geblieben wie die Urlaubsersatzleistung. Der AK-Rechtsschutz musste klagen. Doch die Firma zahlte trotz rechtskräftigen Urteils nicht und ging schließlich in die Insolvenz. Die AK 7

8 verschaffte dem Arbeitnehmer sein Geld beim Insolvenzfonds: mehr als Euro. AK-Rechtsschutz Linz Serviceangebot Öffnungszeiten Montag bis Donnerstag: Freitag: 7.30 Uhr bis Uhr 7.30 Uhr bis Uhr Beratung in arbeits- und sozialrechtlichen Angelegenheiten Persönlich: während der Öffnungszeiten. Um Terminvereinbarung unter der Telefonnummer 050/ wird gebeten. Damit werden längere Wartezeiten vermieden. Telefonisch: während der Öffnungszeiten und am Dienstag bis Uhr unter der Telefonnummer 050/ Lohnsteuerberatung Montag: Dienstag, Donnerstag und Freitag: 8.00 Uhr bis Uhr Uhr bis Uhr 8.00 Uhr bis Uhr Unsere Adresse Volksgartenstraße 40, 4020 Linz Tel: 050/ Fax: 050/ Homepage: 8