Lernen und Lehren im Diversitätskontext. Ann-Kathrin Dittrich ILS Innsbruck
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- Dieter Meinhardt
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1 Lernen und Lehren im Diversitätskontext ILS Innsbruck 1
2 Klaus Holzkamp Die Fiktion administrativer Planbarkeit schulischer Lernprozesse Subjektwissenschaftliche Lerntheorie - Kritische Psychologie (1980) -das Subjekt steht im Mittelpunkt psychologischen Denkens -die eigene Subjektivität muss kritisch reflektiert werden 2
3 Leitfragen Schulpflicht und seine Auswirkungen Wie wird Lernen definiert? An was wird Lernen gemessen? Rolle des Subjekts beim Lernen 3
4 Markstein auf dem Weg zur modernen Schule 1920 Weimarer Reichsgrundschulgesetzt Einführung der allgemeinen Schulpflicht & Gemeinsame vierjährige Grundschule 4
5 Schulzwang Öffentliche Schulen Staat Gabelungsprinzip Auflösung Klassengesellschaft in formaler Bildung -> Demokratisierung der Schule -> höhere Bildung der Bevölkerung -> Machtökonomie (Foucault) 5
6 Machtökonomie Schule Relative Autonomie Disziplinäre Prozesse Foucault 6
7 Neue zentrale Funktion der Schule Durchsetzung bürgerlicher Lebensverhältnisse Berufschancen = Ständische Gliederung Formelle Gleichheit & Demokratische Gerechtigkeit durch Outputorientierung 7
8 Horizontales Schulsystem Administrative Kriterien Ziel der Homogenisierung, Disziplin, Überwachung Lehrer unterrichtet die SchülerInnen Jeder Schüler/jede Schülerin hat das Recht das Gleiche zu lernen Hauptschule Gymnasium Realschule Leistungsbewertung nach dem System der Schulnoten Grundschule 8
9 Lernen als direktes Ergebnis von schulischem Lehren Lernen = administrativ planbar Lehren und Lernen sind geplant Das Subjekt schulischer Lernprozesse sind nicht SchülerInnen, sondern Lehrpersonen -> Lehrpersonen müssen Unterricht so planen und realisieren, dass mit dem Lehraufwand ein Lerneffekt bei den SchülerInnen erzielt wird Schuladministrative Verständnis Lehrlernen 9
10 Lehrlernen Das erreichte Lernquantum entspricht dem aufgewendeten Lehrquantum abzüglich störender Umstände. 10
11 Störfaktoren Vermeidung liegt in der institutionellen Verantwortung: Voraussetzung körperliche & mentale Anwesenheit Quantum des Vorgelernten soll bei allen SchülerInnen gleich sein. Lernen in außerschulischer Situationen 11
12 Individuelles Lernen? Austausch und Kommunikation? Differenzierte Leistungsbeurteilung? Entdeckendes Lernen? Didaktisches Dreieck? Lebenslanges Lernen? Personalisiertes Lernen? Ausschaltung der Störbedingungen realisierbar? Zeit als entscheidendes Kriterium für Lernprozesse in der Schule Administrative Vortäuschung von natürlichen Streuungen 12
13 In Schulverordnungen. spricht man nicht von Lernen sondern meistens von pädagogischen Aufgaben, Lernzielen, Erziehungszielen,. - Ziel ist es die Heranbildung von Persönlichkeit - Demokratie - Frieden - Menschenwürde - Freiheit - Gleichberechtigung der Geschlechter Auszug Schulgesetzt 13
14 Wer ist das Subjekt beim Lernen? 14
15 Wann findet Lernen statt? Intendierte Aktivitäten z.b. Formale Bildungseinrichtungen Inzidentellem Lernen z.b. unbewusste Handlungen ohne eigentliche Lernabsicht 15
16 Subjektseite des Lehrlernens intendierte Aktivitäten Hier stellt sich die Frage, wird das Lernen, dass den SchülerInnen vorgegeben wird zu Lernen, auch von den SchülerInnen als gewollt angenommen? Unterscheidung zwischen einer von außen gesetzte Anforderung und einer subjektiven Intention Subjektive Intention: selbstständiger Entscheidungsakt des Subjekts wenn aus Lernanforderungen auch Lernaktivitäten werden sollen - Das Subjekt muss eine Lernproblematik übernehmen wollen Lernprobleme unspezifische Handlungs- und Bewältigungsproblematiken Lernprozesse sind aus primären Bewältigungsaktivitäten ausgliedert Lernen findet durch Umwege statt - Lernen als Bezugshandlung 16
17 Lernbegründungen Lernen als Erweiterung der Weltverfügbarkeit/ Lebensqualität Lernen als Überwindung des Problems bzw. der Beeinträchtigung Motivation Lernmotivation vorhanden: Handlungsmöglichkeiten werden eröffnet Entfaltung subjektiver Lebensqualität EXPANSIVER NATUR Lernmotivation nicht vorhanden: Keine Erhöhung der Lebensqualität Lernen als Zwang DEFENSIVER NATUR 17
18 Defensives vs. expansives Lernen Defensives Lernen: - Bezieht sich nicht auf den Lerninhalt - Bewältigung von Anforderungen - Außensteuerung des Lernens - Aktuelle Situation prägt Lernen sachentbunden Expansives Lernen: - Keine Außensteuerung sondern die Sache steht im Vordergrund - Neues Entdecken und Umorientierung des Lernens - Kein einseitiges Lernen - Bewegungen finden statt (kein geradliniges Lernen) -> affinitives Lernen 18
19 Welche Lerndimension wird bei der administrativen Planung berücksichtigt? Defensives Lernen : starke Außensteuerung & bloße Demonstration von Lernprozessen Wie reagieren die Schulen in ihren disziplinär organisierten Arrangements und Strategien auf Ansätze zu expansivem Lernen? Störungen im Output-Konzept 19
20 Beispiele für Störungen Störung 1: Nehmen wir an, ein vom Lehrer/Lehrerin im Unterricht dargestelltes Problem hat ein Schüler/eine Schülerin so nachhaltig betroffen und interessiert, dass er es als seine Lernproblematik übernommen hat. Die Schülerin/der Schüler beschäftigt sich im Unterricht weiter mit diesem Problem, stellt Zusammenhänge dar und reflektiert darüber. -> d.h. SchülerIn bewegt sich damit schrittweise aus dem schuloffiziell vorgesehenen Unterrichtsarrangement heraus und provoziert somit Störungen von der Schul-/Lehrerseite. 20
21 Was bedeutet das im Folgenden? SchülerIn besitzt die innerliche Motivation über das Problem weiter nachzudenken - Die Zuwendung im nächsten Unterricht ist reduziert Voraussetzung mentale Anwesenheit kann nicht erfüllt werden SchülerIn ist unaufmerksam Lehrperson gibt deshalb der Schülerin/dem Schüler eine Strafe Lernprozess Lehrperson mitteilen wird als Frech und Unverschämt verstanden 21
22 Störung 2 Grundlage für expansives Lernen ist die Kommunikation Aber: - Austausch unter SchülerInnen und mit Lehrpersonen nicht möglich - Bei Beantwortung der Frage würde sich die Lehrperson auf das expansive Lernen einlassen und merken das SchülerInnen weiter denkt und Inhalt kapiert hat - Lehrperson würde durch Kommunikation den administrativen Anforderungen nicht mehr gerecht werden 22
23 Störung 3 Grundlage für expansives Lernen sind Hilfsmittel (selbstständige Auseinandersetzung mit Inhalt und dadurch Erfahrungen sammeln) Aber: - Lehrperson gibt Hilfsmittel vor somit wird individuelles und selbstständiges Lernen nicht berücksichtigt - Weltbezug wird komplett ausgeschaltet 23
24 24
25 Fazit Administratives Lernen: Organisatorisches Interesse der Schule (Inhalt, Prüfungen, Material, Hilfsmittel, Methodik, etc.) Top- down Ansätze Messung der Leistungen an Zeit Manipulation Subjekt spielt keine Rolle Keine mentale Entfaltung Denkmuster von Lehrpersonen sollen übernommen werden Kein expansives & affinitives Lernen möglich kein abschweifen & umdenken 25
26 Unter welchen Rahmenbedingungen sollte Lernen stattfinden? Administrative Vorgaben sollten Lernen nicht einschränken Keine permanente Nötigung SchülerInnen sollen nicht in die Defensive gedrängt werden Freie und individuelle Entfaltung Mentale Entwicklung fördern Lernangebote schaffen Stabile Lernkultur 26
27 27
28 28
29 Nach Fend Kontextanalyse Schule Strukturell/inhaltliche Charakteristika Hierarchisierung Institutionalisierung Segmentisierung Curricularisierung Zugangsregelungen Zertifzierung Staatliche Kontrolle 29
30 Lernen Was ist lernen? 30
31 Was ist Lernen? Das Lernen ist das Unbekannte in der pädagogischen Gleichung (Klaus Prange) 31
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