Um bei p = const. und T = const. ein Mol der Substanz vom Ort x zum Ort x + dx zu transportieren, (3)
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- Jobst Ackermann
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1 Stand: 9/7 II7 Diffusion von Gasen Ziel des Versuches Es ist die Druckabhängigkeit der Diffusionskonstanten D von NO in Luft eperimentell zu ermitteln Unter Benutzung der Zusammenhänge der kinetischen Gastheorie sind daraus die freie Weglänge, der Stoßquerschnitt σ = π (r +r ) und damit der Moleküldurchmesser zu ermitteln Theoretische Grundlagen Im thermodynamischen Gleichgewicht eines aus mehreren Komponenten bestehenden Systems sind die chemischen Potentiale aller Komponenten (in jeder Phase) gleich Gleichheit der chemischen Potentiale bedeutet wegen θ μ = μ + RT ln a () i i i dass im Gleichgewicht der Stoff i überall die gleiche Aktivität a i hat Wir betrachten jetzt Nichtgleichgewichtszustände, bei denen das chemische Potential vom Ort abhängt Zur Vereinfachung nehmen wir die Abhängigkeit von nur einer Raumkoordinate an: μ i = μi ( ) Um bei p = const und T = const ein Mol der Substanz vom Ort zum Ort + d zu transportieren, muss die molare Arbeit ( ) μ( ) dw = μ + d () geleistet werden Nach Entwicklung von μ( + d) in eine Taylorreihe dμ μ( + d) = μ( ) + d+ d (3) ergibt sich für die differentielle molare Arbeit dμ dw = d d (4) In der Mechanik ist die Arbeit, die gegen eine in -Richtung wirkende Kraft F zu leisten ist dw = F d (5) Ein Vergleich von (4) und (5) ergibt für die "thermodynamische Kraft", die den Unterschied des chemischen Potentials auszugleichen trachtet, folgenden Ausdruck: F dμ = d Mit Gleichung () ergibt sich (6)
2 II7 Stand: 9/7 F d ln a = RT d (7) Bei idealen Systemen kann die Aktivität durch die Konzentration ersetzt werden: dc F = RT c d (7a) Die thermodynamische Kraft treibt also die Teilchen ia in Richtung kleiner Konzentrationen (F ist positiv, wenn dc/d < ist) Da die Teilchen dabei mit anderen Teilchen zusammenstoßen und abgebremst werden, stellt sich im stationären Zustand eine konstante Wanderungsgeschwindigkeit u ein, die zur thermodynamischen Kraft F proportional ist Wird für die Proportionalitätskonstante (ohne Einschränkung der Allgemeinheit) D/RT gesetzt, ergibt sich für die Wanderungsgeschwindigkeit D u = F, bzw mit Gl (7a) (8) RT dc u = D c d pt (9) Die Konstante D ist der "Diffusionskoeffizient" Aus der Diffusionsgeschwindigkeit u kann die Stoffmenge dn berechnet werden, die in der Zeiteinheit dt eine Fläche A senkrecht zur Diffusionsrichtung durchquert: dn cua, dt = () woraus mit Gl(9) die übliche Form des Fick'schen Gesetzes erhalten wird: dn dc = D A dt d () Das Fick'sche Gesetz kann besonders einfach zur Bestimmung des Diffusionskoeffizienten D herangezogen werden, wenn ein zeitlich konstanter Konzentrationsgradient (dc/d) aufrechterhalten werden kann (stationäre Diffusion) Im vorliegenden Versuch hängt die Konzentration jedoch von der Zeit und vom Ort ab (nichtstationäre Diffusion) Die zeitliche Änderung der Molekülkonzentration in einer Schicht zwischen den Koordinaten und + d ergibt sich nach Gl() aus der Differenz der je Zeiteinheit hinein- und herausdiffundierenden Moleküle: ( ) ( ) n c c + d = D A t () Unter Verwendung einer Reihenentwicklung analog zu Gl(3) und der Beziehung dn = c A d ergibt sich daraus das Fick'sche Gesetz, die "Diffusionsgleichung" für die eindimensionale
3 Stand: 9/7 II73 nichtstationäre Diffusion: c c = D t (3) Die Diffusionsgleichung ist eine partielle Differentialgleichung Ordnung, deren Lösungen von den Anfangs- und Randbedingungen abhängen Für den einfachen Fall, dass sich ein Stoff zur Zeit t= in einer sehr dünnen Schicht an der Stelle = befindet und seine Konzentration sonst überall verschwindet, ergibt sich für die Zeit- und Ortsabhängigkeit der Konzentration, wie durch Einsetzen in Gl(3)verifiziert werden kann: d c( t, ) = ep /4 D t, π t D (4) d = Stoffmenge / Flächeneinheit (d ist die anfängliche Flächendichte in der Ebene =) a An einem festen Beobachtungsort steigt nach Gl(4) die Konzentration im Laufe der Zeit an und fällt nach Durchlaufen eines breiten Maimums wieder langsam ab Die Zeit, zu der am Beobachtungsort die maimale Konzentration gemessen wird, folgt der wichtigen Beziehung = D t (5) ma Umgekehrt kann man sagen, dass nach Ablauf einer Zeit t ma die "Diffusionsfront" (das ist das Maimum der Konzentration des diffundierenden Stoffes) um die Strecke = Dt fortgeschritten ist ("Wurzel-t-Gesetz") (6) ma Das Konzept der thermodynamischen Kraft ist hilfreich bei der Ableitung von Ausdrücken für den Diffusionskoeffizienten In Flüssigkeiten der Viskosität η wirkt auf ein Mol mit der Geschwindigkeit u bewegte Moleküle (oder wie bei der Brown'schen Bewegung, makroskopische Teilchen) vom Radius r eine Reibungskraft (Stokes): F R = 6 π η r u N, A die im stationären Zustand gleich der thermodynamischen Kraft F ist Mit Gl(8) ergibt sich aus F R = F sofort die wichtige Beziehung von Einstein und Smoluchowski für den Diffusionskoeffizienten in Flüssigkeiten: RT kb T D = = 6π η r N 6π η r A Für den Diffusionskoeffizienten D in Gasen gilt folgender einfacher Zusammenhang zwischen
4 II74 Stand: 9/7 der mittleren freien Weglänge λ zwischen zwei Stößen der Moleküle und ihrer mittleren Geschwindigkeit v : D = v λ (7) 3 Dieser Diffusionskoeffizient beschreibt die Selbstdiffusion von Gasmolekülen im gleichen Gas Bei der (hier vorliegenden) Diffusion einer Gasart in einer anderen ist zu berücksichtigen, dass jedes Gas eine andere mittlere Geschwindigkeit v i hat, die aus dem Gleichverteilungssatz berechnet werden kann: 3 M i v i = RT Der Diffusionskoeffizient wird dann (8) D ( ) = v + v λ, (9) 3 wobei die freie Weglänge λ aus den Konzentrationen c i und Molekülradien r i berechnet werden kann (siehe Stoßtheorie im Abschnitt Kinetik): λ = ( ) ( ) π NA c+ c r+ r () Nach der Zustandsgleichung idealer Gase gilt ges ( ) p = R T c + c (), so dass für den Diffusionskoeffizienten gilt: D = 3 (( RT ) ( / M+ / M ) ) π ( r + r ) p N 6 ges A () Der Diffusionskoeffizient von Gasen ist dem Druck umgekehrt proportional Aus D kann der Stoßquerschnitt σ = π (r + r ) bestimmt werden Damit ist eine Abschätzung der Molekülgröße aus einfachen Diffusionsmessungen möglich Messprinzip Im vorliegenden Versuch befindet sich zu Beginn NO in einem kurzen Rohrstück der Länge a (siehe Abbildung) Nach Öffnen des Hahnes H diffundiert das Gas in das eigentliche (mit Luft unter dem gleichen Druck gefüllte) Glasrohr Der Konzentrationsverlauf kann aus der Lösung Gl(4) berechnet werden, indem über die Länge des NO -Vorratsrohres integriert wird: a d ct (, ) = ep ( + s) /4 Dt ds π Dt (3)
5 Stand: 9/7 II75 Gl(3) wird zur Bestimmung der Diffusionskoeffizienten D aus eperimentellen Konzentrations-Zeit-Kurven (für einen festen Messort m ) verwendet An der Position m des Diffusionsrohres ist eine Lichtschranke angebracht, deren Licht (λ= 48 nm)von NO absorbiert wird Die Intensität des durchgehenden Lichtes wird gemessen und gespeichert, sie hängt von der NO - Konzentration wie folgt ab: I ε dc NO = I (Lambert- Beersches Gesetz) (wobei I die Anfangsintensität bei Abwesenheit von NO, ε der wellenlängenabhängige Etinktionskoeffizient und d die Dicke der durchstrahlten Schicht ist Aus dem abgespeicherten Intensitätsverlauf I(t) wird mittels Tabellenkalkulation die zur NO - Konzentration proportionale Absorbanz I At d c t It () () = lg = ε NO () berechnet Der Diffusionskoeffizient D wird durch nichtlineare Regression ermittelt (zb ORIGIN, Fitfunktion diffus3 oder MATHCAD, diffus ) a trennbare Verbindung H H Diffusionsrohr Vorratsrohr H5 Manometer H3 H4 Belüftungshahn NO zur Pumpe
6 II76 Stand: 9/7 Durchführung ) Füllen des Diffusionsrohres mit Luft Zu Beginn des Versuches wird das Diffusionsrohr vorsichtig aus der Apparatur ausgebaut und an die Dosiervorrichtung angeschlossen Zunächst wird das gesamte Rohr evakuiert (p < mbar) und nach Schließen von Hahn 3 zur Pumpe vorsichtig auf den gewünschten Arbeitsdruck (siehe Aufgaben) mit Luft gefüllt (Belüftungshahn H4) Hahn am Diffusionsrohr wird geschlossen, der Rest der Apparatur wird wieder evakuiert ) Füllen des Vorratsrohres mit NO /N O 4 Nach Schließen von Hahn 3 zur Pumpe wird vorsichtig NO /N O 4 auf eakt den gleichen Druck eingelassen, der im Diffusionsrohr eingestellt ist Hahn und das NO /N O 4 -Dosierventil werden geschlossen, der Rest der Apparatur wird einige Minuten lang evakuiert (wichtig, da NO Manometer und Schlauchmaterial angreift und in merklichen Mengen in den Plastikteilen absorbiert ist) 3) Einbau des Diffusionsrohres in die Meßapparatur Die Dosiereinrichtung wird belüftet (Hahn 4), das Diffusionsrohr wird abgenommen und mit größter Vorsicht in die Apparatur eingebaut Der Abstand m von H zur Lichtschranke ist beim Einbau zu messen Nach Einbau des Diffusionsrohres ( aber vor dem Öffnen des Hahnes!)ist die Intensität I zu notieren 4) Messung der Konzentrations-Zeit-Kurven Rechnereinstellung: Meßdatei: messee im Verzeichnis: C:\PRAKT\DIFFUS Allgemeine Multimetermessung Dateiname eingeben Meßpunktintervall: s Meßdauer: s Hahn am Diffusionsrohr wird rasch (aber vorsichtig) geöffnet (etwa Umdrehungen), gleichzeitig wird das Messprogramm am Rechner gestartet Es wird der Photostrom als Funktion der Zeit gemessen Der Versuch kann abgebrochen werden, wenn die Intensität nach Durchlaufen eines Minimums wieder ansteigt Auswertung Die Messdatei wird in ORIGIN importiert, ein Plot der Absorbanz als Funktion der Zeit wird erstellt Die Diffusionskonstante D wird durch eine nichtlineare Regression mit dem ORIGIN- Programm "diffus3" oder dem Mathcad-Programm "diffus" ermittelt Dazu müssen die Längen a und m (in cm) in das Regressionsprogramm eingeschrieben werden Das Programm berechnet die Diffusionskonstante D (Einheit cm /s) und den Vorfaktor d o in Gl(3) so, dass die Fehlerquadratsumme zwischen den Messwerten und der theoretischen Abhängigkeit (Gl(3)) minimal wird Dazu müssen allerdings Startwerte für D und den Vorfaktor d eingegeben werden, die in der Größenordnung der wahren Werte liegen Ein Schätzwert für D kann aus der Gleichung (5) gewonnen werden Für den eigentlich uninteressanten Vorfaktor d ist ein beliebiger Startwert zwischen und brauchbar
7 Stand: 9/7 II77 Aufgaben ) Messung der Konzentrations-Zeit-Kurven bei 5 verschiedenen Arbeitsdrücken im Bereich bis 6 mbar ) Bestimmung des Diffusionskoeffizienten D als Funktion des Druckes Daraus ist durch eine Ausgleichrechnung der Stoßquerschnitt σ für NO in Luft zu bestimmen Verwenden Sie dazu den linearen Zusammenhang zwischen D und /p entsprechend Gl() 3) Berechnen Sie aus dem Stoßquerschnitt die mittlere freie Weglänge für folgende Drücke: -6 mbar, mbar, mbar, mbar 4) Berechnung des mittleren Molekülradius 5) Berechnen Sie für die angegebenen Drücke die Zeiten, die für das Fortschreiten der Diffusionsfront um = m erforderlich sind (Gl 6) Welche Zeit benötigt ein Molekül für die gleiche Strecke, wenn keine Stöße stattfinden (T = 3 K)? Diskussion der Ergebnisse! r = σ π
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