Thema 2: Individualsystemanalysen: 2.1 ANGST UND LEISTUNG
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- Kasimir Koch
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1 Thema 2: Individualsystemanalysen: 2.1 ANGST UND LEISTUNG Oktober / November
2 Thema 2: Individualsystemanalysen 2.1 Angst und Leistung (studentischer Beitrag) 2.2 Begabung und Schulleistung (studentischer Beitrag) 2
3 Übersicht 1 Theoretische Einführung 2 Diagnostik von Prüfungsängstlichkeit (DAI) 3 Prävention Vertrauenstriade (Vortrag von Frau Kästner 4 Intervention Beispiel: Psychoedukatives Gruppenprogramm für hochprüfungsängstliche Studierende (PGhS) 4.1 Konzeption und Durchführung 4.2 Evaluation Literatur 3
4 1 Theoretische Einführung 1.1 Definitionen und Erläuterungen Differenzierung von Angst als Zustand (state) und Ängstlichkeit als Persönlichkeitsmerkmal (trait) Angst als emotionaler Ausdruck der subjektiven Bewertung einer Situation als Bedrohung (physisch oder psychisch) Besteht ein negativer Zusammenhang zwischen Prüfungsängstlichkeit und (Schul-/Prüfungs-)Leistung? Ja, durchschnittliche Korrelation von r = -.212, aber: Spannweite von r = -.66 bis +.37 je nach Studie (95% der Korrelationen liegen von r = -.36 bis -.07) (nach der Metaanalyse von Seipp u.a., 1990) 4
5 Metaanalyse von Seipp u.a. (1991) 5
6 1.1 Definitionen und Erläuterungen Zwei Angstkomponenten: Aufgeregtheit vs. Besorgnis Unterscheidung zweier Angstkomponenten a) Aufgeregtheit (emotionality-komponente) affektiv: Anspannungs-/Bedrohungsgefühl physiologisch: Herzklopfen, kalt-feuchte Hände, Zittern, flaues Gefühl im Magen, trockener Mund, etc. Wahrnehmung von Aufgeregtheit (z.b. meine Hände zittern, ich höre mein Herz schlagen ) führt nicht zwangsläufig zum Aufmerksamkeitsabzug und damit zu schlechten Leistungen r(leistung; Aufgeregtheit) = -.15 b) Besorgnis (worry-komponente) Besorgnis-Kognitionen und Katastrophisierungs-Ideen wie z.b. das schaffe ich nie, die Aufgabe ist viel zu kompliziert, wenn ich durch die Prüfung falle, ist mein Leben verpfuscht selbstverstärkende, aufgabenirrelvante Kognitionen; interferieren mit Konzentration auf Aufgabe r(leistung; Besorgnis) = -.22 (z.b. Schnabel, 1996; Mietzel, 1998; Gaspar-Sottmann, 2002) 6
7 1.1 Definitionen und Erläuterungen Zusammenhang von Aufgeregtheit und Leistung Yerkes-Dodson-Gesetz zu geringe Aktivierung: unmotiviert, schläfrig mittlere Aktiviertheit, beste Leistungsfähigkeit zu hohe Aktivierung: Leistungseinbruch 7
8 aber: Zusammenhang von Aufgeregtheit und Leistung Das modifizierte Yerkes-Dodson-Gesetz in Prüfungssituationen wird der Fall zu geringer Aktivierung wohl so gut wie nie vorkommen (selbst Niedrigängstliche werden ein ausreichendes Aktivierungsniveau aufzeigen) (vgl. z.b. Schnabel, 1996, S. 54) je komplexer die kognitive Aufgabe, desto geringer ist das Aktivierungsniveau für die optimale Leistungsfähigkeit (z.b. Mietzel, 1998, S. 387) wenig komplexe Aufgabe hoch komplexe Aufgabe Maximum bei hoher Aktivierung Maximum bei niedriger Aktivierung eher der Prüfungsfall ferner: umgekehrt U-förmiger Zusammenhang gilt nur für Aufgeregtheit, nicht für Besorgtheit 8
9 Einführung die Pädagogische Psychologie Individualsystemanalysen 1.1 Definitionen und Erläuterungen Linearer, negativer Zusammenhang für Besorgnis und Leistung für Besorgnis-Komponente (worry) gilt: linearer negativer Einfluss von Besorgnis auf Arbeitsgedächtnis- Kapazität Leistung (z. B. Arbeitsgedächtniskapazität worry 9
10 1.2 Theoretische Erklärungsansätze für den Angst-Leistungszusammenhang Vier Erklärungsansätze für den negativen Zusammenhang von Angst und Leistung: 1 Performanz-Interferenz-Modell (auch: Aufmerksamkeits-Defizit-Hypothese) (nach Wine, 1971, 1980) Beschäftigung mit besorgnisbezogenen Gedanken in der Prüfung Aufmerksamkeit wird von eigentlicher Prüfungsaufgabe abgezogen Interferenz (Störung und Verringerung der kognitiven Ressourcen) Ferner: Hochprüfungsängstliche (HPÄ) achten eher auf für sie bewertungsrelevante Informationen (z.b. in mündlicher Prüfung darauf, ob sie elaborierte Sätze verwenden) Einlassen auf Aufgabe wird erschwert; HPÄ achten weniger auf Lösungshinweise in der Aufgabenstellung 10
11 1.2 Theoretische Erklärungsansätze für den Angst-Leistungszusammenhang 2 Processing-efficiency theory (Eysenck, 1992) Hochängstliche investieren Extra- Recoursen in die Verarbeitung von Lernmaterial, z.b. mehr Zeit oder intensivere Beschäftigung mit dem Gegenstand 11
12 1.2 Theoretische Erklärungsansätze für den Angst-Leistungszusammenhang 3 Studierfertigkeiten-Defizit-Modell HPÄ haben weniger effektive Studierfertigkeiten objektiv weniger prüfungsrelevantes Wissen/Können berechtigte Angst vor der Prüfung HPÄ eher misserfolgsorientiert oberflächlichere Lerntechniken (z.b. reines Wiederholen statt Verstehen) HPÄ versuchen z.t. durch vermehrten Zeitaufwand ihr Studierfertigkeiten-Defizit zu kompensieren gelingt ihnen auch teilweise, aber effektiver wären Lerntechniken mit höherer Verarbeitungstiefe (sensu Craik & Lockhardt, 1972) 12
13 1.2 Theoretische Erklärungsansätze für den Angst-Leistungszusammenhang 4 Gedächtnisdefizithypothese 4.1 Langzeitgedächtnis (Kerres, Wrobel & Lazarus-Mainka, 1991) 4.2 Arbeitsgedächtnis (Schuster & Witruk, 1999) 13
14 1.2 Theoretische Erklärungsansätze für den Angst-Leistungszusammenhang 14 14
15 1.2 Theoretische Erklärungsansätze für den Angst-Leistungszusammenhang Kerrel, Wrobel, Lazarus-Mainka (1991) Hypothese: Hoch- bzw. niedrigängstliche Personen unterscheiden sich auch in angstfreien Situationen. Semantisches Gedächtnis: Wissen über sich selbst in einer Prüfungssituation. Die Struktur des Wissens soll im Versuch sichtbar gemacht werden. Methode: 84 Vpn. werden Adjektive untersch. emotionalen Inhalts dargeboten. Vpn. sagen, wie gut diese Adjektive ihr Erleben in einer Prüfungssituation beschreiben. Freies Reproduzieren 15 15
16 1.2 Theoretische Erklärungsansätze für den Angst-Leistungszusammenhang Kerrel, Wrobel, Lazarus-Mainka (1991) Auswertung: 2 Hauptkomponenten Aufgeregtheit (hoch vs. niedrig) Besorgtheit (hoch vs. niedrig) 5 Subskalen der Selbstzuschreibung 1. klug 2. verkrampft 3. angenehm 4. wütend 5. unermüdlich 3 abhängige Variablen 1. Intensität der Selbstzuschreibung 2. Gedächtnisleistung 3. Intrusionen (Fehlnennungen) 16 16
17 1.2 Theoretische Erklärungsansätze für den Angst-Leistungszusammenhang 17 17
18 1.2 Theoretische Erklärungsansätze für den Angst-Leistungszusammenhang 18 18
19 1.2 Theoretische Erklärungsansätze für den Angst-Leistungszusammenhang 19 19
20 - preparation examine --- psychological climate room/institute --- anxiety worry ---- emotio nality --- examiner --- psycho-somatic symptoms --- professor co-worker Semantic network about the self-experience of examine of a high anxious student (Lazarus-Mainka & Kerres, 1990) 20
21 +- psychological climate preparation - examine + room/institute +++ relaxation/ holidays -+ professor examiner +- co-worker Semantic network about the self-experience of examine of a non-anxious student (Lazarus-Mainka & Kerres, 1990) 21
22 1.2 Theoretische Erklärungsansätze für den Angst-Leistungszusammenhang 22 22
23 23
24 Sternbergexperimente zum Zusammenhang von Arbeitsgedächtnis und Angstkomponenten (Schuster & Witruk, 1999) 24
25 Stichprobenbeschreibung 25
26 Ergebnisse 26
27 Ergebnisse 27
28 1.2 Theoretische Erklärungsansätze für den Angst-Leistungszusammenhang Synthese der einzelnen Hypothesen - HPÄ erleben u.u. bereits in der Vorbereitungsphase Angst bzw. Besorgnis-Kognitionen abgezogene Aufmerksamkeit / mangelnde Konzentration beim Lernen (d.h. in der Enkodierungsphase) Prüfungsangst führt zu weniger Wissen/Können im Vorfeld der Prüfung hinzu kommt (berechtigte) Angst/Besorgnis i.d. Prüfung (Abrufphase): zusätzliches Wirken des Performanz-Interferenz-Modells ODER: - HPÄ erleben u.u. bereits in der Vorbereitungsphase Angst bzw. Besorgnis-Kognitionen. Es wird aber extensiver und intensiver gelernt (Processing efficency theory), Angst in Prüfung ist unberechtigt und muss nicht leistungsmindernd wirken. 28
29 1.2 Theoretische Erklärungsansätze für den Angst-Leistungszusammenhang Subtypen von HPÄ nach integrativem Ansatz (Beispiele): 1. Effektive Studierfertigkeiten und Mehraufwand; gutes Wissen; ausgeprägte Aufgeregtheit und Besorgnis-Kognitionen vor und in der Prüfung, die nicht leistungsmindernd wirken (Processing efficency theory). Angst als Leistungsmotiv mit positiven Effekten auf die Leistung! 2. Effektive Studierfertigkeiten und Mehraufwand; gutes Wissen; ausgeprägte Aufgeregtheit und Besorgnis-Kognitionen erst in der Prüfung; Performanz-Interferenz i.d. Prüfung schlechtere Prüfungsleistung (unterhalb der Fähigkeiten). [nur Performanz- Interferenz-Modell und/oder Gedächtnisdefizitmodell] 29
30 1.2 Theoretische Erklärungsansätze für den Angst-Leistungszusammenhang 3. Ineffektive Studierfertigkeiten, bereits in der Vorbereitungsphase Aufgeregtheit und Besorgnis-Kognitionen, die das Lernen behindern (chaotisches Lernen) trotz hohem Mehraufwand kommt es zu subjektiv gering eingeschätztem Prüfungswissen; zusätzlich: in der Prüfung Besorgnis-Kognitionen und Performanz-Interferenz [Kombination aus Performanz-Interferenzmodell bzw. Gedächtnisdefizitmodell und Studierfertigkeiten-Defizit-Modell]. Resultat: schlechtere Prüfungsleistung 4. Ineffektive Studierfertigkeiten und geringer Mehraufwand (Vermeidung, Verdrängung, Ablenkung) objektiv geringes Prüfungswissen; da sie darum wissen, Besorgnis- Kognitionen in der Prüfung Performanz-Interferenz bzw. Gedächtnisdefizit. Resultat: Schlechtere Prüfungsleistung [Studierfertigkeiten-Defizit-Modell ergänzt durch Performanz- Interferenz bzw. Gedächtnisdefizite] 30
31 1.2 Theoretische Erklärungsansätze für den Angst-Leistungszusammenhang Schlussfolgerungen: auch wenn gruppenstatistisch nur relativ geringer negativer Zshg. zw. Angst und Leistung, so kann im Einzelfall Angst zu wesentlich schlechteren Prüfungsergebnissen führen (oder auch zu Prüfungsvermeidung Einschränkungen in der beruflichen Entwicklung) subjektive Belastung durch Prüfungsängstlichkeit wird oft vernachlässigt, ist aber bedeutsam auch i.s.v. Komorbidität, z.b. Auslöser psychosomatischer Beschwerden und anderer psychischer Belastungen/Störungen wie Arbeits- /Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen, Minderwertigkeitsgefühle, sozialer Rückzug, andere Angststörungen, etc. 31
32 1.2 Theoretische Erklärungsansätze für den Angst-Leistungszusammenhang Ergo: Psychologische Prävention und evtl. Intervention mehrere Interventionsansätze denkbar: auf der Makrosystem-Ebene: z.b. Selektionsfunktion der Prüfungsleistungen (für weitere Bildungsgänge, Berufseintritt) reduzieren auf der Mesosystem-Ebene: z.b. Veränderung des Schulklimas (z.z. orientiert an sozialen Leistungsvergleichen) in Richtung kooperativeres Lehren und Lernen; keine Prüfungen als speed-tests auf der Mikrosystem-Ebene: z.b. Veränderung des Klassenklimas (wie Mesosystem-Ebene), Lehrer-Schüler-Interaktion angstfreier gestalten (z.b. Lehrer droht nicht mehr mit: Udo, wenn du weiterhin so schlecht aufpasst, bekommst du in der nächsten Klassenarbeit wieder eine 5. ) auf der Individualsystem-Ebene: individuelle Prüfungsängstlichkeits-Reduzierung und/oder Verbesserung der Lernstrategien/-techniken z.b. Psychoedukatives Gruppenprogramm für hochprüfungsängstliche Studierende 32
33 Übersicht 1 Theoretische Einführung 2 Diagnostik 3 Prävention 4 Intervention - Beispiel: Psychoedukatives Gruppenprogramm für hochprüfungsängstliche Studierende (PGhS) Literatur 33
34 2 Diagnostik Es gibt einige mehr oder weniger differenzierte Angst- bzw. Ängstlichkeitsfragebogen, z.b. State-Trait-Anxiety-Inventory (STAI; nach Spielberger) Angstfragebogen für Schüler (AFS; Wieczerkowski et al., 1981) Prüfungsängstlichkeitsinventar (TAI-G; Hodapp, 1991) Kaum differenzierte Instrumente, die verschiedene Auslöser Erscheinungsweisen Bewältigungsverhalten Angststabilisierungen speziell bei Prüfungsängstlichkeit erfassen. Ausnahme: Differentielle Leistungsangst Inventar (DAI) von Rost und Schermer (1997) 4 Dimensionen, 12 Subskalen, 146 (Langform) bzw. 96 (Kurzform) Items 34
35 2 Diagnostik: DAI (Rost & Schermer, 1997) Leistungs-/Prüfungsängstlichkeit Angstauslösung Angsterscheinungsweisen Angstverarbeitung (Coping) Angststabilisierung Repertoire- Unsicherheit Wissensbezogene Angstauslösung Sozialbezogene Angstauslösung Physiologische Manifestation Emotionale Manifestation Kognitive Manifestation Gefahrenkontrolle Situationskontrolle Angstkontrolle Angstunterdrückung Externale Stabilisierung Internale Stabilisierung 35
36 2 Diagnostik: DAI (Rost & Schermer, 1997) Leistungs-/Prüfungsangst-Diagnostik Angstauslösung Repertoire- Unsicherheit Wissensbezogene Angstauslösung Sozialbezogene Angstauslösung Repertoire-Unsicherheit: mangelhafte Arbeits- und Lerntechniken Ich habe Angst, da es mir schwer fällt, mich systematisch vorzubereiten. ;..., weil ich dazu neige, mich beim Arbeiten an Nebensächlichkeiten festzubeißen. Wissensbezogene Angstauslösung: mangelhaftes Wissen oder mangelhafte Fähigkeiten Ich habe Angst, wenn ich merke, dass ich die Frage nicht lösen kann. Sozialbezogene Angstauslösung: Befürchtung, sich vor anderen zu blamieren Ich habe Angst, dass die anderen mir meine Unsicherheit anmerken. 36
37 2 Diagnostik: DAI (Rost & Schermer, 1997) Leistungs-/Prüfungsangst-Diagnostik Angsterscheinungsweisen Physiologische Manifestation Emotionale Manifestation Kognitive Manifestation Physiologische Angstmanifestation Wenn ich Angst habe, ist mir fast übel. Emotionale Angstmanifestation: Gefühle der Hoffnungslosigkeit, Hilflosigkeit, mangelnde Zuversicht. Wenn ich Angst habe, fühle ich mich ausgeliefert. Kognitive Angstmanifestation: ablenkende Besorgnis-Gedanken ( Konzentrationsstörung / Denkblockade) Wenn ich Angst habe, sind meine Gedanken blockiert.,..., kann ich Gedanken nicht zu Ende denken. 37
38 2 Diagnostik: DAI (Rost & Schermer, 1997) Leistungs-/Prüfungsangst-Diagnostik Gefahrenkontrolle durch produktives Arbeitsverhalten: Um meine Angst zu bewältigen, arbeite ich den nicht beherrschten Stoff mit jemandem durch. Situationskontrolle durch direktes/indirektes Vermeiden: Um meine Angst zu bewältigen, melde ich mich krank.,..., hoffe ich, dass der Dozent krank wird. Angstkontrolle durch Relaxation/Antizipation (auch systematische Desensibilisierung): Um meine Angst zu bewältigen, spiele ich die Prüfung gedanklich durch.,..., mache ich Yoga oder Entspannungsübungen. Angstunterdrückung durch Ablenkung/Bagatellisierung: Um meine Angst zu bewältigen, rede ich mir ein, dass alles nicht so schlimm ist.,..., versuche ich, nicht daran zu denken. Angstverarbeitung (Coping) Gefahrenkontrolle Situationskontrolle Angstkontrolle Angstunterdrückung 38
39 2 Diagnostik: DAI (Rost & Schermer, 1997) Leistungs-/Prüfungsangst-Diagnostik Externale Stabilisierung: Krankheitsgewinn durch Erleichterung und/oder soziale Zuwendung Wegen meiner Angst kommt es vor, dass die Dozenten nicht so streng sind. Andere nehmen auf meine Angst starke Rücksicht. Internale Stabilisierung: negative Selbstverbalisation, Aufmerksamkeits-Zentrierung auf potentiell angsterzeugende Reize Eine schlechte Note belastet mich noch lange., Wenn ich Angst habe, male ich mir das Schlimmste aus. Angststabilisierung Externale Stabilisierung Internale Stabilisierung 39
40 Übersicht 1 Theoretische Einführung 2 Diagnostik von Prüfungsängstlichkeit (DAI) 3 Prävention 4 Intervention - Beispiel: Psychoedukati-ves Gruppenprogramm für hochprüfungsängstliche Studierende (PGhS) Literatur 3.1 Konzeption und Durchführung 3.2 Evaluation 40
41 Übersicht 1 Theoretische Einführung 2 Diagnostik von Prüfungsängstlichkeit (DAI) 3 Prävention 4 Intervention - Beispiel: Psychoedukati-ves Gruppenprogramm für hochprüfungsängstliche Studierende (PGhS) Literatur 3.1 Konzeption und Durchführung 3.2 Evaluation 41
42 4.1 PGhS: Konzeption und Durchführung Ein Psychoedukatives Gruppenprogramm für hochprüfungsängstliche Studierende (PGhS) (Sabine Gaspar-Sottmann, 2002, Diss. Univ. Göttingen) Umfang: insgesamt 22 Zeitstunden, verteilt auf 8 Sitzungen Geht von der Synthese des Performanz-Interferenz- und des Studierfertigkeiten-Defizit-Modells aus. Daraus ergeben sich drei Ansatzpunkte: (a) emotionale und (b) kognitive Methoden zur Reduzierung der aufgabenirrelevanten Besorgnis-Gedanken [Performanz- Interferenz-Modell] (c) Verbesserung der Studierfertigkeiten [Studierfertigkeiten- Defizit-Modell] 42
43 4.1.1 PGhS: Konzeption Psychoedukation: Information über Entstehung, Symptomatik und Bewältigung der Prüfungsangst (Vertiefend in der 1. und 2. Sitzung; themenspezifisch in allen folgenden Sitzungen) beinhaltet Erklärungsmodell zur Prüfungsangst Vermittlung von effektiven Studierfertigkeiten (2. und 3. Sitzung) konstruktive Zeit- und Arbeitsplanung Motivationssteigerung übersichtliche Organisation des Arbeitsplatzes Lesetechnik (PQ4R) 43
44 4.1.1 PGhS: Konzeption: Teil Lesetechnik: PQ4R - Methode Preview Questions Read Reflect Recite Review - Überblick verschaffen und Bearbeitungseinheiten bilden - Fragen stellen - sorgfältig lesen und Fragen beantworten - beim Lesen nachdenken - Gelesenes wiedergeben und Fragen beantworten - Kapitel noch einmal durchgehen und wieder die wesentlichen Fragen beantworten 44
45 4.1.1 PGhS: Konzeption Vermittlung von Entspannungsverfahren (PMR und Atementspannung) (Vertiefend in der 1. und 2. Sitzung, angewendet auch in allen folgenden Sitzungen) Ziel: Aufgeregtheitskontrolle, Stressreduktion, 45
46 4.1.1 PGhS: Konzeption Herausarbeiten von negativen Selbstverbalisationen und Umwandlung in positive Selbstverbalisationen (3. und 4. Sitzung) Erhöhung des Kontrollgefühls, positive Selbsteinstellung Training der erlernten Bewältigungsstrategien in imaginären Prüfungsangstsituationen (5. und 6. Sitzung) Systematische Desensibilisierung in sensu Simulation von mündlichen Prüfungssituationen in Rollenspielen (7. und 8. Sitzung) Desensibilisierung in quasi vivo Rollenspiele mit Videofeedback, Abgleich von Selbst- und Fremdwahrnehmung hilfreiches Feedback zu positiven und negativen Aspekten des eigenen Auftretens 46
47 4.1.2 PGhS: Durchführung Ablauf In jeder Sitzung gibt es Anfangs- und Endblitzlicht Besprechung der Hausaufgaben der letzten Sitzung Vergabe neuer Hausaufgaben (diese Elemente werden im Folgenden nicht mehr gesondert erwähnt) 1. Sitzung (2 Std.) - Vorstellung, Kennenlernen, Erwartungen & Motivationen der TN - Konzeptdarstellung - Erklärungsmodell zur Prüfungsangst einführen - Schnellentspannung (Atementspannung) 47
48 4.1.2 PGhS: Durchführung 2. Sitzung (2 Std.) Einführung in effektive Studierfertigkeiten Selbstmotivation, Selbstbelohnung Arbeitsplatzgestaltung Zeit- und Arbeitsplan Einführung in PMR Hausaufgabe: Beispiel siehe nächste Folie 48
49 4.1.2 PGhS: Durchführung Beispiel für eine Hausaufgabe aus der 2. Sitzung: Selbstbeobachtung in Prüfungsangst auslösenden Situationen und Umwandlung negativer Selbstverbalisationen in positive Selbstverbalisationen 49
50 4.1.2 PGhS: Durchführung 3. Sitzung (4 Std.) Fortsetzung der Vermittlung von Studierfertigkeiten Verbesserung der Konzentration, Aufnahmeund Merkfähigkeit effektive Lesetechnik (PQ4R) Kurzversion der PMR Herausarbeiten negativer Selbstverbalisationen Tn stellen Bilder von Prüfungssituationen vor, die sie zuhause malen sollten Schnellentspannung 4. Sitzung (2 Std.) Besprechung der Angsthierarchie- Konstruktionen Vorbereitung der Systematischen Desensibilisierung Erarbeitung alternativer positiver Selbstverbalisationen Kurzversion der PMR 50
51 4.1.2 PGhS: Durchführung 5. Sitzung (2 Std.) Besprechung der erarbeiteten positiven Selbstverbalisationen Training der erlernten Bewältigungsstrategien in imaginären Prüfungsangstsituationen (Teil I) Systematische Desensibilisierung I. Vorstellen einer angstauslösenden Situation II. Vorstellung bisheriger Reaktionen (negative Selbstverbalisationen, Gefühle, physiologische Symptome) III. Gedanken-Stopp Atementspannung, PMR, positive Selbstverbalisationen 6. Sitzung (2 Std.) Training der erlernten Bewältigungsstrategien in imaginären Prüfungsangstsituationen (Teil II) 51
52 4.1.2 PGhS: Durchführung 7. Sitzung (4 Std.) Simulation von mündlichen Prüfungssituationen (Teil I) Simulation mit Prüfling, Prüfer, Protokollant Videoaufzeichnung Dauer ca. 10 bis 15 Minuten pro Situation Rückmeldung durch die Beobachter (andere Tn) gemeinsame Auswertung der Videoaufnahme Kurzversion der PMR 8. Sitzung (4 Std.) Simulation von mündlichen Prüfungssituationen (Teil II) Schnellentspannung Rückblick auf das PGhS und Ausblick Verabschiedung 52
53 Übersicht 1 Theoretische Einführung 2 Diagnostik von Prüfungsängstlichkeit (DAI) 3 Prävention 4 Intervention - Beispiel: Psychoedukatives Gruppenprogramm für hochprüfungsängstliche Studierende (PGhS) 4.1 Konzeption und Durchführung 4.2 Evaluation Literatur 53
54 4.2 PGhS: Evaluation Erfolgskriterien Verbesserungen bzgl. Prüfungsängstlichkeit [Hauptziel] Globale Prüfungsängstlichkeit (TAI-G) Prüfungsangst auslösende Bedingungen (DAI-AUS) Angsterscheinungsweisen (DAI-MAN) Bewältigungsverhalten (DAI-COP) Gefahrenkontrolle Angstkontrolle Angstunterdrückung Spezifische Studentische Probleme (SSP) Selbstunsicherheit im Sozialkontakt (U-Fragebogen) Seelisches und körperliches Wohlbefinden (B-L und TPF) 54
55 4.2 PGhS: Evaluation Methode EG-KG-Design mit Messwiederholung Experimentalgruppe (EG) 9 Prüfungsangstgruppen zu je 6-10 Tn insgesamt 60 hochprüfungsängstliche Vpn 2 Kursleiterinnen 3 Messzeitpkte: prä (60 Vpn), post (60 Vpn), follow-up (49 Vpn) Kontrollgruppe (KG) Wartekontrollgruppe ohne Treatment entweder wartend auf Treatment oder direkte Anmeldung für KG insgesamt 63 hochprüfungsängstliche Vpn 2 Messzeitpunkte: prä (63 Vpn), post (63 Vpn) Insgesamt 123 Vpn (81 % weibl., 19 % männl., M(Alter) = 26 Jahre) 55
56 4.2 PGhS: Evaluation Ergebnisse: Prüfungsängstlichkeit *** ** * n.s. n.s. * n.s. *** * 56
57 4.2 PGhS: Evaluation weitere Ergebnisse: Effektstärken 57
58 4.2 PGhS: Evaluation Fazit gute Wirksamkeit, insgesamt mittlere Effektstärken Effekte bleiben auch im Follow-up (3 Monate nach Programmende) weitgehend erhalten; z.t. sogar Langzeitgewinne gute Akzeptanz und überwiegende Zufriedenheit der Tn Durchführbarkeit gezeigt Wünschenswert: Follow-up auch nach mehr als 3 Monaten es gibt zum Vergleich leider keine Effektstärken anderer Programme 58
59 Übersicht 1 Theoretische Einführung 2 Diagnostik von Prüfungsängstlichkeit (DAI) 3 Prävention 4 Intervention - Beispiel: Psychoedukatives Gruppenprogramm für hochprüfungsängstliche Studierende (PGhS) Literatur 4.1 Konzeption und Durchführung 4.2 Evaluation 59
60 Literatur verwendete Literatur Gaspar-Sottmann, S. (2002). Ein Psychoedukatives Gruppenprogramm für hochprüfungsängstliche Studierende (PGhS): Konzeption und Evaluation. Göttingen: Cuvillier. (Zugl. Diss. Univ. Kassel, 2002) Mietzel, J. (1998). Pädagogische Psychologie des Lernens und Lehrens (5. Aufl.). Göttingen: Hogrefe. Rost, D. H. & Schermer, F. J. (1997). Differentielles Leistungsangst Inventar (DAI). Frankfurt: Swets Test Services. Rost, D. H. & Schermer, F. J. (2001). Leistungsängstlichkeit. In D. H. Rost (Hrsg.), Handwörterbuch Pädagogische Psychologie (2. Aufl., S ). Weinheim: Beltz. 60
61 Literatur verwendete Literatur Seipp, B. (1990). Angst und Leistung in Schule und Hochschule: eine Metaanalyse. Frankfurt am Main: Lang. (Zugl. Diss. Univ. Düsseldorf, 1989). Seipp, B. u.a. (1991). Angst und Leistung-Eine Metaanalyse. Zeitschr. Päd. Psychol. H.2. Kerres, A. u.a. (1991). Ängstlichkeit als semantisches Netzwerk. Zeitschr. Päd. Psychol. H.2. Schnabel, K. (1996). Leistungsangst und schulisches Lernen. In J. Möller & O. Köller (Hrsg.), Emotionen, Kognitionen und Schulleistung (S ). Weinheim: Beltz. Schuster, U. & Witruk, E. (2002). Werden Angstwirkungen auf das Arbeitsgedächtnis gelernt. In: Lebensraum, Lebenstraum(a) Schule. Diplomarbeiten von Bathe (1995) und Pfitzner & Winzerling(1996). Univ. Leipzig. 61
62 Selbsthilfe- und Ratgeberliteratur (nicht direkt verwendet) Charbel, A. (2004). Top vorbereitet in die mündliche Prüfung. Nürnberg: Bildung und Wissen. Eschenröder, C. T. (2002). Selbstsicher in die Prüfung. München: CIP- Medien. Knigge-Illner, H. (2002). Ohne Angst in die Prüfung: Lernstrategien effizient einsetzen. Frankfurt /Main: Eichborn. Metzig, W. & Schuster, M. (1998). Prüfungsangst und Lampenfieber. Berlin: Springer. Schulte-Steinicke, B. & Peter, J. (1999). Locker durch Studium und Prüfung mit Selbstlerntechniken. Milow: Schibri. Schuster, M. (2001). Für Prüfungen lernen. Göttingen: Hogrefe. Walther-Dumschat, S. (2003). Mehr Erfolg bei Prüfungen und Klausuren. Heidenau: PD-Verlag. Weiß, H.-J. (1997). Prüfungsangst. Würzburg: Lexika. Wolf, D. & Merkle, R. (2003). So überwinden Sie Prüfungsängste. Mannheim: PAL-Verlagsgesellschaft. 62
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