Fulda, 01. März Catherina Jansen, M.Sc. Ernährungswissenschaften
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1 Fulda, 01. März 2013 Catherina Jansen, M.Sc. Ernährungswissenschaften
2 Gliederung: Hintergrund und Problemstellung Forschungsfrage Methodischer Bezugsrahmen und Untersuchungsdesign Erste Ergebnisse Zwischenfazit und Diskussion
3 Schulverpflegung wird im Zuge der GTS- Entwicklung zum gesellschaftspolitischen Handlungsfeld Die Bilanz nach rund 10 Jahren ist ernüchternd; Defizite existieren auf allen Ebenen: sensorisch hygienisch ernährungsphysiologisch pädagogisch Hauptproblem: mangelnde Akzeptanz
4 Gesetzliche Rahmenbedingungen und Zielvorgaben sind kaum vorhanden. Qualitätsentwicklungsprozesse bleiben den Schulen und Schulträgern überlassen. sehr heterogene Verpflegungsstrukturen Öffentlichkeit fordert: Durchsetzung von Qualitätsstandards! Berlin und das Saarland wollen Standards verbindlich machen. Problem: Es existiert (bislang) kein kollektives Verständnis von guter Schulverpflegung! Das Anforderungsprofil ist breit gestreut und die Diskussion ist von Kontroversen geprägt.
5 Was bedeutet eigentlich Qualität? Wer legt die Qualitätsanforderungen fest? Welche Parameter werden bewertet, wenn von Schulverpflegung die Rede ist? Qualität nach Din EN ISO 9000: Vermögen einer Gesamtheit inhärenter Merkmale eines Produkts, eines Systems oder eines Prozesses zur Erfüllung von Forderungen von Kunden und anderen interessierten Parteien.
6 Welche Interpretationen und Leitbilder guter Schulverpflegung existieren? Wie werden öffentlich propagierte Leitbilder in akteursbezogenen, handlungspraktischen Leitbildern rezipiert? Wo können gemeinsame Schnittmengen und Verständigungsgrundlagen lokalisiert werden?
7 Was sind Leitbilder? Allgemein (u.a. Giesel 2007): subjektive Konstruktionen bestimmter Ziel- und Wertvorstellungen (sozial geteilte) Ideen von einer wünschenswerten und prinzipiell erreichbaren Zukunft, die durch entsprechendes Handeln realisiert werden soll Unterscheidung in manifeste und latente Leitbilder propagierte und echte Leitbilder
8 Dimensionierungsgrundlage: Qualitätsverständnis nach Donabedian (1966) Ergebnisqualität: Was soll Schulverpflegung eigentlich leisten? Prozessqualität: Wie sollen die propagierten Ziele erreicht werden? Strukturqualität: Welche Rahmenbedingungen und Ressourcen werden hierzu als notwendig erachtet?
9 Dokumentenanalyse Untersuchung normativer Beiträge in der öffentlichen (medial vermittelten), politischen und wissenschaftlichen Debatte, u.a.: Parteiliche Mitteilungen, Koalitionsvereinbarungen und Sitzungsprotokolle Positionspapiere von Interessengemeinschaften und Vereinen Fachliche Empfehlungen versch. Wissenschaftsdisziplinen Qualitative Inhaltsanalyse (Mayring 2010) leitfadengestützte qualitative Interviews mit Entscheidungsträgern aus Schule, Verwaltung und Politik Leitbildanalyse (de Haan 2001)
10 Was soll Schulverpflegung eigentlich leisten? Welche gesellschaftlichen und politischen Ziele werden mit Schulverpflegung verknüpft? gesund regional preiswert nachhaltig Gute Schulverpflegung sozial gerecht lecker pädagogisch wertvoll
11 Wie sollen die postulierten Ziele erreicht werden? Welche Gestaltungseinflüsse erhalten die einzelnen Akteure? Markt Fachkompetenz, Professionalisierung, Kundenorientierung, Wettbewerb Staat Schulgemeinde Finanzielle Verantwortung, direktive Steuerung und Gesetzgebung Schulverpflegung Selbstverantwortung, Autonomie, Partizipation, Öffnung von Schule
12 Qualität ist ein dialogisches Konstrukt. Qualitätsentwicklung setzt Aushandlungsprozesse voraus. Schulverpflegung ist in komplexe Strukturen eingebettet, die allen Beteiligten transparent werden müssen. Verpflegung im Setting Schule kann nicht als isoliertes Handlungsfeld betrachtet werden, sie ist eng mit Prozessen der Schulentwicklung assoziiert.
13 Die DGE Qualitätsstandards sind ein wichtiges und sinnvolles Instrument, um Orientierungswerte für eine nährwertoptimierte Mittags- und Pausenverpflegung zu liefern. Um die Rolle der Mahlzeit im Sozialraum Schule zu definieren, sind sie allein jedoch nicht ausreichend. Notwendig sind Aushandlungsprozesse zwischen allen Betroffenen, die im Ergebnis beschreiben: Welche Rolle spielt das Essen an unserer Schule?
14 Kontroversen: Wird der Staat seiner Verantwortung gerecht, wenn er Schulverpflegung an kommerzielle Dienstleister delegiert? Wo verläuft die Grenze zwischen Fürsorge und Entmündigung? Wie lässt sich Elternengagement und Schülereinbindung in der Essenszubereitung mit dem Anspruch nach Professionalität vereinbaren?
15 Donabedian, A (1966): Evaluating the Quality of Medical Care. In: The Milbank Memorial Fund Quarterly. Vol. XLIV, No. 3, Part. 2, Giesel KD (2007): Leitbilder in den Sozialwissenschaften. Begriffe, Theorien und Forschungskonzepte. VS Verlag. Wiesbaden Haan G de (2001): Die Leitbildanalyse. Ein Instrument zur Erfassung zukunftsbezogener Orientierungsmuster. In: Haan, G. de, Lantermann E.D., Linneweber, V. (Hrsg.): Typenbildung in der sozialwissenschaftlichen Umweltforschung. Leske & Budrich. Opladen Mayring P (2010): Qualitative Inhaltsanalyse. 11. aktual. u. bearb. Aufl., Beltz
16 Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
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