Herzinsuffizienz und Depression optimale Betreuung

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Transkript:

Herzinsuffizienz und Depression optimale Betreuung 0 6. 0 5. 2 0 1 7 L E I P Z I G H I L K A G U N O L D H E R Z Z E N T R U M L E I P Z I G U N I V E R S I T Ä T L E I P Z I G

Hintergründe

Depressivität erhöht Inzidenz der Herzinsuffizienz bei Hypertonikern n=4538 Abramson et al., Arch Intern Med 2001

Depression erhöht Risiko der Herzinsuffizienz bei KHK-Patienten n=13.708 May et al., JAMA 2009

Kardiale Patienten mit Depression erkranken mit doppelter Wahrscheinlichkeit an Herzinsuffizienz. Rutledge T et al; J Am Coll Cardiol 2006; 48(8):1527 1537

Herzinsuffizienz und Depressivität 20-40 % der ambulanten Patienten 70% der stationären Patienten je jünger die Patienten je schwerer die Herzinsuffizienz Rutledge,T.; J Am Coll Cardiol 2006; 48: 1527 1537

Patienten mit Herzinsuffizienz entwickeln nicht nur als Reaktion auf die schwere körperliche Erkrankung 3 4 mal häufiger eine Depression. Rutledge T et al; J Am Coll Cardiol 2006; 48(8):1527 1537

Warum Depression beachten? mehr somatische Symptome schlechtere Lebensqualität schlechtere Adhärenz kognitive Defizite, Adhärenz vermehrte Hospitalisierungen höhere Mortalität höhere Kosten Ampadu J, Morley JE. Int J Cardiol 2015; 178: 12 23 Jünger J et al. Eur J Heart Fail. 2005;7(2):261 267 Sullivan M et al. Arch Intern Med 2002; 162: 1860 1866 u.a.

Depressivität erhöht kardiale Ereignisse/Mortalität bei Herzinsuffizienz Sherwood A et al., Arch Intern Med. 2007;167:367-373)

Prognose der Herzinsuffizienz bei Angst und Depression Suzuki T et al ; J Cardiol. 2014; 64(6):456-62

Herzinsuffizienz Depressivität - Adhärenz A: adherent without depressive symptoms B: adherent with depressive symptoms C: nonadherent without depressive symptoms D: nonadherent with depressive symptoms. Wu J al., Journal of Cardiac Failure, 2013, Vol 19 No. 5

Prognostische Relevanz der Depressions-Intensität Piepenburg SM et al.; Circ Heart Failure 2015

Depression bei chronischer Herzinsuffizienz - gesicherter Prädiktor für häufigere Krankenhausaufenthalte und schlechteres Überleben Mortalität der Herzinsuffizienz - bei Depression auf das Doppelte erhöht

Pathophysiologische Zusammenhänge zw. Depression und Herz Kreislauf Pathophysiologische Zusammenhänge zw. Psychischen Erkrankungen und Herz-Kreislauf Genetische Veränderung Autonomes Nerven System Endokrines System Immunsystem Inflammation Nach Rozanski A et al; Journal of the American College of Cardiology 2005; 45(5):637-51.

Zwischen Depressivität und Herzinsuffizienz bestehen bidirektionale biologische Zusammenhänge. Verhaltensfaktoren tragen zur Krankheitsprogression bei. Hare; European Heart Journal 2014; 35:1365 1372

Herzinsuffizienz

Diagnostik

2008 AHA fordert Screening 2013 Positionspapier DGK Lichtman et al. Circulation 2008; 118:1768 Ladwig et al., Kardiologe 2013

Symptome der Depression

Screening - PHQ-2/9 Bewertungspunkte 0 1 2 3 Summenscore > 9 > 12

Studienergebnisse - Therapie

Pathophysiologische Zusammenhänge athophysiologische Zusammenhänge zw. Psychischen zw. Erkrankungen Depression und Herz-Kreislauf Kreislauf Autonomes Nerven System Endokrines System Immunsystem Inflammation

Zentren Würzburg, Leipzig

Inhalte der Strukturierten Betreuung Schulung über Krankheit Anleitung zur Selbstkontrolle und Lebensstil Vermittlung zur Medikamenten Adhärenz Erfassen der Befindlichkeit und Beschwerden Sozialdienst vermitteln Regelmäßige Telefonkontakte

Kein Effekt auf Mortalität und Hospitalisierung Angermann et al; JAMA 315(24):2683 2693

Verlauf der depressiven Symptome Angermann et al; JAMA 315(24):2683 2693

Zusammenfassung MOOD - HF Keine Verbesserung der Prognose durch SSRI UND DOCH Besserung der Depressivität durch optimale multimodale patientenzentrierte Therapie Escitalopram ist sicher bei Herzinsuffizienz

Behandlung der Depression SADHART, ENRICHD, MIND-IT und CREATE SSRI bessern Depressivität, aber nur bei schweren, rezidivierenden / vorbestehenden Depressionen SSRI Kardial gut verträglich kein prognostischer Effekt von SSIR und unspezifischer Psychotherapie auf kardiale Erkrankung belegt psychosomatische Grundversorgung gut wie Psychotherapie

Körperliches Training bessert Depressivität bei CHI HF Action - Study Blumenthal JA, Sherwood A, Babyak MA, J Am Coll Cardiol 2012;60:1053 63

Körperliches Training bessert Depressivität bei CHI HF Action - Study Blumenthal JA, Babyak MA, O Connor C, et al. JAMA 2012;308(5):465 74.

Wirkungsmechanismen von körperlicher Aktivität / Sport Konditionierung Physiologisch biologisch vermittelte Besserung Herzinsuffizienz Neurobiologische Veränderungen Verbesserung Körpergefühl Selbstwert/ Selbstvertrauen Kardiologische Rehabilitation als Möglichkeit die Angst und Unsicherheit vor Aktivität zu überwinden und zu konditionieren Motivation entscheidend und schwierig

Wagner Chronic Care Model

Collaborative Care - Herzinsuffizienz Nichtärztliche Care manager - patientenzentriert Teil eines Teams Steuerung und Begleitung der Therapie Koordination der Behandlungspartner Hausarzt; Kardiologe, Psychiater, Nephrologe; Diabetologe Psychosomatische Grundversorgung (Verhaltenstherapie) Identifizierung des psychosozialen Stress / Konfliktes Koordination der psychosozialen und Herzinsuffizienzbetreuung Soziale Unterstützung

Behandlungsansätze

Optimale Versorgung bei Herzinsuffizienz und Depression Optimierung der Grundkrankheit Schulung und Selbstkontrolle Selbstbefähigung (Empowerment) Nur im Einzelfall Antidepressiva /Psychotherapie Psychosomatische Grundversorgung Körperliche Aktivität motivieren

Interventionsinhalte der Psychosomatischen Unterstützung Focusierung auf positiven Aspekte Anstelle der negativen Aspekte der Erkrankung Selbstwirksamkeit und Gefühl einer erfolgreichen Bewältigung fördern Motivationale Unterstützung Praktische Assistenz, dass Patienten wieder eine positive Sicht auf Zukünftiges haben können Bereits wiederholte kurze persönliche Kontakte erfolgreich.

Optimale Versorgung bei Herzinsuffizienz und Depression Psychosomatische Grundversorgung www.akademie.dgk.org/de Psychokardiologische Betreuung ambulant: z.b. Herzzentrum Leipzig; Universität Leipzig stationär: Psychokardiologie - Universität Göttingen Psychokardiologie- Bad Nauhaim Psychokardiologische Rehabilitation

http://www.psychokardiologie.org

V I E L E N D A N K F Ü R D I E A U F M E R K S A M K E I T H I L K A. G U N O L D @ H E L I O S - K L I N I K E N. D E