Wer (richtig) fragt, der führt. - Wie könnten Sie offene / öffnende Fragen formulieren? - Wie könnten Sie weiche Fragen formulieren? - Wie könnten Sie Antworthilfen formulieren? - Übung, um mit guten Fragen ins Gespräch zu kommen. Reinhold Vogt www.memopower.de 1 von 1
Die richtigen Fragen stellen Raum für Ihre Eintragungen Wie fragen Sie im Lehrgespräch und innerhalb der Vier- Stufen-Methode? Im Hauptteil des Lehrgesprächs bzw. innerhalb der Stufe 2 bei der Vier-Stufen-Methode (bei deren moderner Variante) ist es wichtig, dass Sie Ihren Auszubildenden durch Fragen aktivieren und auf dieses Weise ein Gespräch mit ihm führen. Es gibt unterschiedliche Arten von Fragen. - Zum Führen eines Gesprächs nicht geeignet sind insbesondere Ja-/Nein-Fragen, wie zum Beispiel: - "Ist dieser Arbeitsablauf geeignet?" - "Hat der Kunde mit seiner Beschwerde Recht?" - "Wissen Sie, wie man XY macht?" Rein formal ist auch das eine Ja-/Nein-Frage. Solche Fragen können mit Ja oder Nein abschließend beantwortet werden und erschweren ein Gespräch, bei dem beide Gesprächspartner ins Reden kommen sollen bzw. wollen. Ja-/Nein-Fragen passen eher zu einem Verhör. Folgende Fragen können ebenfalls nur ganz kurz beantwortet werden und sind deshalb eher ungeeignet: - "In welchem Gesetz ist das geregelt?" - "Welches Werkzeug ist hierfür am besten geeignet." Ungeeignet sind auch die so genannten Alternativ-Fragen, wie zum Beispiel: "Müssen wir in solchen Fällen nach Muster A oder nach Muster B vorgehen?" Auch dadurch werden Sie kein richtiges Gespräch erreichen. Was sind offene Fragen? Die einzige Frage-Art, die für das Lehrgespräch geeignet ist, sind die offenen / öffnenden Fragen. Offene / öffnende Fragen beginnen insbesondere mit den Fragewörter "Wieso", "Weshalb", "Warum", "Inwiefern" und "Wie", zum Beispiel: - "Inwiefern ist dieser Arbeitsablauf geeignet?" - "Warum hat der Kunde mit seiner Beschwerde Recht?" - "Wie sollten wir in diesem Fall vorgehen?" - "Wie ist dieser Fall rechtlich geregelt?" Reinhold Vogt www.memopower.de 1 von 5
Mit Hilfe von öffnenden Fragen führen Sie Ihren Auszubildenden zum Mitdenken (hohe Teilnehmer-Aktivierung); das führt gleichzeitig zu höherer Lernmotivation und zu besseren Lernergebnissen! Raum für Ihre Eintragungen Wie lassen sich offene Fragen leichter beantworten? Wie formulieren Sie weich? Sie können die Wahrscheinlichkeit, dass der Auszubildende Ihnen (auf Ihre offenen Fragen) überhaupt antworten kann, durch zwei Verhaltensweisen erhöhen: - Formulieren Sie Ihre öffnenden Fragen weich. - Geben Sie Antworthilfen. Sie erleichtern es Ihrem Auszubildenden, antworten zu können, sofern Sie Ihre Fragen weich formulieren, zum Beispiel so: - "Wieso könnte dieser Arbeitsablauf geeignet sein?" - "Inwieweit können Sie die Beschwerde des Kunden nachvollziehen?" - "Was schlagen Sie in diesem Fall aufgrund Ihrer bisherigen Erfahrungen vor?" Bei weichen Formulierungen wird Ihnen der Auszubildende antworten können, obwohl er die richtige Antwort noch nicht weiß; das ist der Normalfall beim Lehrgespräch: Erst innerhalb des Lehrgesprächs, der fragend-erarbeitende Methode, soll der Auszubildende die relevanten Informationen erlernen! 'Weich' formulierte Fragen sind das Gegenteil von 'Faktenfragen'. - Faktenfragen sind zum Beispiel: "Wie ist das geregelt?", "Welche Möglichkeiten gibt es hier?", "Wie müssen wir in diesem Fall vorgehen?" - Faktenfragen sind erst für die spätere Erfolgskontrolle geeignet. Die relevanten Informationen müssen vor der Erfolgskontrolle (fragend) vermittelt werden. Wie sehen Antworthilfen aus? Selbst eine offen und weich formulierte Frage kann unter Umstände vom Auszubildenden nicht antworten werden. In einem solchen Fall können Sie ihm sofort oder ein paar Sekunden später eine Antworthilfe anbieten. Antworthilfen sind zum Beispiel: - "Denken Sie bitte mal an XY." - "Vergleichen Sie doch bitte mal diesen Fall mit XY!" - "Stellen Sie sich doch bitte mal folgendes Beispiel vor:!" Reinhold Vogt www.memopower.de 2 von 5
Übung Bitte wandeln Sie Aussagen in offene / weiche Fragen um - mit ungefähr demselben Inhalt Das Lehrgespräch ist eine Unterrichtsform, bei der der Lerninhalt durch ein Gespräch erarbeitet wird. Um ein Lehrgespräch führen zu können, stellt der Ausbilder geeignete Fragen. Für ein Lehrgespräch ungeeignet sind insbesondere Ja-/Nein-Fragen, suggestive Fragen und alternative Fragen. Bei einem Lehrgespräch soll der Ausbilder insbesondere offene / öffnende Fragen stellen. Offene / öffnende Fragen sind dadurch gekennzeichnet, dass der Auszubildende wahrscheinlich mit mehr als nur mit einem Wort antworten wird. Offene Fragen werden insbesondere mit WIE- SO, WESHALB, WARUM sowie mit WIE und INWIEFERN begonnen. Um dem Auszubildenden die Antworten zu erleichtern, sollten die Fragen weich formuliert sein, zum Beispiel "Wie könnte XY geregelt sein?" MUSTER: Was könnte ein Lehrgespräch sein? Antworthilfe: Die Wortbestandteile geben Ihnen schon erste Hinweise. MUSTER: Es gibt verschiedene Fragemöglichkeiten. - Welche Art von Fragen ist für ein Lehrgespräch vermutlich ungeeignet, weil sie eher zu einem Verhör als zu einem Gespräch passt? MUSTER: Wenn man Ja-/Nein-Fragen als geschlossene Fragen bezeichnet (vorangestellte Antworthilfe): Wie könnte man Fragen bezeichnen, bei denen man eher mit einem Satz oder sogar mit mehreren Sätzen antwortet? Weich formulierte Fragen zielen nicht auf eine objektiv richtige Antwort ab, sondern auf die subjektive Vermutung / Einschätzung des Auszubildenden. Reinhold Vogt www.memopower.de 3 von 5
Der Ausbilder sollte zu jeder Antwort (ob richtig oder falsch) ein kurzes Feedback geben. Wenn der Auszubildende eine Frage richtig beantwortet, wird "gut", "prima", "ja, richtig" ein angemessenes Feedback sein. Der Ausbilder benennt eine falsche Antwort sofort als falsch und hakt nach, zum Beispiel, weshalb der Auszubildende gerade auf diese Antwort gekommen ist. Ein Lehrgespräch kann mit nur einem einzigen Auszubildenden oder auch mit etwa 30 Auszubildenden geführt werden. Der Ausbilder stellt seine Fragen generell an die Gesamtheit der Auszubildenden, also nicht an einen einzelnen Auszubildenden. Fragen des Auszubildenden an den Ausbilder gelten als 'pädagogisch besonders wertvoll', weil sie ein Zeichen für das Interesse des Auszubildenden sind. Ein guter Ausbilder wird die Fragen der Auszubildenden an ihn nicht selber beantworten, sondern an das Plenum zurückgeben, um damit den Auszubildenden zu helfen, auch hierzu selber eine Antwort zu finden. Gegenüber einem Vortrag hat das Lehrgespräch den Vorteil, dass der Auszubildende intensiver mitdenkt und handelt. Das führt zu größerer Motivation und besseren Lernerfolgen. Gegenüber einem Vortrag hat das Lehrgespräch den Nachteil, dass es mehr Zeit erfordert. Reinhold Vogt www.memopower.de 4 von 5
Zum Ende jedes Lehrgesprächs sollte es eine Erfolgskontrolle geben. In der Erfolgskontrolle werden keine weichen, sondern Faktenfragen gestellt, zum Beispiel: "Wie ist XY geregelt?" Damit ein noch ungeübter Ausbilder in seinen Lehrgesprächen gute Fragen stellen kann, sollte er zunächst die wichtigsten Aussagen zum Lerninhalt sammeln und anschließend etwa jede zweite / dritte Aussage in eine öffnende, weiche Frage umformulieren und sie in sein Unterrichtskonzept aufnehmen. Reinhold Vogt www.memopower.de 5 von 5