Was haben Sprachkenntnisse mit dem Lernen von Fachkenntnissen zu tun? oder: Was hat der Erwerb von fachlichem Wissen mit dem Sprachwissen zu tun?

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Transkript:

Was haben Sprachkenntnisse mit dem Lernen von Fachkenntnissen zu tun? oder: Was hat der Erwerb von fachlichem Wissen mit dem Sprachwissen zu tun? Somit ist die Wortbedeutung gleichzeitig ein sprachliches und ein intellektuelles Phänomen. Die Wortbedeutung ist nur insofern ein Phänomen des Denkens, als der Gedanke mit dem Wort verbunden und im Wort verkörpert ist - und umgekehrt: sie ist nur insofern ein Phänomen der Sprache, als die Sprache mit dem Gedanken verbunden und durch sie erhellt ist. Sie ist ein Phänomen des sprachlichen Denkens oder der sinnvollen Sprache, sie ist die Einheit von Wort und Gedanke. (Lew Semjonowitsch Wygotsky: Gedanke und Wort, Berlin: Akademie-Verlag1969, S. 239) Sprache ist beim Erlernen von Fachinhalten irgendwie beteiligt. Diese Beobachtung wird wohl jeder bestätigen können, zumindest jeder, der unter institutionalisierten Bedingungen gelernt oder gelehrt hat. Beim Lernen von Fachinhalten wird Sprache angewendet: Der Lernstoff ob als Vortrag oder als Lesetext dargeboten, ob als Fragestellungen in Übungen oder in der Anforderung, Lösungen, Erfahrungen und Lernprozesse zu dokumentieren oder zu kommentieren muss sprachlich be- und verarbeitet werden. Dabei bleibt allerdings der Erwerb des Fachwissens das eigentliche Ziel des Fachunterrichts. - Möglicherweise verführt dieser Vorrang des eigentlichen Ziels dazu, die Rolle der Unterrichtsprache zu unterschätzen: Wenn z.b. ein Lerner das Konzept von Multiplikation in der Mathematik verstanden hat, wird er in aller Regel Multiplikations-Aufgaben lösen können, auch wenn er die Sprache des Aufgabenstellers nicht kennt. Um aber das Konzept Multiplikation zu entwickeln, hat er vermutlich auch sprachliche Prozesse durchlaufen, in welcher Sprache auch immer. Fachunterricht als Sprachunterricht Sprachunterricht als Fachunterricht Dass im schulischen Unterricht das Sprachvermögen der Schüler nicht nur im Sprachunterricht (Muttersprache und Fremdsprache) - eine wichtige Rolle spielt, wurde in Folge der Studien des Soziolinguisten Basil Bernstein 1 in den 1960er und 1970er Jahren auch in der Pädagogik in Deutschland mit den Begriffen elaborierter und restringierter Code diskutiert: Die sprachlich elaborierte Ausdrucksfähigkeit von Angehörigen der Mittelschicht ist nach Bernstein gegenüber dem restingierten Code der Unterschicht stärker differenziert, beinhaltet einen größerem Wortschatz und eine komplexere Syntax und es werden weniger klischeehafte Wendungen verwendet. Dieser elaborierte Code ähnelt aber mehr dem Code, der in schulischen Lernprozessen verwendet wird. Hier setzten denn auch Sprachförderprogramme, vor allem im Vorschulbereich an, die im Übrigen auch die Basis bildeten für Sprachförderprogramme für Kinder mit Migrationshintergrund (damals die Gastarbeiter - Kinder): Der Grundgedanke dieser Förderungen besteht in der Herausforderung, die Kinder möglichst frühzeitig auf einen elaborierten Code hinzuführen, also zur Fähigkeit dazu, Sprache möglichst abstrakt von konkreten Situationen zu verwenden. Mit der Unterscheidung von BICS (basic interpersonal communication skills) und CALP (Cognitive Academic Language Proficiency) hat Cummins Fragen der Sprachentwicklung und Entwicklung der Literalität bei Schülern mit Englisch als Fremdsprache im Kontext der bilingualen (englisch/französischen) Schulen in Kanada aufgegriffen. Etwas vereinfacht ausgedrückt, steht BICS für den kontextgebundenen Sprachgebrauch, d.h. für einen Sprach- 1 vgl. z.b. Basil Bernstein: Sprachliche Kodes und soziale Kontrolle Düsseldorf : Pädagogischer Verlag Schwann, 1975 Seite 1von 5

gebrauch, in dem auf die Beziehungen zwischen den Sprechern und Hörern und die Situation, in der die Kommunikation stattfindet, Bezug genommen werden kann; CALP entspricht dem üblicherweise erst in der Schule vermittelten kontextfreien, durch dichte Verweisungszusammenhänge gekennzeichneten Sprachgebrauch, mit dem komplexe akademische - bzw. fachliche - Zusammenhänge kommuniziert werden. (vgl. z.b. Cummins, James (1979) Linguistic interdependence and the educational development of bilingual children. In: Review of Educational Research 49/79, 222-251) Ausgangspunkt dieser Fragestellungen bei Cummins war die Beobachtung, dass Migrantenkinder durchaus altersgemäße Fertigkeiten und Kenntnisse in der Zielsprache L2 bereits nach einer relativ kurzen Aufenthaltszeit von ca. 2 Jahren im Umgang mit den Sprechern der Mehrheitssprache erwerben, während sie ein altersgemäßes schulsprachliches Niveau erst nach 5 bis 7 Jahren Lernzeit erreichen. Auch in Deutschland wird oft und insbesondere im Schulbereich festgestellt, dass bei Migrantenkindern und -jugendlichen der Gebrauch der kommunikativen sprachlichen Fertigkeiten von den Lehrkräften als so gut eingeschätzt wurde, dass sie die schulsprachlichen Kompetenzen überschätzten - und demzufolge Fehler nicht als "Sprachschwierigkeit" analysierten, sondern als "Bildungs- bzw. Wissensdefizit". Eher unabhängig, aber zeitgleich zu diesen Entwicklungen entstanden die ersten Ansätze für einen bilingualen Sach- Fachunterricht in Deutschland, der zunächst und teilweise noch bis heute nicht unter dem Vorzeichen einer allgemeinen (also eher Mutter-) Sprachförderung, sondern der Fremdsprachenförderung steht. Inzwischen wurden in fast allen Bundesländern curriculare Empfehlungen für den Unterricht von Sachfach-Sprache-Kombinationen entwickelt: Meist wird in der Sekundarstufe 1 ein halbes oder ein Schuljahr lang für alle Schüler/innen einer Jahrgangsklasse der Unterricht in verschiedenen Schulfächern (z.b. Biologie, Geschichte oder Physik) in einer ohnehin in der Schule unterrichteten Fremdsprache durchgeführt. Es kann kaum verwundern, dass in Deutschland am häufigsten diese besondere Form der Vermittlung von Sachinhalten in Englisch angeboten werden, am zweit häufigsten (und meistens in den grenznahen Orten zu Frankreich) in Französisch. Da Englisch nicht nur in Deutschland eine der am häufigsten unterrichteten Fremdsprache ist, hat sich im Englischen ausgehend von Großbritannien eine Didaktik des Content and Language Integrated Learning (CLIL) entwickelt, die bereits auf zahlreiche erprobte Materialien (z.b. Unterrichtspläne und -dokumentationen, Arbeitsblätter für verschiedene Schulstufen und für die Erwachsenenbildung und Angebote zur Lehrerfortbildung) verweisen kann (vgl. z.b. die Ressourcen des British Council CLIL auf http://www.teachingenglish.org.uk/teachingteens/resources/clil). Das französisch fremdsprachige Pendant zu CLIL nennt sich Enseignement d une matière par l integration d une langue étrangère (EMILE). (Das durch in der Überschrift Unterrichtung eines Faches durch die Integration einer Fremdsprache markiert eine geringe Verschiebung der Gleichwertigkeit von Fachlernen und Fremdsprachenlernen im Vergleich zur englischsprachigen Version, ebenso die ausdrückliche Nennung von Fremdsprache im Vergleich zur englischsprachigen Version, in der nur Sprache genannt wird. ) - Ein weiteres Beispiel: CLILiG - Content and Language Integrated Learning in German - steht englischsprachig für Integriertes Sprach- und Fachlernen auf Deutsch. Inzwischen entwickeln sich im europäischen Raum allerdings Ansätze für die Verknüpfung weiterer (Fremd-)Sprachen mit dem Fachunterricht. Diese Ansätze finden ihren Ursprung vor allem in zwei Quellen: Zum einen wird im Zuge der europäischen Sprachen-Politik an der Entwicklung von Mehrsprachigkeitskonzepten gearbeitet (siehe hierzu z.b. den Themenbereich Plurilingual Education des European Centre for Modern Languages of the Council of Europe (ECML) (http://www.ecml.at/thematicareas/plurilingualeducation/tabid/1631/language/en-gb/default.aspx ), wobei die neueren Diskussionen sich nicht nur mit der sprachlichen Vielfalt in Europa, sondern auch mit der Tatsache beschäftigen, dass der Anteil von Schüler/inn/en in den europäischen Schulen zunehmend mit heterogenen Sprachbiographien und Sprachkontakten aufwächst. Seite 2von 5

Ein weiterer Ansatz der Verknüpfung von sprachlichem und fachlichem Lernen, zumindest in Deutschland, ist aus der Arbeit der Auslandsschulen entstanden: Der sprachsensible Fachunterricht. Siehe dazu vor allem: Die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) und dort den Themenbereich Auslandsschularbeit: https://www.bva.bund.de/de/organisation/abteilungen/abteilung_zfa/auslandsschularbeit/dfu/node. html;jsessionid=914648e7048f01993338ba15e5e45789.2_cid394 ) und insbesondere die Seite mit Zugängen zu Materialien: https://www.bva.bund.de/de/organisation/abteilungen/abteilung_zfa/auslandsschularbeit/dfu/materi al/node.html) Der Vollständigkeit halber sei hier noch erwähnt, das vor allem in der Lehreraus- und - fortbildung weitere Ansätze entwickelt wurden und werden; hier ist vor allem das Konzept der durchgängigen Sprachförderung zu erwähnen (vgl. hierzu vor allem Förmig und das Kompetenzzentrum Uni Hamburg: https://www.foermig.uni-hamburg.de/). Hier ist auch das Scaffolding-Konzept wesentlich aufgegriffen worden. Allerdings beziehen sich die vorliegenden Materialien vor allem auf den Einsatz in der allgemein bildenden Schule und vor allem auf den Grundschul- und den Sekundarstufen I-Bereich. Ein wesentliches Merkmal der durchgängigen Sprachförderung führt allerdings über den Ansatz von CLIL hinaus: CLIL richtet sich an LernerInnen, die über eine gemeinsamen Sprache L1 verfügen ( Muttersprache ) und verbindet das Erlernen eines fachlichen Lernstoffs mit dem Erlernen einer Sprache L2 ( Fremd - oder Zweit -Sprache ), meistens Englisch, die für alle Lerner/innen mehr oder weniger fremd ist, wohingegen die durchgängige Sprachförderung sich stärker auf eine Didaktik der Mehrsprachigkeit bezieht. (Nicht von ungefähr werden z.b. heute CLIL-Programme, in denen Englisch nicht die L2 ist, zusätzlich im Akronym erwähnt. Das LOTE in CLIL-LOTE (http://clil-lotestart.ecml.at/projectdescription/tabid/656/language/de-de/default.aspx ) steht z.b. für Languages other than English, also in anderen Sprachen als Englisch ). (Dazu auch die Publikation http://www.ecml.at/resources/ecmlpublications/tabid/277/language/en-gb/default.aspx ) auf und die Videos auf http://clil-lote-start.ecml.at/clillotestart/video/tabid/2627/language/de- DE/Default.aspx Zu 1. Europäische Sprachenpolitik Die Bildungspolitik der Europäischen Union zieht sich durch eine Vielzahl von Politikbereichen wie Kultur, Bildung, Kommunikation, Soziales, Beschäftigung und Migration; sie ist damit eine klassische Querschnittspolitik. Erst im Jahr 2007 wurde das Thema Mehrsprachigkeit in der EU-Kommission auch auf Ressortebene etabliert. Inzwischen ist dieser Bereich in der Generaldirektion Bildung und Kultur mit hohem Stellenwert verortet. Die EU selbst gründet sich auf das Prinzip der Vielfalt in Kultur, Bräuchen und Glaubensrichtungen, was auch und besonders die Sprachen mit einschließt: Die sprachliche Vielfalt innerhalb der EU wird als Herausforderung für Europa angenommen. (Informationen und weiterführende Links zur Bildungspolitik der EU, insbesondere zur Mehrsprachigkeit unter: http://www.eu-bildungspolitik.de/mehrsprachigkeit_31.html) Das Europäische Fremdsprachenzentrum European Centre for Modern Languages (ECML/CELV) (http://www.ecml.at/ ) als eine Einrichtung des Europarates mit Sitz in Graz, Österreich, arbeitet in Kooperation mit der Abteilung für Sprachenpolitik des Europarates als Katalysator für Reformen im Bereich des Lehrens und Lernens von Sprachen. Es unterstützt engagierte Fachleute in den Mitgliedsstaaten dabei, sprachenpolitische Kompetenzen mit der Praxis der Sprachenbildung zu verbinden. (Die Publikationen des ECML können in der Regel mindestens auf Englisch, manche auch auf Deutsch herunter geladen werden, außerdem gibt es zu einigen Publikationen/ Projekten weitere und teilweise didaktisierte Materialien/ Videos (http://www.ecml.at/resources/ecmlpublications/tabid/277/language/en- Seite 3von 5

GB/Default.aspx). (Man muss sich einmalig anmelden, um den kostenlosen Zugang zu den Downloads zu erhalten.) Das ECML beschäftigte sich von 2008 2011 mit dem Programmschwerpunkt Plurilingual education und dokumentiert die inzwischen abgeschlossenen Projekte dieses Schwerpunkts (vgl. dazu http://www.ecml.at/activities/plurilingualeducation/tabid/148/language/en- GB/Default.aspx). Der ebenfalls dort priorisierte Programmschwerpunkt 2012-2015 greift ausdrücklich die Fragestellungen auf, mit denen sich CLIL befasst, und stand unter dem Leitgedanken Learning through languges (http://www.ecml.at/programme/programme20122015/tabid/685/language/en-gb/default.aspx). zu 2. Auslandsschulwesen Mit der Tatsache, dass jeder Fachunterricht auch Sprachunterricht ist, müssen sich ausdrücklich die Lehrkräfte in den Auslandsschulen beschäftigen: In den deutschen Auslandsschulen erfolgt der Fachunterricht überwiegend in deutscher Sprache mit Schülerinnen und Schülern, die Deutsch nicht als ihre erste Sprache sprechen. (https://www.bva.bund.de/de/organisation/abteilungen/abteilung_zfa/zfa_node.html ) Die Konzepte aus diesem Bereich der schulischen Bildung haben sich denn auch schon frühzeitig mit Fragen des integrierten Sprach- und Fachlernens befasst. Die nicht-deutschen Schülerinnen und Schüler in den Auslands-Gymnasien werden ab einem Alter von ca. 11 Jahren z.b. auch in den naturwissenschaftlichen Fächern in Deutsch unterrichtet, also für sie in einer Fremdsprache und in einem Alter, in dem ihre Muttersprache noch nicht das akademisch-kognitive Sprachverständnis voll ausbilden konnte, das im Sach- Fachlernprozess entwickelt werden muss. Josef Leisen (Leisen, Josef: Handbuch des Deutschsprachigen Fachunterrichts (DFU). Didaktik, Methodik, Unterrichtshilfen. Königswinter: Varus Verlag 1994. ff), der als Physikdidaktiker langjährig am deutschen Gymnasium in Istanbul tätig war, hat aus dieser Anforderung heraus ein heute viel beachtetes Methodenrepertoire für einen Sprachsensiblen Fachunterricht entwickelt, das von ihm ausgebaut wird und inzwischen von diversen Fachdidaktiken ergänzt wurde. Petra Szablewski-Çavuş Der Text steht auch als Download zur Verfügung unter https://de-livepages.strato.com/mediapool/103/1036080/data/szablewski_clil_2019.pdf Seite 4von 5

http://www.sprache-arbeit-migration.de/ Petra Szablewski-Çavuş Seite 5von 5