Investition und Finanzierung Vorlesung im Bachelor-Studiengang SS 2007 Universität Passau Professor Dr. Jochen Wilhelm Professor Dr. Niklas Wagner Corporate Finance, 7/e
1-1 Kapitel Einführung in die Finanzwirtschaft
1-2 Anmerkungen Betriebliche Finanzwirtschaft: wichtige, entscheidungsorientierte Kerndisziplin im Schnittpunkt zwischen BWL und VWL Voraussetzungen: Kenntnisse in Mathematik und Statistik Unabdingbar: Vorlesung (inkl. Notizen), Übung, Tutorium Empfehlenswert: Literaturstudium vor Besuch der Vorlesung Basisliteratur: Ross/Westerfield/Jaffe: Corporate Finance, 7. A. 2005 (8. A. 2007), Kapitel 1-18 (soweit in der Vorlesung behandelt, Kapitel 11 entfällt) Empfehlenswert: Bearbeitung (alleine oder in einer Gruppe) zumindest einiger der Aufgaben vor Besuch von Übung/Tutorium
1-3 Kapitelübersicht 1.1 Was ist (betriebliche) Finanzwirtschaft? 1.2 Finanzierungstitel als bedingte Ansprüche auf den gesamten Unternehmenswert 1.3 Das Unternehmen als Kapitalgesellschaft 1.4 Unternehmensziele der Kapitalgesellschaft 1.5 Finanzmärkte 1.6 Übersicht über die Gegenstände der Vorlesung
1-4 Was ist (betriebliche) Finanzwirtschaft? Finanzwirtschaft ist mit folgenden drei Fragen befasst: 1. Welche Investitionen sollte das Unternehmen tätigen? 2. Wie kann das Unternehmen die Mittel zur Finanzierung der Investitionen aufbringen? 3. Wie kann das Unternehmen seine Zahlungsmittelströme so steuern, dass die Zahlungsfähigkeit gewahrt wird?
1-5 Das Bilanz-Modell der Unternehmung Gesamtwert des Vermögens: Umlaufvermögen Gesamtwert der Finanzierungstitel: Kurzfrist Verbindlichkeiten Langfrist Verbindlichkeiten Anlagevermögen 1 Materiell 2 Immateriell Anteilseigner Eigenkapital
1-6 Das Bilanz-Modell der Unternehmung Gesamtwert des Vermögens: Umlaufvermögen Gesamtwert der Finanzierungstitel: Kurzfrist Verbindlichkeiten Langfrist Verbindlichkeiten Anlagevermögen 1 Materiell 2 Immateriell Welche Investitionen sollte das Unternehmen tätigen? Anteilseigner Eigenkapital
1-7 Das Bilanz-Modell der Unternehmung Gesamtwert des Vermögens: Umlaufvermögen Anlagevermögen 1 Materiell 2 Immateriell Gesamtwert der Finanzierungstitel: Kurzfrist Verbindlichkeiten Wie kann das Unternehmen die Mittel zur Finanzierung der Investitionen aufbringen? Langfrist Verbindlichkeiten Anteilseigner Eigenkapital
1-8 Das Bilanz-Modell Umlaufvermögen Anlagevermögen 1 Materiell 2 Immateriell der Unternehmung Gesamtwert des Vermögens: Gesamtwert der Finanzierungstitel: Kurzfrist Verbindlichkeiten Netto Working Capital Wie kann das Unternehmen seine Zahlungsmittelströme so steuern, dass die Zahlungsfähigkeit gewahrt wird? Langfrist Verbindlichkeiten Anteilseigner Eigenkapital
1-9 Kapitalstruktur Der Unternehmenswert kann als Kuchen aufgefasst werden. Das Ziel der U.-Leitung ist es, den Kuchen zu vergrößern. Die Kapitalstrukturentscheidung soll den Kuchen bestmöglich stückeln. 50% FK 30% 25% FK EK 70% 50% 75% FK EK Wenn die Stückelung die Größe beeinflusst, dann ist die Kapitalstrukturentscheidung bedeutsam.
1-10 Hypothetischer Organisationsaufbau Aufsichtsrat (Überwachungsorgan) Vorstand (gesamtverantwortlich) Vorsitzender Finanzvorstand Andere Ressorts Treasurer Controller Cash Manager Credit Manager Tax Manager Cost Accounting Capital Expenditures Financial Planning Financial Accounting Data Processing
1-11 Der Finanzmanager Zur Unternehmenswertsteigerung sollte der Finanzmanager 1. vorteilhafte Investitionsentscheidungen und 2. vorteilhafte Finanzentscheidungen treffen.
1-12 Unternehmen und Finanzmärkte Unternehmen U begibt Finanzierungstitel (A) Finanzmärkte Investiert in Vermögen (B) Umlauf- Anlage- Letztlich, muss das U eine Cash-erzeugende Veranstaltung sein. Behält Cashflows (F) ein Cashflow des U (C) Dividenden und FK-Zahlungen (E) Steuern (D) Fiskus Kurzfristige Verb. Langfristige Verb. Eigenkapitalanteile Die Cashflows des U müssen die Cashflows an die Finanzmärkte übersteigen.
1-13 1.2 Finanzierungstitel als bedingte Ansprüche auf den Unternehmensgesamtwert Grundlegende Charakteristik von Verbindlichkeiten besteht im Versprechen des Schuldners, einen festen Euro-Betrag zu einem bestimmten Zeitpunkt zu zahlen. Der Anspruch der Anteilseigner ist residual bzw. nachrangig: Sie erhalten erst und nur dann etwas, wenn die Gläubiger befriedigt sind. Ist das Vermögen des Unternehmens niedriger als das Zahlungsversprechen, erhalten die Anteilseigner nichts.
1-14 FK und EK als bedingte Ansprüche Zahlung an die Gläubiger (FK) Ist der Wert des Unternehmensvermögens höher als F, erhalten die Gläubiger den Maximalbetrag F. Zahlung an die Anteilseigner (EK) Ist der Wert des Unternehmensvermögens niedriger als F, erhalten die Anteilseigner nichts. F F U-Vermögen (X) Zahlungsversprechen ist F. Ist das U-Vermögen niedriger als F, erhalten die Gläuger diesen Vermögenswert. FK = Min[F,X] F U-Vermögen (X) Ist das U-Vermögen höher als F, erhalten die Anteilseigner den Überschuss über F. EK = Max[0,X F]
1-15 EK- und FK-Zahlungen kumuliert Kumulierte Zahlungen an Gläubiger und Anteilseigner F FK-Zahlungem EK-Zahlungen E K + FK = max[ 0, X F] + min[ X,F] 0+ X wenn X F = = X X F+ F wenn X F F U-Vermögen (X) Zahlungsversprechen an die Gläubiger F.
1-16 1.3 Die Kapitalgesellschaft Wirtschaftliche Betätigung in der Form der Kapitalgesellschaft (insbesondere der Aktiengesellschaft) ist verbreitetste Methode zur Lösung des Problems der Aufbringung von Finanzierungsmitteln in größerem Umfang. Allerdings gibt es eine ganze Reihe weiterer Rechtsformen für andere Bedürfnisse mit spezifischen Vor- und Nachteilen.
1-17 Rechtsformen Der Einzelkaufmann Die Personengesellschaften Offene Handelsgesellschaft Kommanditgesellschaft Die Kapitalgesellschaften Gesellschaft mit beschränkter Haftung Aktiengesellschaft Die Genossenschaften
1-18 Rechtsformen Vor- und Nachteile hängen ab von Marktfähigkeit und Marktgängigkeit des Eigentums Dispositions- und Informationsrechte Haftung Steuerliche Differenzierungen
1-19 Ein Vergleich der OHG mit der AG AG OHG Marktfähigkeit Stimmrechte Besteuerung Thesaurierung und Ausschüttung Haftung Anteile sind leicht übertragbar (Einigung und Übergabe). Eine Stimme pro Aktie (im Normalfall) KSt, Ausschüttungen mit 0,5 EKSt-Satz Die Hauptversammlung entscheidet (mit gewissen Einschränkungen) Die Gesellschaft haftet mit ihrem Vermögen Keine Übertragbarkeit. Gemeinsame Geschäftsführung, Informationsund Kontrollrechte. Persönliche EKSt. Gewinne werden den Kapitalkonten gutgeschrieben. Die Gesellschafter haften persönlich. Lebensdauer Unbeschränkt Endet mit Ausscheiden
1-20 1.4 Zielfunktion der AG Klassische Antwort auf diese Frage: Das Management ist verpflichtet, durch seine Entscheidungen das Aktionärsvermögen zu maximieren.
1-21 U als Geflecht von Kontrakten Das Unternehmen kann als Geflecht von Kontrakten aufgefasst werden. Einer dieser Kontrakte besteht zwischen Management und Anteilseignern. Das Management dürfte üblicherweise im Interesse der Anteilseigner handeln, denn: Kontraktgestaltung zur Setzung von Anreizen, die das Verhalten des Managements im Sinne der Ziele der Anteilseigner beeinflussen, ist möglich. Das Verhalten des M. kann überwacht werden. Kontraktgestaltung und Überwachung lösen Kosten aus.
1-22 Ziele des Managements können von denen der Anteilseigner abweichen Teuere Privilegien (Dienstfahrzeug, Büro, Dienstreisen ) Sicherung der Einkommenquelle Unabhängigkeit (bis zur Selbstherrlichkeit) in der Entscheidungsgewalt Wachstum und Größe sind nicht zwingend im Interesse der Anteilseigner.
1-23 Trennung von Eigentum und Entscheidung Belegschaft/Gewerksch. Aufsichtsrat Vorstand/Management FK Vermögen EK Gläubiger Anteilseigner
1-24 Steuern Anteilseigner das Verhalten des Managements? Anteilseigner wählen die (Hälfte der) Mitglieder des Aufsichtsrates, der den Vorstand bestellt. Management-Bezüge können anreizkompatibel gestaltet werden. Es gibt einen Markt für Management- Leistungen Das mag disziplinierend auf Manager wirken sie sind ersetzbar. Verfehlt das Management das Ziel der Marktwertmaximierung, kann eine feindliche Übernahme zur Ablösung führen.
1-25 1.5 Finanzmärkte Primärmarkt (Emissionsmarkt) Wenn das Unternehmen Finanzierungstitel begibt, fließen Zahlungsmittel von den Investoren (Financiers) an das Unternehmen. Meist sind Emissionshelfer (Underwriter) beteiligt. Sekundärmärkte (Zirkulationsmärkte) Bewerkstelligen den Handel gebrauchter Finanztitel zwischen den Investoren. Finanztitel können auf börsenmäßig organisierten Plattformen oder OTC (over the counter) in Händler-Märkten gehandelt werden.
1-26 Finanzmärkte Unternehmen Aktien und Anleihen Geld Hinz Investoren Finanztitel Kunz Geld Primärmarkt Sekundärmarkt
1-27 Börsenhandel Börsenmäßig organisierter Handel unterscheidet sich von OTC-Transaktionen: Börsenhandel spielt sich örtlich gebunden (Parkett) oder auf einer einheitlichen für alle Teilnehmer gleichzeitig zugänglichen elektronischen Plattform ab. Transationspreise werden nahezu unmittelbar öffentlich bekannt.
1-28 1.6 Vorlesungsübersicht I. Überblick II. Bewertung und Kapitalbudgetierung III. Risiko IV. Kapitalstruktur und Dividendenpolitik Nur Bachelor BAE Für alle