Langfristige Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt Referat an der Nationalen Tagung der SKOS Biel, 11. März 2015 Prof. Aymo Brunetti Universität Bern
Aufbau 1. Arbeitskräfte werden immer knapper 2. Relevanz und Lösungsansätze 3. Ausschöpfung inländisches Potential 4. Fazit aus Sicht der Sozialhilfe
1. Arbeitskräfte werden immer knapper Wichtige Ursachen (mit zunehmender Bedeutung) 1) Beliebtheit Teilzeitarbeit und Freizeit 2) Masseneinwanderungsinitiative 3) Alterung der Bevölkerung
Anzahl in Mio. 1. Arbeitskräfte werden immer knapper Bevölkerungsstruktur 3.5 Anzahl Personen pro Altersgruppe nach dem mittleren Szenario 3 2.5 2 1.5 1 0.5 0-19 20-39 40-64 65+ 0
1. Arbeitskräfte werden immer knapper Rückgang der Bevölkerung im Erwerbsalter (15-64 Jahre) Quelle: BFS 2010
2. Relevanz und Lösungsansätze Grosse volkswirtschaftliche Relevanz: 1) Tiefere langfristige Wachstumsraten 2) Finanzierungsprobleme für die Sozialwerke
2. Relevanz und Lösungsansätze Zwei Quellen des langfristigen Wachstums 1) Mehr Arbeitsstunden 2) Höhere Produktion pro Arbeitsstunde (Arbeitsproduktivität) Bevölkerungsalterung reduziert Arbeitsstunden
2. Relevanz und Lösungsansätze Langfristiges Wirtschaftswachstum Reduktion des Arbeitsvolumens und Wachstum: Szenario für die Schweiz Quelle: SECO
2. Relevanz und Lösungsansätze Finanzierungslücken Ohne Gegenmassnahmen wird sich der AHV-Fonds bis 2025 entleeren. Die Leistungsversprechungen in der BVG sind aus heutiger Sicht problematisch: (i) Lebenserwartung bei Pensionierung 1985: 15 Jahre Männer, 19 Jahre Frauen; 2011: 19 Jahre Männer, 22 Jahre Frauen (ii) Rendite Bundesobligationen 1985: 4 Prozent; 2015: 0 Prozent. Vorsichtige Schätzungen: Zunahme Anteil der Gesundheitsabgaben am BIP bis 2050 rund 4%
2009 2012 2015 2018 2021 2024 2027 2030 2033 2036 2039 2042 2045 2048 2051 2054 2057 2060 2. Relevanz und Lösungsansätze Öffentliche Verschuldung 140% Extrapolierte Verschuldungsquote 120% 100% 80% 60% 40% Gemeinden Kantone Sozialversicherungen Bund 20% 0%
2. Relevanz und Lösungsansätze Ansätze zur Milderung der Finanzierungsprobleme 1) Höhere Beiträge 2) Tiefere Renten 3) Höheres Rentenalter 4) Mehr Migration 5) Höhere Geburtenrate 6) Höhere Arbeitsproduktivität => Alles relativ unattraktiv und/oder kaum beeinflussbar
3. Ausschöpfung Inlandpotential Bessere Ausschöpfung des inländischen Arbeitskräftepotentials als attraktive Alternative Zwei Fragen stellen sich hier: 1. Wie gross ist das Potential in Schweizer Arbeitsmarkt?
3. Arbeitsmarktpartizipation Partizipationsraten Männer/Frauen in Vollzeitäquivalenten 80.0 70.0 60.0 50.0 40.0 30.0 20.0 10.0 75.2 65.3 60.6 51.1 Schweiz EU 15 - Männer Frauen Quelle: BFS
3. Arbeitsmarktpartizipation Erwerbsquoten in Prozent 100 90 80 70 60 50 40 30 82 72 66 46 90 86 77 63 Schweiz EU 15 20 10 0 15-64 Jahre 15-24 Jahre 25-49 Jahre 50-64 Jahre Quelle: BFS
3. Ausschöpfung Inlandpotential Bessere Ausschöpfung des inländischen Arbeitskräftepotentials als attraktive Alternative Zwei Fragen stellen sich hier: 1. Wie gross ist das Potential im Schweizer Arbeitsmarkt? => vorhanden; im internationalen Vergleich aber klein 2. Kann das Potential im Arbeitsmarkt realisiert werden => grundsätzlich ja, da sehr flexibler Arbeitsmarkt => in allen Bevölkerungsgruppen hohe Partizipation
3. Ausschöpfung Inlandpotential Politik erkennt die Bedeutung zusehends - Fachkräfteinitiative des WBF - Initiative «Zukunft Arbeitsmarkt Schweiz» des Schweiz- Arbeitgeberverbandes und von economiesuisse
3. Ausschöpfung Inlandpotential Aus Medienkonferenz Arbeitgeber/economiesuisse 21.1.2015:
4. Fazit aus Sicht der Sozialhilfe 1. Die Nachfrage nach inländischen Arbeitskräften wird in den kommenden Jahren sukzessive steigen 2. Diese Nachfrage wird für alle Qualifikationsstufen gelten, auch da die Immigration limitiert sein wird 3. Da das Potential in der Schweiz bereits stark ausgeschöpft ist, werden zunehmend Alternativen gesucht 4. Die Arbeitsmarktchancen für Sozialhilfeempfänger auch für tiefer qualifizierte - werden sich verbessern: Echte Chance! 5. Wichtig ist, diese Chance zu nutzen: (Weiter-)Entwicklung von flexiblen und realistischen Modellen 6. Und: Wissen um das Potential der Sozialhilfeempfänger bei Arbeitgebern stärken