4 Vorlesung: 21.11. 2005 Matrix und Determinante



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4 Vorlesung: 2111 2005 Matrix und Determinante 41 Matrix und Determinante Zur Lösung von m Gleichungen mit n Unbekannten kann man alle Parameter der Gleichungen in einem rechteckigen Zahlenschema, einer Matrix, anordnen So werden folgende Gleichungen auch wie folgt darstellt: a 11 x 1 + +a 1n x n = b 1 a 21 x 1 + +a 2n x n = b 2 a m1 x 1 + +a mn x n = b m 1 wobei: A x = b 2 a 11 a 12 a 1n a 21 a 22 a 2n 3 a m1 a m2 a mn Die in der Matrix A stehenden Zahlen sind die Elemente a i,j der Matrix Der Typ m,n der Matrix beschreibt somit die Zahl ihrer Zeilen m und Spalten n Ist m = n, so ist die Matrix quadratisch 411 Lösbarkeit von Gleichungssystemen: m < n: das Gleichungssystem ist unterbestimmt Es gibt keine eindeutige Lösung m > n: das Gleichungssystem ist überbestimmt Es gibt nur dann eine eindeutige Lösung, wenn m-n Gleichungen voneinander linear abhängig sind m = n: das Gleichungssystem ist eindeutig lösbar, wenn alle Gleichungen voneinander linear unabhängig sind 412 Rang der Matrix R m Maximalzahl der linear unabhängigen Zeilen R n Maximalzahl der linear unabhängigen Spalten rga = R n = R m Die beiden Zahlen R n und R m stimmen bei jeder Matrix überein und werden als Rang der Matrix bezeichnet Der Vergleich des Rangs der Matrix mit der Dimension des Lösungsvektors zeigt direkt, ob das Gleichungssystem über- oder unterbestimmt oder exakt lösbar ist A x = b ist lösbar, wenn rga = rga, b A x = b ist eindeutig lösbar, wenn rga = rga, b = n A x = b ist nicht lösbar, wenn rga rga, b 1

413 Besondere Matrizen Nullmatrix: Alle Elemente der Matrix sind gleich 0 Ein Vektor ist eine spezielle Form der Matrix Bei ihm ist die Zahl der Spalten gleich 1 1 0 0 0 1 0 Einheitsmatrix: E = 0 0 1 414 Transponierte Matrix Ist a ij eine m,n Matrix, so ist die n,m Matrix A T = a ji die gespiegelte bzw transponierte Matrix von A Hierzu spiegelt man alle Elemente der Matrix an der Diagonalen 415 Rechenoperationen mit Matrizen Besitzen die beiden Matrizen a ij und B = b ij den gleichen Typ m,n, so gelten folgende Rechenregeln: Gleichheit B falls a ij = b ij für alle i und j Multiplikation mit Skalar c c a ij = c a ij für alle i und j Addition A + B = a ij + b ij = a ij + b ij für alle i und j Transponierte Matrix A + B T = A T + B T A TT = A 42 Lösen von Gleichungssystemen Gauß sche Eliminationsverfahren Gegeben sei folgendes Gleichungssystem: A x = b 4 Ziel ist, die Matrix A, b so umzuformen, dass die sogenannte Dreiecksform im Idealfall Diagonalform der Matrix vorliegt: A, b = a 11 a 12 a 13 a 1n b 1 0 a 22 a 23 a 2n b 2 0 0 a 23 a 3n b 3 0 0 0 a mn b m Bei der Umformung der Matrix sind folgende Rechenregeln erlaubt: Multiplikation einer Zeile Gleichung mit einem Faktor r 0 Vertauschen zweier Zeilen Vertauschen zweier Spalten Umbenennen der Variablen!: Addition/Subtraktion des r fachen einer Zeile mit dem s fachen einer anderen Zeile 2

43 Die Determinante einer Matrix Jeder quadratischen Matrix läßt sich eine reelle Zahl zuordnen Diese Zahl heißt Determinante und wird wie folgt bestimmt: 431 Determinante einer 2,2 Matrix det a1 b 1 a 2 b 2 a 1 b 1 a 2 b 2 = a 1 b 2 a 2 b 1 5 432 Determinante einer 3,3 Matrix Regel von Sarrus det a 1 b 1 c 1 a 2 b 2 c 2 6 a 3 b 3 c 3 a 1 b 1 c 1 a 2 b 2 c 2 a 3 b 3 c 3 = = +a 1 b 2 c 3 + b 1 c 2 a 3 + c 1 a 2 b 3 a 3 b 2 c 1 b 3 c 2 a 1 c 3 a 2 b 1 Alle Elemente auf einer Diagonalen werden multipliziert und die Ergebnisse der drei Diagonalen addiert Hierbei erhalten die nach unten verlaufenden Diagonalen ein positives und die nach oben verlaufenden Diagonalen ein negatives Vorzeichen Fasst man drei Vektoren zu einer Matrix zusammen: a 1 a 2 a 3, so entspricht die Determinante det a 1 a 2 a 3 dem orientierten Volumen, dh dem Spatprodukt des von den drei Vektoren aufgespannten Parallelepipeds 433 Rechenregeln für Determinanten Das Vertauschen einer Zeile oder Spalte ändert das Vorzeichen der Determinante Durch Multiplikation einer Zeile oder Spalte mit einer Zahl a wird auch die Determinante mit einer Zahl multipliziert: a det A Die Addition/Subtraktion einer kompletten Zeile Spalte mit einer anderen Zeile Spalte ändert die Determinante nicht Gauß sches Verfahren! det 0, falls eine Zeile oder Spalte nur aus Nullen besteht bzw eine Zeile Spalte die Linearkombination anderer Zeilen Spalten darstellt In diesem Fall ist das Gleichungssystem nicht eindeutig lösbar det A 0: Alle Zeilen Spalten sind voneinander linear unabhängig Der Rang der Matrix entspricht der Dimension der Matrix Das Gleichungssystem ist eindeutig lösbar 3

434 Lösen von Gleichungssystemen mit Hilfe von Determinanten Gleichungssysteme können auch mit Hilfe der Determinanten gelöst werden Hierzu ersetzt man eine Spalte der Matrix mit dem Lösungsvektor b und berechnet die entsprechende Determinante Die Lösungen des Gleichungssystems ergeben sich wie folgt: x 1 = b a 2 a 3 x 2 = a 1 b a 3 x 3 = a 1 a 2 b 7 8 9 435 Determinanten von Matrizen höherer Ordnung Laplace scher Entwicklungssatz Zur Bestimmung von Determinanten höherer Ordnung kann man die Matrix mit Hilfe des Gauß schen Verfahrens auf die Diagonalform bringen oder die Determinante nach einer Zeile oder Spalte entwickeln Dieses Verfahren nennt man Laplace sches Entwicklungsverfahren Für die Entwicklung nach einer Zeile oder Spalte gilt: det deta ij = = 1 i+j a ij ij i te Zeile 10 j=0 1 i+j a ij ij i=0 j te Spalte Hierbei ist die Untermatrix A ij die Matrix, die durch Streichen der i-ten Zeile bzw j-ten Spalte aus A hervorgeht Die auftretenden Vorzeichen 1 i+j sind schachbrettartig verteilt: Beispiel: det 1 2 3 0 2 2 0 + + + + + + + + = 0 2 1 2 3 2 0 1 2 3 = 0 2 2 + 6 3 + 3 3 + 4 2 2 + 4 3 2 + 0 = 12 4

44 Produkt von Matrizen Ist a ij eine m,n Matrix und B = b jk eine n,r Matrix, so ist das Produkt eine Matrix mit dem Typ m,r mit: A B = c ik 11 c ik = a ij b jk für alle i und k 12 j=1 c ik ist das Skalarprodukt der i ten Zeile von A mit der k ten Spalte von B Ferner müssen A und B zueinander passen, dh die Spaltenzahl j von A muss mit der Zeilenzahl j von B übereinstimmen Falls man das Produkt AB bilden kann, so existiert das das Produkt BA im Allgemeinen nicht Nur im Sonderfall von zwei quadratischen Matrizen lässt sich das Produkt BA bilden Hier gilt jedoch AB BA Das Matrixprodukt ist nicht kommutativ Beispiel: 1 3 4 0 2 1 3 0 1 1 = 3 2 3 + 3 + 12 0 3 + 8 0 2 + 3 0 + 2 + 2 = 18 5 1 4 Rechenregeln für Matrizen: Kommutativgesetz Vorsicht! Produktregel Nullmatrix Einheitsmatrix Distributivgesetz Assoziativgesetz Transponierte des Produkts Inverse Matrix A + B = B + A A B B A deta B = detb A + 0 = 0 + A A E = E A A B + C = AB + AC A BC = ABC = ABC AB T = B T A T AA 1 = A 1 E AB 1 = B 1 A 1 5