Borderline Wege zu mehr Eigenverantwortung Überblick über das Krankheitsbild. Pflegeabend, 30.09.2009 Barbara Bunse



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Was ist eigentlich Psychotherapie?

Transkript:

Borderline Wege zu mehr Eigenverantwortung Pflegeabend, 30.09.2009 Barbara Bunse

Was bedeutet Borderline? 2 Universitätsklinikum Münster Barbara Bunse, Gesundheits- und Krankenpflegerin

Borderline.. ist den Kontakt zu sich selber verloren zu haben und der verzweifelte Versuch, diesen Kontakt mit allen Mitteln wieder herzustellen. 3 Universitätsklinikum Münster Barbara Bunse, Gesundheits- und Krankenpflegerin

Zahlen und Fakten 15 % aller stationärer Psychiatriepatienten in Deutschland haben die Diagnose BPS 80 % der B.- Patienten berichten über (üb)erlebte Traumatisierungen B. - Patienten sind im Schnitt ca.: - 600 Tage im Krankenhaus; 60 Tage pro Jahr ; in 10 Jahren jedes Jahr wieder. Die Selbstmordrate liegt bei 5 10 % innerhalb von 15 Jahren Die Selbstverletzungsrate liegt bei 69 80 % 1 2- % der Bevölkerung sind betroffen, 70 75 % sind davon weiblich 4 Universitätsklinikum Münster Barbara Bunse, Gesundheits- und Krankenpflegerin

Einteilung Borderline = Grenze zwischen Neurose und Psychose ( 1938 ) Seit 1980 Klassifikation nach ICD10 ( WHO ): Emotional instabile Persönlichkeitsstörung Emotional instabile Persönlichkeitsstörung: Impulsiver Typ Emotional instabile Persönlichkeitsstörung: Borderline Typ 5 Universitätsklinikum Münster Barbara Bunse, Gesundheits- und Krankenpflegerin

6 Universitätsklinikum Münster Barbara Bunse, Gesundheits- und Krankenpflegerin

Komorbidität Depression AD(H)S Substanzmißbrauch / Suchterkrankung Psychotische Störungen Seelisch bedingte körperliche Beschwerden 7 Universitätsklinikum Münster Barbara Bunse, Gesundheits- und Krankenpflegerin

Theorien zur Entstehung Genetische Veranlagung Umwelteinflüsse Biologische Aspekte 8 Universitätsklinikum Münster Barbara Bunse, Gesundheits- und Krankenpflegerin

Biologische Aspekte Ereignisse, Erlebnisse, und Lebensstile verändern Hirnstrukturen und steuern Gene, können stabilisierend und destabilisierend sein Veränderungen sind Anpassungsleistungen Funktional zum Überleben 9 Universitätsklinikum Münster Barbara Bunse, Gesundheits- und Krankenpflegerin

HPA-Achse Achse (Ausschüttung von Stresshormone) Organismus langfristig Stresshormone ausgesetzt Limbisches System entkoppelt Flashbacks/ Broca-Zentrum minder durchblutet Sprachlosigkeit Amygdala überaktiv Alarmbereitschaft Schreckhaftigkeit Hippocampus Volumen verringert Raum/Zeit- Lücken Merkfähigkeit vermindert 10 Universitätsklinikum Münster Barbara Bunse, Gesundheits- und Krankenpflegerin

Therapiemöglichkeiten 1. Psychotherapeutisch Psychoanalyse Kognitive Therapien Existentialistisch-humanistisch DBT TFP Traumatherapie 2. Pharmakologisch 11 Universitätsklinikum Münster Barbara Bunse, Gesundheits- und Krankenpflegerin

Prognose Mittelfristig zeigen weibliche Patienten eine geringer werdende Symptomatik ( stärkere aber kurzfristigere Durchbrüche ) Männliche Patienten brechen eher Therapien ab, langfristig ist der Verlauf jedoch besser 12 Universitätsklinikum Münster Barbara Bunse, Gesundheits- und Krankenpflegerin

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit 13 Universitätsklinikum Münster Barbara Bunse, Gesundheits- und Krankenpflegerin

Borderline Wege zu mehr Eigenverantwortung Praxisteil Pflegeabend, 30.09.2009 Barbara Bunse

Transparenz und Planung schaffen Klarheit Das Konzept Planung klare Zuständigkeiten Informationsaustausch Klare Absprachen Austausch und Reflexionsmöglichkeiten für professionelle Helfer 15 Universitätsklinikum Münster Barbara Bunse, Gesundheits- und Krankenpflegerin

Anspannung und deren Ursachen bewusst wahrnehmen Der Spannungsbogen 16 Universitätsklinikum Münster Barbara Bunse, Gesundheits- und Krankenpflegerin

17 Universitätsklinikum Münster Barbara Bunse, Gesundheits- und Krankenpflegerin

Spannung reduzieren, Krisen vermeiden Skills 18 Universitätsklinikum Münster Barbara Bunse, Gesundheits- und Krankenpflegerin

Skills = Fertigkeiten Kognitive, emotionale und handlungsbezogene Reaktionen, die sowohl kurz, als auch langfristig zu einem Maximum an positiven und einem Minimum an negativen Ergebnissen führen. 19 Universitätsklinikum Münster Barbara Bunse, Gesundheits- und Krankenpflegerin

20 Universitätsklinikum Münster Barbara Bunse, Gesundheits- und Krankenpflegerin

21 Universitätsklinikum Münster Barbara Bunse, Gesundheits- und Krankenpflegerin

Notfallmaßnahmen bei einer Krise Notfallkoffer 22 Universitätsklinikum Münster Barbara Bunse, Gesundheits- und Krankenpflegerin

Der Notfallkoffer Dinge zum Festhalten/Spüren (Taktile Wahrnehmung) Dinge zum Schmecken (Gustatorische Wahrnehmung) Dinge zum Riechen (Olfaktorische Wahrnehmung) 23 Universitätsklinikum Münster Barbara Bunse, Gesundheits- und Krankenpflegerin

Wege zu mehr Eigenverantwortung 24 Universitätsklinikum Münster Barbara Bunse, Gesundheits- und Krankenpflegerin

25 Universitätsklinikum Münster Barbara Bunse, Gesundheits- und Krankenpflegerin

Behandelt sie nicht wie rohe Eier, sonst benehmen sie sich auch wie rohe Eier. M. Lineham 26 Universitätsklinikum Münster Barbara Bunse, Gesundheits- und Krankenpflegerin

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit 27 Universitätsklinikum Münster Barbara Bunse, Gesundheits- und Krankenpflegerin