1. EINFÜHRUNG. 1.1 Gegenstand des Kurses



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Transkript:

1. EINFÜHRUNG 1.1 Gegenstand des Kurses 1.2 Zur Aristotelischen Syllogistik 1.3 Wahrheitserte und Wahrheitsertträger 1.4 Argumente 1.5 Deduktive Gültigkeit 1.6 Schlüssigkeit 1.7 Induktive Argumente 1.8 Logische Konsistenz 1.9 Logische Wahrheit, logische Falschheit und logische Indeterminiertheit 1.10 Logische Äquivalenz 1.11 Ausblick 1.1 Gegenstand des Kurses Als Philosophinnen und Philosophen sind ir darau bedacht, unsere jeeilige Position bezüglich einer philosophischen Fragestellung (z.b. einer ethischen oder einer erkenntnistheoretischen) möglichst klar und verständlich zu ormulieren, sie mit Hile von Argumenten möglichst gut zu begründen und daür zu sorgen, dass sie nicht idersprüchlich ist. Die Logik hilt uns, diese Anliegen umzusetzen, insoern sie uns hilt, Mehrdeutigkeiten in philosophischen Behauptungen ausindig zu machen und insoern sie uns Methoden an die Hand gibt, mit deren Hile ir zum Beispiel überprüen können, ob ein philosophisches Argument gültig ist oder ob eine philosophische Theorie iderspruchsrei ist. Ein Hauptmotiv ür die Enticklung der Logik ar die Formulierung von Prinzipien, die gutem Schließen zugrunde liegen. Gutes Schließen basiert au Methoden, die uns niemals zu alschen Aussagen ühren, enn ir sie au ahre Aussagen anenden. Kennzeichnend ür gutes Schließen ist somit die Wahrheitserhaltung. Eine Logik, die an gutes Schließen die Anorderung der Wahrheitserhaltung stellt, ird deduktiv genannt. Eine Logik, die Schlüsse analysiert, die vom Inhalt der zu analysierenden Aussagen absieht und lediglich deren Form oder Struktur berücksichtigt, ird symbolisch oder ormal genannt. Gegenstand des Kurses ist die symbolische deduktive Logik. Der Ausschnitt der symbolischen deduktiven Logik mit dem ir uns beschätigen erden, umasst die Aussagenlogik und die Prädikatenlogik. Die Aussagenlogik (kurz: AL; auch Junktoren-Logik genannt) ist derjenige Zeig der symbolischen deduktiven Logik, der Sätze als Grundeinheiten der logischen Analyse betrachtet. Die Prädikatenlogik (kurz: PL; auch Quantoren-Logik genannt) ist derjenige Zeig der symbolischen deduktiven Logik, der Individuenterme (z.b. Eigennamen) und Prädikate als Grundeinheiten der logischen Analyse betrachtet. 1

Beispielsatz: Olli ist itzig Grundeinheit (AL): Grundeinheiten (PL): der Satz Olli ist itzig der Eigenname Olli und das Prädikat ist itzig 1.2 Zur Aristotelischen Syllogistik Die Aristotelische Syllogistik scheint als erstes ormales System der Logik betrachtet erden zu können. Mit diesem System hat Aristoteles (384-322 v. Chr.) eine Methode erarbeitet, die uns erlaubt, Schlüsse beziehungseise Argumente eines bestimmten Typs, sog. aristotelische Syllogismen, auszuerten. Aristoteles behandelt die Syllogismen in der Ersten Analytik, einer Teilschrit des sog. Organon. Die Syllogistik kann als System der deduktiven symbolischen Logik betrachtet erden. 1.2.1 Syllogismen und syllogistische Formen Ein aristotelischer Syllogismus: (A1) Alle Säugetiere sind Wirbeltiere. Einige Meeresbeohner sind Säugetiere. Einige Meeresbeohner sind Wirbeltiere. Eine gültige syllogistische Form: (A2) Alle As sind Bs. Einige Cs sind As. Einige Cs sind Bs. Die Form (A2) liegt dem Syllogismus (A1) zugrunde. Kein Syllogismus dieser Form hat ahre Prämissen (die Sätze oberhalb der aagerechten Linie) und eine alsche Konklusion (der Satz unterhalb der Linie)! Alle Schlüsse dieser Form sind ahrheitserhaltend. (Au den Begri der Prämisse, den der Konklusion und den Begri der logischen Gültigkeit erden ir sogleich eingehen.) 2

Eine ungültige syllogistische Form: (A4) Einige As sind Bs. Alle Cs sind As. Alle Cs sind Bs. Ein Argument dieser Form mit ahren Prämissen und einer ahren Konklusion: (A5) Einige Hunde sind Jagdhunde. Alle Dackel sind Hunde. Alle Dackel sind Jagdhunde. Argument dieser Form mit ahren Prämissen und einer alschen Konklusion: (A6) Einige positive Zahlen sind gerade. Alle Zahlen, die größer sind als Null sind positiv. Alle Zahlen, die größer sind als Null sind gerade. Die Form (A4) ist ungültig, eil sie Einsetzungsälle hat ie z.b. (A6), die ahre Prämissen und eine alsche Konklusion haben! (Der Begri der Gültigkeit ird in Abschnitt 1.5 etas genauer erläutert erden.) 1.2.2 Grenzen der Aristotelischen Syllogistik Die Syllogistik stößt schnell au ihre Grenzen. Diese Grenzen ergeben sich im esentlichen aus den olgenden beiden Tatsachen: Erstens, jeder Syllogismus muss genau zei Prämissen und eine Konklusion haben. Zeitens, jeder Satz eines Syllogismus muss eine der olgenden vier Satzormen aueisen: - alle As sind Bs; - kein A ist ein B; - einige As sind Bs; - einige As sind keine Bs. Aus diesen Einschränkungen erachsen Probleme mit Schlüssen der olgenden Arten. 3

1. Argumente mit Eigennamen Schlüsse mit Sätzen, in denen Eigennamen vorkommen, können intuitiv nicht adäquat analysiert erden. So muss z.b. der Satz als Günter Grass ist ein Literat Alle Dinge, die Günter Grass sind, sind Dinge, die Literaten sind analysiert erden. Das ist etas schräg, enn man die Auassung vertritt, dass Eigennamen daür gedacht sind Einzeldinge zu bezeichnen und nicht Eigenschaten von Einzeldingen. 2. Argumente mit mehr als zei Prämissen Augrund der Deinition erden Schlüsse, die mehr als zei Prämissen enthalten, von der Syllogistik nicht erasst. Man indet schnell Beispiele ür solche Argumente. 3. Sätze mit mehr-stelligen Prädikaten Schlüsse mit Sätzen, die mehr-stellige Prädikate (d. h. Relationsprädikate) enthalten, können nicht angemessen analysiert erden, da die Syllogistik solche Prädikate nicht ausdrücken kann. Ein ein-stelliges Prädikat äre z.b.... ist ein Mensch. Ein mehr-stelliges Prädikat ist z.b.... ist größer als.... Ein Beispiel ür einen solchen Schluss ist Al ist kleiner als Bert und Bert ist kleiner als Cosima. Somit ist Al kleiner als Cosima. 4. Sätze mit dyadischen Konnektiven Schlüsse mit Sätzen, die dyadische Konnektive enthalten ie z.b. und, oder, enn..., dann, können nicht untersucht erden, da auch diese Ausdrücke mit den Mitteln der Syllogistik nicht iedergegeben erden können. Ein Beispiel: Horst ist Taubenzüchter und Ehrenmitglied der reiilligen Feuerehr. Folglich ist Horst ein Taubenzüchter. Problematische Schlüsse (bz. Argumente) dieser Art haben die Logiker dazu beogen, neue Systeme der Logik zu enteren. Die moderne Prädikatenlogik, die ganz esentlich au den Arbeiten des deutschen Logikers Gottlob Frege (1848-1925) aubaut, ist in der Lage, solche Schlüsse adäquat zu analysieren. (Wir erden uns mit der Prädikatenlogik in der zeiten Hälte des Kurses beschätigen.) Es ist bemerkensert, dass die Aristotelische Syllogistik noch bis in das letzte Jahrhundert hinein den Status einer Schullogik genossen hat. 4

1.3 Wahrheitserte und Wahrheitsertträger Der Gegenstand des Kurses lässt sich noch präziser assen. Es ist die klassische (oder zeiertige) symbolische deduktive Logik. Eine Logik ist zeiertig (oder bivalent), enn sie genau zei Wahrheitserte kennt. (Es gibt Logiken, sog. mehrertige Logiken, die mehr als zei Wahrheitserte zulassen.) Wir unterscheiden den Wahrheitsert ahr () und den Wahrheitsert alsch (). Der Bequemlichkeit halber betrachten ir Sätze (und nicht Propositionen) als Entitäten, die die Eigenschat haben, enteder ahr oder alsch zu sein. (Die Bequemlichkeit liegt in erster Linie darin, dass ir ein Vorverständnis von Sätzen haben, dass besser ist als das von Propositionen.) Wahre Sätze haben den Wahrheitsert. Falsche Sätze haben den Wahrheitsert. Jeder Satz hat genau einen dieser Wahrheitserte (und zar unabhängig davon, ob ir ihn ermitteln können oder nicht). Wahre Sätze: - Kopenhagen ist die Hauptstadt von Dänemark - Das Volumen eines Gases ist proportional zu seiner Temperatur und umgekehrt proportional zu seinem Druck Falsche Sätze: - Izmir ist die Hauptstadt der Türkei - Salzsäure hat die Formel H 2 SO 4 Satzarten ohne Wahrheitserte: - Fragesätze ( Wie komme ich bitte zum Bahnho? ) - Bitten ( Entschuldigen Sie meine Unpünktlichkeit ) - Wünsche (,Ich hätte gern eine Kugel Erdbeereis ) - Beehle ( Manred, beeil dich! ) Die Satzart, au die es uns ankommt, ist der Aussagesatz. 1.4 Argumente Deinition 1.4 (Argument): Ein Argument ist eine Menge von Sätzen, von denen einer (die Konklusion) durch die übrigen Sätze (die Prämissen) gestützt ird. 5

Die Standardorm eines Arguments: (A7) Wer immer den Posten bekommt, ird gute Zeugnisse haben. Udos Zeugnisse sind nicht gut. Udo ird den Posten nicht bekommen. Extraktion von expliziten Argumenten: Beispiel: Rohzustand : Ich habe mehr Verandte als mir lieb ist. Ich habe Verandte in Kiel und in Dortmund, in Ungarn und in den USA. Unter ihnen sind eine ganze Reihe von Cousins, Klaus und Otto Mayermann zum Beispiel. Soohl Klaus als auch Otto arbeiten hart und Klaus ist zäh ie ein Hund. Deshalb WIRD KLAUS SICHER ERFOLGREICH SEIN, denn enn es etas gibt, as ich im Leben gelernt habe, dann ist es, dass jeder, der hart arbeitet und zäh ist, Erolg haben ird. Aber ich bin sicher, dass der Erolg Klaus nicht verändern ird. Er ird nach seiner ersten Million ebenso hart arbeiten ie jetzt. Er ist halt ein echter Mayermann. BLA, BLA, BLA... Standardorm: Klaus und Otto arbeiten hart. Klaus ist zäh. Jeder, der soohl hart arbeitet als auch zäh ist, ird Erolg haben. KLAUS WIRD ERFOLG HABEN. Der Rohzustand enthält eine Menge von Inormationen, die ür die logische Analyse irrelevant sind. Die Standardorm des Arguments enthält nur das Wesentliche. Prämissen- und Konklusionsindikatoren: Konklusionen anzeigende Ausdrücke sind eta: deshalb somit so also daraus olgt, dass olglich ergo 6

Prämissen anzeigende Ausdrücke sind eta: da eil augrund von 1.5 Deduktive Gültigkeit Deinition 1.5 (deduktive Gültigkeit): Ein Argument ist deduktiv gültig genau dann, enn es nicht möglich ist, dass die Prämissen ahr sind und die Konklusion alsch ist. Ein Argument ist deduktiv ungültig genau dann, enn es nicht deduktiv gültig ist. Aus Deinition 1.5 olgt, dass jede andere (als die angegebene) Kombination von Wahrheitserten ür Sätze eines deduktiv gültigen Arguments möglich ist. Aus dieser Deinition olgt auch, dass ein deduktiv ungültiges Argument jede beliebige Kombination von Wahrheiten und Falschheiten als Prämissen und Konklusion annehmen kann. Sind uns also nur die Wahrheitserte der Sätze eines Arguments gegeben, dann gibt es nur einen Fall, in dem ir nur augrund dieser Inormation bestimmen können, ob das Argument ungültig ist. (Das ist der in der Deinition angegebene Fall.) In allen anderen Fällen muss untersucht erden, ob es möglich (!) ist, dass alle Prämissen eines Arguments ahr sind, die Konklusion aber alsch ist. Deduktiv gültige Argumente haben also eine Form, die ahrheitserhaltend ist. In diesem und in den nächsten Abschnitten olgen einige Beispiele ür deduktiv gültige (dg) und deduktiv ungültige (dug) Argumente, die das eben Gesagte veranschaulichen. Ein deduktiv gültiges Argument: (A8) Es beinden sich genau drei Personen im Zimmer: Dieter, Günther und Herbert. Dieter ist Rechtshänder. Günther ist Rechtshänder. Herbert ist Rechtshänder. Alle Personen im Zimmer sind Rechtshänder. dg 7

Ein deduktiv ungültiges Argument: (A9) Dieter ist Rechtshänder. Günther ist Rechtshänder. Herbert ist Rechtshänder. Jeder ist ein Rechtshänder. dug (A9) ist ungültig, da auch, enn die Prämissen ahr sein mögen, die Konklusion alsch ist. Deduktiv gültige Argumente können in Frage gestellt erden: Auch enn ein Argument deduktiv gültig ist, kann es trotzdem sinnvoll sein, an der Wahrheit seiner Konklusion oder einer oder mehrerer seiner Prämissen zu zeieln. (A10) In der Nacht zum Mittoch urde Hildes Taelsilber gestohlen und er immer das getan hat, usste, o es aubeahrt ird und beand sich in der Nacht zum Mittoch im Seniorenohnheim. Herma, Käthe und Irma sind die einzigen, die ussten, o es aubeahrt ird. Käthe und Irma aren in der Nacht zum Mittoch nicht im Seniorenohnheim, aber Herma ar im Seniorenohnheim. Herma hat das Taelsilber gestohlen. dg Die Konklusion von (A10) könnte z.b. von jemandem, der Herma gut kennt (und eiß, dass sie niemals etas stehlen könnte) in Frage gestellt erden. In einem solchen Fall müsste jemand, der an der Konklusion zeielt, mindestens eine der Prämissen vereren. Aus Deinition 1.5 ergibt sich also Folgendes: - Wenn man die Prämissen eines deduktiv gültigen Arguments akzeptiert, dann muss man auch die Konklusion akzeptieren. - Wenn man die Konklusion eines deduktiv gültigen Arguments verirt, dann muss man auch mindestens eine der Prämissen des Arguments vereren. 8

1.6 Schlüssigkeit Deinition 1.6 (deduktive Schlüssigkeit): Ein Argument ist deduktiv schlüssig genau dann, enn es deduktiv gültig ist und alle seine Prämissen ahr sind. Ein Argument ist deduktiv unschlüssig genau dann, enn es nicht deduktiv schlüssig ist. Deduktiv gültige Argumente und die Wahrheitserte ihrer Sätze: 1. Deduktiv gültiges Argument (A11) 2005 aren Merkel und Schröder die einzigen aussichtsreichen Kandidaten ür das Kanzleramt. Ein aussichtsreicher Kandidat ür das Kanzleramt hat geonnen. Schröder hat nicht geonnen. Merkel hat geonnen. dg (A11) ist ein Beispiel ür ein schlüssiges Argument. (Frage: Welches der nacholgenden Argumente (A12)-(A19) ist deduktiv schlüssig?) 2. Deduktiv gültiges Argument (A12) Deutschland und Brasilien aren die Finalteilnehmer bei der Fußballeltmeisterschat 2002. Deutschland hatte einen Torart, dem ein scheriegender Fehler unterlauen ist, Brasilien hatte einen guten Sturm. Der Finalteilnehmer mit dem Torart, dem ein scheriegender Fehler unterlauen ist, hat am Ende geonnen. Deutschland hat am Ende geonnen. dg 3. Deduktiv gültiges Argument (A13) Hannover ist die Hauptstadt Deutschlands. Die deutsche Hauptstadt liegt in Niedersachsen. Hannover liegt in Niedersachsen. dg (A13) macht deutlich, dass uns ein deduktiv gültiges Argument von (ausschließlich) alschen Prämissen zu einer ahren Konklusion ühren kann! 9

Deduktiv ungültige Argumente und die Wahrheitserte ihrer Sätze: Zur Erinnerung: Ein deduktiv ungültiges Argument kann jede Kombination von Wahrheiten und Falschheiten als Prämissen und Konklusion haben! 1. Deduktiv ungültiges Argument: (A14) Kopenhagen ist die Hauptstadt von Dänemark. Oslo ist die Hauptstadt von Noregen. Stockholm ist die Hauptstadt von Scheden. Helsinki ist die Hauptstadt von Finnland. dug 2. Deduktiv ungültiges Argument: (A15) Kopenhagen ist die Hauptstadt von Dänemark. Oslo ist die Hauptstadt von Noregen. Stockholm ist die Hauptstadt von Scheden. Kie ist die Hauptstadt von Weißrussland. dug 3. Deduktiv ungültiges Argument: (A16) Kopenhagen ist die Hauptstadt von Dänemark. Kie ist die Hauptstadt von Weißrussland. Oslo ist die Hauptstadt von Noregen. Turku ist die Hauptstadt von Finnland. Stockholm ist die Hauptstadt von Scheden. dug 4. Deduktiv ungültiges Argument: (A17) Kopenhagen ist die Hauptstadt von Dänemark. Kie ist die Hauptstadt von Weißrussland. Oslo ist die Hauptstadt von Noregen. Turku ist die Hauptstadt von Finnland. Moskau ist die Hauptstadt von Scheden. dug 10

Zur Erinnerung. Ein Argument ist deduktiv gültig, enn die Konklusion ahr sein müsste, alls die Prämissen ahr ären. (Wir haben darau im Anschluss an Deinition 1.5 bereits hingeiesen.) Dazu ein Beispiel. (A18) Kein Meeresbeohner ist ein Säugetier. Wale sind Meeresbeohner. Wale sind keine Säugetiere. dg! Wäre nämlich auch die erste Prämisse ahr, dann müsste die Konklusion dieses Arguments ebenalls ahr sein. Mutatis mutandis ür z.b. (A13). 1.7 Induktive Argumente Beispiel: (A19) Ali, Beli, Celi, Deli, Eli und Eli sind Schimpansen. Ali, Beli, Celi, Deli und Eli haben Schierigkeiten, das X-Puzzle zu legen. Eli hat ebenalls Schierigkeiten, das X-Puzzle zu legen. dug Dieses Argument ist nicht deduktiv gültig, da seine Prämissen ahr sein können und seine Konklusion alsch sein kann. Aber die Prämissen des Arguments machen die Konklusion ahrscheinlich. Deinition 1.7 (induktive Stärke): Ein Argument eist in dem Maße induktive Stärke au, in dem die Konklusion bei Annahme der Prämissen ahrscheinlich ist. Wir erden uns in diesem Kurs jedoch nicht mit induktiven Argumenten und induktiver Logik auseinandersetzen. 11

1.8 Logische Konsistenz Deinition 1.8 (logische Konsistenz): Eine Menge von Sätzen ist logisch konsistent genau dann, enn es möglich ist, dass alle Elemente dieser Menge ahr sind. Eine Menge von Sätzen ist logisch inkonsistent genau dann, enn sie nicht logisch konsistent ist. Logisch konsistente Satzmengen: {Bayern ist größer als Hessen. Methan hat die Formel CH 4. Der Papst ist das Oberhaupt der Katholischen Kirche.} {Hessen ist größer als Bayern. Methan hat nicht die Formel CH 4. Der Dalai-Lama ist das Oberhaupt der Katholischen Kirche.} Logisch inkonsistente Satzmengen: {Bayern ist größer als Hessen. Der Papst ist das Oberhaupt der Katholischen Kirche. Hessen ist größer als Bayern} {Bayern ist größer als Hessen. Der Papst ist das Oberhaupt der Katholischen Kirche. Hessen ist nicht kleiner als Bayern} 1.9 Logische Wahrheit, logische Falschheit und logische Indeterminiertheit Deinition 1.9.1 (logische Wahrheit): Ein Satz ist logisch ahr genau dann, enn es nicht möglich ist, dass der Satz alsch ist. Beispiele: - Wenn Soltan geeuert ird, dann ird er geeuert, - Wenn jeder die Fahrprüung besteht, dann ird auch Richie die Prüung bestehen, - Wenn Sarah genau dann au die Party geht, enn Hedig au die Party geht, dann ird Sarah nicht au die Party gehen, enn Hedig nicht au die Party geht. - Mathematische, logische und sonstige begriliche Wahrheiten 12

Deinition 1.9.2 (logische Falschheit): Ein Satz ist logisch alsch genau dann, enn es nicht möglich ist, dass der Satz ahr ist. Beispiele: - Wenn es in Tübingen schneit, dann ist es nicht der Fall, dass es in Tübingen schneit. - Alle Jazzmusiker sind Musiker, aber es gibt Jazzmusiker in Ne York, die keine Musiker sind, - mathematische, logische und sonstige begriliche Falschheiten Deinition 1.9.3 (logische Inteterminiertheit): Ein Satz ist logisch indeterminiert genau dann, enn er eder logisch ahr noch logisch alsch ist. Beispiele: - Au dem Planeten Erde gibt es Leben - Der Dalai-Lama ist der Trainer von Schalke 04 - Beobachtungssätze 1.10 Logische Äquivalenz Deinition 1.10 (logische Äquivalenz): Die Elemente eines Satzpaares sind logisch äquivalent genau dann, enn es nicht möglich ist, dass einer der Sätze ahr ist und der andere alsch ist. Beispiele: - Soltan liebt Claudia. Claudia ird von Soltan geliebt. - Nicht alle Hunde sind bissig. Einige Hunde sind nicht bissig. 13

Aus Deinition 1.10 ergibt sich: - Jeder Satz ist mit sich selbst äquivalent. - Alle logisch ahren Sätze sind logisch äquivalent. - Alle logisch alschen Sätze sind logisch äquivalent. Wie verhält es sich mit logisch indeterminierten Sätzen? Meint logisch äquivalent dasselbe ie synonym (d.h. gleichbedeutend )? 1.11 Ausblick Die in diesem Abschnitt eingeührten nicht-technischen Deinitionen der logischen Eigenschaten und Relationen (Abschnitte 1.5 und 1.7 bis 1.10) erden in den nächsten Abschnitten präzisiert. Es erden Methoden vorgestellt, die es erlauben, die logische Struktur von Sätzen (eines sehr kleinen Ausschnitts) der natürlichen Sprache zu untersuchen. Deseiteren erden Verahren behandelt, mit deren Hile ermittelt erden kann, ob Sätze oder Satzmengen die ür sie in Frage kommenden logischen Eigenschaten oder Relationen haben. Im Vordergrund des Kurses steht das Erlernen des elementarsten technischen Handerkzeugs ür die Philosophie. Themen aus den Bereichen der Geschichte der Logik oder der Philosophie der Logik erden nur am Rande berührt. Ein vorläuiger Plan der restlichen Sitzungen könnte ie olgt aussehen: Sitzung (18. 10.): Sitzung (25. 10.): Sitzung (1. 11.): Sitzung (8. 11.): Sitzung (15. 11.): Sitzung (22. 11.): Sitzung (29. 11.): Sitzung (6. 12.): Sitzung (13. 12.): Sitzung (20. 12.): Sitzung (10. 1.): Sitzung (17. 1.): AL. Paraphrase und Symbolisierung AL. Syntax und Semantik AL. Wahrheitstaelverahren: logische Eigenschaten und Beziehungen AL. Tableauverahren: Regeln AL. Tableauverahren: logische Eigenschaten und Beziehungen AL. Natürliches Schließen: Regeln AL. Natürliches Schließen: logische Eigenschaten und Beziehungen PL. Syntax; Paraphrase und Symbolisierung PL. Semantik PL. Tableauverahren: Regeln PL. Tableauverahren: logische Eigenschaten und Beziehungen PL. Natürliches Schließen: Regeln 14

Sitzung (24. 1.): Sitzung (31. 1.): Sitzung (7. 2.): Sitzung (14. 2.): PL. Natürliches Schließen: logische Eigenschaten und Beziehungen AL. Metatheorie: Induktion und unktionale Vollständigkeit PL. Metatheorie: Zur Korrektheit und Vollständigkeit Klausur Tutorien: Montag 12-14 Uhr Raum X (Alte Burse) Frank Monheim <mohn-broetchen@gmx.net> Mittoch 13-15 Uhr Raum X (Alte Burse) René Gazzari <elbron@gmx.net> Freitag 10-12 Uhr Raum noch unbekannt Damir Markota terroel@eb.de 15