Euler-Verfahren. exakte Lösung. Euler-Streckenzüge. Folie 1

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Transkript:

exakte Lösung Euler-Verfahren Folie 1 Euler-Streckenzüge

Ein paar grundlegende Anmerkungen zur Numerik Die Begriffe Numerik bzw. Numerische Mathematik bezeichnen ein Teilgebiet der Mathematik, welches sich im Wesentlichen mit Lösungsmethoden mit Hilfe von Computern beschäftigt. Da ein Computer nur eine begrenzte Anzahl von Zahlen bzw. Datenpunkten handhaben kann, werden kontinuierliche Funktion durch diskrete (endlich viele) einzelne Stützstellen beschrieben. t ( 3 ) Kennt man die Stützstellen, können Zwischenwerte durch Interpolation, z.b. mit geraden Strecken, ermittelt werden. Wir begnügen uns mit den Stützstellenwerten (t i ) ( ) t 0 () t ( ) t 1 ( ) t 2 t1 t t 2 3 Folie 2

Ein paar grundlegende Anmerkungen zur Numerik Bei der numerischen Lösungen von Dgl.en, erhält man i.a. nur eine Näherung für die gesuchte Funktion, genauer für die gesuchten Stützstellenwerte. D.h. die numerisch berechneten Werte sind in der Regel nicht exakt (liegen nicht auf der Funktion). hoffentlich liegen sie aber dicht dran. Die genäherten Stützstellenwerte bezeichnen wir mit i () t 3 2 t ( ) t 0 1 t1 t t 2 3 Folie 3

Euler-Verfahren Wir betrachten Dgl.en erster Ordnung und schreiben diese in expliziter Form: () t f(, t ) Darüber hinaus sei jeweils eine Anfangsbedingung gegeben: t ( ) Lösungsstrategie zur Berechnung einer bestimmten Lösung: Der Anfangswert ist genau gegeben: und damit kennt man auch die Steigung der gesuchten Funktion im Anfangspunkt: Man hangelt sich vom Anfangswert ein kleines Stück (h) weiter und berechnet den Funktionswert an der neuen Stelle näherungsweise: t, ( t ) f( t, ). 0 Folie 4

Euler-Verfahren Die Tangentensteigung kann mit Hilfe der Dgl bestimmt werden: ( t ) f( t, ) 0 0 0 1 ( t ) t (), exakte Lösung Tangente (Steigung ( t 0 )) Außerdem gilt: 1 0 =Tangentensteigung f ( t0, 0) h f( t, ) h 1 t t h, 1 0 1 0 t 0 h t 1 Folie 5

Euler-Verfahren Mit Hilfe der Steigung hangelt man sich also vom Punkt P 0 zu P 1. Anfangswert P 0, genau gegeben: t, t ( ),exakte Lösung P ( t, ) 1 1 1 P 2 ( t, ) 2 2 erster Näherungswert P 1 : t t h, f( t, ) h 1 0 1 0 P ( t, ) 0 Hat man P 1 berechnet, kann man sich in gleicher Art um ein weiteres Stück zu P 2 hangeln: t 0 h t 1 t 2 t2 t1 h f( t, ) h 2 1 1 1 und so weiter. Folie 6

Euler-Verfahren Insgesamt erhält man für eine Dgl erster Ordnung () t f(, t ) mit der Anfangsbedingung t ( ) die Iterationsvorschrift: t t h, f( t, ) h i1 i1 i i i i Als Beispiel betrachten wir die einfache Dgl () t t(), t mit der Anfangsbedingung 0 ( ) 01.. Als Schrittweite wählen wir h=0.4. Für die gegebene Dgl ist f( t, ) und gemäß der Anfangsbedingung gilt: t 0, 0. 1 t t h 004. 0. 4 t 0. 4 1 0 1 f( t, ) h01. 001. 04. 01. 01. 1 0 1 t t h 0. 8 t 08. 2 1 2 f( t, ) h01. 04. 01. 04. 0. 116 0. 116 2 1 1 1 t t t h 1. 2 t 1. 2... 3 2 3 f ( t, ) h 0. 14 0. 8 0. 116 0. 4 0. 15312 0. 15312... 3 2 2 2 3 2 t 1. 6 4 0. 226618 4 Folie 7

Euler-Verfahren Dgl () t t () t Anfangsbedingung 0 ( ) 01.. 2 05x. exakte Lösung: () t 01e. (z.b. mit Trennung der Variablen) Die obere Grafik zeigt die Ergebnisse der Rechnung (Euler-Verfahren mit Schrittweite h=0.4) Zum Vergleich sind unten zusätzliche die Ergebnisse für eine kleinere Schrittweite, h=0.2, gezeigt. Folie 8

Anmerkungen zum Euler-Verfahren Die Ergebnisse werden umso besser, je dichter die Stützstelle zusammen liegen, d.h. je kleiner h ist. Vergl. Abb. links Das Euler-Verfahren ist ein sehr einfaches und robustes Verfahren zur numerischen Lösung von Dgl.en. Das Verfahren kann auf Dgl.en höherer Ordnung erweitert werden. Aufgrund des einfachen Zugangs hat das Euler-Verfahren allerdings einige strukturelle Schwächen (vergl. nächste Folie) Folie 9

Anmerkungen zum Euler-Verfahren Zu einer der Schwächen: In dem gezeigten Fall einer links gekrümmten Lösungsfunktion, sind die nach Euler berechneten Tangentensteigungen immer zu klein, dadurch liegen die Ergebnisse des Euler-Verfahrens allesamt unter der exakten Kurve. Bei rechts gekrümmten Funktionen ist es genau umgekehrt. exakte Lösung Euler-Verfahren Genauere Ergebnisse erhält man, wenn statt des Euler-Verfahrens z.b. das ähnliche Runge-Kutta Verfahren angewendet wird. Hier wird die Tangentensteigung jeweils besser abgeschätzt aber leider auch mit größerem Aufwand. Folie 10