Hochdruck Mikrozirkulation

Ähnliche Dokumente
Grundlagen der Medizinischen Klinik I + II. Dr. Friedrich Mittermayer Dr. Katharina Krzyzanowska

DIFFERENZIALDIAGNOSE DER HYPERTONIEN

Bluthochdruck. Inhaltverzeichnis

Information über die Schäden am Herzen, durch zu hohen Blutdruck

Ich und sensibel? Höchstens auf Salz

Netter's Allgemeinmedizin

3.1 Dauerhafter Hochdruck versus temporärer. 3.1 Dauerhafter Hochdruck versus temporärer Hochdruck

Arterielle Hypertonie Update 2012

Blutdruck. Thomas Fernsebner Diabetes-Akademie Südostbayern e. V. 4. November 2015

Der hypertensive Notfall

Bluthochdruck. Facharztpraxis für Allgemeinmedizin Ansgar Hantke

Bluthochdruck. (Hypertonie)

Alles, was Sie über herzgesunde Lebensmittel wissen müssen

Kompetenzfeld Hypertonie I: Pathophysiologie SS2013

Das Hochdrucklabor. Differenzierte Hochdruckstrategie bei therapierefraktärer Hypertonie

» 10 Arterielle Hypotonie

Differenzierte Hochdruckstrategie. bei therapierefraktärer Hypertonie

Druck auf die Gefässe. Dr. med. Catharina Oechslin-Oberholzer Medbase St. Elisabethen Gesundheitszentrum, Basel

Behandlung der arteriellen Hypertonie - Wie lautet der Zielwert 2016?

Bluthochdruck. (Hypertonie) Bluthochdruck - Hypertonie. Copyright by HEXAL AG 2008

Blutdruck-Pass Einfach eintragen. Der Pass für Patienten

Ergebnisse der AOK-Bundesauswertungen zur gesetzlichen Evaluation der deutschen Disease-Management-Programme

Hypertonie. Der Blutdruck ist die Resultante aus dem Herzzeitvolumen und dem peripheren Widerstand.

Blutdruck-Pass Einfach eintragen. Der Pass für Patienten

Qualitätssicherung bei Fallpauschalen und Sonderentgelten. Basisstatistik

Diabetes mellitus Spätschäden früh erkennen und richtig behandeln

Mittwoch, 14 bis 18 Uhr: für Praxispersonal Wissensvertiefung und Lehrverhaltenstraining im Rollenspiel

Fragebogen zu möglichen genetischen Vorbelastungen in der Familie

Schulungsverein Ohrekreis e.v. ZUCKERSÜSS - FOLGENSCHWER Diabetes mellitus und seine Folgeschäden. Haldensleben, den (Welt-Diabetestag)

Pressemitteilung. Bluthochdruck Daten & Fakten* Häufigkeit

Arteriosklerose Botond TIMÁR

Man ist so alt wie seine Gefäße Koronare Herzkrankheit Schlaganfall Prävention Diagnostik - Therapie

Max. Sauerstoffaufnahme im Altersgang

G-AEP-Kriterien. Schwere der Erkrankung

Arbeitsanleitung arterielle Hypertonie im Kindes- und Jugendalter

Fallvorstellung

Risikofaktor Cholesterin Gute und schlechte Blutfette? Was ist dran an der Cholesterinlüge?

Verbeamtung bei ARTERIELLER HYPERTONIE

Qualitätssicherung bei Fallpauschalen und Sonderentgelten. Basisstatistik

Neue medikamentöse Standards in der Therapie atherosklerotischer Gefäßerkrankungen

Hoher Blutdruck Gut zu wissen

Begleit- und Folgeerkrankungen des Diabetes. Wolf-Rüdiger Klare Radolfzell

update Belastungs-EKG

Das metabolische Syndrom

Bluthochdruck und das metabolische Syndrom bei Kindern wer wird behandelt und wie?

Arterielle Hypertonie -

Anlage 1 zur Vereinbarung über die Durchführung und Vergütung von Gesundheitsbildungsmaßnahmen im Rahmen des Rehabilitationssport in Herzgruppen

Anlage 3e. auf Grundlage der Datensätze nach Anlage 2 und Anlage 6 der RSAV in der DMP-A-RL

Hypertonie. Lebensweise

Anlage Qualitätssicherung

Anlage Qualitätssicherung zum DMP KHK zwischen der KVBB und den Verbänden der Krankenkassen

In Industrieländern wichtigster Risikofaktor für Tod und schwere Erkrankungen

Anlage Qualitätssicherung

Qualitätssicherung bei Fallpauschalen und Sonderentgelten. Basisstatistik

Inhalt. 1 Lage, Größe und Form des Herzens Diagnostische Möglichkeiten 15

Kompetenzfeld Hypertonie Epidemiologie der arteriellen Hypertonie

Anlage 12 Qualitätssicherung. V Stand

Was kann ich gegen das Auftreten von Spätkomplikationen tun?

Welches ANTIHYPERTENSIVUM ist wann indiziert? Blutdruck + Lebensalter. Agenda. Bevölkerungspyramiden - Österreich.

Qualitätssicherung. V 4.0 Stand

INHALT. Blutdruck als funktionelle Größe. Die Regulation des Blutdrucks 18. Definition des Bluthochdrucks (Hypertonie) Ursachen des Bluthochdrucks 27

Patienteninformation Arterielle Hypertonie (Bluthochdruck)

Anhang III. Änderungen der entsprechenden Abschnitte der Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels und der Packungsbeilagen

Heilmittel, die den Blutdruck senken Das können Sie selbst tun

U N I V E R S I T Ä T S M E D I Z I N B E R L I N

Mittwoch, 14 bis 18 Uhr: für Praxispersonal Lehrverhaltenstraining. Donnerstag, 9 bis 17 Uhr: für Praxispersonal Lehrverhaltenstraining

J. Rosenthai. Bluthochdruck. Mit 13 Abbildungen und 18 Tabellen

Obstruktive Schlafapnoe: Risikofaktoren, Therapie und kardiovaskuläre Konsequenzen

Anlage 14 Qualitätssicherung

DIE HYPERTENSIVE KRISE. Prim. Univ.Prof. Dr. Michael M. Hirschl. Vorstand der Abteilung für Innere Medizin. Landesklinikum Zwettl

ICD-10-GM 2018 DMP-Brustkrebs-Schlüssel / Stand: ICD-10-GM DMP-Asthma- und COPD-Schlüssel / Stand:

HERZ, KREISLAUF, GEFÄSSE V. HYPERTONIE

AGAPLESION ELISABETHENSTIFT

Monat: Gewicht: Tag Uhrzeit Blutdruck Puls Schritte MEIN BLUTDRUCKPASS

Anlage Qualitätssicherung

Anlage 12 Qualitätssicherung

Erstdiagnose Hypertonie: Zeit abzuwarten oder Zeit zum Handeln?

Anlage 10 - Qualitätssicherung

Qualitätssicherung bei Fallpauschalen und Sonderentgelten. Basisstatistik

Middeke/Völker/Laupert-Deick Bluthochdruck senken ohne Medikamente

Anhang zu Anlage 4 zum Vertrag über die Hausarztzentrierte Versorgung nach 73 b SGB V

Inhaltsverzeichnis: Seite 4: Hypertonie. Seite 18: Angina pectoris. Seite 12: Koronare Herzkrankheit (KHK) Seite 25: Herzinfarkt

Bluthochdruck. Was ist Blutdruck?

Hypertonieschulung. Mehr Wissen - Mehr Können - Gesünder leben

Qualitätssicherung bei Fallpauschalen und Sonderentgelten. Qualitätsmerkmale (Krankenhausvergleich)

Hypertonie. Vorbereitungskurs Facharztprüfung Leoben 2012

Blutdruckentgleisung wie werden Sie (be)handeln?

Hausärzte-Strukturvertrag

Warum Menschen den Arzt aufsuchen. Schlaglichter auf das Gesundheits - wesen (?)

Anlage Qualitätssicherung

Medizin im Vortrag. Herausgeber: Prof. Dr. med. Christoph Frank Dietrich. Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pavk)

Einleitung Einleitung

Perkutane renale Denervation (PRD)

Anlage 10: Qualitätssicherung

tyf C* id. Hans-Joachim Trap] Herzkrank: Koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt TRIAS

Hypertonie. Hilfestellungen zum Umgang mit hohem Blutdruck. Das Leben leben

Die Ursachen der Herzschwäche

Transkript:

Hochdruck Mikrozirkulation Teil I C.M. Schannwell

Häufigkeit von Bluthochdruck in Deutschland ca. 16 Millionen insgesamt (20%) 11 Millionen bekannt 5 Millionen unbekannt 9 Millionen therapiert 2 Millionen nicht therapiert ca 4 Millionen normoton ca 5 Millionen nicht normoton Deutsche Hochdruck-Liga

Arterielle Hypertonie - Bluthochdruck Das Herz eines Hypertonikers macht im Mittel drei Schläge mehr pro Minute als das eines Normotonikers. Das sind nach 40 Jahren etwa 60 Millionen Herzschläge mehr. Jeder zweite Arbeitnehmer mit 45 Jahren hat erhöhte Blutdruckwerte an seinem Arbeitsplatz. Ein Blutdruck von mehr als 160 mmhg und/oder ein diastolischer Druck von mehr als 95 mmhg, bedeutet ein 5-fach erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer KHK.

Arterielle Hypertonie - Bluthochdruck Ein erhöhter Blutdruck verstärkt die Belastungen, denen das Gefäßsystem ausgesetzt ist. Auf Dauer geht die Elastizität der Arterien verloren. In allen Altersgruppen nimmt das Risiko für die Entwicklung eines Infarktes mit der Höhe des Blutdruckes zu. Von einer Senkung erhöhter Blutdruckwerte zur Prävention (Vorbeugung) eines Herzinfarktes profitieren v.a. Menschen jenseits des 65. Lebensjahres.

Ausgusspräparat

Der italienische Arzt Riva-Rocci (1863-1937) entwickelte 1896 den Prototyp der noch heute verwandten Geräte, der bereits über eine Staumanschette und ein Quecksilbermanometer zur manuellen Messung des systolischen Blutdrucks verfügte.

1733 erste direkte Messung des Blutdruckes in der Arteria carotis eines Pferdes Hales

Blutdruckmessung Blutdruckmessung immer bds - Arteria subclavia Stenose links

Blutdruck = Herzzeitvolumen x Gefäßwiderstand Eine arterielle Hypertonie ist die Folge eines erhöhten Herzzeitvolumens eines erhöhten peripheren Widerstandes beider Faktoren im Frühstadium: im weiteren Verlauf: Herzzeitvolumen erhöht Erhöhung des peripheren Widerstandes

Arterielle Hypertonie Blutdruck (mm Hg) Optimal Normal Hochnormal Bluthochdruck Stadium I Stadium II Stadium III Systolisch < 120 < 130 130-139 140 159 160-179 > 180 Diastolisch < 80 < 85 85-89 90-99 100-109 > 110

Arterielle Hypertonie Klinische Stadien der Hypertonie WHO-Grad I WHO-Grad II WHO-Grad III Hypertonie ohne Endorganveränderungen Hypertonie mit Endorganveränderungen > Hypertensive Herzerkrankung > Hypertensive Nephropathie > Fundus hypertonicus I + II > Plaquebildung in den großen Gefäßen Hypertonie mit manifesten kardiovaskulären Erkrankungen > Herz: AP, Herzinfarkt, Herzinsuffizienz > Niere: Hypertensive Nephropathie > Auge: Fundus hypertonicus III + IV > ZNS: TIA, Hirnblutung > Gefäße: pavk, Aortendissektion

Arterielle Hypertonie 1. Essenzielle Hypertonie > 90% aller Hypertoniker Ursache unbekannt 2. Sekundäre Hypertonie < 10% aller Hypertonie Ursache bekannt a) renale Hypertonie (ca 8%) renoparenchymatöse Hypertonie (Glomerulonephritis, chronische Pyelonephitis, Zystennieren) b) endokrine Hypertonie (< 1%) Phäochromozytom, Cushing-, Conn Syndrom, Akromegalie c) Aortenisthmusstenose (< 1%)

5% sekundäre Hypertonie i.s. einer Folgeerkrankung Renale Hypertonie Endokrine Hypertonie Kardiovaskuläre Hypertonie Neurogene Hypertonie Hypertonie bei Schlafapnoe-Syndrom Schwangerschaftshypertonie Pharmakologisch bedingte Hypertonie

Sekundäre Hypertonieformen zur Differentialdiagnostik 1. Renale Hypertonie 1.1. Renovaskuläre Form Nierenarterienstenose fibromuskulär/arteriosklerotisch Niereninfarkt Aneurysma 1.2. Renoparenchymatöse Form (alle ein- oder beidseitigen parenchymalen Erkrankungen) Schrumpfnieren chronische Glomerulonephritis chronische interstielle Nephritis diabet. Nephropathie Zystennieren

2. Endokrine Hypertonie Cushing-Syndrom (primäre und sekundäre Form) Conn-Syndrom (primäre und sekundäre Form) Phäochromozytom Schilddrüsenfunktionsstörungen Hyperparathyreoidismus (primäre und sekundäre Form) Akromegalie Adrenogenitales Syndrom (AGS) paraneoplastische Erkrankung 3. Neurogene Hypertonie intrakranielle Blutungen Systemerkrankungen z.b. M. Parkinson

4. Kardiovaskuläre Hypertonie-Formen Aortenisthmusstenose Aorteninsuffizienz erhöhtes Herzzeitvolumen bei Bradykardie, AV-Block III arteriovenöser Fistel (Shunt) Ductus Botalli Apertus hyperkinetisches Herzsyndrom Verlust der Aorta-Windkesselfunktion 5. Pharmakologisch bedingte Hypertonie Ovulationshemmer ( Pille ) Lakritze Steroide NSAR (nichsteroidale Antirheumatika) Ciclosporin A

Arterielle Hypertonie Klinik: Beschwerden können lange Zeit fehlen typisch frühmorgendlich auftretende Kopfschmerzen Thoraxschmerzen, Angina pectoris Schwindel Ohrensausen Nervosität Herzklopfen vasomotorische Labilität Nasenbluten Belastungsdyspnoe

Arterielle Hypertonie Komplikationen: Hypertensiver Notfall Hochdruckenzephalopathie mit Gefahr eines Schlaganfalls Linksherzüberlastung mit Gefahr des Lungenödems Angina pectoris Anfall Gefäßsystem frühzeitige Arteriosklerose (bei 50-60% Hypertoniker) hypertensive Retinopathie