Shared Space Präsentation der Bachelorarbeit Bauingenieurwesen und Umwelttechnik Institut für Verkehrswesen und Raumplanung Unibw München Lt Ellen Marsmann 25.04.2012
Gliederung 1) Einleitung 2) Shared Space eine niederländische Planungsphilosophie 3) Shared Space in der Umsetzung Theorie und Wirklichkeit 4) Shared Space gezeigt an Praxisbeispiele 5) Zusammenfassung und Ausblick 6) Quellen
1) Einleitung Regionale Verkehrsplanung im Bereich der Verkehrsberuhigung Immer schneller werdende Gesellschaft führt zur der Überlegung, dass der Mensch vernachlässigt wird Erschaffen eines Raumes innerhalb des alltäglichen Verkehrs Vorstellung eines neuen öffentlichen Raums für den Bürger
Beschrieben wurde in der Arbeit: à Vorstellung der Begründer und Vertreter à Erläuterung des Konzeptes à Absichten und Ziele à Planungsprozesse à Die Rolle der europäischen Politik à Verkehrssicherheit à Die Verkehrsteilnehmer à europäische Beispiele
2) Shared Space eine niederländische Planungsphilisophie 2.1) Die Begründer Hans Mondermann à à à à à à à * 19.11.1945 in Leeuwarden, NL Bauingenieur im Bereich Verkehrssicherheit seit 1969 Ab 1979 Berater im Bereich Verkehrssicherheit In den 1980er Idee der Umgestaltung des Straßenraums Erste Umgestaltungsversuche im Dorf Oudkaste 1996 wird er Verkehrsplaner in Smallingerland 07.01.2008 in Opsterland, NL Benjamin Hamilton Baillie à à à à à à * 1955 in Bristol, GB Architekt und Stadtplaner Eigene Firma in GB Lehraufträge in Europa und den USA Danach Regional- und Verkehrsplaner Seit 2004 im Expertenteam der EU
2.2) Was bedeutet Shared Space geteilter Raum im Sinne von miteinander teilen Verkehrsberuhigter Bereich in Ortskernen und zentren Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer teilen sich einen Raum Verkehrsraum in Form einer Mischfläche ohne bauliche Trennung Bestimmte Gestaltungsprinzipien verlangen von den Teilnehmern erhöhte Aufmerksamkeit und Kommunikationsfähigkeit Jeder Verkehrsteilnehmer steht auf der selben Ebene
Gleichgewicht aller Verkehrsteilnehmer Bestehend aus 3 wichtigen Aspekten à Gesellschaftliche à Sozial- und wirtschaftliche à Psychologische
Gesellschaftliche und sozialwirtschafltiche Aspekte: Verknüpfung alltäglicher Dinge wie arbeiten, einkaufen und Teilnehmen am sozialen Umfeld Attraktive, ausdrucksstarke und lebendige Gestaltung eines Aufenthaltsraumes Erhöhung der Lebensqualität dadurch Raumgestaltungskonzept basiert auf Kommunikation, Interaktion und Aufmerksamkeit Aufbau von Cafes und kleinen Läden möglich, die von dem Aufenthalt profitieren
Psychologische Aspekte: Abstufen der Geschwindigkeit durch Unsicherheit und Anpassen an die Situation Erhöhtes Verantwortungsgefühl bes. für Autofahrer Sicherheit durch Unsicherheit Teilnehmen an der Umwelt Kommunikation mit den Mitmenschen fördern Gestaltung von vertraute Umgebung führt zu niedrigen Geschwindigkeiten
2.3) Von der Idee zur Gestaltung 2.3.1) Der Planungsprozess Ausführliche Planung Unterschiedliche Phasen Planungen ausgeführt durch Expertenteam sowie Anwohnern und interessierten Bürgern Interaktive, verkehrsraumspezifische Planung
Betrachten eines öffentlichen Raums durch Gemeinde mit Expertenteam Problemerkennung und Analyse Information der Bürger è Einweisung in die Lage und das anstehende Projekt è Zieldefinition è Eröffnen der Möglichkeit der Mitgestaltung Workshops Beteiligun mit Bürgern g der und Interessierten lokalen Politik und Erarbeitung von Ideen, Lösungsmöglichkeiten, Umsetzungsmöglichke iten Beratung des Expertenteams; Erarbeitung unterschiedlicher Umsetzungspläne Vorstellung der Pläne bei einer Bürgerversammlung; Entscheidung für eine Variante Umsetzung des Projektes im öffentlichen Raum
2.3.2) Die Gestaltung des Straßenraums Ein Raum ohne Schilder, Ampeln und Markierungen Keine regulierenden Maßnahmen Geeignet sind: à Dorf-, Haupt- und Hauptgeschäftsstraßen à Platzartig wirkende Straßen à Umgebungen von Ortszentren 300-800 m, 8000 KFZ / d
Gestaltung zeichnet sich aus durch: à Individuell à Mischfläche ohne Bordsteine à Anpassen an vorhandene Architektur à Einbinden der ansässigen Läden etc à Verwenden von schon vorhanden Materialien in Form und Farbe à Einbauen von Bepflanzungen à Sitzgelegenheiten à Erstellen eines vertrauten und einladenden Raums à Keine direkten Parkflächen à Übersichtlich und offen gestaltet
2.4) Die Unterstützung durch die Politik Seit 2004 wird Shared Space durch die EU gefördert Programm Interreg, hier Interreg 3 à Leitlinien: Entwicklung und Zusammenarbeit à Erzielung eines einheitlichen Raumes über Grenzen hinweg à Wirtschaftlicher und sozialer Zusammenhalt à Förderung und Entwicklung des EU-Raums insbesondere auf regionaler Ebene 3 Ausrichtungen Interreg 3 B besteht aus 13 Programmen à NorthSeaRegion mit 7 Ländern, 4 Prinzipien
Unterstützung durch Stellen eine Antrages an den Sitz in Viborg Voraussetzungen: à regionale/lokale Institution, NGO als übergeordnete Leitung à Zusammenarbeit verschiedener politischer Ebene à Das Projekt muss für die Öffentlichkeit zugänglich sein à Transnationalität à Ziel des Allgemeinwohls
Weitere unterstützende Programme à Leipziger Charta von 2007 à Auf Ebene BRD: Weißbuch Innenstadt
3) Umsetzung Theorie und Wirklichkeit 3.1) Die Verkehrssicherheit Verkehrssicherheit als eine wichtige Aufgabe der Politik Gewährleistet durch: à 365 Schilder, Zeichen, Vorschriften etc à Markierungen, Schilder, Ampeln, Regeln Sicherheit bei Shared Space kontrovers diskutiert: à Aus Sicht der Begründer à Aus Sicht der Unfallforscher und Versicherer
Begründer Sichersicherheit durch Unsicherheit Kein einschlägiges Sicherheitskonzept Gestaltung des Raums führt zu niedrigen Geschwindigkeiten Keine Schilder etc. führen zu erhöhter Aufmerksamkeit Mehr Eigenverantwortung und Kommunikationsbereitsch aft durch Deregulierung Achtsamere Verkehrsteilnehmer Unfallforscher, Versicherer Fordern einheitliches Konzept und Vorgaben Um einheitliche Aussagen treffen zu können Fordern einheitliche Geschwindigkeitsbeschrä nkungen Sehen besonders Kinder gefährdet Individuelle Gestaltung auf Kosten der Sicherheit Fordern Sicherheitsaudit Nicht ganz auf Schilder etc verzichten
3.2) Anforderungen an die Verkehrsteilnehmer 3.2.1) Der Autofahrer Sicherheit oberste Priorität Jeder Verkehrsteilnehmer muss bei Shared Space durch Eigenverantwortung dazu beitragen à Stärkster Teilnehmer à Größte Aufmerksamkeit und Verantwortung zu erbringen à Offene Gestaltung kommt ihm zur Gute à Nutz die Fahrbahn eher mittig à Kein Verbleib möglichà keine Parkflächen
3.2.2 Fahrradfahrer Schwächer als der Autofahrer, stärker als der Fußgänger Flexibel in der Fahrbahnwahl Geschwindigkeit frei wählbar Erhöhte Aufmerksamkeit, da Konfliktsituationen tödlich enden können Experten fordern Überquerungsmöglichkeiten Abstellmöglichkeiten in Form von Ständern im Raum sind möglich
3.2.3 Fußgänger Extrem gefährdet Raum für Menschen Aufenthaltsmöglichkeiten sind nutzbar Schutz für Fußgänger in der reinen Theorie gleich Null Nutzen Rand des Raumes Experten fordern abgetrennte Schutzräume und Querungsmöglichkeiten Querbewegungen stellen eine Gefahr für Autofahrer da Besonders auf Kinder ist zu achten Älteren Mitbürgen kommt der barrierefreie Raum zur Gute
3.2.4) Mobilitätseingeschränkte Personen Gestaltung ist an ihre Bedürfnisse anzupassen Abweichungen von der Theorie unvermeidlich Gehbehinderte Personen erleichtert die Barrierefreiheit die Fortbewegung Blinden und gehörlose Menschen erschwert sie diese Leitsysteme sind einzubauen à Bodenindikatoren
3.3)Rechtliche Grundlagen Kein eigenes Gesetz Grundlagen sind zu finden in à BauGB: 3, 9 à BGB: 839 à StVO: 1, 2, 3, 8, 9, 12, 25, 31, 39, 45 à StVG: 39, 45
4) Shared Space gezeigt an Beispielen aus Europa Zwischen 2004 und 2008 von der EU unterstützt 7 Gemeinden und Provinzen à Provinz Frysland, Stroobossertrekvaart, Niederlande à Emmen, Niederlande à Haren, Niederlande à Ejby, Dänemark à Ipswich, England à Ostende, Belgien à Bohmte, Deutschland
4.1) Die niederländische Gemeinde Haren Gemeinde in der Provinz Groningen 18503 Einwohner Gute Anbindung ans regionale und überregionale Verkehrsnetz
Umgestaltung der Haupt-, Geschäfts- und Einkaufsstraße Zentrum Schwerlastverkehrsanteil erheblich Ziele: à Wohnlichere Atmosphäre schaffen à Trennung des Zentrums vermeiden à Verkehrsberuhigend à Attraktive und lebhafte Gestaltung des Zentrums
Beginn der Planungen 2003 Hohe Beteiligung der Bürger, ansässigen Geschäftsinhabern, Politikern Oberste Priorität Sicherheit à indirekte räumliche Trennelemente eingebaut Höhengleicher Bereich auf 400 m Länger Eingeleitet durch einen Kreisverkehr Asphaltiert, am Rand gepflastert Fußgängerbereich abgetrennt durch Wasserrinnen Bepflanzung, Sitzbänke, Lichtkonzept Parken nicht vorgesehen ÖPNV- Haltestelle vorhanden
Blindenleitsytem fehlt bislang Ergebnis: à Ein neuer Raum für 2 Mio à Einladende Atmosphäre gestaltet à 50% weniger Unfälle à Verknüpfung der beiden Gemeindeteile
4.2) Das deutsche Projekt Bohmte Ländlich geprägte Gemeinde im Nordosten von Osnabrück Dicht bebauter Ortskern 13346 Einwohner Anbindung an A 30 / 33 / 1
Umgestaltete Straße L 81 innerhalb von Bohmte à Bremer Straße Beginnend im Norden an der Abzweigung Bremer Straße / Leverner Straße Umlagerung des Schwerlastverkehrs auf die B 51 über die Mittelanbindung Am Schwake Hof
Ziele: à Verringerung des Schwerlastverkehrs à Aufwertung des öffentlichen Raumes à Erhöhung der städtebaulichen Qualität à Grüner Ortskern à Stärkung des Einzelhandels Planungen: à Begannen 2005 à Hohe Bürgerbeteiligung, Beteiligung der Wirtschaft und Politik à Versammlungen, Projektgruppen und Workshops
Gestaltung à Beginn 2007 mit Umbau à 6 Phasen à gewählt: Variante 1 von 4 à Zum Anfang des Bereiches Zeichen 307 à Fahrbahn betoniert, am Rand gepflastert à Im Norden Einleitung durch Kreisverkehr à Am Rand sind Wasserrinnen eingelassen à erzwingen Schutzräume à Bodenindikatoren
Sicherheit: à LKW s max. Geschwindigkeit 30 km/h à Blindenleitsystem à Schutzräume für Fußgänger à Sehr rücksichtsvolles Verhalten beobachtet Ergebnis: Attraktiv gestalteter Raum Leichter Rückgang des SLV Leichte Dominanz der Autofahrer Guter Verkehrsfluss durch den Kreisverkehr Enttechnisierung des Raums
Planungs - zeitraum Art der Straße Länge Umbaukosten Rechtsgrundlage Bürgerbeteiligung Blindenleitsystem Parken Akzeptanz Gesetzte Ziele erreicht? Haren 2003 keine Angabe Hauptstraße durch Gemeindezentrum 400 m 2,0 Mio. Rechts vor Links ja Nein, wird in Zusammenarbeit mit der Universität Groningen ausgearbeitet nein Zunächst viel Skepsis bei älteren Mitbürgern ja Bohmte Novembe r 2005 Juni 2007 Landstraße L 81, Haupteinkaufsstraße mit Durchgangsverkehr 350 m 1000 m 2,3 Mio. Rechts vor Links, StVO ja ja bedingt Ja, sehr gut Zum größten Teil Ipswich 2004 Januar 2007 Wohngebiet in der Nähe des Fußballsadions Keine Angabe, Umgestaltung verläuft über mehrere Straßen 560500 an Kosten für Sheils Flynn, keine Gesamtangabe vorhanden Rechts vor links ja Ja, Zusammenarbeit mit Guide Dogs ja Ja, sehr gut ja
5.)Zusammenfassung und Ausblick Shared Space als eine andere Art der Verkehrsberuhigung Noch nicht komplett ausgereift bürgerfreundlich, verstärkt soziales miteinander und Neue Ideen verknüpft mit vorhandenen Standards Zukunftsweisend in Bezug auf städtebauliche Qualität Allerdings in der Fachwelt kontrovers diskutiert In einigen Punkten verbesserrungwürdig
Es ist zu prüfen ob Shared Space überall umsetzbar ist Idee hat Anklang gefunden und wurde in unterschiedlichen formen von vielen Städten aufgenommen
6.) Quellen 6.1) Literaturquellen Raum für Zukunft Zur Innovationsfähigkeit von Stadtentwicklung- und Verkehrspolitik, Christian Zöpel und Heiner Mohnheim ( Hrsg. ), Klartext Verlag, 2. Auflage, 2008 Shared Space Beispiele und Argumente für lebendige öffentliche Räume, Florian Schmidt ( Hrsg. ), Heinrich Böll Stiftung; Bielefeld 2010 Stadtverkehrsplanung. Grundlagen, Methoden, Ziele; Gerd Steierwald, Hans-Dieter K. Nne und Walter Vogt ( Hrsg. ); Springer Verlag, 1994 6.2) Broschüren Gemeinschaftsstraßen Attraktiv und sicher; Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. ; Unfallforschung der Versicherer, Berlin 2011 Shared Space Mehr Sicherheit durch weniger Regeln im Verkehr?; ADAC e.v. Resort Verkehr, München 2009 Verkehrssicherheitsprogramm 2011, Bundesministerium für Verkehrs, Bau und Stadtentwicklung; Königsdruck Berlin; Berlin 2011