Hämostase. Königin Viktoria mit ihrer Familie ( ) Komponenten: Blutgefäßwand Thrombozyten Gerinnungsfaktoren (Plasmaproteine)

Ähnliche Dokumente
Hämostase - Blutgerinnung

Vortrag Berlin Thrombozyten

Praktikum Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin. Prof. Dr. med. Hermann Eichler Institut für Klinische Hämostaseologie und Transfusionsmedizin

Normovolämie. Blutplasma. osmotischer Druck Plasma. Blutserum. kolloidosmotischer Druck Plasma. Blutviskosität. BSG Referenzwerte

6.4 Hämostase Primäre Hämostase. Thrombozytenadhäsion. Thrombozytenaggregation

Hämostaseologie. Gerinnung für Zahnmediziner. Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsdiagnostik. Dr. med. Günther Kappert

Störung von Blutstillung und - gerinnung

Thrombophilie. Inge Vonnieda

3 Die Thrombozyten Historisches Morphologie Aktivatoren Die Granula der Thrombozyten... 15

Die plasmatische Gerinnung

BLUUUUT!!!!! BLUTGERINNUNG

Blutphysiologie Hämostase 2010

Seminar SA3 Block 4 Hämostase

HÄMOSTASE. Pharmakologie Zahnmedizin X, J. Donnerer, A. Heinemann, Primäre Hämostase. Sekundäre Hämostase (Blutgerinnung)

Antikoagulation was gibt es Neues?

Komponenten des hämostatischen Systems

Textskript zu Vorlesung Hämostaselogie Prof. Dr. med. Rolf Mesters

Praktikum Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin Teil VI Hämostaseologie

Welche Gerinnungsparameter außer FVIII sind zur Beurteilung der Plasmaqualität von Bedeutung?

DGTI Hämostaseologie und Hämotherapie Management THROMBOPHILIE. B. Kemkes-Matthes ZTH, Interdisziplinärer Schwerpunkt für Hämostaseologie

Vorlesung Hämostaseologie WS 2015/16

Ein Gerinnungskonzept auf dem Bierdeckel

DIPLOMARBEIT. Titel der Diplomarbeit. Orale Antikoagulation mit Vitamin-K-Antagonisten und Ernährung. Verfasser. Dr.

Das Blut: Hämatologie und Hämogenetik. Schriftliches Referat zum Thema. Blutgerinnung

Zusatzinformationen Fremdwörter QuickVet

BLUT. Michael Günnewig; RbP. Pflegegutachter/Pflegesachverständiger. Lehrer für Pflegeberufe. Fachkrankenpfleger für Intensivpflege und Anästhesie

Laboruntersuchung welche Werte sind für den Zahnarzt wichtig?

Pädiatrische Hämostaseologie. U. Nowak-Göttl und Mitarbeiter: A. Krümpel & D. Manner D. Kunkel (Patientenmanager)

Hämatopoese TITAN. Dezember 2005 S.Gärtner

Fibrinolyse Gerinnung

Diplomarbeit. Interaktionen mit Direkten Oralen Antikoagulantien. Felix Karl Andreas Fichtl. Doktor der gesamten Heilkunde (Dr. med. univ.

Tel. (0511)

Anlage zur Akkreditierungsurkunde D-ML nach DIN EN ISO 15189:2014

Der Einfluss körperlicher Belastung auf die Blutgerinnung

Bagatellerkrankungen und -verletzungen

7 Einleitung A. EINLEITUNG

Der antikoagulierte Zahnarztpatient/Die antikoagulierte Zahnarztpatientin. Vujic Ivana. Doktorin der Zahnheilkunde (Dr. med. dent.

Die venöse Thromboembolie als Todesursache

J. A. Voigt, J. Schmidt, R. Riss, M. Schmitz. 2.1 Einleitung Primäre Hämostase Sekundäre Hämostase Störungen der Hämostase 23

Lernfeld 7 Zwischenfällen vorbeugen. 7.1 Blut Immunsystem

Anlage zur Akkreditierungsurkunde D-ML nach DIN EN ISO 15189:2014

Die Auswirkung von Apnoe auf hämostaseologische Kenngrößen bei gesunden männlichen Probanden


1 Hämostasesystem. K. Madlener, B. Pötzsch. 1.1 Thrombozytäre Blutstillung Plasmatische Blutstillung 8

Diagnostische & therapeutische Eingriffe (unter Antikoagulantien) Worauf muss geachtet werden?

Diplomarbeit. Komplikationen und unerwünschte Ereignisse bei oraler Antikoagulation in einer internistischen Facharztpraxis.

Neue Orale Antikoagulantien

MTLA-Veranstaltung Klinikum am Urban,

1 E i n l e i t u n g

Das Komplementsystem. Membranangriffskomplex Regulation Komplementrezeptoren kleine C-Fragmente

Anlage zur Akkreditierungsurkunde D-ML nach DIN EN ISO 15189:2014

Die Interaktion von eosinophilen Granulozyten und Thrombozyten in arterieller Thrombose

3 Physiologie der Thrombozyten

Untersuchungen zum Einfluss von alpha Defensinen. aus neutrophilen Granulozyten auf die. primäre Hämostase

HÄMOSTASE ZUSAMMENFASSUNG FÜR EINE AUSGEWOGENE HÄMOSTASE SORGEN PRIMÄR DIE GERINNUNGSKASKADE UND DIE FIBRINOLYSE. 5

Präpkurs TMS Aufgabengruppe Textverständnis

CAROLIN ENGELEN VVB LAUFERSWEILER VERLAG VVB LAUFERSWEILER VERLAG. édition scientifique. édition scientifique VVB RIS DER PLASM. GERINNUNG BEI KATZEN

Gerinnung. Quick (Prothrombinzeit)

ANDREAS TIEDE ZENTRUM INNERE MEDIZIN KLINIK FÜR HÄMATOLOGIE, HÄMOSTASEOLOGIE, ONKOLOGIE UND STAMMZELLTRANSPLANTATION

Der von-willebrand-faktor in der Blutgerinnung

12. St.Galler IPS-Symposium. Moderne Sicht der Hämostase

Arachidonsäure-Stoffwechsel

[L] steht für Biochemie und Pathobiochemie von Löffler, Petrides, Heinrich in Auflage 8.

abhängigen Phosphorylierung Rezeptor-abhängige

Herz-Kreislauf-System

Aus der Universitätsklinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie Tübingen. Ärztlicher Direktor: Professor Dr. med. G. Ziemer

4 D i s k u s s i o n

Das Gerinnungssystem und Medikamente - was wirkt wo?

Hämostaseologie. Dr. Stephan Schauseil. unter Mitarbeit von:

Inaugural-Dissertation zur Erlangung der medizinischen Doktorwürde des Fachbereichs Humanmedizin der Freien Universität Berlin

Die antikoagulatorische Wirksamkeit von Nadroparin, Enoxaparin und unfraktioniertem Heparin: Ein Vergleich zwischen Neugeborenen und Erwachsenen

Einfluss der Plasmamatrix auf das pharmakodynamische Wirkprofil von aktiviertem Protein C -Aptameren

B L U T + IMMUNOLOGIE

Anlage zur Akkreditierungsurkunde D-ML nach DIN EN ISO 15189:2014

Dien entscheidende Aufgabe der Erythrozyten ist der Transport von O2 und sekundär von CO2 im Blut.

Rekombinantes humanes aktiviertes Protein C (Xigris ), ein innovatives Medikament in der modernen Sepsisbehandlung?

Blut-Herzkreislauf I Blut, Immunologie, Blutanalysen Blutbildende und lymphatische Organe

1 Einleitung und Problemstellung

F VIII-Aktivität im Plasma und aliquotierten Proben

DGA Deutsche Gesellschaft für Akkreditierung mbh

Hämostaseologische Diagnostik Sinnvoller Einsatz von Laboratoriumsanalytik

C. Ergebnisse. 2. Halle Triathlon Charakterisierung der körperlichen Leistung

VITAMIN K. was ist es?... was kann es?...

Diplomarbeit. Modellierung biochemischer Abläufe mit Petri-Netzen. Hämostase vs. Fibrinolyse vs. Inhibitoren. vorgelegt von: Gerry Neumann

Unterschied zwischen Gerinnungshemmer (z.b. Markumar) und Plättchenhemmer (z.b. Aspirin) Dr. med. K. Giokoglu

20.1 Behandlung von Thrombosen. Prophylaxe und Therapie von Thrombosen. 20 Antithrombotika

Anlage zur Akkreditierungsurkunde D-ML nach DIN EN ISO 15189:2007

vorgelegt von Rüdger Kopp aus Moers Dr. rer. nat. Khosrow Mottaghy Herr Universitätsprofessor Dr. med. Rolf Rossaint

Anlage zur Akkreditierungsurkunde D-ML nach DIN EN ISO 15189:2007

Zelluläre Funktionen der Hyaluronsäure-bindenden Protease (HABP): Aufklärung intrazellulärer Signalwege in humanen Endothelzellen.

Gerinnungsstörungen und Hämotherapie bei Lebererkrankungen?

Disseminierte intravasale Koagulopathie bei Sepsis

TROMBOSE UND THROMBOEMBOLIE Bildung und Propagierung eines Blutgerinnsels im Gefäßsystem

1 Einleitung. 1.1 Allgemeines. 1 Einleitung 1

DIREKTE ORALE ANTIKOAGULANZIEN UND DEREN EINFLUSS AUF GERINNUNGSANALYSEN

Vollblut Gerinnungsanalysen: Ermittlung von Referenzwerten anhand gesunder Probanden

Transkript:

Hämostase Königin Viktoria mit ihrer Familie (1819 1901) Komponenten: Blutgefäßwand Thrombozyten Gerinnungsfaktoren (Plasmaproteine) prokoagulatorische Mechanismen antikoagulatorische Mechanismen 1

Pluripotente Stammzellen Megakaryozyt Thrombopoietin Thrombozyten Thrombozyten Megakaryozyt Knochenmark Thrombopoietin Blut Thrombozyten Thrombopoietin : Leber, Niere THROMBOZYTEN Zahl: 150 000-300 000/µl Durchmesser: 1-3 µm Lebensdauer: 4-8 Tage Morphologie: kernlose Scheibchen Glykoproteine der Membran Gespeicherte Substanzen α-granula (Fibrinogen, Faktor V, VIII, Wachstumsfaktoren, von-willebrand-faktor) elektronendichte Granula: (ADP, Ca 2+, Serotonin, Adrenalin) Lysosomen Aktin/Myosin Elemente 2

Thrombozyten Hämostase Primäre Hämostase (Blutungsstillung): 1. Vasokonstriktion 2. Entwicklung des Thrombozytenpfropfes weißer Thrombus Sekundäre Hämostase (Blutgerinnung) roter Thrombus + Wundheilung, Abwehrreaktion 3

Vasokonstriktion 1) Konstriktion der glatten Gefäßmuskulatur - vasomotorische Innervation - Mediatoren, die lokal von Thrombozyten freigesetzt werden (Tromboxan A 2, Serotonin, Adrenalin) 2) Einrollung der Intima Austritt von Blutplasma Vasokonstriktion hat eine vorübergehende Wirkung. Primäre Hämostase: 1. Adhäsion der Thrombozyten Kollagen vwf: von Willebrand-Faktor Endothel (Thrombozyten) 4

Primäre Hämostase: 1. Adhäsion der Thrombozyten 2. Aktivierung Signaltransduktion Formänderung Freisetzung der in Granula gespeicherten Substanzen ruhender Thrombozyt aktivierter Thrombozyt ADP Thromboxan A 2 (TXA 2 ) Serotonin Adrenalin ENDOTHEL Kollagen Strukturen Thrombin TXA 2 [Ca 2+ ] Adenylatzyklase Prostazyklin camp Thrombin-R camp, cgmp Ca-ATPase Stickstoffmonoxid Thrombozytenverformung Exozytose cgmp free Ca THROMBOZYT 5

Primäre Hämostase: 1. Adhäsion der Thrombozyten 2. Aktivierung der Thrombozyten 3. Aggregation der Thrombozyten von Willebrand-Faktor Blutungszeit nach Ivy: 3-5 min Aspirin (Acetylsalicylsäure) blockiert die Cyclooxygenase und damit die Bildung von Thromboxan A 2. Die Thrombozytenaggregation wird gehemmt. 6

Wissenskontrolle Komponente der primären Hämostase: a) Entwicklung des roten Thrombus b) Aktivierung der Thrombozyten c) Vasokonstriktion d) Fibrinbildung e) Aktivierung der Gerinnungsfaktoren des Blutes Sekundäre Hämostase (Blutgerinnung) Gerinnungsfaktoren im Plasma: Serinproteasen, Transglutaminase (Faktor XIIIa) Kofaktoren (Faktor Va, VIIIa) Ca 2+ + Vitamin K Oberfläche: subendotheliales Kollagen Phospholipid-Matrix der Plättchenmembran 7

Blutgerinnungsfaktoren Kaskade Faktor Faktor a Vitamin K Fettlösliches Vitamin (Phyllochinon) Vitamin K-abhängige Gerinnungsfaktoren - II, VII, IX, X, Hemmstoffe - Protein C, Protein S (γ - Karboxy Glutamat) Vitamin K Karboxylase 8

Tissue Factor Pathway Inhibitor Gewebefaktor (integrales Membranprotein in der Adventitia der Blutgefäße) Bei der Initiierung nicht wichtig, ABER: - positive Rückkopplung durch Thrombin! - Abwehr, Wundheilung! - künstliche Herzklappen, Blutgefäßprothesen! Komplexe der Blutgerinnungskaskade VIIa-PPL-Ca 2+ -Komplex IXa-VIIIa-PPL-Ca 2+ -Komplex Xa-Va-PPL-Ca 2+ -Komplex Xa IXa X Ca 2+ VIIIa Phospholipid-Matrix der Plättchenmembran Phospholipid-Matrix der Plättchenmembran Ca 2+ : Kalzium PT: Prothrombin Thr: Thrombin 9

Tissue Factor Pathway Inhibitor Gewebefaktor (integrales Membranprotein in der Adventitia der Blutgefäße) Bei der Initiierung nicht wichtig, ABER: - positive Rückkopplung durch Thrombin! - Abwehr, Wundheilung! - künstliche Herzklappen, Blutgefäßprothesen! Fibrinbildung instabil stabil kovalente Quervernetzungen Faktor XIIIa - Transglutaminase 10

RETRAKTION: Zusammenziehen der Fibrinfäden Blutkuchen + Serum Serum + Gerinnungsfaktoren = Blutplasma VIIIa Va FIBRIN XIIIa ENDOTHEL THROMBOZYTEN XI XIa AKTIVIERUNG PROTEIN-C PROTEIN-Ca 11

Hemmung der Blutgerinnung (Körpereigene Mechanismen) Antithrombin (III)/Heparin: Der wichtigste Inhibitor zahlreicher Gerinnungsenzyme (Thrombin, IXa, Xa). Durch Bindung an Heparin (aus basophilen Granulozyten und Mastzellen) wird die Wirkung beschleunigt. Protein C/ Thrombomodulin: Protein C wird durch Thrombin aktiviert, nachdem Thrombin an Thrombomodulin der Endothelzellen gebunden wurde. Protein C (mit Protein S) inaktiviert Faktor Va und VIIIa. Fibrinolyse α 2 -Antiplasmin vernetztes Fibrin XIIa Gewebeplasminogenaktivator 12

Antikoagulantien: In vivo: Heparin Vitamin K-Antagonisten Kumarin-derivate Faktor-Xa-Inhibitoren In vitro: Heparin Bindung von Ca 2+ Natriumoxalat Natriumzitrat EDTA Gerinnungsteste Partielle Thromboplastinzeit (PTT) 20-40 s endogene Aktivierung + gemeinsame Endstrecke Prothrombinzeit (PT) 11-15 s exogene Aktivierung + gemeinsame Endstrecke Quick-Wert 70-125 % INR (International Normalized Ratio) 0.8-1.2 INR = ( PT Test PT Normal ) ISI ISI (International Sensitivity Index) 13

Störungen der Hämostase 1) Vaskuläre Störungen 2) Störungen der Thrombozyten-Funktion Purpura 3) Gerinnungsstörungen: bei geringen Verletzungen treten schwerste Blutungen in Weichteile und Gelenke auf X-chromosomal rezessiv vererbt: VIII Hämophilie A IX Hämophilie B 14