Über Ursachen und Lösungen im Umgang mit entgrenzten Kindern und Jugendlichen. Regionales Diakonisches Werk im Westerwaldkreis

Ähnliche Dokumente
Durchhänger von Lernenden besser verstehen

Bindung und Entwicklung. Erst Beziehung dann Erziehung

Kinder stärken, gemeinsam für mehr Gesundheit. Herzlich Willkommen. Gemeinsam für mehr Gesundheit

Nicht genutzte Chancen - Underachievement

Individuelle Risikofaktoren

Mag. Gerald Friedrich Kinder brauchen Grenzen! Brauchen Kinder Grenzen?

Bindungsstörung bei psychisch kranken Eltern

Schulsozialarbeit. Soziale und familiäre Problemlagen machen vor keiner Schule halt

Wie geht es nach der Trennung mit den Kindern weiter? Dr. Claus Koch Pädagogisches Institut Berlin

Alles total geheim Kinder aus suchtbelasteten Familien

Das Beste für die Kleinsten: Frühförderung als Kinderspiel

Elterliche psychische Erkrankung, Erziehungsfähigkeit und kindliche Entwicklung

Narzissmus bei Führungskräften. Narziss Caravaggio ( )

Von der Kunst, liebevoll zu erziehen

Umgang gmit Gefühlen. Kinder darin unterstützen mit ihren

Soziales Lernen Werte erfahren, entdecken, einprägen

Wir sollten lernen. mit den Augen. des Kindes zu sehen. mit den Ohren. des Kindes zu hören. mit dem Herzen. des Kindes zu fühlen.

Bindung. Definition nach John Bowlby:

Überblick. Alles Wachsen ist Veränderung. JOHN BOWLBY. Bindung und Beziehung. Basel, 10.September 2013

Grenzen setzen? Kindern Eigenständigkeit und Selbstverantwortung innerhalb sicherer Grenzen lehren.

Resilienz bzw. Schutzfaktoren sind keine Hexerei! (Sozial-)pädagogische Möglichkeiten zur Verhinderung als auch zur Reaktion auf psychische Belastung

Hochbegabung. - Eine Einführung - Dipl.-Psych. Götz Müller

RESPEKTVOLLER UMGANG MIT KINDERN. Copyright: K. Larondelle

ERZIEHUNG GELINGT. Wenn Sie diese 11 Punkte beachten. Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel. J.W.

Die Rolle der Großeltern bei einer Trennung / Scheidung Evangelische Akademie Tutzing 7. Juni 2011

Intellektuelle Hochbegabung

Stress, psychische Gesundheit und Schule

Die vergessenen Angehörigen

Fachschule für Sozialpädagogik

Autonomie in Verbundenheit. Selbstbestimmt leben nach einem Auszug aus dem Elternhaus!?

Merkmale guten Unterrichts (nach Peter POSCH)

Der Rolle der frühkindlichen Bildung beim Übergang in den Kindergarten

STEP - Das Buch für Lehrer/innen

Jugendliche im Case Management -

Praktische Anregungen und Hilfsmittel der Pädagogik für Jungen bei schwierigen Inhalten. Motivation für Jungen Aufmerksamkeit gewinnen

Therapiebedürftige Kinder und Jugendliche im Schulalter. Erfahrungen aus psychotherapeutischer Sicht und präventive Ansätze

Herzlich willkommen! 28. März 2019 Mutige Eltern mutige Kinder. Veranstalterin: Elternbildung Schule Wetzikon

Maligne Regression bei Jugendlichen in der geschlossen stationären Arbeit. Ein Vortrag von Renate Migenda, KJP UKE Hamburg

Soziale Kompetenz und Burnout

Piagets Stufenmodell der Entwicklung

Werner Dirrigl SICHERE BINDUNGEN IM BILDUNGSPROZESS

Themenabend am : Aggression was tun? Referentin: A. Sewing. Definition Ursachen/ Auslöser Vorbeugung Deeskalation

Rost, D. H. & Schilling. S. (1999). Was ist Begabung? In Hessisches Kultusministerium (Hrsg.), Hilfe, mein Kind ist hochbegabt!

Familien stärken- Förderung von Resilienz

Herausforderung für Betroffene, Eltern und Pädagogen

Schluss mit dem ewigen Aufschieben beginnt etwas später...

Schulvermeidendes Verhalten Schulabsentismus

Sozialkompetenzen bei Kindern fo rdern

Prof. Dr. A. Richartz Universität Leipzig. Internatspädagogik an den Eliteschulen des Sports

Stärken entwickeln. Gefährdungen begegnen. Was Eltern tun können

Umgang mit einem belastenden Ereignis

Gemeinsam Sprachlosigkeit überwinden

KINDER, WAS FÜR EIN LEBEN!

Kommunikation in Situationen mit erhöhter psychischer Belastung. Andreas Dörner Diplom-Psychologe Patiententagung Fabrysuisse,

Jahrestagung Schulsozialarbeit

Brandschutzerziehung und Brandschutzaufklärung in Kindertagesstätten und (Grund-)schulen. Wie lernen Kinder in Kindergarten und (Grund-)schulen?

Aus der Wissenschaft. Quelle: Adolf Timm (2009). Die Gesetze des Schulerfolgs. Klett & Kallmeyer.

ELDiB. Entwicklungstherapeutischer/ entwicklungspädagogischer Lernziel- Diagnose- Bogen. Diagnoseverfahren zur sozialen und emotionalen Entwicklung

mars martis Aus eigener Kraft

Eigene MC-Fragen Bindungstheorie (online Vorlesung) 1. Wie lautet die Ausgangsfrage der Bindungstheorie von John Bowlby?

Potenziale entfalten- Wege aus dem Einzelkämpfertum

Das Konfliktlösungstraining für Eltern und Pädagogen (KLT)

Wenn der Druck steigt. Körperliche und seelische Auswirkungen des Leistungsdrucks in der Schule auf Kinder und Jugendliche

Einfluss des sozialen Kontextes (Wygotski) und Förderung des selbstgesteuerten Lernens (27.6.)

Schutz des Pflegekindes: Rechtliche Anforderungen und fachlicher Alltag

Christiane Deparade - Inklusionspädagogik

Was brauchen unsere Kinder, damit sie Gewalt nicht brauchen

Neue Autorität durch Kooperationeine Frage der Haltung!? 50 Jahre Evangelisches Beratungszentrum Schwelm

Schluss mit dem ewigen Aufschieben

Angehörige: Unterstützung oder Herausforderung

Vorgehen im Umgang mit suchtbelasteten Familien in der Jugendhilfe

Frühzeitige. konstruktive Konfrontation. ist Unterstützung und Hilfe

Herzlich Willkommen zum Thema. Wie ticken meine Auszubildenden?

Wissen. Positiv lernen Erfrischende Erkenntnisse aus der Gehirnforschung

Auswirkung der psychischen Erkrankung der Eltern auf die Beziehungsgestaltung mit den Kindern

Der Schiedsrichter. Seiltanz zwischen den Fronten. Der Schiedsrichter Seiltanz zwischen den Fronten. Bruno Grossen, 28. Mai 2014

Gewalt Aggression Bullying Mobbing Schikane

Gewaltprävention warum?

Beratung für Familien mit einem psychisch erkrankten Elternteil

I. Darstellung des familiären Hintergrundes

Leitbild der katholischen Kindertagesstätten st. Franziskus st. hildegard guter hirte

Ich will und zwar jetzt!

Erzieherisch wirksam handeln

Die vergessenen Angehörigen Kinder psychisch erkrankter Eltern

TAGESGRUPPE. Die ganz besondere Hilfeform

Ehe und Partnerschaft als Quelle der seelischen Gesundheit?!

Grenzen setzen zuhören können Assigner des limites capacité dʼécoute

Grundlegende Aspekte der Elternarbeit im Kontext von Schulverweigerung

Einordnung in das Thema Lebenskompetenzen

Leitgedanken und pädagogische Grundsätze

Psychische Aspekte bei einer chronischen Erkrankung Barbara Gantner, MSc. Fachpsychologin für Psychotherapie FSP Psychoonkologin WPO 28.

!"# # # $% # & '() '* ) ) '()

EINE SCHULE FÜR HOCHBEGABTE

Verschiedene Bindungsmuster

Willkommen! Pubertät Gelassen durch stürmische Zeiten. Kreisschule TED

Eltern stark machen- Pädagogische Elternrunden als eine Möglichkeit zur Intensivierung der Elternarbeit in der Kinder- und Jugendpsychiatrie

FOSUMOS Persönlichkeitsstörungen: Ein alternativer Blick. Felix Altorfer 1

Jahrestagung Schulsozialarbeit 2015

Transkript:

Über Ursachen und Lösungen im Umgang mit entgrenzten Kindern und Jugendlichen Regionales Diakonisches Werk im Westerwaldkreis

Kernprobleme Disziplinschwierigkeiten und Umgangsformen (gute Sitten) Geringe Konzentrationsfähigkeit Schwankende Leistungsfähigkeit bis hin zu Leistungsverweigerung Sprachliche Schwierigkeiten Seite 2

Überblick: Ursachen Überforderungsfaktoren Unterforderungsfaktoren Ziele des Fehlverhaltens Seite 3

Überforderungsfaktoren Lernstörungen Frühkindliche Bindungsstörungen Familiäre Konflikte Erziehungs- und Beziehungsverhalten Seite 4

Lernstörungen Art der Lernstörung Störungstypik Interventionsziel Interventionsbereich Unzureichendes Lernverhalten Zu geringe oder zu oberflächliche Lernaktivität Lernaktivitäten ausbilden und steigern Motivation fördern, Strategien vermitteln Inhaltliche Lernrückstände Zufällige Informationsaufnahme Gezielter Aufbau von Lerninhalten (systematische Informationsverarbeitung) Wissensvermittlung Unzureichende Lernvoraussetzungen Unterschiedliche Verhaltenserwartungen in Elternhaus und Schule Zusammenarbeit mit Elternhaus und Schule verbessern Gestaltung von ökologischen Übergängen; Funktionstraining Seite 5

Bindung und Bindungsstörungen Mutter reagiert... Bindung Reaktion des Kindes Familiensystem schnell und angemessen mit 1 J. sicher gebunden positive Sicht und Vertrauen autonom eher zurückweisend unsichervermeidend narzisstische Lösungen distanziert inkonsistent und wenig vorhersehbar unsicherambivalent passiv oder ärgerlich-aggr. neurotische Lösung verstrickt inkonsistentmisshandelt desorganisiert / desorientiert chaotische Beziehungen, Borderline chaotisch Seite 6

Sichere emotionale Bindung Sichere emotionale Bindung übernommene Fähigkeiten eigenes Wissen und eigene Fertigkeiten übernommene Überzeugungen und Haltungen eigene innere Leitbilder eigene innere Orientierung eigene Bindungssicherheit Seite 7

Familiäre Konflikte Generationskonflikte Trennung und Scheidung / patch work kritisches Lebensereignis Triangulation Loyalitätskonflikte Schuldgefühle / eigene Abwertung Wunsch nach Wiedervereinigung Beziehungschaos / Vaterlosigkeit Seite 8

Erziehungs- und Beziehungsverhalten Beziehungskiller Negativzuwendung Mangelnde Abgrenzung und Grenzsetzung Mangelnde Eindeutigkeit in der Kommunikation Mangelnde elterliche Präsenz Sozialisationsinstanzen dienen nicht mehr als Korrektur Seite 9

Förderlicher Erziehungsstil ist geprägt durch: Konsequenz, Konsistenz, Ermutigung, Unterstützung und Lob, sowie geringe Strafintensität Seite 10

Förderliches Beziehungsverhalten Steuerung durch: Aufmerksamkeit logische Folge Seite 11

Unterforderungsfaktoren Hochbegabung Verwöhnung Seite 12

Hochbegabung Normalverteilung Der Mythos vom hochbegabten Störenfried Nicht der IQ ist entscheidend für schulischen Erfolg Seite 13

Verwöhnung Verwöhnung ist die Vorrangstellung des Lust-Unlust- Prinzips vor dem Realitätsprinzip Anstrengungs- und Anspruchsverwöhnung Anstrengungsvermeidungstendenzen Korrelation Anstrengung und schulischer Erfolg Seite 14

Teufelskreis Verwöhnung Vorrangstellung des Lustprinzips führt zu: - Verwöhnung - Unterforderung - Mangel an Erfolgserlebnissen - Ängsten, Depressionen, Rückzug - Unlust - Schnelle Bekämpfung der Unlustgefühle (elektronische Medien, Drogen, Alkohol) Seite 15

Kausalität Erziehung zur Autonomie (vs. Verwöhnung) führt zu einer hohen Anstrengungsbereitschaft als Basis für eine hohe Konzentrations- und Aufmerksamkeitsfähigkeit, sowie einer Internalen Kontrollüberzeugung Seite 16

Generell: Bei entgrenzten Kindern handelt es sich um Kinder mit gestörtem Beziehungsverhalten aufgrund von mangelndem Beziehungs- und Erziehungsangebot und nicht um Beziehungsunfähigkeit! Folglich ist bei entgrenzten Kindern intensive Beziehungsund Erziehungsarbeit zu leisten! Seite 17

Ziele des Fehlverhaltens Vier Ziele lassen sich unterscheiden: - Aufmerksamkeit erregen - Macht ausüben - Rache ausüben - Unfähigkeit beweisen Grenzen in Regeln umwandeln Seite 18

Aufmerksamkeit erregen Beteiligung statt Negativzuwendung Steuerung durch Positivzuwendung und Aufmerksamkeit Lob, Ermutigung, Unterstützung Präsenz, Geborgenheit Seite 19

Macht ausüben Machtkampf erkennen und vermeiden logische Folge Autonomie fördern und anbieten Klare Eltern-Kind-Ebene Klare Kommunikation und Ansprache Grenzen in Regeln umwandeln bringt Handlungssicherheit und Klarheit Seite 20

Rache ausüben Fairness statt Beziehungskiller Verletzungen und Ursachen der Verletzungen erkennen Emotionale Ebene ansprechen; Aktives zuhören; Seite 21

Unfähigkeit beweisen Stärken, Kompetenzen des Kindes hervorheben und benennen Negativverstärkung vermeiden Du bist o.k., dein Verhalten... Seite 22

Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel. Johann Wolfgang von Goethe (1749 1832) Seite 23