Vereinbarkeit von Arbeiten, Lernen und Leben Vortrag zur Vorbereitungssitzung des Projektes Alternde Belegschaften in Krankenhäusern - AbiK Hannover, den 31. März 2015 1
Ausgangssituation Leben Globalisierung Hohe Belastungen Arbeiten Dienstleistungsorientierung Informatisierung und Virtualisierung Demographische Entwicklung Lernen Atypische Beschäftigungsverhältnisse Entgrenzung des Lernens Kompetenzorientierte Wende Vereinbarkeitsschwierigkeiten Stress Umfassende berufliche Handlungskompetenz Informelles Lernen 2
Ziel: Work-Learn-Life-Balance Interdisziplinäre Betrachtung lern- und familienorientierte Politik/ Programme soziale Unterstützung Arbeit Privatleben Entwicklung/ Veränderung des Individuums Lernen Stärkung des arbeitsbezogenen Lernens 3
WLLB-Rahmenmodell Anforderungen/ Belastungen Arbeit Lernen (Privat-) Leben Auswirkungen (Individuum) Befinden Einstellung Verhalten Ressourcen Arbeit Lernen (Privat-) Leben WLLB-Handlungsstrategien/ Maßnahmen 4
Balancefaktoren Zeitdruck Arbeitsengagement Arbeitszufriedenheit Partizipation Commitment Soz. Unterstützung Lebenszufriedenheit positiver Zusammenhang negativer Zusammenhang 5
WLLB-Typen Typ I Kürzeste Betriebszugehörigkeit Niedrige Bedeutung von Arbeiten und Lernen Hoher Stellenwert von Leben Ideal: klare, strikte Trennung von Arbeiten und Leben Typ II & III Kurze bzw. mittlere Betriebszugehörigkeit Hoher Stellenwert von Arbeit und Lernen Geringe bzw. mittlere Bedeutung des Privatlebens Ideal: kleine Überschneidung Typ IV Sehr lange Betriebszugehörigkeit Sehr hoher Stellenwert von Arbeiten, Lernen und Privatleben Ideal: große Überschneidung 6
WLLB-Typ I - Strikte Trennung Anforderungen Rollenkonflikte Überstunden* Unnötige Aufgaben* Rollenambiguität* Zeitdruck in der Arbeit Autonomie* WLLB-Maßnahmen/Strategien Strikte inhaltliche und zeitliche Trennung von Arbeit und Leben Nutzung des Arbeitswegs zur kognitiven Distanzierung Ressourcen Transformationale Führung* Soziale Unterstützung* Aufgabenvielfalt* Problemlösepotenzial* Rahmenbedingungen Langer Arbeitsweg Hälfte der Partner in Vollzeit Kürzeste Betriebszugehörigkeit Arbeitszeit: Am Arbeitsplatz Niedrige Bedeutung von Arbeiten und Lernen; Hohe Bedeutung von Leben Privates in Arbeit; Arbeit in Privat am niedrigsten ausgeprägt Ideal: klare, strikte Trennung von Arbeiten und Leben Auswirkungen Arbeits- und Lernzufriedenheit* Work-Lern-Balance* Work-Life-Balance* Grad an Gereiztheit* Grad an Erschöpfung* Belastung durch Arbeit im Privatleben*
WLLB-Typ II - Kleine Überschneidungen Anforderungen Rollenkonflikte Rollenambiguität Unnötigen Aufgaben Zeitdruck WLLB-Maßnahmen/Strategien Selten Reduktion von Aufgaben im Privatleben Meist Fokus auf Positives Wenig Planung Rahmenbedingungen Partner häufig in Teilzeit Mittlere Betriebszugehörigkeit Arbeitsweg lang Kleine Überschneidungen von Arbeit und Privatleben Mittlere Bedeutsamkeit Privatlebens Ideal: kleine Überschneidungen Ressourcen Aufgabenvielfalt Problemlösepotenzial Autonomie Transformationale Führung Sozialer Unterstützung Auswirkungen Arbeits- und Lernzufriedenheit Zufriedenheit mit Privatleben Work-Life-Balance Work-Learn-Balance Innovationsverhalten Geringes Arbeitsengagement
WLLB-Typ III - Große Überschneidungen Anforderungen Zeitdruck in Arbeit und Privatleben Überstunden Unnötige, unzumutbare Aufgaben, Unterbrechungen Rollenambiguität Autonomie WLLB-Maßnahmen/Strategien Häufige Entspannung Aufgabenreduktion im Privatleben Hoch ausgeprägte Planung Priorisierung Ressourcen Transformationale Führung Soziale Unterstützung Aufgabenvielfalt Reflexivität und Identifikation Rahmenbedingungen Partner sehr häufig in Vollzeit Kurze Betriebszugehörigkeit Hohe Bedeutsamkeit der Arbeit und des Lernens Geringe Bedeutsamkeit des Privatlebens Häufig Berufliches im Privatleben, sehr häufig Privates im Beruf Ideal: kleine Überschneidung Auswirkungen Arbeits- und Lernzufriedenheit Work-Lern-Balance* Zufriedenheit mit Vorgesetzten und Kollegen Lebenszufriedenheit* Work-Life-Balance* Arbeitsengagement Gereiztheit und Erschöpfung Belastung durch Arbeit im Privatleben
WLLB-Typ IV - Völlige Überschneidung Autonomie* Anforderungen Zeitdruck in der Arbeit und im Privatleben* Unterbrechungen Überstunden* Unnötige Aufgaben Rollenambiguität WLLB-Maßnahmen/Strategien Selten Abschalten von der Arbeit Wenig Entspannung Sehr häufig Aufgabenreduktion im Privatleben Sehr hohe Planungsintensität Hohe Priorisierung Ressourcen Transformationale Führung* Soziale Unterstützung Aufgabenvielfalt und Problemlösen* Persönliche Entwicklung und Reflexivität* Identifikation* Rahmenbedingungen Partner sehr häufig Vollzeit tätig Sehr lange Betriebszugehörigkeit Führungsposition Sehr hohe Bedeutsamkeit von Arbeiten, Lernen, Privatleben Sehr häufig Berufliches im Privatleben, selten Privates im Beruf Ideal: große Überschneidung Auswirkungen Arbeits- und Lernzufriedenheit* Work-Lern-Balance* Zufriedenheit mit Vorgesetzten und Kollegen* Lebenszufriedenheit Work-Life-Balance Arbeitsengagement* Gereiztheit und Erschöpfung* Belastung durch Arbeit im Privatleben*
Erkenntnisse zur WLLB Es geht um das komplexe Zusammenspiel verschiedener Dimensionen: Arbeits-, Lern- und Lebenszeit, Leistung und Anerkennung, Anforderungen und Kompetenzen, Belastungen und Ressourcen. WLLB ist kein Zustand, sondern ein dynamisches Verhältnis, in das Veränderungen und Flexibilitätserfordernisse der Arbeitswelt, aber auch der privaten Lebenswelt und der individuellen Biographie eingehen. Dieses Verhältnis muss immer wieder neu justiert werden. WLLB-Strategien entwickeln Beschäftigte selbst! Aber: die demographische Entwicklung erfordert eine systematische Rahmung in den Betrieben und die Gestaltung und Unterstützung durch die Sozialpartner! 11
WLLB-Tool-Box UnternehmensCheck Teamanalyse Mitarbeitergespräch Balance-Scorecard 12
WLLB-UnternehmensCheck Der WLLB-UnternehmensCheck kann z.b. eingesetzt werden, als strukturierte/standardisierte Befragung, um herauszufinden, wie die Vereinbarkeit von Arbeit, Lernen und Privatleben im Unternehmen aktuell eingeschätzt wird..um zu erkennen, was in Sachen WLLB gut läuft, was nicht. als Einzelbefragung (Führungskräfte, Mitarbeiter), aber auch als Gruppen- oder Gesamterhebung. 13
WLLB-UnternehmensCheck 14
WLLB-Teamanalyse Die WLLB-Teamanalyse kann sowohl prophylaktisch als auch kurativ in Teams eingesetzt werden im Kontext von Stressfaktoren in der Arbeit; Problemen mit Werkzeugen der täglichen Arbeit; Faktoren der Arbeitsplatz(un)zufriedenheit; Faktoren, die zu einer Imbalance von Arbeit, Lernen und Privatleben führen. 15
WLLB-Teamanalyse Fünf moderierte Workshops 16
WLLB-Mitarbeitergespräch WLLB Fragenkatalog Zielvereinbarungsgespräch Entwicklungsgespräch Beurteilungsgespräch 17
WLLB-Mitarbeitergespräch 18
WLLB-Scorecard Ziel: Unterstützung der Führungskräfte WLLB-Maßnahmen im Unternehmen abzustimmen und zu steuern. Bereich A umfasst Kennzahlen, die direkt aus dem WLLB-Prozess ableitbar sind und Aufschluss über den Prozess selbst geben. Anzahl und Teilnahmefrequenz an WLLB-Workshops Anzahl der gelöste Belastungssituationen Veränderung der Belastungspunkte (UnternehmensCheck) Bereich B beinhaltet Kennzahlen, die eine unmittelbare Wirkung von WLLB-Maßnahmen auf Beschäftigte abbilden. Verbesserung der Teamzusammenarbeit Zufriedenheit mit der beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten / Karrierewege 19
WLLB-Scorecard Bereich C beinhaltet Kennzahlen, die die mittelbare Wirkung von WLLB-Maßnahmen auf die Teams und Abteilungen zeigen. Anzahl der Terminverschiebungen Anzahl von Innovationsvorschlägen Anzahl der unplanmäßigen Überstunden Quote der unvollständig genommen Pausen Bereich D umfasst unternehmensspezifische Kennzahlen, die Einfluss bzw. in Korrelation zu den Kennzahlen aus den Bereichen A- C stehen. Durchschnittsverweildauer der Arbeitsaufträge Verhältnis von Vollzeitkräften zu Auszubildenden Quote des Auftragswertes zur Anzahl der Aufträge 20
Arbeitsfeld Krankenhaus 21
Ansatzpunkte für WLLB bei Pflegekräfte Schichtbetrieb 7 Tage-Woche Physisch und psychisch herausfordernd / eingeschränkt alternsgerecht / eingeschränkte Work-Life-Balance Kompensierung urlaubs- und krankheitsbedingter Ausfälle Körperlich anstrengende Arbeit Z. B. umbetten, Waschen, Betten schieben, / eingeschränkt alternsgerecht Interne Fortbildungen / gesetzliche Vorschriften Eingeschränkte Förderung persönliche Entwicklungswünsche 22
Herausforderung Pflegekräfte Wohlbefinden des Patienten Professionelles Handeln Ausgeglichene WLLB Ad hoc Reaktionen erforderlich Dokumentation Kommunikation zwischen den Berufsgruppen Erstellung von Dienstplänen, Bettenplanung, Besprechungen Medikamentenmanagement Pflegeferne Tätigkeiten 23
Ansatzpunkte für WLLB bei Ärzte 24 h Schichten / Bereitschaftsdienst / Rufbereitschaft Physisch und psychisch herausfordernd / eingeschränkt alternsgerecht / eingeschränkte Work-Life-Balance Kompensierung urlaubs- und krankheitsbedingter Ausfälle Körperlich anstrengende Arbeit Z. B. langes Stehen im OP Vorgeschriebene Fortbildungen / Sammeln von Fortbildungspunkten Kontrolle durch Ärztekammer 24
Herausforderung Ärzte Wohlbefinden des Patienten Professionelles Handeln Ausgeglichene WLLB Ad hoc Reaktionen erforderlich Dokumentation Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den Fachabteilungen Kommunikation mit Patient und Angehörigen Zeitmanagement Technische Herausforderungen Besprechungen 25
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit www.allwiss.de Julia K. Müller Stefanie Hiestand Institut für Berufspädagogik und Erwachsenenbildung Leibniz Universität Hannover Schloßwender Straße 1 30159 Hannover julia.mueller@ifbe.uni-hannover.de stefanie.hiestand@ifbe.uni-hannover.de 26