Stolpersteine in der beruflichen Reintegration

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Transkript:

Stolpersteine in der beruflichen Reintegration Einführung Andreas Klipstein AEH und UniSpital Zürich

Ausgangslage: Fall 1 Herr B.: 48-jährig, verheiratet, 2 erwachsene Kinder, Grundschule in Kosovo; lebt und arbeitet seit 22 Jahren in der Schweiz Arbeitet im Gartenbau eines öffentlichen Dienstes im Vollpensum Wiederholte Rücken- und Kniebeschwerden, bis zum Ereignis ohne Arbeitsabsenzen Beim Entladen einer Maschine Verdrehung und seit 3 Monaten ohne Besserung trotz medizinisch-therapeutischer Massnahmen und arbeitsunfähig Meldung durch den Gesundheitsmanager des Betriebes und Einschluss in ein ambulantes Rehabilitationsprogramm

Problemstellung Ungenügende Belastbarkeit im Vergleich zu den Anforderungen Unergonomisches Verhalten Gute Leistungsbereitschaft Tiefe Selbsteinschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit Arbeitgeber will ihn zurück

Massnahmen Belastbarkeitstraining Arbeitsbezogenes Training Vermitteln von Erfolg Abgestufter Arbeitseinstieg Kommunikation Anpassungen wo nötig

Ergebnis Belastbarkeit entspricht praktisch den Anforderungen Verbesserung des ergonomischen Verhaltens Selbsteinschätzung Abgestufter Arbeitseinstieg Kommunikation Anpassungen

Weitere Entwicklung 4 Monate produktiv und ohne Ausfallstage Wird nach Beschwerdeverstärkung 100% arbeitsunfähig geschrieben Tätigkeit wird vom Vertrauensarzt der BVK als dauerhaft zu schwer beurteilt Anmeldung für IV Frühmassnahmen: Arbeitsplatzerhaltung nicht prioritär Anmeldung für Abklärung Berentung und berufliche Massnahmen Wartet seit 6 Monaten auf Besserung der Gesundheit weiss nicht wie es beruflich weiter gehen soll

Konklusion Interaktion Gesundheit- Arbeit Arbeitsbelastung nicht beeinflusst Gute Ansätze, wenig Koordination Systemfehler Unklare Verantwortung Verbreitete Fehlmeinungen Arbeit Mensch Gesellschaft

Ausgangslage: Fall 2 Herr K.: 51-jährig, gelernter Maler/ Gipser, Schweizer, selbständigerwerbend Seit längerer Zeit wiederholte Schulterbeschwerden rechts seit 3 Jahren Vor 6 Monaten radikuläres Reizsyndrom L5 rechts bei DH L4/5 rechts, konservativ gebessert, aktuell noch belastungsabhängige intermittierende Ausstrahlungsschmerzen Nach 4-wöchiger voller AUF nach Besserung durch medizinischtherapeutischer Massnahmen anhaltend 50% arbeitsunfähig (Präsenz wechselnd, Leistungsminderung) Meldung durch Hausarzt zur Frage nach AUF, Rehabilitationsmassnahmen und oder beruflichen Massnahmen

Problemstellung Ungenügende Belastbarkeit im Vergleich zu den Anforderungen Unergonomisches Verhalten Pseudoradikuläres Syndrom Gute Leistungsbereitschaft Gute Selbsteinschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit Einmann Unternehmen Finanzielle Engpässe Will Produktivität steigern- Arbeit erhalten

Geplante Massnahmen und Verlauf Arbeitsbezogene Rehabilitation Abgestufter Wiedereinstieg Leistungsminderung? Motiviert zur Rehabilitation Motiviert zur Reintegration Arbeitet weiter mit reduzierter Leistungsfähigkeit/ AF Rentenantrag abgelehnt KK lehnt Kostengutsprache ab IV lehnt Frühmassnahmen ab Evaluation beruflicher Massnahmen abgebrochen wegen fehlender Motivation

Konklusion Partialinteressen Finanzierbarkeit Erschwerter Zugang Theorie und Praxis Arbeit Mensch Gesellschaft

Fit for Work Swiss: Initiative Kosten jährlich von 4 Milliarden CHF Kosten pro Arbeitsausfallstag für den Betrieb 600 CHF 670 000 Arbeitnehmende (18% der Erwerbstätigen) leiden an teilweise arbeitsbedingten Rückenschmerzen Verstärkte Krankheitsauswirkungen durch Systemprobleme Patienten, Leistungserbringer, Kostenträger, Arbeitgeber, Behörden und Politiker sind gefordert Arbeitsmedizin, Rheumatologie, Physikalische/Rehabilitationsmedizin SECO, Patientenorganisationen