SPRECHEN-HÖREN-LERNEN-FÖRDERN LANDESVERBAND HESSEN Fachtagung 15. Mai Resilienz fördern. ein besonders wichtiger pädagogischer Auftrag

Ähnliche Dokumente
Resilienz. Essen, den Dr. Antje Richter, Landesvereinigung für Gesundheit Niedersachsen e.v.

Resilienz und Schutzfaktoren - ein Thema für den Kinderschutz

Risiko und Resilienz Was arme Mädchen und Jungen stärkt

Was Kinder, Eltern und Erzieherinnen stark macht

Stärke entwickeln von Anfang an

Psychische Gesundheit und Resilienz stärken

Resilienz. Antje Richter-Kornweitz

Familien stärken- Förderung von Resilienz

Wahrnehmung von Resilienzfaktoren und deren Förderung in HzE

Anliegen. Was heißt Resilienz? Von den Stärken ausgehen: Erkenntnisse aus der Resilienzforschung und ihre Bedeutung für die Praxis.

Ich bin stark, wenn. Resilienz. Stefanie Schopp

Therapiebedürftige Kinder und Jugendliche im Schulalter. Erfahrungen aus psychotherapeutischer Sicht und präventive Ansätze

Ich bin stark, wenn. Fachtagung "Nächste Stunde: Prävention!" der AOK Nordost am 03. Mai Stefanie Schopp. Stefanie Schopp

Risiko Kinderarmut Was stärkt Kinder?

eine Hochrisikopopulation: Biographien betroffener Persönlichkeiten

Salutogenese und Resilienz im Betrieb Hintergründe und Umsetzungsmöglichkeiten

Resilienzförderung in Grundschulen Was braucht es, um Kinder stark zu machen? Hannover, 17. März 2010

Armut und Resilienz was Kinder stark macht Wiesbaden, 17. Juni 2010

Psychosoziale Gesundheit

Selbstwirksamkeit als Resilienzfaktor

Stress, psychische Gesundheit und Schule

Häusliche Gewalt und die Folgen für die Kinder

Psychische Erkrankungen als Familienerkrankungen

Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste Universität Siegen

Kinder stärken und ermutigen. Martha Furger

Kinder stärken und ermutigen. Martha Furger

Kinder stärken und ermutigen. Martha Furger

RESILIENZ EINE GEHEIME KRAFT IN UNS..

Resilienz - Krisen unbeschadet überstehen

Resilienz: Was hilft Menschen dabei, Krisen zu überwinden? Prof. Dr. Holger Lindemann

Psychische Widerstandskraft (Resilienz) - Was hilft Menschen, Krisen zu bewältigen?

Kinder stärken und ermutigen

Resilienz und Handeln in der Pädagogik K L I NIK V I KTORI ASTIFT BAD K R EUZ NACH 2 4. J UNI 2 017

MMI- Fachtagung Gesundheitsförderliche Kita- für Kinder und Erwachsene

Für eine positive Kultur der Anerkennung:

Resilienz oder das kann doch einen Seemann nicht erschüttern!?

Resilienz Die Kraft in der Krise. Dipl.-Psych. Anke Uhlemann AML Institut Systeme Milton Erickson Institut Bonn MEG

Was Kinder, Eltern und Erzieherinnen stark macht

Veränderte Kindheit? Wie beeinflusst der aktuelle Lebensstil die psychische Gesundheit von Kindern?

Starke Kinder. Resilienzförderung für seelisches Wohlbefinden. 31. Mai 2017, Hannover Dr. Antje Richter-Kornweitz.

Salutogenese. DIAG vom Dr. Regina Postner

Psychosoziale Risiken und ihre Auswirkungen auf die Arbeitsfähigkeit Herausforderungen für die Mediziner 14. SIZ-Care Forum

WIRkung entfalten - Selbstwirksamkeit stärken

Ich bin stark, wenn STEFANIE SCHOPP

Zukunftstrend Resilienz

Herzlich willkommen! Einblick in das Resilienzkonzept Ressourcen für Kinder und Familien Themen für Kitas und die Familienarbeit

Resilienz in der Jugendarbeit mit Jugendlichen im Alter von Jahren

Suchtvorbeugung in der Familie

SALUTOGENESE. Foto: twillin/pixelio.de

Die vergessenen Angehörigen Kinder psychisch erkrankter Eltern

Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen

I Einführung... 7 Vorwort... 9 Einleitung Was versteht man unter Resilienz? Präventionsarbeit zur Stärkung von Kindern...

Kinder suchtkranker und psychisch kranker Eltern eine besondere Herausforderung für die Hilfesysteme Rede nicht! Traue nicht! Fühle nicht!

Kindliche Auffälligkeiten und biopsycho-soziale. T. Banaschewski Kinder- und Jugendpsychiatrie/- psychotherapie Universität Göttingen

KIT-Land Steiermark Steirertag. 18.September Resilienz. Entwicklung und Wachstum trotz belastender Lebensereignisse

Merkmale von Resilienz

Wie können wir miteinander reden?

Salutogenese eine Theorie für Gesundheit im Alter?

Bindungsstörung bei psychisch kranken Eltern

Resilienz trotz gravierender Belastungen oder widriger Lebensumstände psychisch gesund entwickeln

RESILIENZ DURCH GUTE FÜHRUNG

Persönlicher Umgang mit Wandel!

Auf der Slackline des Lebens!

Jahresveranstaltung für Schoolworker (Oktober 2011)

Vortrag Resilienz das Bindeglied zwischen Gesundheit und Leistung. von Dipl.-Psych. Markus Schmitt

Resilienz. Ein anderer Blick auf Verlustreaktionen. Aeternitas - Service - Reihe: Trauer. Aeternitas - Service - Reihe: Trauer

Die Relation Resilienz, Geschlecht und Gesundheit

Chronisch kranke Kinder und Jugendliche Bedürfnisse und Krankheitsbewältigung

gefördert von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

RESILIENZ Was unsere Seele stark macht. Machen Sie sich Ihre inneren Kräfte mehr bewusst! Reiten Sie auf den Wellen des Lebens!

Was macht Kinder stark? Entwicklung zwischen Risiko und Resilienz

DIAGNOSTISCHE BEURTEILUNG DER ERZIEHUNGSFÄHIGKEIT BEI PSYCHISCH KRANKEN ELTERN

Theoretische Rahmenkonzepte

Gesundes aufwachsen für Alle! Kinder und Familien in belasteten Lebenssituationen stärken

HEALTH4YOU Stärken & Ressourcen Heft

Resilienz die unsichtbare Kraft. Dr. Maren Kentgens Hamburger Forum Interim Management Managerin Asklepios Connecting Health

RESILIENZ IN SCHULE UND HERANWACHSENDE STÄRKEN ERZIEHENDE QUALIFIZIEREN

Resilienz als Kompetenz

Salutogenese. Ein Vortrag von : Sonja Höck Lucia Wübbeling

Stress als Risiko und Chance

Gesundheit und Krankheit. Darlegung der "Sense of Coherence Scale" von Aaron Antonovsky

Stärkung der psychischen Widerstandskräfte und ihre Auswirkungen auf körperliche Erkrankung

Kohärenzgefühl als gesundheitsförderliche Dimension Workshop in Frankfurt beim Fachtag Gesundheitsförderung für alle Lebenslagen am

Recovery. Chronische Erkrankungen überwinden!

Gesundheit als Endergebniss zwischen Verletzlichkeit Stress - Schutz

Resilienz Die Widerstandsfähigkeit der Seele von Anja Mahne (PSKB)

Subjektive Befindlichkeit und Selbstwertgefühl von Grundschulkindern

Lingen, 11. November 2015 Dr. Christoph Hutter

Modul Psychische Gesundheit (Bella-Studie)

Grundsätze einer resilienzfördernden Personalführung und Leitung

Staatliche Schule für Kranke am Universitätsklinikum Freiburg. Förderung psychischer Gesundheit in der Schule

Zusammenfassung Vortrag Professor Dr. med. Norbert Grulke Psychische Gesundheit bei Jugendlichen

Elternabend Kinderkrippe Frohheim

Resilienzforschung Pionierin: Emmy Werner Über 40 Jahre wurden 698 Menschen der hawaiianischen Insel Kauai beobachtet, interviewt.

KOMMUNALE RESILIENZ SCHUTZFAKTOREN UND STRUKTUREN

Widerstandsfähigkeit im Wandel Warum resiliente Organisationen erfolgreicher sind

Herausforderungen und Chancen beim Aufbau von Präventionsketten in Kommunen

Langatelier: In der Tretmühle? ODER Alles im Tritt!

VÄTER IN BALANCE. Warum ist es wichtig, dass sich Väter in Kindertagesstätten einbringen? Vertiefungstext 2

Transkript:

SPRECHEN-HÖREN-LERNEN-FÖRDERN LANDESVERBAND HESSEN Fachtagung 15. Mai 2009 Resilienz fördern ein besonders wichtiger pädagogischer Auftrag Philipp Demling, Sonderschulrektor Sonderpädagogisches Förderzentrum 91126 Schwabach

Resilienz ein Konzept zur Förderung von Menschen in Risikosituationen Was kann man tun, damit sich Menschen trotz erdrückender Entwicklungsrisiken zu psycho-sozial gesunden Persönlichkeiten entwickeln?

1. Technik: Der aus dem Englischen stammende Begriff resilience bezeichnet eigentlich die Eigenschaft von Werkstoffen, nach starken Verformungen die ursprüngliche Gestalt wieder anzunehmen ( Fußballeffekt ). 2. Entwicklungspsychologie (Michael Rutter/Albert Osborne): Resilienz ist das Vermögen einer Person oder eines sozialen Systems (z.b. Familie), sich trotz schwieriger Lebensbedingungen ( im Angesicht des Elends ) auf sozial akzeptiertem Wege gut zu entwickeln, und umfasst: - den Widerstand gegen die Zerstörung der eigenen Integrität und - den Aufbau eines positiven Lebens unter widrigen Umständen (Unbescholtenheit, Unverletzlichkeit, Unbestechlichkeit) unter äußerem Druck

Zehn Resilienzfaktoren 1 eine Synthese wissenschaftlicher Forschungsergebnisse 1) Stabile emotionale Beziehungen zu mindestens einem Elternteil oder einer anderen Bezugsperson; 2) Soziale Unterstützung durch Personen außerhalb der Familie, Akzeptanz der Person; 3) Emotional positives, offenes, beratendes, unterstützendes, lenkendes und normorientiertes ( strukturgebendes ) Erziehungsklima; 4) Rollenvorbilder für ein konstruktives Bewältigungsverhalten bei Belastungen; 5) Balance von sozialen Verantwortlichkeiten und Leistungsforderungen;

Zehn Resilienzfaktoren 2 eine Synthese wissenschaftlicher Forschungsergebnisse 6) Kognitive Kompetenzen (wie zumindest Durchschnittsintelligenz); 7) Temperamentsmerkmale, die effektives Bewältigungsverhalten begünstigen (z.b. Flexibilität, Frustrationstoleranz, Soziabilität, nicht zuletzt Humor); 8) Selbstwirksamkeitserfahrungen, Selbstachtung, internale Kontrollüberzeugungen; 9) Aktives Bemühen, Stressoren zu bewältigen, statt sie zu vermeiden oder zu relativieren; 10) Erfahrung von Sinnhaftigkeit, Struktur und Bedeutung in der eigenen Entwicklung.

Was schützt? eine warme, enge Beziehung zu mindestens einer Bezugsperson die kognitiven Fähigkeiten des Individuums körperliche Gesundheitsressourcen ein aktiver Problembewältigungsstil das Ausmaß an Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen das Gefühl von Selbstwirksamkeit

Salutogenese Verstehbarkeit Handhabbarkeit Bedeutsamkeit / Sinnhaftigkeit (Aaron Antonovsky, 1979)

Kauai-Studie - Prof. Emmy E. Werner et al. Begleitung einer Geburtskohorte (1955) der Insel Kauai (N=698) Längsschnittstudie (p.p., 2., 10., 18. und 30. Lebensjahr) Ursprüngliches Ziel: Erfassung der negativen Auswirkungen biologischer und psychosozialer Risikofaktoren; Definition: 4 oder mehr Risikofaktoren bis zum 2. Lebensjahr = Risikokind die Mehrheit entwickelt Lern- und Verhaltensstörungen

Resilienz 1 Unter Resilienz versteht man die psychischen Widerstandskräfte von Kindern gegenüber biologischen, psychologischen und psychosozialen Entwicklungsrisiken.

Resilienz umfasst 2 eine positive, gesunde Entwicklung trotz hohem Risiko-Status die beständige Kompetenz unter extremen Stressbedingungen die positive bzw. schnelle Erholung von traumatischen Erlebnissen.

Resilienz 3 Resilienzen sind bereichsspezifische Ressourcen, die durch Interaktion mit der Umwelt erworben sind. Allgedas versteht man unter Resilienz die Fähigkeit, erlernte Mechanismen zur Bewältigung alterstypischer Aufgaben trotz schwieriger Umstände zu aktivieren. Dies ermöglicht eine relativ gesunde Entwicklung auch unter belastenden und risikoreichen Bedingungen. (Bender & Lösel, 1998)

Als Risikofaktor bezeichnet man. Bedingungen und Variablen, die die Wahrscheinlichkeit positiver oder sozial erwünschter Verhaltensweisen senken oder mit einer höheren Wahrscheinlichkeit negativer Konsequenzen einhergehen. Die Wahrscheinlichkeit einer Störung ist erhöht, aber nicht determiniert; d.h. Risikofaktoren müssen nicht zwangsläufig zu einer negativen Entwicklung führen.

Seelische Gesundheit Überwindung der Defizitperspektive Gelingen von Entwicklung ( Salutogenese ) Gesundheit Abwesenheit / Gegenteil von Krankheit Konzeptualisierungen von Wohlbefinden Psychisches Wohlbefinden Psychische Kompetenz

Seelische Gesundheit Selbstakzeptierung Optimismus Fähigkeit zur Bedürfnisbefriedigung Soziale Kompetenz Stressbewältigungskompetenz Selbstkontrollkompetenz

Schutzfaktoren Schutzfaktoren sind vor dem Auftreten von Risikofaktoren vorhandene individuelle oder Umfeldmerkmale, die interaktiv im Sinne eines Puffereffekts die Entstehung psychischer Störungen verhindern oder abmildern. Von einem Schutzfaktor sollte man nur dann sprechen, wenn dieser Faktor die pathogenen Auswirkungen vorhandener Risikofaktoren vermindert. Lediglich positive Ausprägungen von Risikofaktoren bilden noch keinen Schutzfaktor.

Schutzfaktorgruppen Persönlichkeitsmerkmale des Kindes Merkmale der engeren Umgebung des Kindes Merkmale des außerfamiliären Stützsystems

Personale Schutzfaktoren: Was macht Kinder stark? Freude an neuen Erfahrungen, Optimismus Ausdauer, Konzentrationsfähigkeit Pro-soziale Grundeinstellung Positive soziale Beziehungen Bedürfnisse aufschieben, Affekte kontrollieren Gefühle und Forderungen angemessen ausdrücken Negative Erfahrungen konstruktiv verarbeiten Sich nach Belastungen rasch erholen

Die größte Überraschung das Gewöhnliche an der Resilienz Die größte Überraschung auf diesem Gebiet ist das Gewöhnliche an der Resilienz. Was immer wieder erstaunt und möglicherweise auch zu dem irrigen Glauben verleitet, resiliente Menschen verfügten über ganz besondere, möglicherweise magische Kräfte, ist einfach die Fähigkeit auch unter außergewöhnlichen Umständen zu funktionieren.

Was schützt? 1 eine warme, enge Bezie-hung zu mindestens einer Bezugsperson die kognitiven Fähigkeiten des Individuums das Ausmaß an Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen das Gefühl von Selbstwirksamkeit körperliche Gesundheitsressourcen

Was schützt? 2 das Ausmaß an wahrgenommener sozialer Unterstützung Erfolg und Leistung nicht nur durch gute Schulnoten, sondern auch durch soziale Aktivitäten, die Verantwortung und Kreativität erfordern das Geschlecht wobei sich entscheidende Wirkungen nicht per se entwickeln, sondern erst in Interaktion mit anderen entfalten

Geschlechtsspezifische Unterschiede Zusammenwirken von Geschlecht und Lebensalter Erziehungsorientierungen in der Familie Mädchen verfügen eher über personale Ressourcen als Jungen (Temperament, Problemlösefertigkeiten, Selbstwertgefühl) Für Jungen ist soziale Unterstützung durch andere Menschen besonders wichtig Geschlecht, Armut und Bewältigung Mädchen im Kindesalter profitieren sehr von Bewältigungsfähigkeiten der Mutter Mädchen können eher soziale Unterstützung mobilisieren

- psychosoziale Risiken im familiären und schulischen Faktor Alter Entwicklungsübergänge in Risikolagen besonders belastend - Schwangerschaft, Geburt - biologische Risiken wie niedriges Geburtsgewicht - Übergang Kita Grundschule / andere schulische Übergänge - psychosoziale Risiken im familiären und schulischen Bereich - Pubertät

- Jugendalter: Soziale Kontakte Faktor Alter Entwicklungsübergänge Zahlreiche Aufgaben und erhöhter Anforderungen - Säuglingszeit: Sicheres Bindungsverhalten - Weniger angeborene Temperamentseigenschaften - Folgen positiver oder negativer Erziehungsreaktionen - Schulalter: Soziokulturelle Ressourcen -Altersangemessenes Kommunikationsvermögen, - gutes Sprach- und Lesevermögen, - Impulskontrolle

Modell zum Einfluss personaler und sozialer Schutzfaktoren auf die gesunde Entwicklung personale Schutzfaktoren soziale Schutzfaktoren aktive Problembewältigung krank gesund

Distale und proximale Determinanten der Bildungsqualität von Schule 1 Distale Determinanten: Einflussfaktoren von Schulleistung, die von ihr entfernt sind. Beispiele: materielle Investitionen, Ausstattung der Schule, Größe der Schule, Ausbildung der Lehrer, Bezahlung der Lehrer, Ganztagsschule, Klassengröße Wenig wichtig für Lernerfolg

Distale und proximale Determinanten der Bildungsqualität von Schule 2 Proximale Determinanten: Einflussfaktoren von Schulleistung, die nahe an der Schulleistung sind. Beispiele: Interesse der Schüler, Qualität des Unterrichts, Verhalten der Lehrer, Unterrichtszeit, elterliche Hausaufgabenkontrolle, emotionale Stabilität, Zuwendung Sehr wichtig für Lernerfolg

Wie kann man Resilienz fördern? 1. Hat das Kind jemanden (Freunde, Familienmitglieder oder irgendeine andere Person), zu dem es eine sehr gute Beziehung pflegt? 2. Wie gibt das Kind seinem Leben einen Sinn? 3. Welche Tätigkeiten kann das Kind wirklich gut ausführen? 4. Welche positiven Eigenschaften besitzt das Kind? 5. Woran hat das Kind Spaß und Freude? 6. Welche Problemwahrnehmung hat das Kind? 7. Was kann ich tun, dass das Kind seine Perspektiven verändert? 8. Gibt es Kinder, die keine offensichtlichen Probleme haben, obwohl sie mit vergleichbaren Schwierigkeiten konfrontiert sind? 9. Ist das Kind schon ein Problemfall für mich? 10. Wenn ich in der Experten -Rolle bin, worauf beruht dann diese Expertenschaft?

Das Resilienz-Konzept - eine Präventionsstrategie? Situation: Das Leben in der Postmoderne ist geprägt von Individualisierung, Enttraditionalisierung, Entsolidarisierung. Dies bedeutet riskanter werdende Chancen für die Menschen und vor allem für die Kinder und Jugendlichen. Fragen: 1. Wenn man soviel über Risikofaktoren und ihre Wirkung sowie über Resilienzförderung weiß, kann man dann nicht für jeden ein maßgeschneidertes persönliches Förderkonzept erstellen, das große Aussicht auf Erfolg bietet? 2. Kann man vielleicht solche Resilienzförderung sogar vorbeugend betreiben, also protektive Faktoren und Mechanismen vermitteln?

(Heutige) Grenzen des Resilienz-Konzepts Protektive Faktoren wirken bereichsbezogen und sind nicht immer stabil. Der Einfluss protektiver Faktoren variiert über die Lebenszeit: Zunächst sind konstitutionelle Faktoren besonders wichtig, dann Kommunikationsund Problemlösefähigkeiten, später Selbstwirksamkeits- und Kontrollüberzeugungen. Die Ambiguität von protektiven Faktoren schafft Dosierungsprobleme : Hohes Selbstwerterleben kann z.b. Aggressivität fördern. Resilienzstudien haben geringe ökologische Varianz; individuelle und soziale Merkmale sind stark konfundiert; die gesellschaftlichen Kontexteffekte bleiben diffus.

(Heutige) Grenzen des Resilienz-Konzepts Resilienzförderung betrifft das Verhalten komplexer Systeme, sie ist daher schwierig, und ihr Erfolg trägt lediglich Wahrscheinlichkeitscharakter. Protektive Faktoren stellen nicht das Gegenteil von Risikofaktoren dar, ihre Abgrenzung ist schwierig. Die Pufferwirkung bzw. zeitliche Priorität protektiver Faktoren lässt sich kaum empirisch nachweisen (sie dürften ihre Wirkung nur bei Anwesenheit von Risiken entfalten). Schlussfolgerung: Es fehlt Forschung mit dynamischer Theorie unter Einschluss der genetischen Perspektive.

Eine Leitlinie Resilienz wächst im Zusammenspiel des Kindes mit seiner Umwelt. Da Resilienz weder umfassend noch beständig ist, bedarf es einer permanenten Resilienzförderung im spezifischen kulturellen Kontext von Kindern,Jugendlichen... Das Resilienz-Konzept ist kein Ersatz für Sozialpolitik, sondern inspiriert sie und rückt sie ins Blickfeld.

Eine Leitlinie (Anthony Bloom, russisch-orthodoxer Mönch): Wenn wir einen Menschen nicht anschauen und die Schönheit in ihm sehen, können wir gar nichts für ihn tun. Man hilft einem Menschen nicht dadurch, dass man entdeckt, was bei ihm falsch, hässlich und verzerrt ist. (...) Jeder einzelne von uns ist ein Abbild Gottes, aber jeder gleicht einem beschädigten Bild. Wenn wir eine Ikone erhielten, die durch Abnutzung, durch menschlichen Hass oder andere Umstände beschädigt wurde, würden wir sie mit Ehrfurcht, Zärtlichkeit und Trauer betrachten. Wir würden unsere Aufmerksamkeit nicht in erster Linie der Tatsache zuwenden, dass sie beschädigt ist, sondern der Tragödie ihrer Beschädigung. Wir würden uns darauf konzentrieren, was von der Schönheit übrig ist und nicht auf das, was von der Schönheit verloren ging. Und das ist es, was wir bezüglich jedes Menschen erst noch lernen müssen...

Das wars Danke für Ihre Aufmerksamkeit Philipp Demling