Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen - Ergebnisse der Ausgangserhebung Pressekonferenz, Berlin, 19. März 2007
StEG ein kooperatives Forschungsprojekt Konsortium: Prof. Dr. Eckhard Klieme (Sprecher) PD Dr. Ludwig Stecher (Koordinator) Prof. Dr. Thomas Rauschenbach Prof. Dr. Heinz Günter Holtappels Beiräte: Administrativer Beirat Wissenschaftlicher Beirat Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung (Frankfurt a. M.) Deutsches Jugendinstitut (München) Institut für Schulentwicklungsforschung, Universität Dortmund 5 Vertreterinnen und Vertreter der beteiligten Bundesländer, des Deutschen Städtetags und des BMBF 7 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (Sprecher: Prof. Dr. Klaus-Jürgen Tillmann) Durchführung der Felderhebung: IEA Data Processing Center, Hamburg
StEG ein kooperatives Forschungsprojekt Durchgeführt mit finanzieller Unterstützung durch das und den und in enger Kooperation mit den Bundesländern.
StEG ist eine Befragungsstudie und u. a. durch drei Punkte charakterisiert: Mehrperspektivität Längsschnittliches Design Bundesweite Stichprobe
Mehrperspektivität Eltern Schüler Schulleiter Lehrkräfte Kooperationspartner Weit. päd. tät. Personal
Längsschnitt 2005 2006 2007 2008 2009 1. Eingangserhebung 2. Zwischenerhebung 3. Abschlusserhebung Rückmeldung an Schulen und Länder Rückmeldung an Schulen und Länder
Stichprobe: Anzahl der untersuchten Ganztagsschulen Insgesamt 373 Schulen aus 14 Bundesländern IZBBgeförderte Schulen Ältere Ganztagsschulen* Primarstufe 84 15 Sekundarstufe I 200 74 * Länger als 5 Jahre als Ganztagsschule und keine IZBB-Förderung Broschüre, S. 12
Stichprobe 22.462 30.562 Eltern Schüler 65.000 357 8.837 befragte Personen 684 1.750 Schulleiter Lehrkräfte Kooperationspartner Weit. päd. tät. Personal Broschüre, S. 13
Zeitlicher Umfang des Ganztagsbetriebs (in mindestens einem Schülerjahrgang) 0% 20% 40% 60% 80% 100% alle Schulen 74,4 16,1 4,1 Grundschulen Sek-I-Schulen 62,4 93,4 25,3 6,8 1,50,0 GTS seit >5 Jahren GTS seit 2-5 Jahren GTS seit 1 Jahr 61,3 91,9 87,5 34,0 4,7 6,12,0 9,8 2,7 vollgeb. GTS teilgeb. GTS offene GTS 46,8 71,7 92,0 46,7 18,3 5,0 6,4 5,02,5 4-5 W ochentage 3 W ochentage 1-2 W ochentage Fehlende Anteile auf 100%= kein Angebot/keine Angabe; Quelle: StEG 2005 - Schulleitungsbefragung Broschüre, S. 17
Teilnahmequoten 0% 20% 40% 60% 80% 100% Grundschulen 25,0 53,1 21,9 Sekundarstufe I, Jg. 5 7,3 38,8 53,9 Sekundarstufe I, Jg. 7 18,5 34,0 47,5 Sekundarstufe I, Jg. 9 40,3 29,3 30,4 Schulbezogene Teilnahmequote: 0-20% 21-60% >60% Quelle: StEG 2005 - Schülerbefragung Broschüre, S. 24
Teilnahmequoten In offenen Ganztagschulen nehmen durchschnittlich etwa 40% der Schülerinnen und Schüler teil. 80% der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler an Grundschulen nehmen drei oder mehr Tage teil, 61% an fünf Tagen. 41% der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler im Sekundarbereich nehmen nur an einem Tag teil, 36% an drei oder mehr Tagen, 9% an allen Wochentagen. Broschüre, S. 24f.
Angebotsstruktur der Ganztagsschulen lernunterstützende und fachliche Angebotsarten 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100% Förderung und Hausaufgaben: Hausaufgabenhilfe/-betreuung Förderunterricht für Fachleistungen Spezifische Fördermaßnahmen 47,3 70,6 67,9 86,8 97,6 94,5 Fachbezogenen Angebote: Mathematische Angebote Naturwiss. Angebote Deutsch/Literatur Fremdsprachen-Angebote Sportliche Angebote Musisch-künstler. Angebote 21,4 21,8 46,5 48,5 58,2 49,1 55,1 57,2 94,6 89,9 96,3 85,8 Grundschule Sekundarstufe I Quelle: StEG 2005 - Schulleitungsbefragung Broschüre, S. 19
Angebotsstruktur der Ganztagsschulen nicht-fachliche Angebotsarten 0% 20% 40% 60% 80% 100% Fachübergreifende Angebote: Handwerkl./hauswirtschaftl. Angebote Techn. Angebote/neue Medien Gemeinschaftaufgaben/Schülermitbestimm. Formen sozialen Lernens Formen interkulturellen Lernens Projektformen: Projekttage/-wochen Dauerprojekte Freizeitorientierte Angebote: Freizeitangebote (obligatorische Form) Freiwillig zu nutzende Freizeitangebote Freizeitbeaufsichtigung von Schülern 10,1 32,1 30,3 61,7 78,0 58,0 57,4 72,7 54,2 66,9 38,5 44,5 75,4 72,7 67,5 67,4 82,0 89,6 89,1 93,4 Grundschule Sekundarstufe I Quelle: StEG 2005 - Schulleitungsbefragung Broschüre, S. 19
Individuelle Teilnahme an einzelnen Angebotsarten - Grundschulen 0% 20% 40% 60% 80% 100% Hausaufgabenbetreuung 51,2 Fachbezogene Förderangebote 28,7 Arbeitsgemeinschaften 72,0 Regelmäßige Themenangebote/Projekte 34,8 Ungebundene Freizeitangebote/Spiel 73,4 Quelle: StEG 2005 - Schülerbefragung Broschüre, S. 26
Individuelle Teilnahme an einzelnen Angebotsarten - Schulen der Sekundarstufe I 0% 20% 40% 60% 80% 100% Hausaufgabenhilfe/-betreuung 24,4 Fördergruppen/Förderunterricht 24,9 Fachbezogene Angebote 28,2 Fächerübergreifende AGs/Kurse/Projekte 63,7 Projektspezifische Angebotselemente 47,7 Gebundene/ungebundene Freizeitangebote 27,8 Quelle: StEG 2005 - Schülerbefragung Broschüre, S. 26
Individuelle Teilnahme nach Migrationshintergrund in % 100 80 60 40 Ohne Migrationshintergrund Mit Migrationshintergrund 20 0 Teilnahme Migrationshintergrund am Ganztagsangebot Quelle: StEG 2005 - Schülerbefragung Broschüre, S. 27
Individuelle Teilnahme nach sozioökonomischem Hintergrund (SES) 100 80 in % 60 40 20 0 Geringer SES Teilnahme am Ganztagsangebot Hoher SES 1. Quartil 2. Quartil 3. Quartil 4. Quartil Sozioökonomischer Status (SES) Quelle: StEG 2005 - Schülerbefragung Broschüre, S. 27
Qualität des Ganztagsbetriebs/Zufriedenheit Soziale Beziehungen zwischen Lehrkräften und Schülerinnen/Schülern sind ein zentraler Faktor für die Teilnahmeentscheidung. Soziale Beziehungen zwischen dem Betreuungspersonal in den Ganztagsangeboten und den Schülerinnen und Schülern sind im Durchschnitt besser als die Beziehungen zu Lehrkräften, beeinflussen die Beurteilung des Nutzens von Ganztagsangeboten: (Sozialer und Lernnutzen der Angebote). Hausaufgabenbetreuung ist vergleichbar mit Unterricht in Bezug auf Unterstützungsverhalten der Lehrkraft effektive Zeitnutzung. Broschüre, S. 26ff.
Zielorientierungen der Ganztagsschule aus Schulleitungssicht nach Organisationsform Mittelwerte Erweiterung der Lernkultur (n=303) 2,34 2,51 2,86 Kompetenzorientierung und Begabungsförderung (n=295) 2,40 2,53 2,91 Gemeinschaft, soziales Lernen und Persönlichkeitsbildung (n=316) Betreuung und Schulöffnung (n=315) 2,59 2,51 2,85 3,03 2,66 2,79 1=gar nicht 2=ansatzweise 3=weitgehend 4=umfassend 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 vollgebunden teilgebunden offen Quelle: StEG 2005 - Schulleitungsbefragung p<.05: * = vollgeb. vs. teilgeb. vs. offen / ** = vollgeb.vs. teilgeb. + offen/ *** = offen vs. vollgeb. + teilgeb.
Faktoren für den erfolgreichen Ausbau von Ganztagsschulen Förderliche Organisationsmerkmale: eine hohe Innovationsbereitschaft im Kollegium, hohe Bedeutung von pädagogischen Entwicklungszielen als Gründungsmotiv, eine intensive Kooperation zwischen Lehrkräften und weiterem pädagogisch tätigem Personal, die aktive Mitwirkung der Lehrkräfte im Ganztagsbetrieb, eine flexible Zeitorganisation. Förderliche Merkmale des Entwicklungsprozesses: Inanspruchnahme und wahrgenommener Nutzen von externer Unterstützung, die erfahrene finanziell-strukturelle Unterstützung, Entwicklungsaktivitäten der Schule in der Vorbereitung auf den Ganztagsbetrieb (Konzeptentwicklung, Konferenzen, Befragungen, Fortbildungen usw.), die Durchführung systematischer Maßnahmen der Qualitätsentwicklung, erfolgreiches Management von Startproblemen bei Einführung des Ganztagsbetriebes, die schulweite Akzeptanz des Ganztagskonzepts im Kollegium. Broschüre, S. 40
Kooperationspartner von Ganztagsschulen Ca. 2/3 der Schulen geben an, den Ganztagsbetrieb zusammen mit externen Partnern zu gestalten Wichtigste Partner sind: Sportvereine Kinder- und Jugendhilfe Wohlfahrtsverbände Musikvereine/Musikschulen Sonstige Vereine/Verbände Jugendhilfe ist zwar der konzeptionell wichtigste Partner, bislang aber kein Generalanbieter Nur knapp 6% der Partner sind konfessionell ausgerichtet Broschüre, S. 41
GTS-Intensität des Kindes nach Erwerbstätigkeit der Mutter 0% 20% 40% 60% 80% 100% Vollzeit erwerbstätig 40,8 18,9 40,3 teilzeit beschäftigt 27,8 22,3 49,8 Primarstufe stundenweise beschäftigt Hausfrau, arbeitslos, sonstiges 15,6 25,5 20,4 13,9 64,0 60,6 Vollzeit erwerbstätig 23,8 24,2 52,0 Sek. I teilzeit beschäftigt stundenweise beschäftigt 18,5 17,3 23,8 25,3 57,7 57,4 Hausfrau, arbeitslos, sonstiges 20,0 22,0 58,0 Teilnahme an allen Tagen mit Ganztagsangebot nur unregelmäßige Teilnahme keine GT-Teilnahme Quelle: StEG 2005 - Elternbefragung Broschüre, S. 43
0% 20% 40% 60% 80% 100% Regelmäßige gemeinsame Aktivitäten von Eltern und Kindern Gemeinsam Zusammensitzen (z.b. Spielen, Musik hören) Gemeinsam Fernsehen Gemeinsame Hobbies betreiben Gemeinsame Ausflüge Gemeinsame Gespräche Gemeinsame Mahlzeiten 30,5 25,6 24,3 36,4 36,5 35,3 17,5 15,1 13 21,8 22,4 20,6 42,2 43,9 46,6 59,2 64,4 68,1 Teilnahme 3-5 Tage Teilnahme 1-2 Tage Keine Teilnahme Quelle: StEG 2005 - Elternbefragung Broschüre, S. 44
Entlastung der Eltern durch die Ganztagsschule Bei regelmäßiger GTS-Teilnahme des Kindes: Mindestens eine positive Veränderung im privaten Bereich (Hausaufgaben, Unterstützung bei Erziehungsproblemen etc.) bei 64% der Mütter und 53% der Väter Mindestens eine positive Veränderung im beruflichen Bereich (zeitliche Ausweitung oder (Wieder-)Aufnahme beruflicher Tätigkeit etc.) bei 42% der Mütter und 21% der Väter Quelle: StEG 2005 - Elternbefragung Broschüre, S. 44
Zufriedenheit der Eltern mit der Ganztagsschule Über 80% der Eltern sind zufrieden bzw. eher zufrieden mit der Verlässlichkeit der Betreuung der zeitlichen Struktur der Zahl der Mitarbeiter/innen der Organisationsform des Ganztagsbetriebs Weniger als 70% der Eltern sind zufrieden bzw. eher zufrieden mit Hilfen und Aufsicht bei Hausaufgaben Mittagessen Bewegungs- und Spielpausen Freizeit- und Spielangebote Quelle: StEG 2005 - Elternbefragung Broschüre, S. 44
Vereinsaktivitäten nach GTS-Intensität des Kindes 50 40 keine Teilnahme Teilnahme 1-2 Tage Teilnahme 3-5 Tage 30 in % 20 10 Sportverein kirchl. Jugendgruppe/Gemeinde Heimat-/Bürgerverein Politische Jugendorganisation 0 sonstige Jugendgruppe andere Vereine Quelle: StEG 2005 - Schülerbefragung Broschüre, S. 45
Handlungsbedarf für den Ausbau von Ganztagsschulen 1. Quantitativen Ausbau des Ganztagsschulsystems voranbringen 2. Schulen in ihrer Entwicklung stärken 3. Teilnahmebereitschaft der Schülerinnen und Schüler erhöhen durch Schulentwicklung Verbesserung der Schüler-Lehrer-Beziehung Elternarbeit 4. Konzepte für Ganztagsangebote weiterentwickeln 5. Pädagogische Ziele in den Schulen überdenken; Lern- und Förderangebote stärken Broschüre, S. 47ff.
Handlungsbedarf für den Ausbau von Ganztagsschulen 6. Konzepte zur Verbindung von Unterricht und Angeboten entwickeln und verbindlich formulieren 7. Pädagogisches Personal stabilisieren und integrieren 8. Kooperation ausbauen 9. Entlastung für Familien deutlich machen 10. Ausbau von Ganztagsschulen als Teilstrategie, die durch weitere Reformmaßnahmen zu ergänzen ist Broschüre, S. 47ff.
Weiterer Forschungsbedarf 1. Bedarf an Ganztagsbildung und -betreuung 2. Prozess der Teilnahmeentscheidung 3. Lehr-Lern-Kulturen in Ganztagsschulen und deren Wirkungen 4. Rolle von Organisationsmodell und Bindungsgrad der Ganztagsangebote 5. Professionsentwicklung in Ganztagsschulen 6. Ganztagsschule und Jugendkultur 7. Ganztagsschule und Familie 8. Kooperation mit außerschulischen Partnern und Kommunen aus sozialräumlicher und infrastruktureller Sicht Broschüre, S. 53
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