Das störungsfreie Richten und die sichere Abgabe von Medikamenten: Ausgangslage, Richtlinie Chirurgie, Umsetzungs-Evaluation

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Transkript:

Das störungsfreie Richten und die sichere Abgabe von Medikamenten: Ausgangslage, Richtlinie Chirurgie, Umsetzungs-Evaluation Pflegefachverantwortliche Chirurgie in Zusammenarbeit mit Spitalpharmazie Jan. 2015

Übersicht Ausgangslage, Ziel & Auftrag Lokale Pflegerichtlinie zentrale Inhalte Geplante Evaluation: Fragestellungen Methoden Organisation 2

Ausgangslage Die Medikamentengabe wird im Bereich Chirurgie unterschiedlich gehandhabt. Richt- und Abgabeprozess von Medikamenten sind vielen Störungen unterworfen. Störungen wurden als häufige Ursachen für Fehler identifiziert. Leitlinie zur Schmerztherapie bei chirurgischen Patienten mit Deponierung von Mô-Tropfen im Zimmer wird uneinheitlich praktiziert. Ziel: Medikations- und Patientensicherheit erhöhen! 3

Auftrag von Pflegeleitung* Ausarbeitung von Richtlinie für das sichere, störungsfreie Richten der Medikamente Checkliste für die Deponierung von Medikamenten im Zimmer Rahmenbedingungen für die Medikamentenverteilung Implementierung der Richtlinie ab 2013-2014 Evaluation der Richtlinie nach 1 Jahr 4 *Auftrag schliesst iv, im, sc Medikation und den Umgang mit Pat. eigenen Medikamente aus

Lokale Pflegerichtlinie wichtigste Inhalte (1) Prinzipien Leserliche und korrekte Verordnungen (Verordnungsrichtlinie AMK) sowie eine korrekt geführte Patientendokumentation (gemäss Manual Patdok) sind zentral in der Verhütung von unerwünschten Medikamentenfehlern. Vorausgesetzte Kenntnisse der Pflegenden Zweck der Medikation beim betreffenden Patienten Häufigsten Wirkungen und Nebenwirkungen des Medikaments Korrekte Applikationsart des betreffenden Medikamentes Die richtige Zubereitung (z.b. Zermörserbarkeit von Tabletten) Beeinflussende Faktoren (z.b. Nahrungsmittel, welche die Medikamentenaufnahme beeinträchtigen) Erkennen und adäquates Reagieren bei Unverträglichkeiten Medikamentenallergien des betreffenden Patienten 5

Lokale Pflegerichtlinie wichtigste Inhalte (2) Prinzipien Voraussetzungen auf den Stationen Bedingungen für störungsfreies Richten der Medikamente sind geschaffen 4-Augen-Prinzip wird eingehalten. Richten und Kontrolle vor Abgabe sind zwei Prozessschritte Medikamente sind vom Richten bis zur Abgabe an den Patienten konsequent beschriftet zu halten und im Blister zu belassen Auf den Stationen existieren Behälter /(Medikamenten-Dosets) zum Einsortieren der vorbereiteten Medikamenten. Patienten werden die Medikamente erklärt (gemäss Möglichkeiten des Patienten) Dokumentation findet erst nach der Gabe des Medikaments statt Bei Fragen und Unsicherheiten (z.b. zur Applikationsform, Kompatibilitäten, etc.) wird in der klinischen Pharmazie (Tel. 52914) nachgefragt oder: http://www.spitalpharmazie-basel.ch/ 6

Lokale Pflegerichtlinie wichtigste Inhalte (3) Prinzipien Die neun Sicherheitsaspekte (9 Rights ) Die Pflegende ist die letzte Person, welche eine Kontrolle darüber hat, ob ein Medikament richtig verschrieben und vorbereitet wurde, bevor dieses dem Patienten verabreicht wird. In der Literatur werden zwischen fünf und neun unterschiedliche Rights ( Richtiges Tun ) beschrieben. Nachfolgend werden alle neun Sicherheitsaspekte genannt. Die ersten 5 Aspekte werden auch als 5-R-Regel bezeichnet. R1: Richtiger Patient R6: Richtige Dokumentation R2: Richtiges Medikament R7: Richtiger Grund für Medikation R3: Richtige Verabreichungsart R8: Richtige Verabreichungsform R4: Richtiger Zeitpunkt R9: Richtige Reaktion auf das Medikament R5: Richtige Dosierung

Lokale Pflegerichtlinie wichtigste Inhalte (4) Deponieren von Medikamenten im Patientenzimmer Grundsätzlich werden Medikamente zeitnah und im Blister dem Patienten ins Zimmer gegeben. Ausnahmen können in Absprache mit kognitiv adäquaten Patienten vereinbart werden. Sonderregelung zu orale Opiatabgabe an kognitiv adäquate Patienten (siehe Leitlinie zur Schmerztherapie bei chirurgischen Patienten, S.8) 8

Umsetzungs-Evaluation: Haupt-Fragestellungen Kennen Pflegende die LPRL? Verfügen die Pflegenden über die in der Richtlinie geforderten Kenntnisse zu Patient und Medikament? Sind die in der Richtlinie geforderten Voraussetzungen (Strukturen/Abläufe) auf den Stationen vorhanden? Werden die Medikamente gemäss der Richtlinie gerichtet, kontrolliert und abgegeben? 9

Evaluations Methoden & Organisation Interviews mit Pflegenden 5 Pflegende pro Station Datenerfassung: Interviewleitfaden Datenauswertung: Qualitativ Überprüfung Dokumentation Durch Spitalpharmazie jede 3. Dokumentation, nach Zufall ausgewählt (Studentenprojekt I) Datenerfassung: Checkliste April 2015 Datenauswertung: Quantitativ Beobachtungen auf jeder Station Durch PFV von anderer Station April-Mai 2015 Durch Spitalpharmazie Datenerfassung: Beobachtungs-Checkliste (Studentenprojekt II) Datenauswertung: Quantitativ März 2015 10

Ergebnisse der Umsetzungs-Evaluation - Werden ab August 2015 im Bereich Chirurgie kommuniziert 11