Rezension zum Aufsatz von Wolfgang Klafki: "Studien zur Bildungstheorie und Didaktik"

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Transkript:

Pädagogik Simone Strasser Rezension zum Aufsatz von Wolfgang Klafki: "Studien zur Bildungstheorie und Didaktik" Rezension / Literaturbericht

Rezension zum Aufsatz von Wolfang Klafki: Studien zur Bildungstheorie und Didaktik. Schon mehrere Male saß ich verzweifelt in der Schule und fragte mich ernsthaft: Wozu brauche ich das alles eigentlich? Diese Frage werden sich wohl auch schon viele Schüler gefragt haben. Aus diesem Grunde wird es wohl auch immer wichtiger, ein Unterrichtsmodell zu entwickeln, welches sowohl den Anforderungen der Schüler als auch den Anforderungen der Lehrer gerecht wird. Das erste große Modell hierfür in den späten 50er Jahren, welches noch bis heute große Aktualität besitzt, ist die Bildungstheoretische Didaktik von Wolfgang Klafki: Im Ersten Teil seines gelungenen Aufsatzes beschränkt sich Klafki damit, einen kurzen Problemaufriss zu machen, und darüber zu informieren, was derzeit (1959) im Gespräch ist: In den letzten Jahren hat sich die pädagogische Diskussion über die Auswahl der Bildungsinhalte für die verschiedenen Schulformen und Schulstufen verstärkt. Formeln wie beispielsweise Fruchtbarkeit des Elementaren, Beschränkung auf das Wesentliche, Typische, und Repräsentative werden laut kund getan. Klafki bezeichnet all dies als die Leitthemen des schulpädagogischen Gespräches. Dann schneidet Klafki kurz an, dass sich die Hauptinteressen der Didaktik seit der Reformpädagogik geändert hätten: während sich die Schulpädagogen in der Blütezeit der Reformpädagogik darum bemühten eine gelungene Methodik für den Arbeitsunterricht zu gestalten, hat sich die Interesse vorerst auf die Frage spezialisiert welche Bildungsinhalte und werte vermittelt werden sollten (also was ). Die Methodik hierfür würde erst an zweiter Stelle treten so Klafki. Hierzu nimmt Klafki in seinem Aufsatz dann Stellung indem er sagt, dass die Schwergewichtsverlagerung in diesem Bereich einigen scheinbar begrüßenswert erscheinen, ja sogar als Fortschritt für die Didaktik bezeichnet werden, doch für ihn ist das Wie der Methodik und das Was der Erziehung und Bildung abhängig voneinander, und beide Faktoren sollten inhaltlicher Art der Didaktik sein. Danach stellt Klafki fest, dass in vielen der bisherigen Beiträgen über Erziehung und Bildung die Frage vorrangig ist, was denn das Wesen der Bildung grundsätzlich und abgesehen von ihrer historischen und individuellen Erscheinungsform sei. Klafki knüpft dann an seiner Grundthese zur erziehungsphilosophischen Bildungstheorie an: 2

In den eingangs genannten programmatischen Leitformeln der modernen Didaktik deutet sich eine gemeinsame Auffassung vom Wesen der Bildung als Prozess und als Ergebnis an. Die praktischen Ansätze werden nur richtig verstanden, weitergeführt und verwirklicht werden, wenn es gelingt, die immanente Bildungstheorie jener didaktischen Neubesinnung ins Bewusstsein zu heben. (Klafki, Studien zur Bildungstheorie und Didaktik, S. 26) Im Zweiten Teil seines Aufsatzes stellt Wolfgang Klafki bisherige Theorien zur Bildungstheorie dar, und unterzieht diese dann einer Kritik: Er schreibt, dass das Wesentliche der Bildungsauffassung nur sichtbar werden kann, wenn man die Auffassungen von den Bildungstheorien abhebt, welche schon seit dem Ausgang des 18. Jahrhunderts das pädagogische Denken und die Gestaltung des Bildungswesens bestimmen. Außerdem behauptet er, dass jeder selbst diejenigen welche sich sachlich von den alten Theorien lösen wollen, in einer gewissen Art und Weise geprägt und gebunden an diese Theorien sind, da diese in unserer Gesellschaft bereits fest verankert sind. Dazu bildet er Kriterien, um vorhandene Theorien von alten Theorien zu unterscheiden: hierfür nennt er zwei vorhandene Theorien nämlich: 1) die materialen Bildungstheorien: Klafki beschreibt diese Bildungstheorie als eine, welche zwar in der Praxis weit verbreitet ist, theoretisch aber keine Bedeutung hat (S. 27). Die materiale Bildungstheorie wäre laut Klafki eine Fehlform, weil es um eine unreflektierte Einstellung ginge, worin Inhalte des Lehrplanes, oder das was man selbst einst gelernt hat, fälschlich so ansieht und behandelt, als wäre dieser Stoff ohne weiteres als Bildungsinhalt legitimiert (vgl. Klafki, S. 27). Von daher stammt auch der Begriff des didaktischen Materialismus. 2) die formalen Bildungstheorien: Den materialen Bildungstheorien... treten nun Theorien formaler Bildung gegenüber, deren gemeinsame Voraussetzung es ist, dass man seinen Blick auf das Kind, den Zögling, den Sich-Bildenden richten müsse, wenn man über das Wesen der Bildung zu gültigen Aussagen kommen wolle. (Klafki, S. 32) Diese zwei Bildungstheorien werden dann unterteilt, indem den materialen Bildungstheorien auch die bildungstheoretischen und die klassischen Bildungstheorien unterordnet werden welche sich auf den Inhalt der Bildungstheorie beziehen. 3

Den formalen Bildungstheorien werden auch die funktionalen und die methodischen Bildungstheorien zugeordnet. Auch in diesem Teil seines Aufsatzes geht Wolfgang Klafki wieder in zwei Schritten vor: 1) Er stellt die Theorie mit Objektivität dar, 2) und unterzieht diese dann wieder einer Kritik. Auch ich möchte in meiner Reflexion vorerst die Bedeutungen der bildungstheoretischen und der klassischen Bildungstheorie beschreiben, und Kritiken welche Klafki daran geübt hat anschließend erläutern. Der bildungstheoretische Objektivismus: Bildung ist der bildungstheoretischen Theorie nach ein Prozess, in dem Kulturgüter sittliche Werte, ästhetische Gehalte, wissenschaftliche Erkenntnisse usf. in ihrem objektiven So-Sein in eine menschliche Seele Eingang finden sollten. (Klafki, S. 28) Ethos des Zöglings wäre es hierbei sich den Gehalten des Stoffes öffnen zu können, diese auch in sich aufzunehmen, und sich selbst in strenger Sachlichkeit zum Gefäß des Objektiven zu machen. (vgl. Klafki, S. 28) Kritik von Klafki zum bildungstheoretischen Objektivismus: (vgl. Klafki, S. 29) 1.) Der Objektivismus würde bewusst oder unbewusst die Kulturinhalte verabsolutieren, sie aus ihrer Geschichtlichkeit lösen, und ihnen den Anschein von fragloser Gültigkeit und Werthaftigkeit geben. 2.) Der Objektivismus würde die Tatsache verleugnen, dass jeder Wissenschaftsinhalt in strenger Korrelation zu einer bestimmten wissenschaftlichen Fragestellung und damit zum jeweiligen Stande der Forschung steht. Demnach versteht man wissenschaftliche Inhalte nur dann, wenn man zuvor die Fragen verstanden hat, auf die sie Antwort zu geben versuchen. Tatsache ist aber, dass die Fragehaltung des jungen Menschen noch gar nicht die Fragehaltung des Wissenschaftlers sein kann, und dies auch gar nicht sein sollte und auch nicht sein muss. Die Bildungstheorie des Klassischen: Die These der klassischen Bildungstheorie besagt: Nicht jeder Kulturinhalt als solcher ist schon dank seiner objektiven Werthaftigkeit Bildungsinhalt, nicht in der wissenschaftlichen Struktur der Inhalte als solcher liegt schon das 4