Studienseminar Koblenz. Didaktische Modelle. Was versteht man unter Didaktik?
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- Catharina Kolbe
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1 Studienseminar Koblenz Wahlmodul 202 Didaktische Modelle Was versteht man unter Didaktik? Das Wort Didaktik ist abgeleitet vom griechischen Verb DIDASKEIN, was soviel wie lehren, aber auch belehrt werden oder sich aneignen bedeutet. Das griechische Substantiv DIDAXIS bedeutet soviel wie Lehre, Unterricht oder Unterweisung. (DIDAKTIKE TECHNE = die Lehrkunst.) Die Didaktik beschäftigt sich heute mit der Theorie und Praxis des Lehrens und Lernens; mit dem Lernen in allen Formen und dem Lehren in allen Möglichkeiten unter Berücksichtigung kultureller, individueller und sozialer Bedingungen; sie ist Unterrichts- und Bildungslehre. 1
2 Was versteht man unter Didaktik? Für Lehrerinnen und Lehrer ist die Allgemeine Didaktik Berufswissenschaft. Die Allgemeine Didaktik vermittelt wissenschaftlich begründete Einsicht in den Verlauf intentionaler (d.h. methodisch geleiteten) individueller Aneignungsprozesse unter Berücksichtigung des interdependenten Zusammenhangs von * Lehr- und Lerninhalten, * Lehr- und Lernzielen, * Lehr- und Lernmethoden, * Lehr- und Lernmedien. Ein Didaktisches Modell ist "ein auf Vollständigkeit zielendes Theoriegebäude zur Analyse und Planung didaktischen Handelns in schulischen und nichtschulischen Lehr- und Lernsituationen." Didaktische Modelle sind Aussagesysteme, die Orientierungsfunktion haben und nicht den Anspruch erheben, einer empirischen Überprüfung standzuhalten. Sind die strengen Ansprüche auf Vollständigkeit und Allgemeingültigkeit nicht erfüllt, spricht man von einem didaktischen Konzept. (Jank/Meyer, S. 17). 2
3 Didaktische Modelle: Eine Übersicht Bildungstheoretische Didaktiken (Erich Weniger / Wolfgang Klafki) Lehr- oder lerntheoretische Didaktik (Paul Heimann, Gunter Otto, Wolfgang Schulz) [ Lernzielorientierte/curriculare Didaktik (Robert Mager, Saul B.Robinsohn) ] Informationstheoretisch-kybernetische Didaktik (Felix v. Cube) [ Kritisch-kommunikative Didaktik (Rainer Winkel) ] [ Dialektische Didaktik ( Lothar Klingberg)] Konstruktivistische Didaktiken (Kersten Reich / Edmund Kösel) Bildungstheoretische Didaktik Erich Weniger, Wolfgang Klafki: Bildungstheoretische Didaktik als Geisteswissenschaft: Wolfgang Klafki: Kritisch-konstruktive Didaktik (Die Kritisch konstruktive Didaktik versteht sich als eine Weiterentwicklung der Bildungstheoretischen Didaktik. Die wesentlichen Kernpunkte wurden beibehalten.) 3
4 Bildungstheoretische Didaktik Versteht sich als Theorie der Bildungsinhalte und des Lehrplans, zugleich ist aber auch eine weitere Begriffsbedeutung unter Einschluss der Methodenlehre zugelassen. Sie transformiert die Lehrinhalte aus ihrer sachlichen Vorgegebenheit und Faktizität in Lernaufgaben, so dass sie vom Lernenden aufgenommen, verarbeitet und bewältigt werden können, nicht um ihrer selbst willen - obschon das die Haltung des Lernenden sein muss -, sondern zum Zwecke seiner Personwerdung. - Bildungstheoretische Didaktik Wie entstehen die Lehrinhalte? Erich Weniger hat den Einfluss von Staat, Kirche, Wissenschaft und allen anderen gesellschaftlichen Kräften auf die Gestaltung der Lehrpläne als erster klar herausgearbeitet. Damit kritisiert er aber auch die naive Auffassung von fraglos vorgegebenen Lehrinhalten. - 4
5 Bildungstheoretische Didaktik Kritisch-konstruktive Didaktik Kritisch bedeutet in diesem Zusammenhang, dass gegenwärtige Situationen nicht unreflektiert hingenommen werden und konstruktiv weist auf die Veränderung dieser Situationen hin. Insgesamt ist die Kritisch-konstruktive Didaktik mehr gesellschaftspolitisch ausgerichtet und betont eine demokratische Sozialerziehung. Die Kritisch-konstruktive Didaktik nimmt Elemente aus anderen Modellen auf: aus der Lerntheoretischen Didaktik den weiteren Didaktikbegriff, aus der Kommunikativen Didaktik ideologiekritische Elemente wie den Emanzipationsbegriff und die gesellschafts- und politische Bezogenheit von Lehr- Lernprozessen (Frankfurter Schule) aus der curricularen Didaktik fließt die Priorität und die Kontrolle der Lernziele ein. Bildungstheoretische Didaktik Kritisch-konstruktive Didaktik Die individuelle Zielbestimmung dieses Ansatzes liegt in der Förderung von Selbstbestimmungsfähigkeit, Mitbestimmungsfähigkeit und Solidaritätsfähigkeit. Der Bildungsbegriff meint Allgemeinbildung, Allgemein im Sinne von "für alle", Allgemein im Sinne von "allseitig" (Pestalozzi: Kopf, Herz, Hand) Allgemeinbildung im Sinne von Bildung durch das Allgemeine, d.h. durch Schlüsselprobleme, die z.b. an Friedensfrage, an Umweltfragen,, der Frage der Ungleichheit usw. angesprochen werden Lehren und Lernen wird dabei als ein Interaktionsprozess verstanden, bei dem die Schüler an der Planung und gemeinsamen Unterrichtskritik in den Unterricht miteinbezogen werden 5
6 Lehr- oder lerntheoretische Didaktik Die Berliner Didaktik (Heimann / Otto / Schulz, 1965) war gewissermaßen als Netz konzipiert, mit dem in wissenschaftlicher Absicht alle wichtigen Elemente und Reflexionsebenen für die Analyse und Planung von Unterricht erfasst werden konnten. Fragestellung der lerntheoretische Didaktik zu personellen und materiellen Voraussetzungen schulischen Lehrgeschehens, Schulzielen von Schülern, Eltern und Lehrer, zu Zielvorstellungen in Schulgesetzen und Lehrplänen, Zu Problemen der Steuerung des Unterrichtsprozesses und der Effektivitätskontrolle Informationstheoretisch-kybernetische Didaktik Die informationstheoretisch-kybernetische Didaktik hat ihre Augenmerk auf die Steuerungsprozesse gelegt, ohne das Wozu und Warum besonders zu bedenken (v. Cube, 1965). Die technischen Wissenschaften werden auf den menschlichen Bereich angewandt, um so die Bedingungen der Lernprozesse lückenlos verfügbar zu machen. Das treibende Interesse liegt demzufolge in der erstrebten Effektivität, in dem Willen, Veränderungen hervorzubringen und steuern zu können. Damit schließt sich diese Didaktik eng an den Behaviorismus an. Lernen wird in dieser Theorie als Reiz-Reaktions-Erfahrung verstanden. 6
7 Konstruktivistische Didaktiken Lernen als autopoietischer (selbsttätiger) und selbstreferentieller (rückbezüglicher) Prozess. Didaktik als Prozess der eigenen Weltfindung Soziale Konstruktion der Didaktischen Position Konstruktion von vielfältigen Perspektiven der Didaktik Viabilität: Bei der Wirklichkeitskonstruktion setzt sich die durch, die passend ist. Konstruktivistische Didaktik Konstruktivismus ist aus pädagogischer Sicht gekennzeichnet durch sein Toleranz- Potenzial. Hier werden keine Wahrheiten verkündet, sondern unterschiedliche Perspektiven bei allem Be-Fremden grundsätzlich als gleichwertig begriffen. Der radikale Konstruktivismus stellt das Subjekt und seine Konstruktion in den Mittelpunkt. Der systemische Konstruktivismus setzt die kulturell eingebettete Interaktion in den Mittelpunkt. (systemisch im Sinne dertradition systemischer Therapie mit ihrer Betonung der Viel-Stimmigkeit und des Perspektivenwechsels (Beispiel: reflecting team). Die Subjektive Didaktik betrachtet die Interaktionsprozesse von Lehrern und Schülern. Entwicklungslinien, Entwicklungskanäle im lernenden Subjekt, werden verdeutlicht. Das von Edmund Kösel formulierte Modell stellt also alle Überlegungen aus der Perspektive des Lern-Subjekts her. 7
8 Eine Übersicht zur Einschätzung / Bewertung der didaktischen Positionen Name der Didaktik Problemfeld Bildungstheoretische Didaktiken Lehr- oder lerntheoretische Didaktik Informationstheoretischkybernetische Didaktik Konstruktivistische Didaktiken Historisch-hermeneutische bzw. erfahrungswissenschaftlichgesellschaftskritisch fundierte Kritik der Bildungsinhalte Analyse und Planung von Unterricht unter Einschluss aller Bedingungsfaktoren Steuerung von Lernprozessen Kulturell eingebettete Interaktion von Lehrenden und Lernenden und ihre Konstruktionen bzw. des Lernsubjekts in der Postmoderne Hilfreiche Links k/index.htm Werkzeugkasten Didaktik: 8
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