Molekularbiologische Laboruntersuchungen. Labormedizinvorlesung Krisztina Káldi

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Transkript:

Molekularbiologische Laboruntersuchungen Labormedizinvorlesung 03.04.2017 Krisztina Káldi

Ziel der molekularbiologischen Laboruntersuchungen Untersuchungen der DNA-Struktur und der Expression von RNA 3,2 Milliarden Basenpaare in 2 x 23 Chromosomen ~ 30 000 Gene machen 25 % des Genoms aus. Die Variabilität betrifft nur 0,1 % des Genoms. Gezielte, gut definierte Untersuchungen können nur durchgeführtwerden!

Ziel der Molekularbiologischen Laboruntersuchungen Indikationen: Verdacht auf monogene Krankheiten oder auf Mutation ohne Symptome Genaue Diagnose - Prognose - Therapie Risikoerkennung - Vorbeugeuntersuchungen Familienplanung Nachweis von Infektionen Pharmakogenetik Wirksamkeit oder Metabolismus von Medikamenten kann prognostiziert werden z.b. Toxizität von Irinotecan (7-10 %) Personenidentifizierung

Chromosomenuntersuchungen Ziel: Untersuchungder Zahl und der Struktur der Chromosomen - Bestimmung des Kariotyps Häufige Indikationen: Vorbeugeuntersuchung Chromosomenanalysein fetalen Zellen (Amniozentese) Erkenneung von Mißbildungszeichen (Down-Syndrom (21), Edwards-Syndrom (18), Patau-Syndrom (13), Turner-Syndrom (X0) Analyse von Tumorzellen - Prognose Therapie

Chromosomenuntersuchungen Zytogenetische Analyse Methode: 1. Kultivierung der Zellen 2. Unterbrechung der Zellteilung in der Metaphase (stark kondensierte Form) 3. Fixation und Färbung 4. Mikroskopische Analyse

Chromosomenuntersuchungen Zytogenetische Analyse Vorbeugeuntersuchung fetale Chromosomen Down-Syndrom Edwards-Syndrom

Chromosomenuntersuchungen- FISH Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung Untersuchungder Deletion oder Lokalisation von bestimmten Genen Spezifische Bindung von Fluoreszenz-markiertenDNA-Sonden (Komplementärstruktur) Analyse von Tumorzellen - Leukämiediagnostik! http://www.biology-pages.info/c/cml.html http://www.wikiwand.com/en/chromogenic_in_situ_hybridization

Chromosomenuntersuchungen- FISH https://es.pinterest.com/explore/chromosomal-translocation/

Weitere Unterschiedein der DNA-Struktur Unterschiede in der DNA = Unterschiede in der Funktion Mutation: betrifft < 1 % der Population Polymorphismus: betrifft > 6 % der Population Genvarianten: betreffen1 % - 6 % der Population

Restriktionsfragmentlängenpolymorphismus (RFLP) 1. DNA-Extraktion und PCR-Amplifikation des Genabschnitts 2. Restriktionsverdau mit Endonukleasen und Analyse durch Gelelektrophorese (Trennung nach Größe und Analyse mit DNA-Färbung) Mutante https://www.youtube.com/watch?v=u ca9 W7BbacQ wt Färbung mit Ethidiumbromid (UV)

Restriktionsfragmentlängenpolymorphismus (RFLP) Beispiel: MTHFR-Varianten(Polymorphismus) (Methyltetrahydrofolatreduktase) Hohes Thrombose-Risiko Arteriosclerose Homozygot: 4 10 % in Europa

Sequenzierung der DNA Sanger-Methode N N N N Primer Dideoxynukleotid-Triphosphat

Sequenzierung der DNA Beispiele: 1. Kontrolle der CFTR-Sequenz im Fetus 1 : 3000 in Europa 25 häufige Mutationen 2. Identifizierungder Mutationen in MEN1 und MEN2 (Multiple endocrine neoplasia type 1 and 2) http://www.medical-institution.com/multiple-endocrine-neoplasia-men-mnemonic/

Sequenzierung der DNA 3. Identifizierungder Mutationen in BRCA1 und 2 (Breast Cancer Gene 1 und 2) Wahrscheinlichkeit der Krebsentwicklung in der Brust und im Ovarium: 16 85 %

Schmelztemperaturanalyse zur Mutationenidentifizierung 1. Amplifikation des Gensegments 2. Probenhybridisierung: http://core.nhri.org.tw/userfiles/file/roche%20snp%20genotyping.pdf

Schmelztemperaturanalyse zur Mutationenidentifizierung 3. FRET-Analyse:

Schmelztemperaturanalyse zur Mutationenidentifizierung

Schmelztemperaturanalyse zur Mutationenidentifizierung Beispiele: 1. MTHFR-Mutation 2. Leiden-Mutation betrifft 8 % der Population in Ungarn bei Heterozygoten ist das Thromboserisiko 5 x bei Homozygoten 50 x

Nachweis spezifischer DNA durch FRET-Analyse 1. Amplifikation von spezifischen DNA-Segmenten 2. Hybridisierung von DNA-Sonden mit Fluorophoren 3. Fluorszenz-Analyse bei verschiedenen Wellenlängen Keine spezifische Bindung der Sonden grünes Licht wird detektiert

Nachweis spezifischer DNA durch FRET-Analyse Beispiel: Mikrobenidentifizierungaus Blutproben in Sepsis (Sepsispanel) ermöglicht eine spezifische Therapiein 2-3 Stunden Gram-positiv Gram-negativ Pilz

Bestimmung der Transkriptmengen durch real-time PCR Methode: 1. RNA extraktion aus den Patientenzellen 2. cdna-synthese 3. Real-time PCR 2 Primer + 1 TaqMan-Probe kein Licht Hydrolyse Licht wird detektiert

Bestimmung der Transkriptmengen durch real-time PCR Polymerase spaltet

Bestimmung der Transkriptmengen durch real-time PCR größere Templatmenge Fluorszenzzunahme früher (weniger Zyklen) Beispiel: Messung der Transkriptmenge vom BCR-ABL-Fusionsgen Monitorisierung der Wirksamkeit der Therapiein ALL und CML

Vielen Dank!