Mathematische und statistische Methoden I

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Transkript:

Prof. Dr. G. Meinhardt 6. Stock, Wallstr. 3 (Raum 6-6) Sprechstunde jederzeit nach Vereinbarung und nach der Vorlesung. Mathematische und statistische Methoden I Dr. Malte Persike persike@uni-mainz.de http://psymet3.sowi.uni-mainz.de/ WS 1/11 Fachbereich Sozialwissenschaften Psychologisches Institut Johannes Gutenberg Universität Mainz Folie 1

QS-Zerlegung Prüfgröße & Ergebnistab. Plots Folie Zur Veranschaulichung der Effekte bei der mehrfaktoriellen ANOVA werden Interaktionsplots verwendet. Sie enthalten die Informationen der Zellmittelwerte für zwei Faktoren Für solche Plots existieren immer zwei mögliche Darstellungen Zellmittelwert Interaktionsplots 5 15 1 5 A A3 B Zellmittelwert 5 15 1 5 B A A3

typische Effekte QS-Zerlegung 1 1 Prüfgröße & Ergebnistab. Plots Zellmittelwert AV 1 8 6 4 A B Zellmittelwert AV 1 8 6 4 B A Effekt auf Faktor A, kein Effekt auf Faktor B, keine Interaktion zwischen A und B. Folie 3

typische Effekte QS-Zerlegung 1 1 Prüfgröße & Ergebnistab. Plots Zellmittelwert AV 1 8 6 4 A B Zellmittelwert AV 1 8 6 4 B A Effekt auf Faktor A, Effekt auf Faktor B, keine Interaktion zwischen A und B. Folie 4

typische Effekte QS-Zerlegung 1 1 Prüfgröße & Ergebnistab. Plots Zellmittelwert AV 1 8 6 4 A B Zellmittelwert AV 1 8 6 4 B A Effekt auf Faktor A, Effekt auf Faktor B, Interaktion zwischen A und B ordinal, da sich die Geraden auch im Gegenplot nicht schneiden. Folie 5

typische Effekte QS-Zerlegung 1 1 Prüfgröße & Ergebnistab. Plots Zellmittelwert AV 1 8 6 4 A B Zellmittelwert AV 1 8 6 4 B A Kein Effekt auf Faktor A, kein Effekt auf Faktor B, Interaktion zwischen A und B disordinal, da sich die Geraden auch im Gegenplot schneiden. Folie 6

typische Effekte QS-Zerlegung 1 1 Prüfgröße & Ergebnistab. Plots Zellmittelwert AV 1 8 6 4 A B Zellmittelwert AV 1 8 6 4 B A Kein Effekt auf Faktor A, großer Effekt auf Faktor B, Interaktion hybrid, da sich die Geraden im Gegenplot schneiden. Folie 7

A-Priori Kontraste Scheffé Test Mittelwertevergleiche Problem: Signifikante Ergebnisse in der mehrfaktoriellen ANOVA zeigen zwar an, auf welchen Treatments ein Effekt besteht, allerdings nicht auf welchen Stufen. Erneut können für die Prüfung der Mittelwerte einzelner Faktorstufen eines Faktors zwei unterschiedliche Verfahrensweisen gewählt werden 1. A-Priori Tests zur Prüfung von Hypothesen, die bereits vor der Untersuchung formuliert worden sind.. A-Posteriori Tests (Post-hoc Tests) zur Prüfung von Hypothesen, die nach Ansehen der Daten gebildet wurden. Folie 8

Prinzip des Testens A-Priori Kontraste Scheffé Test Beobachtung im Experiment: Stufen- oder Zellmittelwerte Frage: Sind die Mittelwerte in Wahrheit gleich? Ist ihre Differenz D=? (1) Festlegung eines Signifikanzniveaus α () Berechnung der Prüfgröße: F deren Häufigkeitsverteilung theoretisch bekannt ist (F-Verteilung) (3) Berechnung der Wahrscheinlichkeit für diese Prüfgröße: p(f) Folie 9 (4) Rückschluss: ( ) pf ( ) = p D= (5) Vergleich von p mit α und Treffen der Signifikanzaussage Aber: Bei dieser Aussage irrt man sich mit einer Wahrscheinlichkeit von α 1%

A-Priori Tests Kontraste I A-Priori Kontraste Scheffé Test Kontraste können verwendet werden, um beliebige Zellen innerhalb der Mittelwertetabelle, jedoch keine Stufenmittelwerte zu vergleichen Es muss a-priori eine Hypothesenbildung stattgefunden haben. A 1 A A 3 B 1 B 1 AB 1 A3B 1 B B AB A3B Folie 1 verschieden?

A-Priori Tests Kontraste I A-Priori Kontraste Die Berechnung verläuft exakt analog zur Prüfung von Stufenmittelwerten in der einfaktoriellen ANOVA Achtung: Für den Vergleich von Stufenmittelwerten in der zweifaktoriellen ANOVA muss eine leicht andere Varianz σ verwendet werden (siehe später) ˆ D Scheffé Test Die Prüfgröße ist F = D ˆ D σ mit σˆ = σˆ n D Fehler Folie 11 Für die Prüfgröße F gilt: df df Zähler Nenner = 1 = df Fehler

A-Priori Tests Kontraste II A-Priori Kontraste Scheffé Test Oft sollen in einer zweifaktoriellen ANOVA Mittelwerte von Treatmentstufen ohne Beachtung des anderen Faktors geprüft werden. Hat a-priori eine Hypothesenbildung stattgefunden, kann auch dies über Kontraste erreicht werden A 1 A A 3 B 1 A B B 1 1 A B 1 AB 1 AB A3B 1 A3B A A3 B 1 B verschieden? Folie 1 verschieden?

A-Priori Tests Kontraste II A-Priori Kontraste Scheffé Test Im Rahmen der einfaktoriellen ANOVA galt immer σˆ = σˆ n D Fehler ˆ D σ Im Nenner der Varianz steht also die Anzahl der Merkmalsträger, die in einer Zelle des ANOVA Designs enthalten waren, d.h. n Wird ein Kontrast für Randmittelwerte in der zweifaktoriellen ANOVA berechnet, bleibt diese Logik erhalten Folie 13 Im Nenner der Varianz muss die Anzahl der Merkmalsträger aus allen Zellen stehen, die in die Differenz eingehen

A-Priori Tests Kontraste II A-Priori Kontraste Sei k die Anzahl der Stufen im anderen Faktor (d.h. der Faktor, für den der Kontrast nicht berechnet wird) Scheffé Test Die Prüfgröße ist wie üblich F = D ˆ D σ mit σˆ = σˆ k n D Fehler Folie 14 Für die Prüfgröße F gilt: df df Zähler Nenner = 1 = df Fehler

A-Posteriori Tests Scheffé Test A-Priori Kontraste Scheffé Test Mit dem Scheffé Test können beliebige Zellen miteinander verglichen werden. Dieser Test ist ein a-posteriori Test und kommt eher spät (i.e. bei größeren Unterschieden) zu einer Signifikanzaussage. A 1 A A 3 B 1 B 1 AB 1 A3B 1 B B AB A3B Folie 15 verschieden?

A-Posteriori Tests Scheffé Test A-Priori Kontraste Für a-posteriori Vergleiche beliebiger Zellen (aber nicht der Randmittelwerte) einer ANOVA mit p q Zellen gilt im Scheffé Test Scheffé Test F corr 1 1 D = F = df df σˆ Zähler Zähler D wieder mit: σˆ 1 = σˆ n D Fehler Folie 16 Für die Prüfgröße F corr gilt df df Zähler Nenner = p q 1 = df Fehler

ANOVA Ausblick Weitere wichtige Typen von n Es können in abhängigen und unabhängigen ANOVA Designs beliebig viele Faktoren mit beliebig vielen Stufen miteinander kombiniert werden Auch die Kombination von abhängigen und unabhängigen Faktoren ist möglich Beispiel: Therapiestudie mit einem Messwiederholungsfaktor, einem Geschlechtsfaktor und einem Faktor Therapieart Messwiederholungsdesigns mit Gruppenfaktoren Folie 17

ANOVA Ausblick Weitere wichtige Typen von n Die Anzahl von Zellen in der ANOVA wird bei multiplen Faktoren mit vielen Stufen sehr schnell sehr groß (kombinatorische Explosion) Wenn der Experimentator nur an den Haupteffekten interessiert ist, kann der Versuchsplan drastisch reduziert werden, indem nur bestimmte Kombinationen von Stufen der Faktoren realisiert werden a1 a a3 b1 c1 c c3 b c c3 c1 b3 c3 c1 c Folie 18 Lateinische Quadrate

ANOVA Ausblick Weitere wichtige Typen von n In einigen Untersuchungsdesigns wird ein zweiter Faktor nur für bestimmte Stufen eines anderen Faktors realisiert Beispiel: Therapiestudie mit Placebogruppe, Medikamentengruppe und VT-Gruppe. Die Medikamentengruppe zerfällt in drei Untergruppen (kleine, mittlere, starke Dosis) Hierarchische ANOVA Designs Folie 19

ANOVA Ausblick Weitere wichtige Typen von n Bei vielen Fragestellungen ist es sinnvoll, verschiedene Treatments an denselben Merkmalsträgern zu testen. Beispiel: Strahlungsstärken in der Krebstherapie, Reizstärken bei Tests auf Schmerzempfindlichkeit, Effektivität verschiedener Düngemittel. Problem: Die einer Treatmentstufe ausgesetzte Stelle ist kontaminiert und für weitere Stufen unbrauchbar. Lösung: Man teilt den Merkmalsträger auf in verschiedene, als eigenschaftsgleich definierte Stücke ( Plots ) und appliziert hier die verschiedenen Stufen des Treatments. Folie Split Plot Designs