1. DEHYDRIERUNG Symptome : NOTFALLMEDIZIN PÄDIATRIE " Apathie halonierte Augen trockene Schleimhäute, fehlende Tränen Hautturgor erniedrigt Zentralisiserung, Marmorierung, Mikrozirkulation => Rekapillarisierungszeit > 2 sec trockene Windeln Gewichtsverlust Schweregrade : leicht bis 5% Gewichtsverlust mässige Symptome mittel 5-10% Gewichtsverlust typische Symptome schwer 10-15% Gewichtsverlust AZ schlecht p.o. Rehydrierung p.o./ i.v. Rehydrierung iv Rehydrierung p.o.rehydrierung orale Rehydrierungslösungen" (kalt gestellt, löffelweise alle 5-10 Min.) GES 45, Oralpädon Drittelsmischung : 1/3 I Orangensaft + 2/3 I Wasser + 1 EL Zucker + 1 KL Salz rascher Nahrungsaufbau (keine lange Nahrungskarenz!) i.v. - Rehydrierunq primär balancierte E`lektrolytlösung Ringerlactat oder Ringerlaktat Bolus 20 ml/kg KG (ev. mehrmals) stabiler Kreislauf, Urinproduktion Intraossäre Infusion Knochenmarkpunktionsnadel < ca. 6 Jahre > ca. 6 Jahre Seite 1 / 6
2. Krampfanfall akuter Krampfanfall St. n. Krampfanfall Tele fon Fieber kein Fieber Status epilepticus einfach Fieberkrampf convulsive komplex Krampf bei Fieber Fieberursache? evtl Entlassung Beratung Hospitalisierung Abklärung Notfalltherapie Lagerung, Atemwege freihalten Patient beobachten (Anfallstyp) Medikamente rectal (i.m. / im.) ev. 02-Gabe Medikamente rectal Stesolid-Rectiolen à 5 mg à 10 mg (=Diazapam) Säuglinge 1/2 - Kleinkinder 1 - Schulkinder - 1 Medikamente i.v. RIVOTRIL (Clonazepam) VALIUM (Diazepam) => sehr langsam i.v. (Atemdepression!) 2-3 mg / m2 / dosi 10 mg / m2 / dosi Fieberkrampf Persönliche Anamnese Alter Anfallform Anfalldauer Postparoxysmal Anfälle pro 24 h Anfallrezidive EEG "Einfache Fieberkrämpfe" Unauffällig 6 Monate bis 5 Jahre primär generalisisert < 15 Minuten unauffällig 1 Anfall 5 4 unauffällig "Komplexe Fieberkrämpfe" Zerebrale Vorschädigung < 6 Monate /> 5 Jahre fokal > 15 Minuten Paresen? 2 Anfälle > 4 pathologisch Beratung : - 30% familiär - Bis 50% Rezidive - 1-10% Risiko für spätere Epilepsie - "Relative" Prophylaxe mit grosszügiger Antipyretikagabe
Medikamentendosierung (Fieber / Schmerz) Medikament Dosierung Untere Altersgrenze Supp. Tropfen Tabletten Paracetamol (z Bsp Ben-u-ron, Dafalgan, Panadol) Mefenaminsäure (z Bsp Ponstan) Ibuprofen (z Bsp Brufen) Metamizol (z Bsp Novalgin) Diclofenac (z Bsp Voltaren) + + + p.os / i.v.: 10 15 mg/kg, 4-6x/d ; max. 60mg/kg/d rectal: + -- + p.os.: 6 mg/kg, 3-4x/d -- + (Sirup) rectal: 0-3 Mte: 10-15 mg/kg, 4-6x/d; max. 60mg/kg/d ab 3 Mte: 20-25 mg/kg, 4-6x/d; max. 80mg/kg/d 12 mg/kg, 3-4x/d ab Geburt ab 6 Monaten + 10 mg/kg, 3x/d (< 40kg max. 400 mg/d) ab 6 Monaten + + -- 10 (-15) mg/kg, bis 4x/d ab 3 Monaten + + + 0.5-1 mg/kg, bis 3x/d ab 1 Jahr
3. Respiratorische Notfälle PSEUDOCROUP = KRUPP-SYNDROM - Anamnese - meistens < 3 Jahre - ORL-Infekt vorausgehend - Beginn nachts / abends - Befunde - inspiratorischer Stridor / bellender Husten / Heiserkeit - ev Hypoxiezeichen (Achtung Unruhe als Hypoxiezeichen!) - Abklärungen - keine! (klinische Diagnose) - Notfalltherapie - Aufregung vermeiden / Beruhigung von Eltern und Kind - Wasserdampf - Inhalation (heisse Dusche im Badezimmer) - Entzündungshemmer ev. Steroid - Einmaldosis (Betnesol 0.2 mg/kg) - Inhalation mit Adrenalin ( Hospitalisation) EPIGLOTTITIS - Anamnese - meistens > 3 Jahre - Halsschmerzen / Schluckstörungen / Speichelfluss - Befunde - Karcheln (offener Mund) / klossige Sprache - septisch" (hochfebril, zentralisiert) - Abklärungen - klinische Verdachtsdiagnose! - ev. Infektparameter (Blutbild, CRP) - Racheninspektion nur in Narkosebereitschaft! - Notfalltherapie - sofortige Hospitalisierung mittels begleitetem Transport (Beatmungsbereitschaft) ASTHMA - Anamnese - Dyspnoe / Husten - Befunde - exspiratorisches Giemen, Pressen - Überblähung - ev Zyanose - Abklärungen - klinische Diagnose! - ev. Thorax-Röntgen - Notfalltherapie - Oberkörper hochlagern - Inhalation mit ß2-Stimulator (z.b. Ventolin) Steroid (z.b. Axotide) - Nassinhalation oder trocken mittels Babyhaler / Volumatic - ev. 0 2-Gabe PERTUSSIS - Stadium catarrhale - 1 bis 3 Wochen - "Erkältung" mit Fieber, Husten, Rhinitis, Konjunktivitis - Stadium convulsivum - 1 bis 3 Monate - Hustenanfälle - Stadium decrementi - Wochen- bis monatelang - Abklärungen - PCR aus Nasenschleim - Komplikationen - Pneumonie, Otitis - Encephalopathie, Krampfanfälle - Apnoe bei Säuglingen! - Procedere - Antibiotika (nur aus epidemiologischen Gründen) - ev. Hospitalisation bei Säuglingen - Impfung als Prophylaxe (auch bei Schulkindern/Erwachsenen!) Seite 4 / 6
FREMDKÖRPERASPIRATION - Anamnese - plötzliche Hustenattacke Apnoe / Zyanose - anschliessend ev. freies Intervall - sekundär ev. Zeichen der Pneumonie - Befunde - Belüftungsdifferenz - Überblähung (Ventilmechanismus) - - Atelektase (Verschlussmechanismus) - ev. Strömungsgeräusch - Abklärungen - klinische / anamnestische Diagnose - ev. Thorax-Röntgen - Notfalltherapie - Hospitalisierung mittels beqleitetem Transport (Beatmungsbereitschaft) Bronchoskopie / Fremdkörperentfernung in Narkose 4. Intoxikationen bei Kindern INGESTION: INTOXIKATION: NOXE: Einnahme eines Stoffes in den Verdauungstrakt Erkrankung durch ein Gift im Körper Schädigende Substanz Ingestionen bzw. Intoxikationen im Kindesalter sind häufige Vorkommnisse. Ungefähr die Hälfte aller dokumentierten Fälle des Schweizerischen Toxikologischen Informationszentrums betreffen Kinder, insbesondere im Alter zwischen 1 und 3 Jahren. Die grosse Mehrheit dieser Vergiftungen entstehen unfallmässig. Schwere Verläufe (< 1%) oder gar Todesfälle (< 0.01%) nach solchen Intoxikationen sind glücklicherweise selten. Voraussetzung für das Zustandekommen einer Vergiftung ist das Vorhandensein einer Noxe in der Umgebung des Kindes, das in der Regel von einer weiteren Person betreut wird. Alle 3 Beteiligten in diesem Dreieck weisen gegenseitige Beziehungen zueinander auf, die das Zustandekommen einer Ingestion/Intoxikation beeinflussen können. Die häufigsten Noxen bei Kindern sind Medikamente und Haushaltprodukte, wobei besonders die Medikamente (Herz/Kreislauf- und ZNSMedikamente) für schwere Vergiftungen verantwortlich sind. Vorqehen bei Verqiftunqen im Kindesalter : 1. ERSTKONTAKT meistens telefonisch - Anamnese erheben (Wer, Was/Wieviel, Wann, Symptome, bisherige Therapie) - Ruhe vermitteln! 2. TRIAGE mittels Tox-Zentrum (145) - Beurteilung von Noxe/Dosis - Art und Zeitpunkt der erwarteten Symptome - Mögliche therapeutische Massnahmen 3. PLANUNG DES WEITEREN VORGEHENS - Notwendige Therapie rasch einleiten - Verzicht auf unnötige Massnahmen 4. MASSNAHMEN AM UNFALLORT - Sicherstellen der Vitalfunktionen - Allfällige Sofortmassnahmen (Verdünnung, Schaumhemmung, Augen spülen etc) 5. TRANSPORT - Begleitung - Giftreste / -verpackung mitnehmen Seite 5 / 6
6. MASSNAHMEN IM SPITAL a) STANDORTBESTIMMUNG (Klinischer Status, gezieltes Labor) b) PRIMÄRE GIFTENTFERNUNG (= Massnahmen zur Verhinderung/Verzögerung der Resorption) - Aktivkohle 1 gr/kg KG NUR nach Rücksprache mit TOX-Zentrum. CAVE: Kohleaspiration! c) SEKUNDÄRE GIFTENTFERNUNG (= Massnahmen zur Elimination bereits resorbierter Noxen) - wiederholte Gabe von Aktivkohle NUR nach Rücksprache mit TOX-Zentrum. CAVE: Kohleaspiration! (- alkalische Diurese / Hämodialyse / Hämoperfusion) d) ANTIDOTE e) ÜBERWACHUNG Vergiftungsunfälle bei Kleinkindern sind prinzipiell nicht schicksalhafte, sondern vermeidbare Ereignisse. Die Prävention spielt hier eine entscheidende Rolle. Folgende Empfehlungen gelten für alle Eltern bzw. Betreuungspersonen: - Wohnungen vorbeugend auf mögliche Gefahren überprüfen; - Medikamente / Putzmittel kindergerecht einkaufen und aufbewahren; - Bewusste Aufmerksamkeit bei erhöhter Belastung, Ablenkung etc; - Altersentsprechende Gewichtung von Erziehung und Schutz des Kindes. 5. Anhang Körperoberfläche Alter (Jahre) KO (m2) 0 5 1 2 3 4 6 8 10 12 14 16 18 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,1 1,3 1,5 1,6 1,7 Flüssigkeitsbedarf (Erhaltungsmenge) - Säuglinge 1. Trimenon 1/6 Körpergewicht (in ml pro Tag) 2. Trimenon 1/7 Körpergewicht 3./4. Trimenon 1/8 Körpergewicht -ab 10 kg KG 1800 ml / m2 KO / Tag Seite 6 / 6