Formale Systeme. Tableaukalku l (ohne Gleichheit) Prof. Dr. Bernhard Beckert, WS 2015/ KIT I NSTITUT F U R T HEORETISCHE I NFORMATIK

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Transkript:

Formale Systeme Prof. Dr. Bernhard Beckert, WS 2015/2016 Tableaukalku l (ohne Gleichheit) KIT I NSTITUT F U R T HEORETISCHE I NFORMATIK KIT Universita t des Landes Baden-Wu rttemberg und nationales Forschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft www.kit.edu

Der Tableaukalkül Wesentliche Eigenschaften Widerlegungskalkül: Testet auf Unerfüllbarkeit M = A M { A} T 0. Beweis durch Fallunterscheidung Top-down-Analyse der gegebenen Formeln 2/44 (Druckversion)

Der Tableaukalkül Vorteile Intuitiver als Resolution Formeln müssen nicht in Normalform sein Im aussagenlogischen Fall: Falls Formelmenge erfüllbar ist (Beweis schlägt fehl), wird ein Gegenbeispiel (eine erfüllende Interpretation) konstruiert Nachteil Mehr als eine Regel 3/44 (Druckversion)

Vorbereitung 1 Definition (Vorzeichenformel Syntax) Eine Vorzeichenformel ist eine Zeichenkette der Gestalt 0A oder 1A mit A For0. 0, 1 sind neue Sonderzeichen (die Vorzeichen) im Alphabet der Objektsprache. Definition (Vorzeichenformeln Semantik) Wir setzen val I fort auf die Menge aller Vorzeichenformeln durch val I (0A) = val I ( A), und val I (1A) = val I (A). 4/44 (Druckversion)

Vorbereitung 2 Uniforme Notation konjunktive Formeln disjunktive Formeln Typ α Typ β 1(A B) 0(A B) 0(A B) 1(A B) 0(A B) 1(A B) 0 A 1 A Universelle Formeln Typ γ 1 xa(x) 0 xa(x) existentielle Formeln Typ δ 1 xa(x) 0 xa(x) 5/44 (Druckversion)

Universelle Notation Die universelle Notation wurde eingeführt von Raymond Smullyan 6/44 (Druckversion)

Uniforme Notation Zuordnung Formeln / Unterformeln α α 1 α 2 1(A B) 1A 1B 0(A B) 0A 0B 0(A B) 1A 0B 0 A 1A 1A 1 A 0A 0A γ γ 1 1 xa 1A 0 xa 0A β β 1 β 2 0(A B) 0A 0B 1(A B) 1A 1B 1(A B) 0A 1B δ δ 1 1 xa 1A 0 xa 0A 7/44 (Druckversion)

Tableaukonstruktion Tableauregeln α-regel γ-regel δ-regel α α 1 α 2 γ γ 1 (Y ) δ δ 1 (f (X 1,..., X n )) β-regel β β 1 β 2 für eine neue Variable Y f ein neues Funktionssymbol X 1,..., X n alle freien Variablen in δ 8/44 (Druckversion)

Tableaukonstruktion Definition: Tableau Ein Tableau ist ein binärer Baum, dessen Knoten mit Vorzeichenformeln markiert sind. Definition: Tableauast Maximaler Pfad in einem Tableau (von Wurzel zu Blatt) 9/44 (Druckversion)

Tableaukonstruktion Sei M eine Formelmenge, sei A eine Formel Initialisierung Das Tableau, das nur aus dem Knoten 0A besteht, ist ein Tableau für A über M. Erweiterung T ein Tableau für A über M B ein Ast von T F eine Formel auf B, die kein Atom ist T entstehe durch Erweiterung von B gemäß der auf F anwendbaren Regel Dann ist T ein Tableau für A über M 10/44 (Druckversion)

Tableaukonstruktion Voraussetzungsregel T ein Tableau für A über M F eine Formel in M T entstehe durch Erweiterung eines beliebigen Astes durch 1F Dann ist T ein Tableau für A über M 11/44 (Druckversion)

Tableaukonstruktion Definition: Geschlossener Ast Ein Ast B eines Tableaus ist geschlossen, wenn 1F, 0F B Definition: Geschlossenes Tableau Ein Tableau T ist geschlossen, wenn es eine kollisionsfreie Substitution σ gibt, so daß für jeden Ast B von T der substitutierte Ast σ(b) geschlossen ist. 12/44 (Druckversion)

Tableaukonstruktion Tableaubeweis Falls ein geschlossenes Tableau für A über M existiert, so sagen wir A ist im Tableaukalkül aus dem Voraussetzungen M beweisbar und schreiben M T A 13/44 (Druckversion)

Ausagenlogisches Beispiel Ist (( A B) C) (( B A) C) eine Tautologie? 0(( A B) C) (( B A) C) 1(( A B) C) 0(( B A) C) 1( B A) 0C 0( A B) 1 A 1C * 0B 0A 0 B 1B 1A * * 14/44 (Druckversion)

Ein prädikatenlogisches Beispiel Ist x p(x) y p(y) eine Tautologie? 0 x p(x) y p(y) (Start) 1 x p(x) (α-regel) 0 y p(y) (α-regel) 1 p(x) (γ-regel) 0 p(y ) (γ-regel) 15/44 (Druckversion)

Ein prädikatenlogisches Beispiel Ist x p(x) y p(y) eine Tautologie? 0 x p(x) y p(y) (Start) 0 x p(x) y p(y) 1 x p(x) (α-regel) 1 x p(x) σ = 0 y p(y) (α-regel) = 0 y p(y) {Y /X} 1 p(x) (γ-regel) 1 p(x) 0 p(y ) (γ-regel) 0 p(x) Anwendung der Abschlußregel. 16/44 (Druckversion)

Ein geschlossenes Tableau 1[] 0 y xp(x, y) x yp(x, y) 2[1] 1 y xp(x, y) 3[1] 0 x yp(x, y) 4[2] 1 xp(x, a) 5[3] 0 yp(b, y) 6[4] 1p(X, a) 7[5] 0p(b, Y ) geschlossen mit σ(x) = b und σ(y ) = a 17/44 (Druckversion)

Ein offenes Tableau 1[] 0 x yp(x, y) y xp(x, y) 2[1] 0 y xp(x, y) 3[1] 1 x yp(x, y) 4[2] 0 xp(x, Y ) 5[3] 1 yp(x, y) 6[4] 0p(f (Y ), Y ) 7[5] 1p(X, g(x)) p(f (Y ), Y ) und p(x, g(x)) sind nicht unifizierbar es müßte gelten σ(x) = σ(f (Y )) und σ(y ) = σ(g(x)) also σ(x) = f (g(σ(x))) 18/44 (Druckversion)

Mehrfache Anwendung der γ-regel Beweisaufgabe: p(0) x(p(x) p(s(x))) = p(s(s(0))) 1p(0) 1 x(p(x) p(s(x))) 0p(s(s(0))) 1p(X) p(s(x)) 0p(X)0p(0) 1p(s(X)) 1p(s(0)) σ(x) = 0 1p(Y ) p(s(y )) 0p(Y )0p(s(0)) 1p(s(Y )) 1p(s(s(0))) σ(y ) = s(0) 19/44 (Druckversion)

Korrektheit und Vollständigkeit des Tableaukalküls Theorem Sei M eine Formelmenge, sei A eine Formel A ist eine logische Folgerung aus M genau dann, wenn es einen Tableaubeweis für A über M gibt In Symbolen: M = A M T A 20/44 (Druckversion)

Vorbereitung zum Korrekheitsbeweis Definition: erfüllbares Tableau Es seien A For Σ, M For Σ. Ein Tableau T für A über M heißt erfüllbar wenn es eine Interpretation D über Σ gibt, mit D ist Modell von M zu jeder Variablenbelegung β gibt es einen Pfad π in T mit val D,β (F) = W für alle F auf π. Dabei ist Σ = Σ {f f neues Funktionssymbol in T }. 21/44 (Druckversion)

Plan für den Korrektheitsbeweis Theorem Sei A For Σ, M For Σ, alle ohne freie Variablen Wenn es ein geschlossenes Tableau für A über M gibt, dann ist M = A. Beweisplan: T 0 Anfangstableau nicht erfüllbar M = A. T k Zwischentableau nicht erfüllbar K-Lemma T k+1 Zwischentableau nicht erfüllbar. T n geschlossenes Tableau nicht erfüllbar 22/44 (Druckversion)

Korrektheitsbeweis Sei A For Σ, M For Σ, alle ohne freie Variablen Lemma: Anfangstableau Ist das Anfangstableau für A über M nicht erfüllbar, so gilt M = A. Lemma: Endtableau Jedes geschlossene Tableau für A über M ist unerfüllbar. 23/44 (Druckversion)

Korrektheitsbeweis Korrektheitslemma M sei eine Formelmenge ohne freie Variablen. Das Tableau T 1 über M gehe aus T über M durch Anwendung einer Tableauregel hervor. Ist T erfüllbar, dann ist auch T 1 erfüllbar. 24/44 (Druckversion)

Beweis des Korrektheitslemma, α-fall 25/44 (Druckversion)

Beweis des Korrektheitslemma, β-fall 26/44 (Druckversion)

Beweis des Korrektheitslemma, γ-fall 27/44 (Druckversion)

Beweis des Korrektheitslemma, γ-fall D sei ein Modell von T über M. Wir zeigen, daß D auch Modell von T 1 ist. Sei β eine Belegung und π 0 ein Pfad in T mit (D, β) = π 0. Wenn π 0 π, ist π 0 unverändert ein Pfad in T 1, fertig. 28/44 (Druckversion)

Beweis des Korrektheitslemma, γ-fall D sei ein Modell von T über M. Wir zeigen, daß D auch Modell von T 1 ist. Sei β eine Belegung und (D, β) = π, i.e. π 0 = π. Aus (D, β) = xf folgt insbesondere (D, β) = F(y), also (D, β) = π {F(y)}. 29/44 (Druckversion)

#!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Beweis des Korrektheitslemma, δ-fall!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! " $!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!%!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! & ' 30/44 (Druckversion)

Beweis des Korrektheitslemma, δ-fall Nach Voraussetzung sei D Modell von T über M. Wir konstruieren eine Interpretation D, die sich von D nur darin unterscheidet, daß dem Funktionszeichen f eine Interpretation f D zugeordnet wird. f D (d 1,..., d n ) =? Für d 1,..., d n D und β mit β(x i ) = d i für i = 1,..., n gilt entweder (D, β) = xf in diesem Fall gibt es ein d D mit (D, β d x ) = F(x) oder (D, β) = xf gilt nicht. Im letzten Fall wählen wir einen beliebigen Wert d D. 31/44 (Druckversion)

Beweis des Korrektheitslemma, δ-fall (Forts.) Wir wollen zeigen, daß D Modell von T 1 ist. Es sei β eine beliebige Belegung bzgl. D, β ist auch Belegung bzgl. D, da sich der Grundbereich nicht geändert hat. Es gibt π 0 in T mit (D, β) = π 0. Nur der Fall π 0 = π ist interessant. Aus (D, β) = xf (x) folgt nach Konstruktion von D auch (D, β) = F(f (x 1,..., x n )) Da in den restlichen Formeln des Pfades π und in M das Zeichen f nicht vorkommt, erhalten wir insgesamt (D, β) = π {F (f (x 1,..., x n ))} und (D, β) = M. 32/44 (Druckversion)

Vollständigkeit des Tableaukalküls 1. Version Theorem Sei A eine Formel und M eine Menge von Formeln jeweils ohne freie Variablen. Gilt M = A dann gibt es ein geschlossenes Tableau für A über M. 33/44 (Druckversion)

Konstruktionsvorschrift Es sei t 1,..., t n,... eine Aufzählung aller Grundterme. Parallel zur Konstruktion einer Folge von Tableaus T i wird eine Folge von Grundsubstitutionen σ i erzeugt. Entsteht T i+1 aus T i durch Anwendung einer γ-regel mit der Formel F auf dem Pfad π dann ist σ i+1 = {X/t n } σ i, wobei X die neu eingeführte Variable ist und es sich um die n-te Anwendung der γ-regel für F auf π handelt. Sonst σ i+1 = σ i. Ein Pfad π im Tableau T i wird nicht erweitert, wenn σ i (π) abgeschlossen ist. 34/44 (Druckversion)

Vollständigkeit des Tableaukalküls Konstruktive Version Theorem Sei A eine Formel und M eine Menge von Formeln jeweils ohne freie Variablen. Gilt dann terminiert jedes M = A faire Verfahren, das mit 0A und σ 0 = id beginnt, und die Konstruktionsvorschrift einhält nach endlich vielen Schritten in einem geschlossenen Tableau. Fairness bedeutet, dass auf jedem Pfad, jede mögliche Regelanwendung auch schließlich stattfindet. Insbesondere wird auf jedem offenen Pfad jede γ-formel unbeschränkt oft benutzt und jede Formel aus M kommt dran. 35/44 (Druckversion)

Beweisansatz Details später Angenommen die fair konstruierte Folge (T 0, σ 0 ),..., (T n, σ n )... terminiert nicht. Setze T = i 0 T i und σ = i 0 σ i. σ(t ) ist ein unendlicher endlich verzweigender Baum. Nach Königs Lemma gibt es einen unendlichen Pfad π in σ(t ). Nach Konstruktion muss π ein offener Pfad sein. Aus π kann man ein Modell D ablesen mit D = M und D = A. Widerspruch zu M = A. 36/44 (Druckversion)

Beweisansatz Details Königs Lemma In jedem unendlichen, endlich verzweigenden Baum existiert ein unendlicher Pfad. 37/44 (Druckversion)

Beweisansatz Details Modellexistenz Jede Hintikka-Menge besitzt ein Modell Jeder offene Ast in einem fairen, abgeschlossenen Tableau ist eine Hintikka- Menge. 38/44 (Druckversion)

Beweisansatz Hintikka-Menge Definition Eine Menge H geschlossenener Vorzeichenformeln über einer Signatur Σ heißt eine Hintikka-Menge, wenn die folgenden Bedingungen erfüllt sind: (H 1) Gilt für eine α-formel F, F H, dann auch F 1 H und F 2 H. (H 2) Gilt F H für eine β-formel F, dann auch F 1 H oder F 2 H. (H 3) Gilt F H für eine δ-formel F, dann gibt es einen Grundterm t mit F 1 (t) H. (H 4) Gilt F H für eine γ-formel F, dann gilt F 1 (t) H für jeden Grundterm t. (H 5) Für keine A kommen 1A und 0A in H vor. 39/44 (Druckversion)

Unentscheidbarkeit der Prädikatenlogik Theorem Die folgenden Probleme sind unentscheidbar: 1. Was ist die maximale Anzahl von γ-regelanwendungen in einem Tableaubeweis einer prädikatenlogische Formel F For Σ? 2. Ist eine prädikatenlogische Formel F For Σ allgemeingültig? Triviale Signaturen Σ ausgenommen. 40/44 (Druckversion)

Rekursionstheoretische Eigenschaften der Prädikatenlogik Theorem 1. Die Menge der allgemeingültigen Formeln der Prädikatenlogik ist rekursiv aufzählbar. 2. Die Menge der erfüllbaren Formeln der Prädikatenlogik ist nicht rekursiv aufzählbar. 41/44 (Druckversion)

Allgemeine Tableauregel φ ψ 1,1... ψ n,1.......... ψ 1,K1... ψ n,kn Um die Teilformeleigenschaft des Tableaukalküls zu gewährleisten, wird gefordert, dass alle Vorzeichenformeln ψ i,j Teilformeln der Vorzeichenformel φ sind. 42/44 (Druckversion)

Korrektheit und Vollständigkeit einer Regel Eine allgemeine Tableauregel φ ψ 1,1... ψ n,1.......... ψ 1,K1... ψ n,kn heißt vollständig und korrekt, wenn für jede Interpretation I gilt val I (φ) = W gdw es gibt ein i, 1 i n, so dass für alle j,1 j k i gilt val I (ψ i,j ) = W 43/44 (Druckversion)

Tableauregel für den logischen Äquivalenzoperator W F W W F F F W 1(A B) 1A 0A 1B 0B 0(A B) 1A 0A 0B 1B 44/44 (Druckversion)