Güterverkehr im 21. Jahrhundert

Ähnliche Dokumente
10: Umweltwirkungen des Güterverkehrs

Der Logistikstandort Binnenhafen

Nutzen und Entwicklung des Güterkraftverkehrs

Die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg im Schnittpunkt europäischer Verkehrskorridore

Die Containerwelle rollt Zukunftsherausforderungen der Verkehrsträger Schiene, Binnenwasserstraße e und Seehafenhinterlandverkehr

Verkehrspolitik im Inntal Wir denken selten an das, was wir haben, aber immer an das, was uns fehlt. Arthur Schopenhauer *

EFRE-Fördermaßnahmen im Schwerpunkt 3 - Verkehrsinfrastruktur

S p e d i t i o n Mindener Hafen Gm

ELEKTRO- MOBILITÄT QUO VADIS Panel Elektromobilität im Verkehrsverbund der Zukunft

Umschlagtechniken für den Kombinierten Ladungsverkehr

Mobilität Investitionen in die Zukunft

Vorlesung Güterverkehre 2: Grundbegriffe und Definitionen

Vorlesung Güterverkehre 7a: Kombinierter Verkehr

automatisiertes Fahren

Güterverkehrsvorlage und schweizerische Verkehrspolitik

Die Rolle des Kombinierten Verkehrs in der deutschen Verkehrspolitik aus Sicht des BMVI

Wachstumspotenziale der einzelnen Verkehrsträger

Das Bundeskabinett hat in seiner Sitzung am 2. Juli 2003 den Bundesverkehrswegeplan 2003 beschlossen.

Mobilität der Stadt. Güterverkehr

Mobilitätskonzepte im motorisierten Individualverkehr Herausforderungen und Umsetzungsbeispiele

Vorstellung der Studie. Klima-Plus-Programm für mehr Güter auf der Schiene

WO DIE EISENBAHN IM KOSTENVERGLEICH UNTER DIE RÄDER KOMMT

6. Sachverständigentag

Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr

6. September 2011, Trento

Gewinnbringende Innovationen für Ihr Geschäft, Ihre Kunden und unsere Stadt. Eine Innovation der ABC-Logistik GmbH

Grüne Logistik - Aktueller Stand und Bedeutung für Verlader und logistische Dienstleister

Warum gibt es so viel Verkehr?

Dekarbonisierung des Transportsektors Herausforderung und Chance

Freie Fahrt für den freien Bürger in Bus und Bahn und im Umweltverbund

Erfolgreiche Verlagerung von Güterverkehren von der Straße auf die Schiene

Gesamtverkehrsprognose 2025 Brandenburg Berlin

Eingangsreferat am. Verkehrsforum vom 8. Mai in Hamburg

Langfristige Entwicklung des Güterverkehrs in Deutschland, Europa und der Welt Konsequenzen für die Verkehrspolitik

Standorte der bayernhafen Gruppe

Wirtschaft braucht Mobilität!

Analyse des Eisenbahngüterverkehrs zwischen Deutschland Polen / Baltische Staaten / Russland / Weißrussland

CombiNet Tagung 2015 Marktliberalisierung aus Sicht eines österreichischen Spediteurs

Integration der Verkehrsträger- Mehr als eine Lebenslüge?

Landesverkehrsplan Sachsen Oktober 2012; Kolloquium Integrierte Verkehrsplanung heute

Infrastrukturtag 2012 Verkehrsverlagerung quo vadis? Dr. Peter Füglistaler Direktor Bundesamt für Verkehr

Hinterland-Terminals für die maritime Containerlogistik Emanuel Schiffer, Mitglied der EUROGATE-Gruppengeschäftsführung Dr. Sebastian Jürgens,

Wettbewerbsanalyse 2015 Impulsvortrag im Rahmen der Tagung 20 Jahre Re-Regulierung und Liberalisierung in Infrastruktursektoren

Regionales Logistikkonzept Köln Sitzung des Wirtschaftsausschusses am

Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr

Zukunft des Verkehrs - Trends bis Dr. Erik Wolf Geschäftsführer der Bundessparte Transport und Verkehr

Telematik im Schienengüterverkehr: Baustein für Wettbewerbsfähigkeit

FACHDIALOG VERKEHR UND LOGISTIK

Besseres Verkehrsangebot = weniger Suffizienz? Erfahrungen in Zürich

Fitnessprogramm für die Zukunft stärkt Hafen-Infrastruktur

Verkehrsleitbild der Industrie- und Handelskammern im Rheinland

5. Ingenieurtag des VDEI 20 Jahre Bahnreform in Deutschland Quo vadis? 17. Oktober 2014

Konferenz Verkehrsökonomik und politik 2. Juni 2016 Der europäische Eisenbahn-Güterverkehr im Systemwandel

Deutschland hat Zukunft Bundesverkehrswegeplan 2030 neue Wachstumschancen

»DIGITALISIERUNG IN BINNENHÄFEN«

Daten und Fakten des Wirtschaftsverkehrs in Deutschland: Perspektiven und Visionen

Digitale Netze und Mobilität

Zukunft des Verkehrs - Trends bis Ing. Mag. Alexander Klacska Obmann der Bundessparte Transport und Verkehr

Zahlendschungel Arbeitsanweisung. Aufgabe: Strassenzahlen. Auftrag: Zeichne auf der Karte ein:

Die effiziente Nutzung der Verkehrsinfrastruktur. Ralf Jahncke, Vorstandsvorsitzender TransCare AG

Geschäftsjahr 2016: t Güterumschlag per Binnenschiff und Bahn Weiterentwicklung des bayernhafen Passau

Mobilität und Nachhaltigkeit: wohin geht die Reise? Meran, URANIA, 27. Oktober 2014

Eckdaten zum Schienenverkehr in Tschechien

Der Hafen im Netz der Verkehrswege

WO DIE EISENBAHN IM KOSTENVERGLEICH UNTER DIE RÄDER KOMMT

Finanzierung der Mobilität Solides Haushalten für einen modernen Verkehr

DB Logistics. The Future of Logistics. Deutsche Bahn AG 23. Internationale Ostbrandenburger Verkehrsgespräche Frankfurt (Oder),

Ökologische Gesamtbilanz, Klimaschutz

Ökologische Gesamtbilanz, Klimaschutz

Herzlich willkommen. 5. LogBW-Expertenworkshop. Stuttgart, 6. November 2012

Demografischer Wandel in Bayern eine kommunalpolitische Herausforderung

Verkehrsverflechtungsprognose 2030

Stand: Juni Die Schiene damals, heute und in der Zukunft, wo steht Deutschland"

VIEREGG - RÖSSLER GmbH Innovative Verkehrsberatung

Anforderungen an die Logistik aus deutscher Sicht

SYNCHROMODALITÄT BESSERE VERNETZUNG DER VERKEHRSTRÄGER

Ergebnisse und Stand der Arbeiten

11 Wegekosten Externe Kosten

Neuerungen im Schienengüterverkehr als Alternative zum Straßentransport

Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen 2025

Entwicklung der Seehafen-Hinterlandverkehre unter besonderer Beachtung der Region Brandenburg und Westpolen

Autonomes Fahren und Fahrerassistenz. Prof. Dr.-Ing. Karsten Lemmer Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.v. Institut für Verkehrssystemtechnik

ITS-Strategie für Hamburg. Sebastian Hetzel Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation Amt für Verkehr und Straßenwesen Referat Verkehrsmanagement

Positionen der IHK Nürnberg für Mittelfranken

Zwei Länder eine Verkehrsprognose

Regionale Kooperation im Rheinland am Beispiel der Häfen: Neuss-Düsseldorf-Krefeld-Köln

Kombiverkehrsprognosen Entwicklungsperspektiven für neutrale Operatoren

Pressekonferenz Alpen-Initiative. Bern, 22. März 2012 LR Prof. Dr. Bernhard Tilg 1

RailNetEurope Kundenkonferenz RNE Korridor 10 Bedeutung und Chancen für den Schienengüterverkehr

Alles im Fluss - statt im Stau. Der Weg in die Zukunft ist multimodal

SPIN-ALP Scanning the Potential of Intermodal Transport on Alpine Corridors

Entwicklung des Straßenverkehrs in Brandenburg

Logistik und Elektromobilität. Dr. Fabienne Beez/Petra Richter Bundesverband der Deutschen Industrie

D E U T S C H L A N D B R A U C H T M O B I L I T Ä T S T A T T S T I L L S T A N D

CO 2 -freie Reisen und Transporte ohne Kompensation Panel Modernes Klimaschutzmanagement beim 6. Deutsches CSR-Forum envicomm 2010

Rail & Logistik Center Wustermark GmbH & Co. KG ein Tochterunternehmen der Havelländischen Eisenbahn AG und der BUG Vermietungsgesellschaft mbh

SMART! SMART? Smarter Energieverbrauch der Verkehrsmittel

Nutzen des Straßenverkehrs Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung einer Volkswirtschaft

Elektromobilität und Öffentlicher Verkehr Alter Hut oder Chancen für Neues?

Transkript:

Güterverkehr im 21. Jahrhundert Essen, Januar 2000 Prof. Dr. Heinz-Michael Winkels, Fachbereich Wirtschaft FH Dortmund Emil-Figge-Str. 44, D44227-Dortmund, TEL.: (0231)755-4966, FAX: (0231)755-4902 1

Inhalt Seite Problemfeld Güterverkehr 3 Verkehrskollaps 3 wachsender Bedarf an Transportleistung 4 Folgen der Verkehrsbelastung 7 Forderungen 8 Gesamtverkehrssystem 9 Modernes Modell 14 2

Problemfeld Güterverkehr / eine Bestandsaufnahme Dem Straßennetz in Deutschland droht der Verkehrskollaps Über 41. Mio. Pkw tummeln sich auf deutschen Straßen. Hinzu kommen etwa 2,3 Mio. Lkw und 900.000 Busse*. Darin sind ausländische Fahrzeuge noch nicht enthalten. Rund 200 Mrd. Tonnenkilometer pro Jahr, das entspricht 85% des Gesamtaufkommens im Güterverkehr, werden heute per Lkw abgewickelt. Dem gegenüber steht ein Autobahnnetz von nur 11.000 km Länge. Deutschland gehört zu den europäischen Ländern mit der höchsten Verkehrsdichte ( etwa 500 Fahrzeuge je 1.000 Einwohner ). * Quelle: Statistisches Bundesamt, Stand: 1996 3

... Problemfeld Güterverkehr / eine Bestandsaufnahme Weiterhin wachsender Bedarf an Transportleistung Deutschland ist mit Öffnung der innereuropäischen Grenzen zur Drehscheibe logistischer Transportleistungen geworden; welches einen Anstieg der ausländischen Lkws auf deutschen Straßen zur Folge hat. Unternehmen werden in der Zukunft immer häufiger zu geringerer Lagerhaltung und Justin-time-Produktion übergehen, so dass der Bedarf an Transportleistung ständig wachsen wird. Verkehrsexperten prognostizieren allein für den Straßengüterverkehr ein Wachstum von knapp 30 Prozent bis zum Jahr 2020. Bedenklich ist zudem, daß der Anteil der auf dem Wasser- und Schienenweg beforderter Güter weiter abnimmt. * aus: FAZ vom 02.09.98 Transportmanagement, Hans Müller 4

... Problemfeld Güterverkehr / eine Bestandsaufnahme Weiterhin wachsender Bedarf an Transportleistung (Forts.) Transportleistung nach Verkehrswegen (in Mrd. Tonnenkilometern) 1989 2005* 2020* Binnenschiffahrt 57 71 80 Eisenbahn 121 114 132 Straßengüterverkehr 178 289 362 Summe 356 474 574 Quelle: Wirtschaftswoche Nr. 37 vom 3.9.98, * Prognose: Quelle: BMBFr 5

... Problemfeld Güterverkehr / eine Bestandsaufnahme Weiterhin wachsender Bedarf an Transportleistung (Fortsetzung) Statistik: Transportleistung (in Mrd. Tonnenkilometer) 356 474 574 [%] 100 80 60 40 16 15 14 34 24 23 17 18 16 Binnenschiffahrt Eisenbahn 20 0 34 44 45 1989 2005* 2020* Straßengüternah verkehr Straßengüterfern verkehr [Jahr] Quelle: Wirtschaftswoche Nr. 37 vom 3.9.98, * Prognose: Quelle: BMBFr 6

... Problemfeld Güterverkehr / eine Bestandsaufnahme Folgen der Verkehrsbelastung hohe Verkehrsinvestitionen zum Auf- und Ausbau der Infrastruktur vermehrte Stau- und Unfallgefahren durch Verkehrsengpässe hohe Umweltbelastungen durch Abgase und Lärm ansteigende Transportverzögerungen / Transportausfälle Wettbewerbsnachteile für Unternehmen und Logistikdienstleister durch Standortverschlechterungen 7

... Problemfeld Güterverkehr / eine Bestandsaufnahme Forderungen Dem zunehmenden Güterverkehr und der Forderung nach Mobilität und zeitdefinierter Transportleistung steht also ein bis an die Kapazitätsgrenze ausgelastetes Verkehrsnetz entgegen. Der drohende Verkehrskollaps und die damit verbundenen nachteiligen Standortbedingungen verlangen nach einem Gesamtverkehrssystem, das mehr Verkehrsleistung ermöglicht, jedoch ohne Verkehrs- und Umweltbelastungen. 8

Gesamtverkehrssystem Wirtschaftsforum Verkehrstelematik Im Dezember 1995 schlossen sich Spitzenvertreter der Verkehrspolitik von Ländern und Gemeinden, der Industrie, der öffentlichen Verkehrsträger und Dienstleister im Wirtschaftsforum Verkehrstelematik unter Leitung des damaligen Bundesverkehrsministers Wissmann zusammen*. Es wurden die Anforderungen und Koordinationsmöglichkeiten eines integrierten Gesamtverkehrssystemes am Standort Deutschland diskutiert. * siehe BM für Verkehr, Bau- u. Wohnungswesen (http://www.bmv.de) 9

... Gesamtverkehrssystem Meine Vision für das kommende Jahrhundert ist ein Verkehrssystem, in dem alle Verkehrsträger ihre spezifischen Qualitäten so einbringen, dass sich für die Verlader und Spediteure attraktive intermodale Angebote erstellen lassen: die Flexibilität des LKW vor allem über kürzere Strecken, die Umweltfreundlichkeit und Massenleistungsfähigkeit von Bahn-, Binnen-, Küsten-, und Seeschiff, wenn es darum geht, weite Entfernungen zu überwinden... M. Wissmann (aus FAZ vom 02.09.98) 10

... Gesamtverkehrssystem Anforderungen Es wird deutlich, daß sich die Anforderungen an ein Gesamtverkehrssystem nicht nur auf die Leistungssteigerung einzelner Verkehrsträger beschränkt, sondern vielmehr ein optimiertes Zusammenspiel der einzelnen Verkehrsträger anstrebt. Dies erfordert nicht nur die Schaffung gesetzlicher Rahmenbedingungen, sondern ebenfalls die innovative Einsatzbereitschaft aller im Güterverkehr beteiligten Seiten. Weiterer wesentlicher Baustein eines modernen Güterverkehrs ist die Nutzung und Weiterentwicklung moderner Informations- u. Kommunikationstechnologien. 11

... Gesamtverkehrssystem Ziele Produktivitäts- und Effizienzsteigerung im Güterverkehr umweltverträgliche u. -schonende Transportlösungen Hoher Sicherheitsstandard flexible Transportsysteme 12

... Gesamtverkehrssystem Mittel Modernisierung des kombinierten Verkehrs Vernetzung der einzelnen Verkehrsträger Belebung des Schienenverkehrs Schaffung leistungsfähiger Umschlagterminals Ausbau des Straßen- und Schienennetzes Anpassung der Logistikstrukturen Verkehrstelematik 13

Modernes Verkehrssystem im Modell schematisches Modell überregionale Verkehrslenkung regionale Verkehrslenkung lokale Lenkung u. Kommunikation Erfassung von Straßenzustand und Traktionsparametern Verkehrsraumüberwachung 14

... Modernes Verkehrssystem im Modell Gesamtmodell am Beispiel : Kunde bestellt einen neuen PC Leitstelle Kunde Zulieferer 1 Kunde bestellt per Internet 2 Leitstelle koordiniert Produktion und Auslieferung 1 Satellit 2 3 Spediteur übernimmt den fertigen PC, an dem eine elektronische Marke hängt, der LKW registriert die Anwesenheit der Marke und sendet eine Meldung in die Leitstelle 6 5 4 3 4 LKW übermittelt ständig Position,Verbrauch,usw an die Leitstelle, diese warnt vor Staus usw... 5 Zwischenlager bestätigt Eingang/Abgang der Lieferung Spediteur regionales Umschlagslager LKW 6 Kunde nimmt den PC in Empang, die Auslieferung wird per Computer an die Zentrale gemeldet 15