Naturbewusstsein in Deutschland Ergebnisse der Naturbewusstseinsstudie 2009 und Konsequenzen für Kommunikation und Bildung Silke Kleinhückelkotten, ECOLOG-Institut Tagung Umweltgerechtigkeit und Biologische Vielfalt Deutsche Umwelthilfe Berlin, 04.11.
Durchführung der Studie ECOLOG-Institut für sozialökologische Forschung und Bildung, Hannover in Zusammenarbeit mit Sinus Sociovision, Heidelberg sociotrend, Mannheim Universität Marburg (Kuckartz & Rädiker) unterstützt durch Mitglieder der projektbegleitenden Arbeitsgruppe im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz BMU & BfN 2010: Naturbewusstsein 2009. Berlin/Bonn
Ziele der Naturbewusstseinsstudie Erhebung von Basiseinstellungen zu Natur und Naturschutz sowie zur biologischen Vielfalt in der Bevölkerung Erhebung des Indikators 'Bedeutsamkeit umweltpolitischer Ziele und Aufgaben' (NBS) Bereitstellung von Informationen zur Verbesserung der Naturschutzkommunikation und zur Politikberatung Etablierung der Umfrage als regelmäßiges Monitoring-Instrument
Studiendesign Grundgesamtheit: Privatpersonen der deutschsprachigen Wohnbevölkerung in Privathaushalten ab vollendetem 18. Lebensjahr Stichprobenumfang: n = 2.015 (geschichtete Zufallsstichprobe) überwiegend mündliche Befragung Befragungszeit: 45 Minuten Umfrageinstitut: marplan Befragungszeitraum: 27. Juni 15. Juli 2009 Besonderheit: Differenzierung nach Sinus-Milieus
Themenbereiche Natur und Naturschutz Naturassoziationen Persönliche Bedeutung von Natur Naturerfahrungen Problemwahrnehmung / Wichtigkeit von Naturschutz Verhältnis zwischen Mensch und Natur Einstellung zur Nutzung und zum Schutz der Natur Verantwortung für den Schutz der Natur Bewertung von Naturschutzmaßnahmen Biologische Vielfalt Bekanntheit des Begriffs Problemwahrnehmung/ Persönliche Betroffenheit Einstellungen zum Schutz von biologischer Vielfalt Handlungsbereitschaften zur Erhaltung der biologischen Vielfalt
Zentrale Befunde
Naturassoziationen: Was ist Natur aus Sicht der Befragten? Zwei offene Fragen: a) Begriffsassoziationen, semantisches Umfeld Hauptwörter Eigenschaftswörter b) Bilder von Natur Bildbeschreibung Stimmung
Wald und Wiese sind zentrale Bildelemente BMU & BfN 2010
Das Naturbild der Deutschen 'Natur' wird überwiegend mit 'Landschaft' bzw. bestimmten (Kultur-) Landschaftstypen oder Naturräumen assoziiert. Natur ist eine grüne, blühende Frühlings-/Sommerlandschaft dort, wo man gerne wäre, wo man sich wohlfühlt 'das Draußen' 'das Schöne' (Arkadien) Natur bedeutet Stille, Entspannung und Erholung, ist der Gegenpol zum stressigen Alltag. Naturbilder sind häufig Urlaubsbilder. BMU & BfN 2010
Das Naturbild der Deutschen BMU & BfN 2010
Die Deutschen sind häufig in der Natur BMU & BfN 2010
Aufgesuchte Orte in der Natur sind Wald, Felder und Wiesen Wenn Sie nach draußen in die Natur gehen, wohin gehen Sie dann normalerweise? BMU & BfN 2010
In der Natur werden Ruhe und Erholung gesucht BMU & BfN 2010
Viele Deutsche haben eine enge Bindung an die Natur BMU & BfN 2010
Der Mensch ist Partner und Beschützer der Natur BMU & BfN 2010
Die Nutzung der Natur muss nachhaltig sein BMU & BfN 2010
Viele sind bereit, einen Beitrag zur Erhaltung von Natur und Biodiversität zu leisten BMU & BfN 2010
Das Naturbewusstsein hängt vom Bildungsstand ab. Auch das Alter spielt eine Rolle. Einen noch größeren Einfluss hat der Lebensstil.
Soziale Milieus (Sinus-Modell für Deutschland 2009) Soziale Lage Oberschicht / Obere Mittelschicht Konservative 5% Etablierte 10% Gesellschaftliche Leitmilieus Postmaterielle 10% Moderne Performer 10% Soziale Lage Einkommen, Bildung, Beruf Mittlere Mittelschicht Untere Mittelschicht / Unterschicht Traditionelle Milieus Traditionsverwurzelte 14% DDR- Nostalgische 5% Bürgerliche Mitte 15% Mainstream- Milieus Konsum-Materialisten 12% Experimentalisten 8% Hedonistische Milieus Hedonisten 11% Grundorientierung Traditionelle Werte Pflichterfüllung, Ordnung Modernisierung Individualisierung, Selbstverwirklichung, Genuss Grundorientierung Alltagsbewusstsein, Lebensstil, Lebensziele Neuorientierung Multi-Optionalität, Experimentierfreude, Paradoxien
"Es macht mich glücklich, in der Natur zu sein" Soziale Lage Top 1: Top 1&2: 52 % Zustimmung 91 % Zustimmung Oberschicht / Obere Mittelschicht Konservative 77 % Etablierte 65 % Postmaterielle 65 % Moderne Performer 50 % Mittlere Mittelschicht Untere Mittelschicht / Unterschicht Traditionsverwurzelte 48 % DDR- Nostalgische 66 % Bürgerliche Mitte 57 % Konsum-Materialisten 37 % Experimentalisten 35 % Hedonisten 36 % 10 % und mehr über dem Durchschnitt 5-10 % über dem Durchschnitt im Durchschnitt 5-10 % unter dem Durchschnitt 10 % und mehr unter dem Durchschnitt Grundorientierung Traditionelle Werte Pflichterfüllung, Ordnung Modernisierung Individualisierung, Selbstverwirklichung, Genuss Neuorientierung Multi-Optionalität, Experimentierfreude, Paradoxien BMU & BfN 2010
"Es ist die Pflicht des Menschen, die Natur zu schützen" Soziale Lage Top 1: Top 1&2: 54 % Zustimmung 92 % Zustimmung Oberschicht / Obere Mittelschicht Konservative 68 % Etablierte 66 % Postmaterielle 63 % Moderne Performer 63 % Mittlere Mittelschicht Untere Mittelschicht / Unterschicht Traditionsverwurzelte 54 % DDR- Nostalgische 65 % Bürgerliche Mitte 58 % Konsum-Materialisten 44 % Experimentalisten 43 % Hedonisten 24 % 10 % und mehr über dem Durchschnitt 5-10 % über dem Durchschnitt im Durchschnitt 5-10 % unter dem Durchschnitt 10 % und mehr unter dem Durchschnitt Grundorientierung Traditionelle Werte Pflichterfüllung, Ordnung Modernisierung Individualisierung, Selbstverwirklichung, Genuss Neuorientierung Multi-Optionalität, Experimentierfreude, Paradoxien BMU & BfN 2010
Naturbewusstseinstypen und soziale Milieus Soziale Lage Oberschicht / Obere Mittelschicht Konservative Etablierte Postmaterielle Moderne Performer Naturschutzorientierte 33% Mittlere Mittelschicht Untere Mittelschicht / Unterschicht DDR- Nostalgische Bürgerliche Mitte Konsum-Materialisten Experimentalisten Hedonisten Unbesorgte Naturfreunde 21% Traditionsverwurzelte Nutzenorientierte 19% Desinteressierte 14% Naturferne 13% Grundorientierung Traditionelle Werte Pflichterfüllung, Ordnung Modernisierung Individualisierung, Selbstverwirklichung, Genuss Neuorientierung Multi-Optionalität, Experimentierfreude, Paradoxien BMU & BfN 2010
Ausblick: Konsequenzen für Kommunikation und Bildung zu Natur und biologischer Vielfalt
Anschlussfähigkeit der bisherigen Kommunikationsangebote zu Natur(schutz) in den sozialen Milieus Soziale Lage Oberschicht / Obere Mittelschicht Konservative Etablierte Postmaterielle Moderne Performer Mittlere Mittelschicht Bürgerliche Mitte Experimentalisten Traditionsverwurzelte DDR- Nostalgische Untere Mittelschicht / Unterschicht Konsum-Materialisten Hedonisten Grundorientierung Traditionelle Werte Pflichterfüllung, Ordnung Modernisierung Individualisierung, Selbstverwirklichung, Genuss Neuorientierung Multi-Optionalität, Experimentierfreude, Paradoxien
Konsequenzen für die Kommunikation (I) Prioritätensetzung bei der Zielgruppenauswahl problematisches Verhalten (Problemgruppen) Defizite z.b. im Hinblick auf Wissen, Einstellungen oder Verhalten (Defizitgruppen) gesellschaftliche Vorbildfunktion (Leitgruppen, Leitmilieus) potentielle Nutzer von Angeboten, Kunden Zielgruppengerechte Angebote Inhalte Darstellung Gestaltung Kommunikationskanal
Konsequenzen für die Kommunikation (II) Ziele und Zugänge in naturnahen Zielgruppen ein ganzheitliches Naturverständnis fördern und naturgerechte Einstellungen und Verhaltensweisen stärken Etablierte, Moderne Performer: Innovation Exklusivität keine 'Ideologie' Bürgerliche Mitte Familie, Sicherheit Gesundheit, Erholung in den naturfernen Zielgruppen einen positiven Zugang zur Natur fördern Hedonisten und Experimentalisten Spaß Abenteuer, Erlebnis Konsum-Materialisten Familie, Zusammengehörigkeit Gesundheit, Erholung
Kontakt Dr. Silke Kleinhückelkotten ECOLOG-Institut Tel.: 0511-47 39 15-13 silke.kleinhueckelkotten@ecolog-institut.de Weitere Informationen www.21-kom.de http://www.bfn.de/0309_kommunikation.html www.umweltbundesamt.de/umweltbewusstsein