Klinische 5-Jahresergebnisse der ersten Generation von akkommodativen Dualoptik-Intraokularlinsen
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- Andreas Berger
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1 249 Klinische 5-Jahresergebnisse der ersten Generation von akkommodativen Dualoptik-Intraokularlinsen I. J. Limberger, Y. Heggemann, G. U. Auffarth Zusammenfassung Hintergrund: Wir haben die Dualoptik der akkommodativen Intraokularlinse (IOL), Synchrony (Visiogen), fünf Jahre beobachtet. Patienten und Methoden: Sechs Patienten (im Alter von 66 ± 8 Jahren) wurden nach der unkomplizierten Linsenentfernung in einem Auge die Dualoptik-IOL (Synchrony) und in dem anderen Auge unterschiedliche IOLs (1CU oder Acrysof) implantiert. Die Nachbeobachtungszeit betrug fünf Jahre. Postoperativ wurden die UCDVA, BCDVA, UCNVA, BCNVA, die Linsenzentrierung und der Nachstar untersucht. Die objektive Akkommodationsmessung wurde mit einem neuen Akkommodationsmessgerät DSA (Dynamic Stimulation Aberrometry) von Oculus durchgeführt. Ergebnisse: Die Entwicklung der UCDVA in logmar waren: 0,31± 0,27 (ein Monat postoperativ), 0,27 ± 0,32 (ein Jahr), 0,48 ± 0,45 (drei Jahre), 0,14 ± 0,15 (fünf Jahre). Die Entwicklung der BCDVA in logmar waren: 0,04 ± 0,15 (ein Monat postoperativ), 0,06 ± 0,15 (ein Jahr), 0,20 ± 0,30 (drei Jahre), 0,05 ± 0,06 (fünf Jahre). Die Entwicklung der UCNVA in logmar waren: 0,26± 0,82 (ein Monat postoperativ), 0,54 ± 0,20 (ein Jahr), 0,41 ± 0,16 (drei Jahre), 0,53 ± 0,09 (fünf Jahre); Die Entwicklung der BCNVA in logmar waren: 0,05 ± 0,18 (ein Monat postoperativ), 0,17 ± 0,13 (ein Jahr), 0,34 ± 0,38 (drei Jahre), 0,15 ± 0,13 (fünf Jahre). Es wurde keine eindeutige Dezentration beobachtet. Drei von sechs Augen zeigten keinen bis nur geringen Nachstar. Die mittlere objektive Akkommodationsamplitude war 0,18 dpt. Schlussfolgerungen: Die erste Generation der Dualoptik akkommodative Intraokularlinse zeigt sehr gute Ergebnisse fünf Jahre nach den Implantationen. Summary Purpose: To evaluate the long term clinical results of a first generation dual-optic accommodating intraocular lens (IOL), Synchrony (Visiogen). Patients and methods: Six patients were enrolled in interventional case review. One eye of the patient was implanted with dual-optic accommodating IOL, the fellow eye was implanted with different IOLs (1CU or Acrysof). All IOLs were implanted in the capsular bag through clear corneal incision. A five years follow up was performed. Postoperative investigations including: uncorrected, best corrected visual acuities; centration; posterior capsular opacification, interlenticular opacification. Objective accommodative amplitude was measured by a novel instrument (DSA, Dynamic Stimulation Aberrometry). Results: (1) Development of UCDVA in LogMAR: 0.31± 0.27 (one month postop), 0.27 ± 0.32 (one year), 0.48 ± 0.45 (three years), 0.14 ± 0.15 (five years); BCDVA in logmar: 0.04 ± 0.15 (one month postop), 0.06 ± 0.15 (one year), 0.20 ± 0.30 (three years), 0.05 ± 0.06 (five years); UCNVA in logmar: 0.26± 0.82 (one month postop), 0.54 ± 0.20 (one year),
2 250 M-IOL 0.41 ± 0.16 (three years), 0.53 ± 0.09 (five years); BCNVA in logmar: 0.05 ± 0.18 (one month postop), 0.17 ± 0.13 (one year), 0.34 ± 0.38 (three years), 0.15 ± 0.13 (five years). (2) No obvious decentration was observed; (3) no obvious posterior capsular opacification and interlenticular opacification were observed (three eyes from six eyes); (4) mean objective accommodative amplitude was 0.18 D. No statistical difference of was accommodative amplitude found comparing to the fellow eye. Conclusions: The first generation of dual-optic accommodating intraocular lens showed no ovious malposition, posterior capsular opacification or interlenticular opacification after 5 years of implantation. Einleitung Presbyopie ist heute eine der großen ungelösten Herausforderungen in der Augenheilkunde. Seit von Helmholtz analysierten viele Forscher die Mechanismen der Presbyopie und deren mögliche Lösungen. Eine mögliche Lösung ist die Implantation von akkommodativen Intraokularlinsen wie die Synchrony der Firma Visiogen Inc. Die Synchrony ist eine aus Silikon hergestellte Dualoptik-IOL, die aus zwei Bestandteilen besteht, eine vordere hochbrechende (+) und eine hintere negativbrechende ( ) Optik. Der Vorteil dieses dualen Optiksystems gegenüber Einzeloptiklinsen liegt darin, dass schon Bewegungen der Linsen von unter 0,8 mm zu Akkommodationswerten von 2 dpt führen können. Patienten und Methoden Sechs Patienten (im Alter von 66 ± 8 Jahren, Spanne 59 bis 73 Jahre) erhielten nach der Kataraktoperation in ein Auge eine Dualoptik-IOL (Synchrony) und in das andere Auge eine andere IOL (1CU, Fa. Human Optics; oder Acrysof, Fa. Alcon) implantiert. Die Nachbeobachtungszeit betrug fünf Jahre. Postoperativ wurden UCDVA, BCDVA, UCNVA, BCNVA, Linsenzentrierung und das Auftreten von Nachstar untersucht. Weiterhin wurde eine objektive Akkommodationsmessung mit einem neuen Akkommodationsmessgerät DSA (Dynamic Stimulation Aberrometry) von Optana durchgeführt. Das DSA ist eine Kombination aus dem COAS-Aberrometer (Fa. Wavefront Sciences) und dem DSA-Aufsatz der Firma Optana. Es dient der dynamischen binokularen Stimulation der Akkommodation. Der Vorteil dieser Messmethode ist die binokulare Projektion der Teststimulation mit einem Fern- (3,0 oder 6 m) und Nahtarget (0,3 bis 0,11 m), der Akkommodationsstimulus beträgt 3,0 bis 9,0 dpt [1]. Ergebnisse Das sphärische Äquivalent betrug einen Monat postoperativ 0,58 ± 1,05 dpt und nach fünf Jahren 0,05 ± 0,41 dpt. Der unkorrigierten Fernvisus (UCDVA) war nach einem Monat postoperativ 0,31 ± 0,27 logmar, nach fünf Jahren 0,14 ± 0,15 logmar. Der bestkorrigierte Fernvisus (BCDVA) betrug ein Monat postoperativ 0,04 ± 0,15 logmar und nach fünf Jahren 0,05 ± 0,06 logmar.
3 Limberger et al.: Klinische 5-Jahresergebnisse der ersten Generation 251 Der unkorrigierte Nahvisus (UCNVA) war einen Monat postoperativ 0,26 ± 0,82 logmar und nach fünf Jahren 0,53 ± 0,09 logmar. Der bestkorrigierte Nahvisus (BCNVA) war nahezu identisch, er betrug einen Monat postoperativ 0,05 ± 0,18 logmar und nach fünf Jahren 0,15 ± 0,13 logmar. Es wurde keine Dezentrierung beobachtet, und drei von sechs Augen zeigten keinen bis wenig Nachstar. Die mittlere objektive Akkommodationsamplitude betrug 0,18 dpt. Eine Darstellung des Akkommodationsmessgerätes DSA (Dynamic Stimulation Aberrometry) und dessen Bestandteile sind in der Abbildung 1 dargestellt. Abbildung 2 zeigt den Verlauf der Akkommodation einer Probandin im Alter von 27 Jahren mit phaken Augen. Dabei betrug der Akkommodationsstimulus 4,0 dpt, und es wurden mit der DSA bis zu 4,25 dpt Akkommodation gemessen. Abbildung 3 zeigt den Akkommodationsverlauf einer Synchrony-Patientin im Alter von 62 Jahren fünf Jahre nach der Kataraktoperation. Es lassen sich 1 dpt objektiver Akkommodation nachweisen. Abb. 1: Konfiguration der Dynamic Stimulation Aberrometry (DAS)
4 252 M-IOL Abb. 2: Beispiel eines 27-jährigen phaken Patienten. Der Akkommodationsstimulus betrug 4 dpt, 4,25 dpt werden auch gemessen. Abb. 3: Beispiel einer Synchrony-Patientin fünf Jahre nach IOL-Implantation. Es lassen sich immerhin 1 dpt objektiver Akkommodation nachweisen.
5 Limberger et al.: Klinische 5-Jahresergebnisse der ersten Generation 253 Diskussion Eine Akkommodation ist eine dynamische Anpassung der Brechkraft des Auges. Sie führt dazu, dass ein Objekt, das sich in einer beliebigen Entfernung zwischen dem individuell unterschiedlichen optischen Nah- und Fernpunkt befindet, scharf auf der Netzhautebene abgebildet wird. Als Presbyopie bezeichnet man den fortschreitenden, altersbedingten Verlust der Nahanpassungsfähigkeit des Auges mittels Akkommodation. Ein scharfes Sehen in der Nähe ist deshalb ohne geeignete Korrektur nicht mehr möglich. Eine akkommodative Linse soll die Bewegung des Zilliarmuskels beim Akkommodationsvorgang in eine dynamische Änderung der Brechkraft des Auges übertragen. Durch ein Scharnier oder einen ähnlichen Mechanismus in der Haptik soll die Brechkraft des Auges erhöht werden. Eine Verschiebung der IOL-Optik um 1 mm kann etwa 2,5 bis 3,0 dpt Akkommodation in einer Doppeloptiklinse hervorrufen. Der Betrag des Akkommodationseffekts hängt von mehreren Faktoren ab, einschließlich Hornhautkrümmung, Achsenlänge, Brechkraft der Optik und deren Position im Kapselsack. Die Synchrony-IOL besteht aus einer konvexen vorderen Optik und einer konkaven hinteren Optik, die durch einen Federmechanismus verbunden sind. Die vordere Optik soll sich im Kapselsack bewegen und den Fokus des Netzhautbildes verändern, während die hintere an Ort und Stelle bleibt und als Ausgleich für die Stärke der vorderen Optik das Bild in den Fokusbereich entsprechend der Länge des Auges bringt. Dieses optische Design soll zu einer annährend gleichbleibend hohen Akkommodationsbreite bei unterschiedlicher IOL-Stärke führen. Schlussfolgerung Die Patienten mit einer Synchrony-Dual-Optik-Intraokularlinse erreichten fünf Jahre nach der Implantation sehr gute funktionelle Ergebnisse (binokulare Sehschärfe und gute Leseperformance), und die Patientenzufriedenheit ist hoch. Die Messungen mit der DSA zeigen noch objektiv nachweisbare Akkommodation bis zu 1,0 dpt. Literatur 1. Ehmer A, Mannsfeld A, Auffarth GU, Holzer MP: Dynamic stimulation of accommodation. J Cataract Refract Surg 2008 Dec;34(12): Helmholtz H: Über die Accommodation des Auges. Graefes Arch Ophthalmol 1855;1(2): McLeod SD, Portney V, Ting A: A dual optic accommodating foldable intraocular lens. Br J Ophthalmol 2003;87: Langenbucher A, Huber S, Nguyen NX et al.: Measurement of accommodation after implantation of an accommodating posterior chamber intraocular lens. J Cataract Refract Surg 2003; 29: Auffarth GU, Martin M, Fuchs HA et al.: Validität der Vorderkammertiefenmessung zur Akkommodationsevaluierung nach Implantation einer akkommodativen Intraokularlinse (Modell Humanoptics 1CU). Ophthalmologe 2002;99:
6 254 M-IOL 6. Schneider H, Stachs O, Göbel K, Guthoff R: Changes of the accommodative amplitude and the anterior chamber depth after implantation of an accommodative intraocular lens. Graefes Arch Clin Exp Ophthalmol 2006;244: Nemeth G, Tsorbatzoglou A, Vamosi P et al.: A comparison of accommodation amplitudes in pseudophakic eyes measured with three different methods. Eye 2008;22: Marchini G, Pedrotti E, Santori P, Tosi R: Ultrasound biomicroscopic changes during accommodation in eyes with accommodating intraocular lenses; pilot study and hypothesis for the mechanism of accommodation. J Cataract Refract Surg 2004;30: Werner L, Mamalis N, Stevens S et al.: Interlenticular opacification: Dual-optic versus piggyback intraocular lenses. J Cataract Refract Surg 2006 Apr;32(4):
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