STÖRUNGEN UND DISZIPLIN IM UNTERRICHT
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- Jesko Stein
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1 Nachbereitung Schulpraktikum Deutsch Dr. Derk Frerichs STÖRUNGEN UND DISZIPLIN IM UNTERRICHT Referenten: Otto Sommer und Anna Gerlach
2 Fragen zum Beispielfall Welche Arten von Störungen treten auf? Welche Probleme / Ausgangsbedingungen trugen dazu bei? Warum könnten die Schüler gestört haben? Welche Lösungswege gibt es, um die Störungen zu verhindern bzw. dagegen anzugehen?
3 Gliederung (1) Definition: Disziplin, Unterrichtsstörung und Klassenmanagement (2) Theorie von Lockenvitz (3) Ursachen von Störungen (4) Appellcharakter (5) Bewältigungsstrategien (6) Prävention: Kounins Ansatz
4 (1) Definitionen
5 Definition: Disziplin Cloer (1987) Der Begriff Disziplin verweist einmal auf den Grad der Ordnung in einem Sozialgebilde, so dann auf die Maßnahmen und Mittel mit denen Ordnung in einem Sozialgebilde hergestellt wird. Disziplin wird dabei primär als Leistung eines disziplinierenden Subjekts verstanden.
6 zum Begriff: Disziplin Voraussetzungen für gelingenden Unterricht Unterrichtsatmosphäre / Klassenklima
7 zum Begriff: Disziplin notwendig für Lernerfolg Bereitschaft der Schüler Einforderung durch Lehrkraft Problem: Störungen
8 Definition: Unterrichtsstörung Nach Lohmann (2003): U-störungen sind Ereignisse, die den Lehr- Lernprozess beeinträchtigen, unterbrechen oder unmöglich machen, indem sie die Voraussetzungen, unter denen Lehren und Lernen erst stattfinden kann, teilweise oder ganz außer Kraft setzen.
9 Definition: Klassenmanagement Unter Klassenmanagement können alle Maßnahmen des Lehrers verstanden werden, die dazu führen, dass Lehr- Lernprozesse in der Schule möglichst reibungslos ablaufen. Aus: Wellenreuther, Martin: Lehren und Lernen aber wie? Baltmannsweiler 2005, S.244.
10 (2) Theorie von Lockenvitz
11 Disziplinstörungen - Formen nach Lockenvitz: Arbeitsverhalten Teilnahmeverweigerung Regelüberschreitungen Provokationen / Beleidigungen
12 Disziplinstörungen - Formen nach Lockenvitz: Sauberkeit und Ordnung Hausaufgaben und Leistungsbemessung Lügen Drogenkonsum sonstige Lernschwierigkeiten
13 Disziplinstörungen - Formen außerdem im Beispielfall: Lautstärke (Verstehensprobleme) Ablenkungen anderer Schüler
14 (3) Ursachen von Störungen
15 Ursachen Schüler
16 Ursachen Schüler familiäres Umfeld
17 Ursachen Schüler familiäres Umfeld Lehrer
18 Ursachen Schüler familiäres Umfeld Lehrer Institution Schule
19 Ursachen - die Schüler Fehlen von Erfolgen / Kompensation Aufmerksamkeitsdefizit Gleichgültigkeit mangelnde Bedürfnisbefriedigung Aggression und Gewalt
20 Ursachen - familiäres Umfeld Grundeinstellung zur Schule Institutionalisierung der Erziehung Möglichkeiten der Umdeutung fehlende Konsequenz Erziehungsunsicherheiten
21 Ursachen - die Schule Leistungsprinzip Schulnoten / Kompensation Stundenpläne / Lernstoff Klassen / Schulgröße fehlende Interessenberücksichtigung
22 Ursachen - die Schule außerdem: Klassengröße Klassenzusammensetzung Auswahlkriterien
23 Ursachen - die Lehrer mangelnde Vorbereitung Inkonsequenz Autoritätsmangel fehlende Verantwortungsbereitschaft mangelnde Abstimmung
24 Ursachen - die Lehrer unnötige Machtkämpfe fehlende Schülereinbeziehung schlechte Erläuterung
25 Ursachen - die Lehrer außerdem: Nicht-reagieren Gleichgültigkeit keine Gegenstrategien parat
26 zusätzlich: die Klasse Ungerechtigkeiten zwischen zwei Personen (soziale) Benachteiligung drückt sich eventuell durch Protest aus
27 (4) Appellcharakter
28 Appellcharakter vitale Bedürfnisse Anforderungen an Aufmerksamkeit und Konzentration motorische Bedürfnisse z. B. durch Stillsitzen
29 Appellcharakter sensorische Bedürfnisse aus monotoner und reizarmer Umwelt Bedürfnis nach sozialen Kontakten zu starke Lehrerzentrierung
30 Appellcharakter kognitive Bedürfnisse Unter-/ Überforderung zu starke Sachorientierung
31 (5) Bewältigungsstrategien
32 Konfliktbewältigungsstrategien 1. bewusstes Ignorieren soweit möglich bei Aufmerksamkeitsgesuch
33 Konfliktbewältigungsstrategien 2. Verständnis und Zuwendung offene Haltung mit gleichzeitiger Distanz
34 Konfliktbewältigungsstrategien 3. eindeutige Verhaltensregeln exakte Definition von Störungen Kenntnis über (un)erwünschtes Verhalten Klarheit über Folgen
35 Konfliktbewältigungsstrategien 4. Regelbegründung Sinn und Bedeutung von Regeln Klarheit über Zusammenhang von Handlung und Reaktion Ziel: Verständnis
36 Konfliktbewältigungsstrategien 5. Einbeziehung der Schüler gemeinsame Erarbeitung von Normen und Regeln allerdings gewisse Grenzen
37 Konfliktbewältigungsstrategien 6. Verstärkung positiver Verhaltensweisen Konditionierung nach Behaviorismus positive Reaktion auf erwünschtes Verhalten
38 Konfliktbewältigungsstrategien 7. Problemlöseverfahren kooperative Handelsweisen pädagogisches Gespräch Ziel: Konfliktlösung ohne Sieg oder Niederlage
39 Konfliktbewältigungsstrategien 8. Strafe heutzutage weitgehend abgelehnt Gefahr der Bequemlichkeit des Strafenden und einer Vermeidungsstrategie
40 Konfliktbewältigungsstrategien 9. Lösungen zweiter Ordnung z. B. paradoxe Aufforderungen eine zu laute Klasse zu noch größerem Lärm auffordern
41 Konfliktbewältigungsstrategien außerdem: bestimmte Sitzkonstellationen vermeiden (v. a. Unterstufenklassen) konsequente Reaktionen festgelegte Sanktionen / Strategien parat haben
42 (6) Prävention: Kounins Ansatz
43 Klassenmanagement Umgang mit der ganzen Klasse für viele Lehrer eine schwierige Aufgabe In der Ausbildung eher am Rande / gar nicht Sehr wichtig, da durch eine gute Klassenführung weniger Probleme auftreten
44 Klassenmanagement Gutes Klassenmanagement ermöglicht meist einen effektiven, reibungslosen Unterrichtsablauf Durch gutes Klassenmanagement treten weniger Unterrichtsstörungen auf
45 Ansatz des Klassenmanagements: Jacob Kounin Empirische Untersuchungen 1976 Kounin scher Welleneffekt : eigentlichen Auswirkungen einer Zurechtweisung beziehen sich nicht auf den Zurechtgewiesenen, sondern auf den Rest der Klasse (Bsp.: Zuspätkommen) Studie: Frage nach Zusammenhang zwischen Zurechtweisungsverhalten des Lehrers Störungsrate Mitarbeit der SuS
46 1. Studie Fragebögen Experimente / Beobachtungen Es konnte kein Zusammenhang festgestellt werden zwischen dem Zurechtweisungsverhalten, der Störungsrate und der Mitarbeit der SuS
47 2. Studie Videoanalyse Andere Ergebnisse, da auch das Verhalten vor der eigentlichen Störung beobachtet wurde Gibt keine großen Unterschiede zwischen L im Umgang mit U-störungen / Oberflächlich betrachtet schimpfen und loben L in ähnlicher Weise
48 2. Studie Klassenkontext, auf den sich die Zurechtweisung bezieht, jedoch wichtig zu beachten! Wird sofort und auf die richtige Störungsquelle reagiert Andere Faktoren als die Zurechtweisungsmethoden für Aufmerksamkeit von Bedeutung
49 Vier Faktoren von Kounin Allgegenwärtigkeit / Überlappung Reibungslosigkeit / Schwung im U Aufrechterhaltung des Gruppenfokus Abwechslung / Überdrussvermeidung
50 Allgegenwärtigkeit / Überlappung Lehrer vermittelt, dass er das Klassengeschehen insgesamt immer im Blick behält und ermahnt zeitnah die richtigen SuS, ohne dabei den U-fluss stärker zu hemmen 2 mögliche Fehler: Objektfehler: L reagiert nur auf das Störverhalten bestimmter SuS und bemerkt Störverhalten von anderen SuS nicht Zeitfehler: L reagiert nicht sofort, sondern erst, nachdem sich eine größere Störkulisse aufgebaut hat
51 Beispiel L arbeitet mit einer Lesegruppe und Mary liest gerade vor. John und Richard, beide dem Stillarbeitsbereich zugeteilt, unterhalten sich vernehmlich. L schaut zu ihnen und sagt: Mary lies weiter, ich höre dir zu und fast gleichzeitig: John und Richard, ich höre euch reden. Dreht euch jetzt um und macht eure Arbeit.
52 Reibungslosigkeit / Schwung L sorgt für einen reibungslosen und schwungvollen U-ablauf ohne unnötigen Leerlauf und Weitschweifigkeiten mit flüssigen Übergängen Problem: Heterogenität innere Differenzierung
53 Beispiel Mary hat soeben ihren Lesevortrag beendet. L sagt: Schön Mary. Damit sind wir am Ende unserer Geschichte angelangt. Geht nun an eure Plätze und macht eure Stillarbeit fertig. Als alle SuS wieder an ihrem Platz sitzen, sagt sie: So, jetzt dürfen die Bluebirds zum Lesekreis kommen.
54 Aufrechterhaltung des Gruppenfokus Gesamte Gruppe sollte aktiviert sein, nicht nur einzelne SuS oder Schülergruppen Allen SuS das Gefühl vermitteln, dass ihre Teilnahme beobachtet und bewertet wird L konzentriert sich auch dann auf die gesamte Klasse, wenn er sich mit einem einzelnen Schüler näher beschäftigt / verdeutlicht, dass er immer alle SuS im Auge hat
55 Beispiel L weist die Klasse an, einen bestimmten Abschnitt im Lesebuch in Stillarbeit durchzulesen. Er wartet bis alle Kinder damit begonnen haben und wendet sich einem Schüler zu, um mit ihm noch einige Fragen zu klären. Während des Gesprächs hält er die Ohren auch gegenüber anderen SuS offen und sieht sich gelegentlich um. Nach Beendigung des Gesprächs stellt er einige inhaltliche Fragen zum Text und aktiviert dadurch die Gruppe durch Überprüfung.
56 Abwechslung / Überdrussvermeidung Didaktische und methodische Variation der U- methoden, um Langeweile zu verhindern Keine längeren Lehrervorträge Überlastung des Arbeitsgedächtnisses Nach dem Erklären möglichst sofort Übungsaufgaben stellen Strukturierung der Inhalte von leicht nach schwer Nutzung externer und verschiedener Medien
57 Beispiel L beginnt das Thema mit einem Einstieg in Form von Frontalunterricht. Dabei gibt es einige Bilder zur besseren Veranschaulichung. Es folgt eine Stillarbeitsphase mit Textarbeit, in der sich der L mit einigen schwächeren SuS zusammensetzt. In einer Klein-GA werden Fragen zum Text beantwortet. Ergebnisse werden in einem abschließenden Gespräch erfragt und der L fasst die wichtigsten Punkte noch einmal zusammen.
58 Unsere Ausgangssituation Wie hätte man die vier Faktoren nach Kounin einsetzen können, um die Störungen in der Ausgangssituation zu vermeiden?
59 Zusammenfassend Entscheidend ist die Prävention von Unterrichtsstörungen Hierfür ist ein gutes Klassenmanagement ausschlaggebend Wirksame Verhaltensweisen sind meist eher unauffällig
60 Literatur Lockenvitz, Thomas: Disziplin in der Schule. Zur Bedeutung und Bearbeitung von Störungen des Lernens, in: Die Deutsche Schule, Heft 2, 1998, S Wellenreuther, Martin: Lehren und Lernen aber wie? Baltmannsweiler Kounin, Jacob S.: Techniken der Klassenführung. Münster 2006.
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