Unternehmensnachfolge im Handwerk. Steuerliche Aspekte der Betriebsübergabe
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- Lilli Schmid
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1 Unternehmensnachfolge im Handwerk 19. Juni 2018 Steuerliche Aspekte der Betriebsübergabe Dipl.-Kfm. Hendrik Sebastian, Steuerberater, Chemnitz
2 Vorstellung Person Dipl.-Kfm. Hendrik Sebastian, Steuerberater Lützowstraße 12, Chemnitz Tel.: Mobil: Internet: Tätigkeits- und Interessenschwerpunkte Gründung, Wachstum, Nachfolge (Steuerliche) Optimierung der Unternehmensstruktur Strategische Begleitung von Unternehmen Branchen: Handwerk, Handel, Industrie, freie Berufe 2
3 Möglichkeiten der Unternehmensnachfolge 3
4 Möglichkeiten der Unternehmensnachfolge 4
5 1. Beispiel: Handwerksbetrieb - Einzelunternehmen Grundstück mit Wohnhaus und Betriebsgebäude im Eigentum des Handwerksmeisters (Betriebsinhaber, 63 Jahre) Wohnhaus wird vom Betriebsinhaber und seiner Ehefrau privat genutzt Betriebsgebäude wird ausschl. vom Einzelunternehmen genutzt 2 Kinder - Sohn und Tochter Sohn arbeitet im Unternehmen mit; ihm soll Betrieb übergeben werden 5 weitere Mitarbeiter Tochter hat Anstellungsverhältnis in anderer Firma und kein Interesse am Unternehmen 5
6 Beispiel: Handwerksbetrieb - Einzelunternehmen a) Entgeltlicher Erwerb des Unternehmens durch Sohn Vorteile: Abschreibungsvolumen beim Sohn Keine Grunderwerbsteuer, da in gerader Linie verwandt Keine Umsatzsteuer, wenn Betrieb im Ganzen veräußert wird Nachteile: Vater erzielt Veräußerungsgewinn; wenn über , dann einkommensteuerpflichtig - keine Gewerbesteuer Sohn muss Fremdkapital (evtl. Darlehen vom Vater fremdüblich!) aufnehmen Alternative I: Grundstück wird zurück behalten und der betriebliche Teil des Grundstückes verpachtet steuerlich: Betriebsaufgabe mit selbigen steuerlichen Folgen wie a) Alternative II: Teilung Grundstück (betrieblich/privat) und Veräußerung des betrieblichen Grundstücksteils 6
7 Unternehmensverkauf Aktiva Passiva Buchwert Verkehrswert Buchwert Verkehrswert Eigenkapital Anlagevermögen Umlaufvermögen Verbindlichkeiten
8 Unternehmensverkauf Beispiel: Handwerksmeister (63 Jahre) veräußert seinen Betrieb (Einzelunternehmen) für 400 T. Veräußerungskosten betragen 5 T. Lösung: Verkaufspreis Veräußerungskosten./ Buchwert Eigenkapital./ Veräußerungsgewinn = Freibetrag = 0 ( / = > ) durchschnittlicher Steuersatz = 35% (= Einkommensteuer) anzuwendender Steuersatz = 19,6% (35% x 56% = 19,6%) Einkommensteuer =
9 Beispiel: Handwerksbetrieb - Einzelunternehmen b) Unentgeltliche Übertragung im Rahmen der vorweggenommenen Erbfolge an den Sohn Vorteile: keine Einkommensteuer beim Vater aufgrund Übertragung Keine Grunderwerbsteuer, da in gerader Linie verwandt Keine Umsatzsteuer, da Übertragung im Ganzen Keine (zusätzliche) Fremdkapitalaufnahme beim Sohn notwendig Nachteile: kein zusätzliches Abschreibungspotenzial beim Sohn Erbrechtliche Lösung für Frau und Tochter evtl. Pflichtteilsverzicht - Beratung beim Anwalt/Notar empfehlenswert Grundstück muss mitübertragen werden; sonst steuerlich Betriebsaufgabe mit Gewinnbesteuerung beim Vater 9
10 Exkurs: Steuerliche Bewertung des Betriebsvermögen Beispiel: Herr D ist Inhaber eines Handwerksbetriebs in der Rechtsform eines Einzelunternehmens. Er überträgt am den Betrieb auf seinen Sohn. Mit welcher Schenkungsteuer muss sein Sohn rechnen? Wirtschaftsjahre Gewinn Gewerbesteuer (in C ca. 16%) angemessener Unternehmerlohn = Betriebsergebnis vor Ertragsteueraufwand Abgeltung Einkommen-/Gewerbesteuer (30%) = Betriebsergebnis Summe der Jahre 2015 bis
11 Bewertung des Betriebsvermögen Summe der Jahre = Durchschnittsertrag Vervielfältiger: 13,75 = Steuerwert des Betriebsvermögens abzgl. Verschonungsabschlag von 85% (Grundmodell) Zwischensumme Abzugsbetrag (max Freibetrag für Sohn)./ Schenkungsteuer ensteht ab einem Unternehmenswert i.h.v. ca Das entspricht einem Jahresgewinn nach Unternehmerlohn und nach Steuern i.h.v. ca
12 Exkurs: Verschonungsregelungen Erwerb pro Erbe Regelverschonung Optionsverschonung 85% 100% Zahl der Beschäftigten Behaltensfrist 5 Jahre Behaltensfrist 7 Jahre Mindestlohnsumme durchschnittliche Mindestlohn- durchschnittliche Lohnsumme p.a. summe Lohnsumme p.a. bis 5 keine Lohnsummenregelung 6 bis 10 min. 250 % 50,00% min. 500 % 71,43% 11 bis 15 min. 300 % 60,00% min. 565 % 80,71% über 15 min. 400 % 80,00% min. 700 % 100,00% 12
13 Exkurs: erbschaft-/schenkungsteuerliche Freibeträge Beziehung zum Erblasser/Schenker Steuerklasse Freibetrag Ehegatte, Lebenspartner LPartG I Kinder (eheliche, nichteheliche, adoptierte) und Stiefkinder I Enkel, Urenkel I (wenn Enkel Ersatzerbe für Kind(er) 400 T ) Eltern und Voreltern (Großeltern etc.) bei Erwerb von Todes wegen Eltern und Voreltern (soweit nicht Steuerklasse I), Geschwister, Neffen und Nichten, Stiefeltern, Schwiegereltern und -kinder, geschied. Ehegatte, Partner aufgehob. Lebenspartnerschaft Alle übrigen Erwerber (z.b. Verlobte, Pflegekinder, Pflegeeltern) I II III
14 Beispiel: Handwerksbetrieb - Einzelunternehmen c) Unentgeltliche Übertragung im Rahmen der vorweggenommenen Erbfolge an den Sohn gegen Zahlung einer Leibrente Übertragungsvorgang gilt als Schenkung Berechtigter/Vater: volle Besteuerung der Rentenzahlungen Verpflichteter/Sohn: voller Sonderausgabenabzug Vorteile: wie b) und zusätzlich Ausnutzung des Steuersatzsgefälles in der Einkommensteuer zwischen Eltern und Sohn Abzug des Barwertes der Rente im Bereich der Schenkungsteuer beim Sohn Nachteile: wie b) 14
15 2. Beispiel: Betriebsaufspaltung Betriebsaufspaltung Besitz- und Betriebsunternehmen Eigentümer des Grundstückes mit Betriebsgebäude ist 100%- Gesellschafter-Geschäftsführer der Betriebs-GmbH Gesellschafter-Geschäftsführer (verheiratet, 2 Kinder) möchte altersbedingt kürzer treten und perspektivisch ausscheiden Frau und ein Kind sind nicht im Unternehmen ein Kind (im Unternehmen) kommt für Nachfolge in Frage aber erst später Alternative: Verkauf an Mitarbeiter/Dritte 15
16 Beispiel: Handwerksbetrieb Betriebsaufspaltung a) Unentgeltliche Beteiligung des Kindes an Betriebs GmbH stufenweise Beteiligung möglich; keine Einkommensteuer beim Vater, da unentgeltlich Schenkungsteuer nur bei sehr großem Unternehmenswert bei Aufstockung der Beteiligung Vorsicht!: Kind sollte unter 50% der GmbH-Anteile bleiben Kind > 50% GmbH-Beteiligung => Grundstück übertragen; andernfalls wird die Betriebsaufspaltung aufgelöst und Einkommensteuer auf etwaige stille Reserven wird fällig, ohne Geldzufluss! 16
17 Beispiel: Handwerksbetrieb Betriebsaufspaltung b) Veräußerung an Mitarbeiter/Dritte a) GmbH-Anteile und Grundstück Veräußerer zahlt Einkommensteuer auf Gewinn Erwerber bekommt Abschreibungspotenzial auf Gebäude GmbH-Anteile sind nicht abschreibbar b) Veräußerung der GmbH-Anteile und Verpachtung des Grundstückes an den Erwerber Folge: Betriebsaufgabe Besitzunternehmen Stille Reserven im Grundstück/Gebäude werden ohne, dass Eigentümer Geld bekommen hat, besteuert; Gestaltung: GmbH & Co KG 60% des Gewinnes auf GmbH-Anteile unterliegen der Einkommensteuer 17
18 3. Verkauf GmbH(-anteile) Beispiel: Handwerksmeister betreibt seinen Handwerksbetrieb in der Rechtsform der GmbH. Er veräußert die 100%igen GmbH-Anteil für 225 T. Anschaffungskosten waren 25 T. Veräußerungskosten 5 T. Lösung: Verkaufspreis Veräußerungskosten./ Anschaffungskosten./ Veräußerungsgewinn = Freibetrag = 0 ( / = > ) zu versteuern 60% = Steuersatz = 35% Einkommensteuer =
19 4. GmbH & Co KG Beispiel: Handwerksmeister betreibt seinen Handwerksbetrieb in der Rechtsform der GmbH & Co KG. Er vermietet/überlässt der KG eine Gewerbeimmobilie. GmbH und KG-Anteile soll Sohn bekommen; das Grundstück die Tochter. Folge: Betriebsaufgabe, da wesentliches Betriebsvermögen an unterschiedliche Eigentümer gelangt; Versteuerung von Gewinnen, ohne Geldzufluss Alternative I: Veräußerung GmbH- und KG-Anteile an den Sohn, Grundstück an Tochter Alternative II: Einlage des Grundstückes in eine andere GmbH & Co KG und Übertragung der Anteile an Tochter; lohnt nur bei sehr großen stillen Reserven/Grundstückswerten 19
20 5. Aus der Not heraus - Betriebsfortführung nach plötzlichem Tod des Inhabers Beispiel: Betriebsinhaber (Einzelunternehmen) ohne Testament/Erbvertrag verstirbt. Er hinterlässt seine Ehefrau und die beiden gemeinsamen Kinder Erbengemeinschaft aller drei Erben alle Erben werden Mitunternehmer, wenn Erbschaft nicht ausgeschlagen wird Fortführung der Buchwerte der Gewinnermittlung des Erblassers = keine Einkommensteuer Haftungsbeschränkung => Änderung der Rechtsform (KG, GmbH, GmbH & Co KG) Auseinandersetzung der Erbengemeinschaft angeraten => Aufhebung der Erbengemeinschaft (ertragsteuerliche Rückwirkung, wenn Auseinandersetzung innerhalb von 6 Monaten erfolgt) Aufgabe/Veräußerung des Unternehmens: Gewinne unterliegen bei den Erben der Einkommensteuer Empfehlung: Testamentarische oder erbvertragliche Regelungen treffen 20
21 6. Steuerzahlung bei Betriebsaufgabe ohne Nachfolger Beispiel: Betriebsinhaber (Einzelunternehmen) gibt sein Unternehmen in Ermangelung eines Nachfolgers auf. Das bewegliche Inventar und die Vorräte werden veräußert. Das Grundstück mit Betriebsgebäude werden ins steuerliche Privatvermögen entnommen. Buchwerte der genannten Wirtschaftsgüter: 200 T Veräußerungserlös/Verkehrswerte: 400 T Lösung: steuerpflichtiger Betriebsaufgabegewinn: 200 T ermäßigte Einkommensteuer: Fünftel-Regelung oder ermäßigter Steuersatz Keine Gewerbesteuer Umsatzsteuer auf das veräußerte bewegliche Inventar Keine Umsatzsteuer auf die Entnahme des Grundstückes mit Gebäude Vorsicht bei Anschaffung und/oder grundlegenden Reparaturen innerhalb der letzten 10 Jahre vor Entnahme 21
22 Handlungsempfehlungen Nachfolgeplanung ist beratungsintensiv von kommunikativen Herausforderungen geprägt emotional deshalb: mit Unternehmensnachfolgeplanung zeitig beginnen und Beratung in Anspruch nehmen Zeit und Geld sind gut investiert 22
23 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Dipl.-Kfm. Hendrik Sebastian Steuerberater Lützowstraße Chemnitz Tel.: Mobil:
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