Ethik, Ökonomik und Spiele
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- Emil Scholz
- vor 8 Jahren
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1 Ethik, Ökonomik und Spiele Der Kredit in der neuzeitlichen Geldschöpfung Prof. Klaus Bastian Prof. Hans-Ulrich Niemitz 1
2 Gliederung Die antiken Emissionsbanken Die Proprietas in der Münze Bankgründung ohne Kredit Kreditäre Geldschöpfung durch den Wechsel Gegenüberstellung von Stacks und Bilanzen 2
3 Geld und Münze (UH) rot: ergänzt antike Emissionsbanken gaben kreditär Geldzeichen aus, deren Materialpreis wie bei modernen Noten den aufgeprägten Nennbetrag unterschritt die Kaufkraft der Geldzeichen war durch den Emissionsbanken gestellte Sicherheiten Schuldscheine (TerminKollateraleigentum) bestimmt, für deren Auslösung die Schuldner (TerminKollateralbesitzer) durch produziertes und zum Verkauf angebotenes NichtGeld ein erfolgreiches Marktangebot zu erreichen suchten mit dem Fortfall der römischen Rechtsordnung verschwanden die antiken Emissionsbanken und die Sicherung ihrer umlaufenden Geldzeichen seither waren umlaufende metallische Geldzeichen mangels endogener Schaffung per Kredit und Vernichtung durch Tilgung und Verzinsung kein Geld mehr, sondern bloße Münzen 3
4 Wechsel (Wikipedia) Die Entwicklung vom Münzwechsel mit Valutaklausel zum Kreditwechsel ohne Valutaklausel kam einer Revolution des Handelsund Kreditwesens gleich und war ein wichtiger Baustein der kommerziellen Revolution des Mittelalters. Der Käufer bezahlte bei Verwendung eines Kreditwechsels mit einem schriftlichen Zahlungsversprechen, der Wechselurkunde, bzw. dem Wechselbrief. In dieser verpflichtete er sich, an den Begünstigten zu einem bestimmten Zeitpunkt einen bestimmten Geldbetrag zu bezahlen. Die Zahlungsfrist lautete zunächst meist auf den nächsten Messe- bzw. Markttag, konnte also ein halbes oder ganzes Jahr betragen. Mit der Verkürzung der Abstände zwischen den Messen verkürzten sich auch die Zahlungszeiträume, bis sich verschiedene Fristen einbürgerten. Diese Fristen hingen davon ab, wo der Wechsel ausgestellt, und wo er eingelöst werden sollte. In diesem Zeitraum erfolgte gewöhnlich der Wareneinkauf mittels Wechsel (also Kreditbrief) und anschließend der Warenverkauf gegen Bargeld, das dann zur Einlösung des Wechsel genutzt werden konnte. Schnell wurde akzeptiert, dass der Wechsel - zunächst mit Erlaubnis der ursprünglich Beteiligten - auch weitergereicht wurde. 4
5 Wechsel (Wikipedia) Nachdem der Wechsel im 15. Jahrhundert indossierbar (d.h. durch bloße Unterschrift übertragbar) wurde, wurde er schnell zum Papiergeld der Kaufleute und damit zum wichtigsten Finanzierungsmittel für den internationalen Warenhandel. Das Indossament erhielt diesen Namen, weil auf der Rückseite das Handzeichen des Weiterreichenden erscheinen musste. Doch die Indossierbarkeit reichte keineswegs aus. Der Wechsel musste auch vor einem weltlichen Gericht einklagbar sein. Dies wurde erstmals 1405 in Barcelona durchgesetzt. Solange er nicht einklagbar war, waren seinem Gebrauch Grenzen gesetzt. 5
6 Wechsel (Wikipedia) Vorher war der Wechsel faktisch ein Kreditvertrag zwischen drei feststehenden Parteien, dem Kreditnehmer (bzw. Käufer), dem Bürgen (der Bank des Käufers, die die Bareinlösung des Wechsels am Fälligkeitstag übernahm) und dem Begünstigten (dem Verkäufer, der den Wechsel bei Fälligwerden einlösen konnte). Durch Indossament, d.h. durch Eintragung eines neuen Begünstigten (Indossatar) auf der Rückseite des Wechsels (von ital. in dosso = auf dem Rücken), übertrug der bisher Begünstigte (der Indossant) seine Rechte auf den Indossatar. Der Wechsel wurde so von einem personengebundenen Kreditvertrag zu einem übertragbaren Zahlungsmittel. 6
7 Wechselemission TerminGeldS Proprietas TerminKollEigG Univers Obj Haftung auf Termin UniversObjS NatBes NatEig TerminKollBesS Kredit TerminKollBesG NatEig NatBes UniversObjG SofortGeld TerminKollEigS Begünstigter 7
8 Die Konten der Banker AbrKollBes NatEig NatBes UniversObj PA-Konto Passiva Aktiva 8
9 2. Die Wisselbank schafft den Gulden Bco In Zeiten «leichterer» Münzen, fallender Edelmetallprei-se und steigender Devisenkurse veranlassen Kaufleute die Stadt Amsterdam 1609 eine Girobank zu gründen Alle Wechsel ab einer Summe von 600 fl. (300 fl. ab 1643) sind durch Guthaben bei der Amsterdamschen Wisselbank zu erfüllen Die Guthaben werden in Gulden Bco, einer physisch nicht existierenden, daher keiner Münzverschlechterung unterliegenden Einheit ausgedrückt Die Bank kaufte unterschiedliche Münzen und bezahlte ihre Kunden mit einem Guthaben (Stückgeld), das auf ihr Rechengeld lautete. 9
10 2. Wisselbank Fortsetzung I wechselnde Wardierungen und Marktpreise der Münzen führen dazu, dass auch der Gulden Bco schwankte, den Nutzern aber das individuelle Risiko an «leichtere» Münzen zu gelangen gegen ein gemitteltes Risiko tauscht Die Bank verteuert ab 1645 die Auflösung von Guthaben in Münzen und etabliert so ein Agio (Aufschlag) zu Gunsten des Gulden Bco gegenüber Münzen Der Gulden Bco wird so eine eigene Währung neben dem Gulden Courant (Crt) Das Agio verhindert, dass bei steigender Kaufkraft der Münzen, Kunden sich ihre Guthaben auszahlen lassen Die Bank gewährt ab 1683 Gulden-Bco-Kredite für 6 Monate gegen Beleihung von Gold und Silber 10
11 2. Wisselbank Fortsetzung II Wird der Kredit nicht mit Guthaben (Stückgeld) getilgt, geht der Kollateralbesitz am Edelmetall an die Bank über, das Guthaben kann dann nur zu den teuren Gebühren wieder in Münzen aufgelöst werden Guthabenauflösungen gehen ab 1683 stark zurück, da es billiger ist, kreditierte Guthaben binnen 6 Monaten zu tilgen, und diese Kreditguthaben frei handelbar sind Ende des 17. Jh.s schafft die Bank Guthabenauflösungen ab, so dass sie Banco-Guthaben nie in eine bestimmte Summe Courantmünzeneinlösenmuss Die so unnötig gewordenen Edelmetallbestände konnten nun ohne Gefahr der Illiquidität gegen auf Gulden Bco lautende Aktiva (mit Kollateraleigentum besicherte Kreditforderungen an die Ostindische Compagnie, den Staat) ersetzt werden. Guthaben (Passiva) wie die Aktiva der Bank lauteten nun auf gleiche Währung 11
12 Inverse Rekonstruktion des Geldes 1 Normalfall Bank mit Eigenkapital potentiell AbKollEig 1 Inverser Fall Wisselbank potentiell AbKollEig Geldakzeptant irgendeines Geldemittenten AbKollEig Körperliche Banknote ProprietasPool Proprieteure 1,, n Proprietas 2 Bank mit Eigenkapital hat viele Gläubiger. Die lassen verrechnen AbKollEig 2 Wisselbank hat viele Gläubiger. Die lassen verrechnen AbProprietas ExGeldakzeptant, nun Ab-SS-Akzeptant AbKollEig Bilanz der Bank akz. Rechtstitel em. Rechtstitel 1 EIGENKAPITAL 2 AbKollEig (Geld) AbKollEig (Ab-SS) EIGENKAPITAL AbSchuld- Schein. Fordert nur Banknote ExProprieteure 1,, n können Prop fordern AbKollEig Bilanz der Bank akz. Rechtstitel em. Rechtstitel 1 EIGENKAPITAL 2 AbProprietas AbKollEig (Ab-SS) EIGENKAPITAL 12 Körperlose Banknote, weil Schuldschein mit PAS
13 Der Nutzen des Bilanzierens Schema der Bilanz: Akzeptierte Rechtstitel (AR) AR1 AR2 ARn Proprietas als AR interpretiert (Eigenkapital) Bilanz einer Notenbank: Akzeptierte Rechtstitel (AR) AR1 (Wechsel) AR2 (Sicheres Wertpapier in Pension) ARn (Wertpapier ) Proprietas als AR interpretiert (Eigenkapital) Emittierte Rechtstitel (ER) ER1 ER2 ERn potentielle, aber nicht ER (Eigenkapital) Emittierte Rechtstitel (ER) ER1 (Banknoten [zum Wechsel]) ER2 (Banknoten [zum Wertpapier]) ERn (Banknoten...) potentielle, aber nicht ER (Eigenkapital) 13
14 Der Nutzen des Bilanzierens Bilanz der Wisselbank (Stufe eins: Proprietas als AR) Eigenkapital (wie Akzeptierte Rechtstitel) Haus Mühle Gold, Edelmetalle Fremdwährung, auch Devisen Emittierte Rechtstitel (ER) ER1 (Girokonto-Guthaben in hfl) ER2 (Girokonto-Guthaben in hfl) ERn (Girokonto-Guthaben in hfl) Bilanz der Wisselbank (Stufe zwei: Proprietas verkauft gegen Wertpapiere als AR) Akzeptierte Rechtstitel (AR) AR1 (Wertpapier festverzinslich in hfl) AR2 (Wertpapier festverzinslich in hfl) ARn (Wertpapier festverzinslich in hfl) Proprietas als AR interpretiert (Eigenkapital) Emittierte Rechtstitel (ER) ER1 (Girokonto-Guthaben in hfl) ER2 (Girokonto-Guthaben in hfl) ERn (Girokonto-Guthaben in hfl) potentielle, aber nicht ER (Eigenkapital) 14
15 Das Tafelbild Internationale Wechselgeschäfte Unternehmensbilanzen Katrin Pringel: Von Unternehmern, Piraten und Anderen 15
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