Vom Wünschen, Wollen und Umsetzen. Motivation und Selbstregulation für Umweltverhalten
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- Walter Neumann
- vor 5 Jahren
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1 : Motivation und Selbstregulation für Umweltverhalten Prof. Dr. Universität Siegen IPU Kongress Volkshaus Zürich,
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3 Umweltverhalten aus motivationspsychologischer Sicht nach Heckhausen & Gollwitzer (1987) Zielsetzung Wünschen Wollen??
4 Umweltverhalten aus motivationspsychologischer Sicht nach Heckhausen & Gollwitzer (1987) Recycling Energie sparen Verkehrsmittelwahl Konsumverzicht Wünschen Wollen Umsetzen???
5 Wünschen Erwartung Wert Zielsetzung Wünschen Wollen z.b. Atkinson, 1957; Fishbein & Ajzen, 1975
6 Wünschen Erwartung Selbstwirksamkeitserwartung: Glaube, dass umweltschützende Verhaltensweisen erfolgreich umgesetzt werden können, auch wenn dies schwierig ist Glaube an die Veränderbarkeit des eigenen Verhaltens
7 Wünschen Erfassung von Erwartung N = 350 Glaube an die Veränderbarkeit des eigenen Verhaltens z.b. «Ich kann substantiell verändern, wie nachhaltig ich mich verhalte.» Glaube daran, sich auch unter schwierigen Bedingungen nachhaltig verhalten zu können z.b. «Ich kann mich auch dann nachhaltig verhalten, wenn ich viele andere Verpflichtungen habe.» Schutte & Bullar, 2017
8 Wünschen Erfassung von Motivation und Verhalten N = 350 «Wie sehr beabsichtigen Sie die folgenden Verhaltensweisen?» z.b. «Meinen Abfall recyclen.» «Die Umwelt schonen.» Motivation Nachhaltiges Verhalten z.b. «Die Waschmaschine nur voll waschen.» «Ein umweltschonendes Auto fahren.» Schutte & Bullar, 2017
9 Wünschen Ergebnisse: Bedeutung von Erwartung N = Glaube an die Veränderbarkeit des eigenen Verhaltens.44 R 2 = Motivation.32 Nachhaltiges Verhalten Glaube daran, sich auch unter schwierigen Bedingungen nachhaltig verhalten zu können.24 Schutte & Bullar, 2017
10 Wünschen Wie beeinflussen? Verhaltensmodelle Geringe Hürden Umsetzen
11 Wünschen Erwartung Wert Zielsetzung Wünschen Wollen z.b. Atkinson, 1957; Fishbein & Ajzen, 1975
12 Wünschen Wert (1) Wertorientierungen (De Groot & Steeg, 2010; Stern et al., 1993) = Verinnerlichte Prinzipien, die wie übergeordnete Ziele über Situationen hinweg Verhalten steuern Umwelt Andere Personen («Altruismus») Selbst («Egoismus») Sparsamkeit, Freude (z.b. De Young, 2000) Werden durch Erziehung und Bildung vermittelt
13 Wünschen Wert (2) Anreize und Belohnungen
14 Wünschen Anreize und Belohnungen Winett et al., 1978; McClelland & Cook, 1980; Slavin et al., 1981 Finanzielle Soziale
15 Wünschen Finanzielle vs. soziale Anreize Handgraaf et al. (2012): Reduktion des Stromverbrauchs am Arbeitsplatz Baseline-Messung über zwei Wochen Studienbeginn Mitarbeitende in vier Versuchsbedingungen erhielten individuelle Rückmeldung über Stromverbrauch, plus Kontrollbedingung
16 Beispiel für individuelle Rückmeldung
17 Wünschen Finanzielle vs. soziale Anreize Finanzieller Anreiz: 0-5 pro Woche Sozialer Anreiz: Note zwischen 5.0 und 10.0 plus Kommentar («Great!»)
18 Wünschen Beispiel für öffentliche Rückmeldung
19 Wünschen Ergebnisse: Vergleich von Anreizen % gesparter Strom Ø 6.4% weniger Verbrauch Intervention Handgraaf et al. (2012)
20 Wünschen Nachteile finanzieller Anreizsysteme Bleiben finanzielle Anreize aus, bleibt auch umweltschonendes Verhalten wieder aus Gefühl, sich «freikaufen» zu können Keine Übertragungseffekte auf andere umweltschonende Verhaltensweisen Ersparnisse/Einnahmen werden in Konsum investiert u.a. Otto et al. (2014), Steg (2016)
21 Wünschen Anreize und Belohnungen Winett et al., 1978; McClelland & Cook, 1980, Slavin et al., 1981 Finanzielle Soziale Intrinsische (De Young, 1985)
22 Wünschen Intrinsische Motivation Tätigkeitsfreude und ausdauer bei Befriedigung von psychische Grundbedürfnissen Autonomie Kompetenz Soziale Eingebundenheit Deci & Ryan, 1990
23 Wünschen Erfassung von Bedürfnisbefriedigung «Wenn ich mich auf umweltschonende Art und Weise verhalte,» Wahrgenommene Autonomie «habe ich das Gefühl, dass meine Entscheidungen auf meinen wahren Interessen und Werten beruhen.» Wahrgenommene Eingebundenheit Wahrgenommene Kompetenz «fühle ich mich anderen Menschen, die mir wichtig sind, nahe und verbunden.» «habe ich das Gefühl, dass ich schwierige Herausforderungen auf mich nehme und meistere.» Cooke et al., 2016
24 Wünschen Erfassung intrinsischer Motivation «Wieso verhalten Sie sich umweltschonend?» z. B. Weil es sich gut anfühlt, wenn ich etwas Gute für die Umwelt tue. Intrinsische Motivation Cooke et al., 2016
25 Wünschen Erfassung von Umweltverhalten z. B. «Den Computer ausschalten, wenn er nicht benutzt wird»; «Das Licht ausmachen, wenn ich den Raum für mehr als 5 Minuten verlasse.» Einfaches Umweltverhalten z.b. «An Märschen und Demonstrationen zum Umweltthemen teilnehmen»; «Meinen Fleischkonsum einschränken.» Schwieriges Umweltverhalten Cooke et al., 2016
26 Wünschen Ergebnisse: Bedeutung von Bedürfnisbefriedigung 261 Personen Wahrgenommene Autonomie Wahrgenommene Eingebundenheit Wahrgenommene Kompetenz Intrinsische Motivation R 2 =.21 Einfaches Umweltverhalten R 2 =.32 Schwieriges Umweltverhalten Cooke et al., 2016; siehe auch Green-Demers et al., 1997
27 Fridays for Future
28 Umweltverhalten aus motivationspsychologischer Sicht nach Heckhausen & Gollwitzer (1987) Zielsetzung Wünschen Wollen
29 Wollen Zielsetzungstheorie Locke & Latham (1990, 2002) Spezifische, schwierige Ziele Anstrengung Ausdauer Ausrichtung Planung und Strategieneinsatz Gute Leistung
30 Wollen Setzen spezifischer, schwieriger Ziele McCaul & Kopp (1981) 120 College-Studierende sollen für einen guten Zweck (Spende) zwei Wochen lang leere Getränkedosen sammeln 42.1 «Sammelt 4 Getränkedosen pro Tag «43.1 (Ø 3.1 pro Tag) «Sammelt Getränkedosen» 31.4 (Ø 2.2 pro Tag)
31 Umweltverhalten aus motivationspsychologischer Sicht nach Heckhausen & Gollwitzer (1987) Zielsetzung Recycling Energie sparen Verkehrsmittelwahl Konsumverzicht Wünschen Wollen Umsetzen???
32 Umsetzen Feedback Spielt eine zentrale Rolle für die Anpassung des eigenen Verhaltens Ziel = Referenzwert Vergleich Verhalten Feedback aus Umwelt Carver & Scheier (1990)
33 Umsetzen Beispiele: Benzin- und Energieverbrauch In Kombination mit einem spezifischen und schwierigen Ziel und/oder Vergleichsinformationen (z.b. Alcott & Rogers, 2012)
34 Umsetzen Feedback Spielt eine zentrale Rolle für die Anpassung des eigenen Verhaltens Soziale Bezugsgruppe = Referenzwert Vergleich Verhalten Feedback aus Umwelt Carver & Scheier (1990)
35 Alcott & Rogers (2012)
36 Alcott & Rogers (2012) Alcott & Rogers (2012)
37 Umsetzen Ergebnisse: Strom sparen Langzeiteffekte Ø Energieeinsparung (kwh/tag) Beginn d. Intervention Fortgesetzte Intervention Beendete Intervention Ende d. Intervention f. gestrichelte blaue Gruppe
38 Umsetzen Feedback hat die grösste Wirkung, wenn es dazu auch Hinweise gibt, wie Energie gespart werden kann es regelmässig (real time) und mit hoher Frequenz gegeben wird es über In-Home-Devices oder web-basiert gegeben wird es geräte-spezifisch ist (European Commission Science for Energy Report, 2015)
39
40 Umsetzen Feedback hat die grösste Wirkung, wenn es dazu auch Hinweise gibt, wie Energie gespart werden kann es regelmässig (real time) und mit hoher Frequenz gegeben wird es über In-Home-Devices, web-basiert und digital gegeben wird es Geräte-spezifisch ist es mit einem spezifischen, schwierigen Ziel kombiniert wird (JRC Science for Energy Report, Serrenho, Zangeri & Bertoldi, 2015)
41 Umsetzen
42 Umsetzen Umweltverhalten erfordert Selbstkontrolle Gerade wenn umweltschonendes Verhalten mit egoistischen Interessen in Konflikt steht (Chuang et al., 2016) «Ich hab keine Lust.» «Ich will mein Geld lieber für was anderes ausgeben.» «Ich kann mich nicht dran gewöhnen.» «Ich hab keine Zeit.»
43 Umsetzen Zusammenspiel von Person und Umfeld Person Umfeld - Motivation - Fertigkeiten, Strategien und Wissen (Hines et al., 1986) - Selbstkontrolle «kompensatorische Beziehung» - Förderliche Bedingungen und Gelegenheiten - Hinderliche Bedingungen und Kosten
44 Umsetzen
45 Weitere Beispiele Verfügbarkeit von Trinkbrunnen Verfügbarkeit (und Sichtbarkeit) von Recycling-Abfalleimern im öffentlichen Raum Vereinfachte Müllabfuhrabholpläne
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47 Umsetzen Vereinfachung des Abholplans und Einführung kleinerer Restmüll-Abfalleimer Anstieg d. Recyclingmenge um 85% von 2 auf 3.5 kg pro Haushalt (Durchschnitt) Quelle: %E2%80%98nudging%E2%80%99-success-recycling
48 Überblick Selbstwirksamkeit Setzen schwieriger, Glaube an spezifischer Ziele Veränderbarkeit d. eigenen Verhaltens Werte Soziale Anreize Intrinsische Motivation durch Bedürfnisbefriedigung Feedback [Individualisierte Informationen] Schaffung von Gelegenheiten und Abbau von Hindernissen Wünschen Wollen Umsetzen
49 Ein Engelskreis? Siehe auch Locke & Latham (1990) Wünschen Wollen Umsetzen Selbstwahrnehmung (Bem, 1972) +
50 Effekt von Selbstwahrnehmung «Inwiefern treffen diese Verhaltensweisen auf Sie zu?» (1= gar nicht, 7 = sehr) Häufige Verhaltensweisen z.b. Müll recyclen Nach einem Picknick Müll entsorgen Seltene Verhaltensweisen z.b. Immer ÖV anstelle des Autos benutzen Glas- statt Plastikflaschen kaufen Ø 5.53 Ø 3.05 Kontrollbedingung z.b. Pommes frites essen Täglich Zeitung lesen Cornelissen et al. (2008)
51 Einstellung zum Umweltschutz (Studie 1) Positive Einstellung zum Umweltschutz "Ich fühle mich moralisch verpflichtet, die Umwelt zu schützen." Häufige Verhaltensweisen Kontrollbedingung Seltene Verhaltensweisen Cornelissen et al. (2008)
52 Auswahl zwischen umweltfreundlicher vs. günstiger Variante (Studie 2) z.b. Einzeln verpackt für $0.95 vs. zusammen verpackt für $1.05 Cornelissen et al. (2008)
53 Wahl umweltfreundlicher Produkte (Studie 2) Häufige Verhaltensweisen Seltene Verhaltensweisen Cornelissen et al. (2008) Kontrollbedingung
54 Fazit Marketingkampagnen sollten nicht unbedingt betonen, was Personen noch nicht richtig machen «Deskriptive Norm» = Alle machen es so! Stattdessen persönliche Norm betonen Umweltschonendes Verhalten als Folge von Selbstwahrnehmung und Wunsch nach Konsistenz
55 Ein Engelskreis Siehe auch Locke & Latham (1990) Wünschen Wollen Umsetzen Selbstwahrnehmung (Bem, 1972) +
56 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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