Ein Health Report System für Gesundheits- und Sicherheitsmanagement in Betrieben
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- Kajetan Berg
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1 ready4health Ein Health Report System für Gesundheits- und Sicherheitsmanagement in Betrieben Auftraggeber Allgemeine Unfallversicherungsanstalt Hauptstelle Auftragnehmer Fachhochschule Burgenland Ges.m.b.H. (abgewickelt durch die Forschung Burgenland GmbH) Endbericht Kurzfassung (April 2013 bis März 2015) Barbara Szabo, MA Magdalena Thaller, MA Prof. (FH) Mag. Florian Schnabel, MPH Prof. (FH) Mag. Dr. Erwin Gollner, MPH
2 Projekthintergrund Die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA) beauftragte im Jahr 2013 die Forschung Burgenland eine 100%-ige Tochtergesellschaft der Fachhochschule (FH) Burgenland mit der Umsetzung eines zweijährigen Forschungsprojektes ready4health Ein Health Report System für Gesundheits- und Sicherheitsmanagement in Betrieben [kurz: ready4health ]. Ausgangspunkt für die Projektbeauftragung stellte ein vom Fonds Gesundes Österreich (FGÖ) gefördertes Grundlagenforschungsprojekt der FH Burgenland dar, im Rahmen dessen von Ahrens & Goldgruber (2010) ein Instrument zur Bestimmung der Reife eines Unternehmens für betriebliche Gesundheitsförderungsmaßnahmen entwickelt wurde. Im Rahmen des darauf aufbauenden Forschungsprojektes ready4health sollte das Tool weiterentwickelt werden. Neben diesem Vorprojekt trugen darüber hinaus gesellschaftliche, ökonomische und rechtliche Entwicklungen zum Thema Gesundheit am Arbeitsplatz zur Entstehung und zum Ablauf des Projektes bei. Projektziele Im Rahmen des zweijährigen Forschungsprojektes sollte das Tool von Ahrens & Goldgruber (2010) weiterentwickelt und zu einem ganzheitlichen Health Report System erweitert werden. Ursprüngliches Ziel des Forschungsprojektes war somit die Entwicklung eines ganzheitlichen Health Report Systems vor dem Hintergrund der Kultur eines Unternehmens. Mit Hilfe des Systems sollten der Kulturtyp von Unternehmen unterschiedlicher Branche analysiert und in Abhängigkeit des Kulturtyps Gesundheitsmaßnahmen abgeleitet werden. Darüber hinaus sollte das Health Report System dazu dienen, den Stellenwert von Gesundheits- und Sicherheitsmanagement zu messen und die Gesundheits- und Sicherheitskultur eines Unternehmens zu analysieren. Damit sollte eine interessante Verknüpfung zwischen Gesundheitsförderung, Prävention und ArbeitnehmerInnenschutz gelingen. Aufgrund einer Ausweitung des Projektes wurde die Erstellung und Validierung eines quantitativen Online- Tools zur Messung psychischer Belastungen am Arbeitsplatz (r4h_psyche) als Teil der gesetzlich vorgeschriebenen Evaluierung als weiteres Projektziel definiert. Projektmanagement Um das Forschungsprojekt systematisch und professionell durchzuführen, kamen bei der Planung, Kontrolle, Steuerung und Organisation Methoden des Projektmanagements zur Anwendung. In Kapitel 4 werden die Phasen der Projektkoordination, des Projektcontrollings, der Projektdokumentation sowie des Projektmarketings näher beschrieben. Darüber hinaus finden sich in diesem Kapitel Informationen zum Projektverlauf inklusive Zeitplan und Kurzbeschreibung der Arbeitspakete. Für die Umsetzung des Forschungsprojektes im Sinne der Zielerreichung wurde eine angemessene Projektstruktur aufgebaut. Zur fachlichen Unterstützung des Projektteams erfolgte zu Beginn des Projektes die Einrichtung eines Fachbeirates, der in regelmäßigen Abständen konsultiert wurde und eine inhaltlich beratende, jedoch keine entscheidende Funktion einnahm. Die Steuerungsgruppe setzte sich aus Vertretern vonseiten des Projektauftraggebers (AUVA) sowie des Projektauftragnehmers (FH Burgenland) zusammen. Das interne Projektteam der FH Burgenland setzte sich aus vier Personen zusammen. 2
3 Definitionen und Begriffsabgrenzungen Eine wesentliche Grundlage für die Umsetzung des Forschungsprojektes stellte sowohl zu Beginn als auch im Laufe des Projekts die Definition und Abgrenzung der Begriffe Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF), Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM), Betriebliche Prävention (BP), ArbeitnehmerInnenschutz (ASch) sowie Betriebliches Sicherheitsmanagement (BSM) voneinander dar. Es ist darauf hinzuweisen, dass die Grenzen zwischen den einzelnen Bereichen fließend sind. Problematisch ist gemäß Faller (2010) nämlich, dass die einzelnen Begriffe eng miteinander verwandt sind, jedoch meist Ausdruck spezifischer disziplinärer Prioritätensetzungen sind. Schwierig ist des Weiteren, dass die einzelnen Begriffe synonym, teilweise konkurrierend und wertend verwendet werden. Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden. in Kapitel 5 stellt einen Versuch des Projektteams dar, die Begriffe voneinander abzugrenzen bzw. Gemeinsamkeiten abzubilden. Theoretische Grundlagen und konzeptioneller Bezugsrahmen Das Forschungsprojekt baut auf zahlreichen, empirisch gut belegten Theorien, Konzepten und Modellen auf. Zugrunde liegende übergeordnete theoretische Grundlagen und Konzepte sind das Konzept der Resilienz, Menschenbilder in Organisationen sowie die Grundbedürfnisse des Menschen nach Epstein. Wesentliche Modelle und Grundlagen, die als Basis für die Entwicklung des Tools zur Messung des Stellenwerts von betrieblichem Gesundheits- und Sicherheitsmanagement (r4h_bgf) dienten, sind der Sozialkapitalansatz nach Badura (2008), Weißmanns empirisches Kultur-Modell (2004) sowie das Modell zur BGF-Reife von Organisationen nach Ahrens & Goldgruber (2010) Modelle, die die Grundlage für die Entwicklung des Tools zur Messung psychischer Belastungen am Arbeitsplatz (r4h_psyche) bildeten sind vor allem das Anforderungs-Kontroll-Modell nach Karasek & Theorell (1990) sowie das Gratifikationsmodell nach Siegrist (2004). Die genannten Konzepte und Modelle werden in Kapitel 6 erläutert und deren Relevanz für das Forschungsprojekt aufgezeigt. 3
4 Unternehmensakquise Der Unternehmensakquise kam im Rahmen des Forschungsprojektes eine entscheidende Rolle zu. Zentrales Ziel des Projektes war es, möglichst viele österreichische Unternehmen unterschiedlicher Branche für die Teilnahme am Projekt zu gewinnen. Wesentliche Zugangswege waren die direkte Ansprache von Unternehmen, Telefonakquise, Akquise via Social Media, mediale Akquise, die Akquise auf Fachtagungen und Veranstaltungen sowie der Zugang zu Unternehmen über AbsolventInnen und Studierende der FH Burgenland. Für die Unternehmensakquise erstellte das Projektteam der FH Burgenland ein Informationsschreiben und entwarf einen Folder. Darüber hinaus wurde im Rahmen des Forschungsprojektes die Simpleshow als originelle Möglichkeit, um die zentralen Ziele und Inhalte des Projektes für Unternehmen in einem Erklärvideo aufzuzeigen, genutzt. Insgesamt nahmen neun Unternehmen im Rahmen der Pretest-Phase und 45 Unternehmen an der Haupterhebungsphase am Projekt ready4health teil. Der Großteil dieser 45 Unternehmen lässt sich den Branchen Dienstleistung (15) sowie Gesundheitswesen (14) zuordnen. In Hinblick auf die Größe der teilnehmen Unternehmen ist anzumerken, dass der Großteil (44%) zum Zeitpunkt der Erhebung 51 bis 250 Beschäftigte aufwies. Der Ablauf der Befragung aus Sicht eines Unternehmens setzte sich grundsätzlich aus vier Phasen zusammen: 1. Planung der Befragung 2. Anmeldung 3. Durchführung der Erhebung 4. Auswertung und Maßnahmenempfehlungen Konstruktion des ganzheitlichen Health Report Systems Kernaufgabe im Rahmen des Forschungsprojektes ready4health war wie bereits mehrfach erwähnt die Konstruktion eines ganzheitlichen Health Report Systems für Unternehmen. Dieses setzt sich nach einer Projekterweiterung (s. Kapitel Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden.) aus einem quantitativen Online-Tool zur Messung des Stellenwertes von betrieblichem Gesundheits- und Sicherheitsmanagement (r4h_bgf) und einem quantitativen Online-Tool zur Messung psychischer Belastungen am Arbeitsplatz (r4h_psyche) zusammen. Den beiden nun validierten Fragebogeninstrumenten ging ein umfassender und systematischer Entwicklungsprozess voran, der in Kapitel 8 näher beschrieben wird. Dieser beinhaltete unter anderem eine Pretesterhebung, welche wertvolle qualitative (Fokusgruppe) und quantitative (statistische Auswertung, Erstvalidierung) Ergebnisse lieferte und zur Weiterentwicklung des Health Report Systems beitrug. Zur Anwendung der beiden Tools kam eine Online-Plattform zum Einsatz, welche im Zuge des Forschungsprojektes ebenfalls einer kontinuierlichen Weiterentwicklung unterzogen wurde. 4
5 Der Fragebogen r4h_bgf besteht in seiner finalen Version aus 82 Items, welche sich auf insgesamt fünf Dimensionen beziehen (s. Tabelle 1). Tabelle 1: Dimensionen und Items Fragebogen r4h_bgf Dimension Anzahl Items Arbeitsorganisation und -bedingungen 15 Führungsverständnis 17 Menschenbild 13 Stellenwert von Gesundheit 9 Sicherheitsmanagement 19 Kulturtyp (wird versteckt innerhalb der fünf Dimensionen abgefragt) 9 Das Erhebungsinstrument r4h_psyche stellt ein branchenunabhängiges, kompaktes, niederschwelliges Instrument dar, welches ein erster Schritt im Rahmen des gesamten Prozesses der Arbeitsplatzevaluierung psychischer Belastungen ist. Der im Rahmen des Forschungsprojektes entwickelte Fragebogen erfasst und beurteilt gemäß 4 ASchG, ÖNORM EN ISO folgende vier Dimensionen arbeitsbedingter psychischer Belastungen: Belastungen durch Arbeitsaufgaben und Tätigkeiten Belastungen durch das Sozial- und Organisationsklima Belastungen durch die Arbeitsumgebung Belastungen durch die Arbeitsabläufe und Arbeitsorganisation Der Fragebogen erfüllt die Anforderungen der ÖNORM EN ISO Im Rahmen des Forschungsprojektes wurde somit über die Plattform ein ganzheitliches Health Report System für Gesundheits- und Sicherheitsmanagement in Betrieben entwickelt. Dieses setzt sich aufgrund der vorgenommenen Erweiterung aus einem quantitativen Online-Tool zur Messung des Stellenwerts von betrieblichem Gesundheits- und Sicherheitsmanagement (r4h_bgf) und einem quantitativen Online-Tool zur Messung psychischer Belastungen am Arbeitsplatz (r4h_psyche) zusammen. Somit gelang es mit Hilfe des Forschungsprojektes, die salutogenetisch ausgerichtete betriebliche Gesundheitsförderung mit der pathogenetisch orientierten Sichtweise des ArbeitnehmerInnenschutzes zu verbinden. Auswertung und Validierung r4h_bgf Das Validierungsverfahren wurde im Sinne des Nachweises der psychometrischen Kriterien (Zuverlässigkeit, Validität, Sensitivität und Diagnostizität) durchgeführt. Dabei kamen zur statistischen Überprüfung der quantitativen Gütekriterien varianzanalytische Verfahren, Korrelationen, Reliabilitätsanalysen und Konfidenzintervalle zur Anwendung. Die Auswertung und Validierung basiert auf insgesamt Datensätzen von 45 österreichischen Unternehmen. In Kapitel 9 werden ausgewählte Auswertungsergebnisse zur Kulturtypbestimmung sowie zur Bestimmung des Stellenwerts von betrieblichem Gesundheits- und Sicherheitsmanagement dargestellt. Die Ergebnisse der Kulturtypbestimmung wurden separat für die einzelnen definierten Unternehmensgrößen (0 bis 50 MitarbeiterInnen, 51 bis 100 MitarbeiterInnen, >100 5
6 MitarbeiterInnen) sowie nach Branche (Gesundheitswesen, Dienstleistung, Sachgüterbereich, Nahrungsmittelindustrie, Handel) dargestellt. Zudem werden Ergebnisse zur Auswertung der einzelnen Dimensionen zur Bestimmung des Stellenwerts von betrieblichem Gesundheits- und Sicherheitsmanagement dargestellt. Hierzu erfolgte eine deskriptive bzw. explorative Datenanalyse der einzelnen Summenscores pro Dimension, wobei Breakvariablen die Unternehmensgröße sowie die Branche darstellten. In einem nächsten Schritt wurde eine Reliabilitätsanalyse durchgeführt. Darüber hinaus wird auf die Korrelationen zwischen den Dimensionen eingegangen. Die Darstellung der Ergebnisse einer einfaktoriellen Varianzanalyse (ANOVA) inklusive der Post-Hoc-Tests pro Dimension, wobei Gruppenvergleiche nach der MitarbeiterInnenzahl und der Branche erfolgten. In einem letzten Schritt wurde der Stellenwert von betrieblichem Gesundheits- und Sicherheitsmanagement mit dem Kulturtyp in Beziehung gesetzt. Hierzu wurde pro Dimension eine explorative Datenanalyse in Hinblick auf die einzelnen Kulturtypen vorgenommen. Zudem wurden Varianzanalysen inklusive Post-Hoc-Tests durchgeführt. Wissenschaftliche Aktivitäten Im Sinne der Verbreitung der wissenschaftlichen Projektergebnisse wurden während des gesamten Projektzeitraumes Projektergebnisse veröffentlicht und vorgestellt. Diese betrafen die Erstellung von Projektpublikationen bzw. Beiträgen in Fachzeitschriften, die Erstellung von Masterarbeiten zum Themenbereich des Forschungsprojektes sowie die Durchführung einer wissenschaftlichen Veranstaltung. 6
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