Das IS-LM-Modell (nach Hicks)
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- Karlheinz Kurzmann
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1 Das IS/LM-Modell und Implikationen der Wirtschaftspolitik 1 Das IS-LM-Modell (nach Hicks) Erläuterung des IS- und des LM-Modells als Rückgriff auf die letzten beiden Tutorium. 1. Darstellung des Modells Das IS/LM-Modell entspricht der keynesianischen Konzeption eines simultanen Gleichgewichts am Gütermarkt und Geldmarkt. Ein partielles Gleichgewicht auf dem Geldmarkt wird realisiert, wenn die Geldnachfrage (Liquiditätspräferenz) dem (realen) Geldangebot gleichkommt. Das System des partiellen Geldmarkt-Gleichgewichts beruht im Prinzip auf drei Gleichungen: (1) reale Geldnachfrage: L = L T ( r ) + L S (i) (2) reales Geldangebot: M r = M/P (3) Geldmarkt-Gleichgewicht: L = M Der Gütermarktes läßt sich ebenfalls in drei Gleichungen darstellen: (4) Sparfunktion der HH: S = - C() pos. Steigung absolute Einkommenshypothese (5) zinsinduzierte Investitionen: I = I (i)neg. Steigung negativer Zusammenhang (6) Gütermarkt-Gleichgewicht: I = S Bei geringem Einkommen und geringer Ersparnis ist ein hoher Zinssatz erforderlich, damit ein Gleichgewicht erreicht werden kann. Umgekehrt muß bei hohem Einkommen und hoher Ersparnis der Marktzinssatz geringer sein, damit bei gegebenen Erwartungen hohe Investitionen zum Erreichen des Gütermarkt- Gleichgewichts getätigt werden.
2 Das IS/LM-Modell und Implikationen der Wirtschaftspolitik 2 Graphische Darstellung IS: S () = I (i) LM: L (, I) = M P Dies ist ein Gleichungssystem mit zwei Gleichungen und zwei endogenen Variablen, nämlich dem Realeinkommen und dem Zins. Die LM-Kurve steht dabei für ein Bestandsgleichgewicht am Geldmarkt und die IS-Kurve für ein Stromgleichgewicht auf dem Gütermarkt. Abbildung 1: Das IS/LM-Modell i IS LM i* * Im Schnittpunkt existiert genau eine Zins-Volkseinkommens-Kombination, die beide Gleichgewichtsbedingungen erfüllt.
3 Das IS/LM-Modell und Implikationen der Wirtschaftspolitik 3 2. Ungleichgewicht Im IS/LM-Modell sind verschiedene Ungleichgewichte vorstellbar. So kann ein Nachfragebzw. Angebotsüberhang auf dem Gütermarkt bei gleichzeitigem Gleichgewicht auf dem Geldmarkt auftreten oder der Geldmarkt bei gleichgewichtigem Gütermarkt hinsichtlich geplantem Geldangebot und geplanter Geldnachfrage abweichen. Ebenso wäre eine Situation möglich, in der beide Märkte nicht im Gleichgewicht sind. Zu beachten ist jedoch, daß das IS-LM-Modell stabil ist, d.h. in der Tendenz immer wieder dem Gleichgewicht entgegenstrebt. i Abbildung 2:Ungleichgewichte im IS/LM-Modell IS U 4 LM U U 1 U 2 Punkt U 1 : Dieser Punkt liegt oberhalb der IS-Kurve und unterhalb der LM-Kurve und stellt deshalb: - ein Überschußangebot auf dem Gütermarkt, da beim gegbenen Einkommen die Ersparnis zu hoch ist (S >I) und - eine Überschußnachfrage auf dem Geldmarkt, weil der Zins zu gering und damit die Geldnachfrage aus dem Vorsichts- und Spekulationsmotiv zu groß ist (L > M). Geld- und Gütermarkt bewegen sich zum Gleichgewicht, indem das Realeinkommen über den Multiplikatorprozeß sinkt (Pfeil 1) und der Zins wegen fallender Kurse am Wertpapiermarkt steigt (Pfeil 2). Punkt U 2 : L > M Überschußnachfrage auf dem Geldmarkt
4 Das IS/LM-Modell und Implikationen der Wirtschaftspolitik 4 S < I Überschußnachfrage auf dem Gütermarkt Punkt U 3 : L < M Überschußangebot auf dem Geldmarkt S < I Überschußnachfrage auf dem Gütermarkt Punkt U 4 : L < M Überschußangebot auf dem Geldmarkt S > I Überschußangebot auf dem Gütermarkt Zur Erläuterung im Tutorium: 1. Lage im Ausgangspunkt beschreiben 2. Mechanismen erklären 3. komp.-statische Analyse
5 Das IS/LM-Modell und Implikationen der Wirtschaftspolitik 5 3. Aufgabe zum IS/LM-Modell: Für eine Volkswirtschaft gelten folgende Funktionen: (1) - Geldnachfragefunktion: L (,i) = 1,5-100 i (2) - Sparfunktion: S () = 0,2 (3) - Investitionsfunktion: I (i) = 4-40 i (4) - Realkasse: M/P = 6 (5) - nominale Geldmenge: M = 24 Berechnen Sie Realeinkommen, Zins im simultanen Geld- und Gütermarktgleichgewicht und die Gleichung der Güternachfragefunktion. Berechnungen: 1. Berechnung der IS-Funktion: es gilt: S () = I (i) Gleichgewicht auf dem Gütermarkt einsetzen von (2), (3) 0,2 = 4-40 i (6) Auflösen nach = i IS-Funktion 2. Berechnung der LM-Funktion: es gilt: L (, i) = M/P einsetzen von (1), (4) 1,5-100 i = 6 (7) Auflösen nach = /3 i LM-Funktion 3. Berechnung des Zinses: Gleichsetzen von (6) und (7): Gleichgewicht auf Güter- und Geldmarkt: IS = LM i = /3 i / -4 / +200 i Auflösen nach i: 16 = 200 i + 200/3 i 16 = 800/3 i 48/800 = i 0,06 = i = 6 % (8) Gleichgewichtszins
6 Das IS/LM-Modell und Implikationen der Wirtschaftspolitik 6 4. Berechnung des Gleichgwichtsrealeinkommens: Einsetzen von (8) in (6) oder (7): = i / i = 0,06 = ,06 = 8 Gleichgewichtsrealeinkommen 5. Bestimmung der Gleichung der Güternachfragefunktion: Def.: Darstellung der Güternachfragefunktion in Abhängigkeit vom Preisniveau es gilt: L (, i) = M/P einsetzen von (1), (5) 1,5-100 i = 24 / P / -1,5 / (-1/100) Auflösen nach i i = 0,015-0,24 / P (9) es gilt: S () = I (i) einsetzen von (2), (3) 0,2 = 4-40 i / -4 / (-1/40) Auflösen nach i i = 0,1-0,005 (10) Gleichsetzen von (9) und (10) 0,1-0,005 = 0,015-0,24 / P 0,1 + 0,24 / P = 0,02 = / P Güternachfragefunktion
7 Das IS/LM-Modell und Implikationen der Wirtschaftspolitik 7 Gegenüberstellung der zentralen Aussagen von Neoklassik und Keynesianismus Neoklassik Keynesianismus angebotsorientiert: Saysches Theorem Jedes Angebot schafft sich seine Nachfrage Walrasianisches Gleichgewicht Steuerung durch flexible Preise: - Güterpreise (Gütermarkt) - Löhne (Arbeitsmarkt) - Zinsen (Kapitalmarkt) = langfristig wird ein Gleichgewicht erreicht Produktionsbegrenzung: - Präferenzen der Haushalte - angesammelter Kapitalbestand und technische Bedingungen der Produktion - Arbeitsmarkt ist der strategische Markt nachfrageorientiert: effektive Nachfrage Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Hier gilt das Saysche Theorem nicht. Steuerung durch viele Faktoren: Preise, Löhne, Zinsen, Einkommen, Erwartungen (Psychologie), Preis- und Lohnstarrheiten sind möglich. = Marktungleichgewicht und Unterbeschäftigung sind dauerhaft möglich Abweichungen: - Konsumfunktion - Grenzleistungfähigkeit des Kapitals = neue Investitionstheorie - Liquiditätspräferenz - Starrheit von Preisen und Löhnen Keine einseitige Kausalität zwischen C C = C () und I = I (i) Investitionen werden durch I = I (i) technische und psychologische den Zinsmechnismus (Erwartungen) Fak- bestimmt toren spielen eine Rolle = C + I es existiert nur ein 1 Realeinkommen, das bei 0 = (C aut + I) Nur durch Zufall 1 C' Vollbeschäftigung entspricht 0 dem Vollbeschäftigungsgleichgewicht (-einkommen) S (i) = I (i) Der Zins bringt den Gütermarkt ins Gleichgewicht S () = I(i) Das Realeinkommen ist der Regelmechanismus des Gütermarktes Quantitätstheorie: Liquiditätspräferenztheorie: L V = L V (;i) Mv = P L S = L S (i) L T = L T () Wirtschaftsliberalismus: Eingreifen des Staates ist über ordnungspolitische Maßnahmen hinaus nicht nur unnötig sondern auch schädlich. L (;i) = M P IS/LM-Modell: IS: Realeinkommen nicht Zins ist die Steuergröße (Stromgröße) LM: Zins bringt den Geldmarkt ins Gleichgewicht (Bestandsgröße) Interventionismus: Eingreifen des Staates kann notwendig und nützlich sein.
8 Das IS/LM-Modell und Implikationen der Wirtschaftspolitik 8 4. Wirkungen der Geldpolitik im IS-LM-Modell (Geldmengenerhöhung) a) im Normalfall Eine Erhöhung der Geldmenge führt zu einer Verschiebung der LM-Kurve nach rechts (von LM 1 zu LM 2 ), da sich eine entsprechend höhere Geldnachfrage nur bei steigendem Realeinkommen oder fallendem Zins einstellt. i IS LM 1 LM 2 i 1 i b) bei der Liquiditätsfalle Eine Liquiditätsfalle ist dadurch charakterisiert, daß die Geldnachfrage aufgrund des Spekulationsmotives unendlich zinselastisch ist. Ursache dafür ist die subjektive Einschätzungen der Wirtschaftssubjekte, daß der Zins so niedrig ist, daß hohe Kursverluste bei festverzinslichen Wertpapieren zu befürchten sind. Folglich ziehen sie die Geldhaltung vor. Fällt der Zins weiter, wird die Geldhaltung noch weiter steigen, bis im Extremfall keine Wertpapiere mehr gehalten werden. Man spricht von einer unendlich zinselastischen Geldnachfrage (absolute Liquiditätspräferenz). i IS LM 1 LM 2 5. Wirkungen der Fiskalpolitik
9 Das IS/LM-Modell und Implikationen der Wirtschaftspolitik 9 a) im Normalfall Eine Ausdehnung der Nachfrage des Staates nach Gütern und Diensten verschiebt die IS- Kurve nach rechts (von IS 1 zu IS 2 ), da sich ein entsprechend höhere Kapitalangebot nur bei steigendem Zins oder höherem Realeinkommen und damit höherer Ersparnis einstellt. i IS 1 IS 2 LM i 2 i b) bei einer Investitionsfalle Eine Investitionsfalle ist dies Situation, in der die Investitionsnachfrage vollkommen zinsunelastisch ist, was auf pessimistische Erfahrungen der Investoren zurückzuführen ist und zur vollkommenen Zinsunelastizität führen kann. Die IS-Kurve hat dann einen senkrechten Verlauf, wodurch das Realeinkommen eindeutig bestimmt ist und Zinsänderungen keinen Einfluß auf das gleichgewichtige Realeinkommen nehmen, d.h. Verschiebungen der LM- Kurve wirken sich nicht aus, da über die IS-Kurve das Realeinkommen eindeutig bestimmt ist. i IS 1 IS 2 LM i 2 i 1 1 2
10 Das IS/LM-Modell und Implikationen der Wirtschaftspolitik 10 Thema V: Wirtschaftspolitik 0. Zielorienterte WIPOL Der gesamtwirtschaftliche Zielkatalog geht auf das Stabilitäts- und Wachstumsgesetz 1 zurück, in dem folgende Teilziele formuliert sind: Stabilität des Preisniveaus, Hoher Beschäftigungsstand, Außenwirtschaftliches Gleichgewicht, Stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum. a) Stabilität des Preisniveaus Das Preisniveau drückt zunächst das Verhältnis von monetärer Gesamtnachfrage zum gesamten potentiellen Angebot an Gütern und DL aus. Begründung des Ziels der Preisniveaustabilität: Preissteigerungen gefährden die Funktionsfähigkeit des marktwirtschaftlichen Systems, beeinträchtigen die internationale Wettbewerbsfähigkeit und bewirken unerwünschte Umverteilung der Einkommen und Vermögen zu Lasten der sozial Schwächeren. Schuldner werden von starken Preissteigerungen bevorteilt, Gläubiger dagegen benachteiligt. b) Hoher Beschäftigungsstand Arbeitslosigkeit bedeutet zunächst einen Verzicht auf Produktionsmöglichkeiten und somit ein Verzicht auf bessere Versorgung mit Gütern und DL sowie auf Einkommen. Zudem stellt eine hohe Arbeitslosigkeit ein gesellschaftliches, soziales Gefährdungspotential dar. c) Außenwirtschaftliches Gleichgewicht Die Außenwirtschaftsbeziehungen finden ihren Niederschlag in der Zahlungsbilanz, die die Schwankungen der Entwicklung dieser Beziehungen widerspiegelt. Das stabilisierungspolitische Ziel wird deshalb im Sinne eines Zahlungsbilanzgleichgewichtes verstanden. d) Stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum Es soll ein dynamisches Gleichgewicht (bzw. Gleichgewichtspfad) angestrebt werden. Hingewiesen werden kann auf mögliche Zielkonflikte, die bei der Verfolgung dieser Zeile auftreten können. Dies ist die schon angesprochene Phillips-Kurven Diskussion und der Zielkonflikt zwischen Preisniveaustabilität und außenwirtschaftlichem Gleichgewicht (z.b. eine importierte Inflation: Auslandspreise übertragen sich auf das inländische Preisniveau durch die Preise der Importgüter). 1. Fiskalpolitik Fiskalpolitik bezeichnet den Einsatz staatlicher Ausgaben und/oder Einnahmen zur Verwirklichung gesamtwirtschaftlicher Ziele. Ihr Ausgangspunkt ist die Annahme, daß die Beschäftigungshöhe durch die effektive Nachfrage (Keynes) bestimmt wird. Das Instrumentarium der Fiskalpolitik ist im StabG festgelegt, dessen Grundorientierung die Glättung gesamtwirtschaftlicher Aktivitätsschwankungen durch den antizyklischen Einsatz steuer- und ausgaben
11 Das IS/LM-Modell und Implikationen der Wirtschaftspolitik 11 politischer Maßnahmen beinhaltet. Daher sind Defizite öffentlicher Haushalte in Rezessionsphasen, stillgelegte Mittel im Boom, unterstützt durch nachfragedämpfende bzw. -belebende Änderungen der Steuer- und Ausgabenstruktur, für eine solche stabilisierungspolitisch ausgerichtete Fiskalpolitik charakteristisch Instrumentarium des StabG - Informationsinstrumente: Jahreswirtschaftsbericht, Subventionsbericht - Planungsinstrumente: mittelfristige Finanzplanung, Verpflichtung der Aufstellung mehrjähriger Investitionsprogramme - Koordinationsinstrumente: Konjunkturrat, hier sollen konjunkturpolitische Maßnahmen und der Kreditbedarf der Gebietskörperschaften aufeinander abgestimmt we rden. Konzertierte Aktion. - Eingriffsinstrumente Veränderungen der Steuereinnahmen und die Variation der Staatsausgaben 1.2. Steuerpolitisches Instrumentarium des StabG Generelle Möglichkeiten antizyklischer Einnahmenpolitik: - Steuersatzvariationen bei Einkommens- und Körperschaftssteuer, - Anpassung der Steuervorauszahlung, - Steuerabzug bei Investitionen. - Einschränkung der Abschreibungsmöglichkeiten Diese Maßnahmen sollen für Haushalte und Unternehmen Anreize schaffen, mehr zu konsumieren bzw. zu investieren. 1.3 Ausgabenpolitisches Instrumentarium des StabG Antizyklische Ausgabenpolitik: direkte Steuerung der wirtschaftlichen Entwicklung, indem der öffentliche Haushalt so gestaltet wird, daß er konjunkturellen Schwankungen gegensteuert. Eine Variation der Staatsausgaben soll die gesamtwirtschaftliche Bachfrage so steuern, daß die ökonomische Entwicklung ein Gleichgewicht anstrebt. Möglichkeiten der antizyklischen Ausgaben- und Haushaltspolitik: Variation der Staatsausgaben Konjunkturausgleichsrücklage; Gelder, die in Boomphasen dem Wirtschaftskreislauf entzogen wurden Beschränkung der Kreditaufnahme: Limitierung der Kreditaufnahmemöglichkeiten der öffentlichen Hand Träger der Fiskalpolitik sind die Gebietskörperschaften, wobei Bundestag und Bundesregierung eine hervorgehobene Rolle spielen, da sie das aktive Steuerungsmoment besitzen und auch die Länder auf ein gemeinsamen antizyklisches Verhalten festsetzen können. (Vgl. auch Abb. 68, S. 232 in Bartling/Luzius) 1.4 Kritik und Mängel diskretionärer Fiskalpolitik
12 Das IS/LM-Modell und Implikationen der Wirtschaftspolitik 12 Zusätzliche Staatsausgaben können die Private Nachfrage verdrängen ( Crowding-Out-Effekt ) und somit ist es fraglich, ob sie überhaupt die gesamtwirtschaftliche Nachfrage positiv beeinflussen. Ein totales Crowding-Out tritt z.b. bei Vollbeschäftigung ein. Ein effizientes antizyklisches wirtschaftspolitisches Verhalten setzt voraus, daß Handlungs- und Wirkungsverzögerungen (time lags) verhindert werden sollen. Ansonsten können wirtschaftliche Instabilitäten sogar verstärkt werden. Um dies zu verhindern, wird gefordert die diskretionäre Politik durch eine automatisierte (regelgebundene) Steuerung zu ersetzen. 2. Geld- und Kreditpolitik Geldpolitik ist der Versuch, über die Steuerung der Geld- und Kreditversorgung der Wirtschaft Einfluß auf die wirtschaftspolitischen Ziele Beschäftigung, Produktion und Realeinkommen (sog. Realeffekte) sowie das Preisniveau (sog. Nominaleffekte) zu nehmen. Geldpolitische Maßnahmen wirken nicht direkt, sondern indirekt auf die Entscheidungen der Geschäftsbanken und Wirtschaftssubjekte. Entscheidende Frage ist, durch welche Maßnahmen die Impulse des monetären auf den realen Sektor übertragen werden und ob monetäre Impulse überhaupt reale Effekte erzielen können (Dichotomie). Keynesianische Theorie: Der Geldpolitik wird eine unterstützende Rolle zugeschrieben, weil Fiskalpolitik direkter wirkt. So soll die Geldpolitik in einer Rezessionsphase eine expansive Fiskalpolitik ebenfalls expansiv sein (Politik niedriger Zinsen). Übertragungswege sind daher Zins- und Geldmengeneffekte. Problem ist das Auftreten zinsunelastischer Investitionen (Investitionsfalle), dann kann Geldpolitik unwirksam sein. Neoklassisch-Monetaristische Theorie: Geldpolitik nimmt die entscheidende Rolle in der Sicherstellung einer störungsfreien wirtschaftlichen Entwicklung ein. Sie lehnt allerdings jede antizyklische Politik ab, da der Private Sektor hinreichend stabil ist. Die Politik soll langfristig ausgerichtet sein, da dies der bestmögliche Beitrag zur Stabilisierung der Konjunktur ist. Analytisch wird au die Quantitätstheorie zurückgegriffen: M * V = P * Die linke Seite der Gleichung kann als monetäre Nachfrage, die rechte als das in Geld bewertete Güterangebot interpretiert werden. Die monetaristische Strategie sieht nun wie folgt aus: Die für die Ausweitung der Zentralbankgeldmenge (ZBGM) vorgeschlagene Regel sieht in der einfachsten Form vor, daß die ZBGM im langfristigen Durchschnitt mit der gleichen Rate wachsen soll wie das bei Vollbeschäftigung erzielbare reale Sozialprodukt (d.h. das gesamtwirtschaftliche Produktionspotential). Wenn z.b. das gesamtwirtschaftliche Produktionspotential jährlich um 2% zunimmt, müßte die ZB die ZBGM -bei Konstanz der Umlaufgeschwindigkeit- ebenfalls um 2% erhöhen, um Preisniveaustabilität zu gewährleisten. Fraglich ist allerdings, ob obige Quantitätsgleichung die maßgeblichen Zusammenhänge in einer Volkswirtschaft hinreichend berücksichtigt. Es ist z.b. bis heute nicht eindeutig geklärt, ob von der Geldmenge das Preisniveau und das reale Sozialprodukt abhängen oder ob die Kausalitätsrichtung nicht umgekehrt verläuft (reverse causation). 2.1 Geldpolitische Instrumente Um die ZBGM nach dem ein oder anderen Konzept zu steuern, stehen der Bundesbank folgende geldpolitische Instrumente zu Verfügung:
13 Das IS/LM-Modell und Implikationen der Wirtschaftspolitik 13 a) Mindestreservepolitik Die Mindestreservepolitik beeinflußt die Geldschöpfungsmöglichkeiten der Geschäftsbanken., da diese verpflichtet sind einen bestimmten Teil (=Mindestreservesatz) ihrer Verbindlichkeiten (in Form von Sicht-, Termin- und Spareinlagen der Bankkunden) zinslos bei der Bundesbank zu hinterlegen. Eine Erhöhung der Mindestreservesatzes beeinträchtigt folglich die Geldschöpfungsmöglichkeiten der Geschäftsbanken (Kreditvergabe sinkt möglicherweise). Eine Veränderung beeinflußt die Bankenliquidität maßgeblich, somit kann man von einem Instrument zur Grobsteuerung sprechen. b) Refinanzierungspolitik Für die Kreditinstitute resultiert aus der Tatsache, daß sie zwar Geschäftsbankengeld, nicht aber Zentralbankgeld schaffen können, ein Liquiditätsproblem. Kreditinstitute vermögen ihr Aktivgeschäft wegen der damit verbundenen Abflüsse von Zentralbankgeld nur soweit auszudehnen, wie sie sich gegebenenfalls bei der Notenbank refinanzieren, d.h. Zentralbankgeld beschaffen können. Im Rahmen ihrer Refinanzierungspoltik legt die Notenbank die Bedingungen fest, zu denen sie bereit ist, den Geschäftsbanken Kredite zu gewähren. Eine solche Kreditgewährung erfolgt im allgemeinen in der Form des Ankaufs von Wechseln (Diskont) oder gegen Verpfändung von Wertpapieren (Lombard). Der Diskontsatz ist ein prozentualer Abschlag, den die Zentralbank bei Auszahlung des Kredites vornimmt, also der Preis für die Übernahme des Wechsels durch die Zentralbank. Weil die Wechsel beim Verkauf durch Nichtbanken an Banken diskontiert werden, spricht man beim Wechselgeschäft der Banken mit der Zentralbank vom Rediskontgeschäft. Der Lombardsatz in der Regel ein (oder sogar mehr) Prozent über dem Lombardsatz liegen, weil Lo mbardkredite die Ausnahme sein sollen (Spitzenrefinanzierung). Je nachdem, ob die Notenbank die Bedingungen für den Wechseldiskont oder den Lombardkredit festlegt, spricht man von Diskont- oder Lombardpolitik, allgemein von Refinanzierungspolitik. Im Vergleich zur Mindestreservepolitik kann die Refinanzierungspolitik wesentlich flexibler gehandhabt und dosiert werden (Feinsteuerung). c) Offenmarktpolitik Unter Offenmarktpolitik versteht man den An- und Verkauf folgender Wertpapiere durch die Bundesbank auf dem offenen (freien) Markt d.h. in der Regel an der Börse: rediskontfähige Wechsel, Schatzwechsel, Schatzanweisungen, Schuldverschreibungen und Schuldbuchforderungen des Bundes, der Länder und bestimmter öffentlicher Sondervermögen sowie andere zum amtlichen Börsenhandel zugelassene Schuldverschreibungen. Über Offenmarktgeschäfte mit kurzfristigen Wertpapieren beeinflußt die Notenbank unmittelbar nur den Geldmarkt. So erhöht ein Ankauf von kurzfristigen Titeln durch die Notenbank den Bestand der Kreditinstitute an Zentralbankgeld, verbessert deren Liquiditätslage und kann damit tendenziell zinssenkend wirken am Geldmarkt (u mgekehrt beim Verkauf). Der Zins am Kapitalmarkt dagegen entzieht sich weitgehend der direkten Einflußnahme durch die Geldpolitik einer Notenbank; wesentliche Einflußfaktoren sind hier Erwartungen über die langfristige Entwicklung der Wirtschaft, die Höhe der Inflationsrate. Eine spezielle von der Bundesbank im wesentlichen benutzte Form der Offenmarktpolitik sind die Wertpapierpensionsgeschäfte: es handelt sich um einen Kauf von Wertpapieren durch die Notenbank mit gleichzeitiger Vereinbarung des Zinses und des Rückkaufs durch die Kreditinstitute zu einem bestimmten
14 Das IS/LM-Modell und Implikationen der Wirtschaftspolitik 14 Termin; für die Dauer des entsprechenden Pensionsgeschäftes erhalten die Kreditinstitute also Zentralbankgeld. Die Fristigkeit dieser Transaktionen reicht bisher bis zu zwei Monaten (Kurzfristige Steuerung). d) Devisenswapgeschäfte: es werden durch die Notenbank Devisen per Kassa gekauft (verkauft). Kauft die Notenbank Devisen per Kassa, so stellt sie - bis zum Rückkauf durch die Kreditinstitute per Termin - diesen Zentralbankgeld zur Verfügung. e) Devisenpensionsgeschäfte: Hier überträgt die Notenbank einen Herausgabeanspruch auf Auslandaktiva auf die Kreditinstitute, diese verlieren für den vereinbarten Zeitraum Zentralbankgeld. Literatur zu 1. und 2.: Felderer/Homburg; Kapitel IV Ahrns/Feser; Wirstchaftspolitik; Kapitel 3 Bartling/Luzius; Kapitel E.
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