Prävention und Rehabilitation als Gesundheitsstrategie - eine Annäherung im Rahmen der KoReFo Werkstattgespräche Thorsten Meyer
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- Meta Berger
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1 Prävention und Rehabilitation als Gesundheitsstrategie - eine Annäherung im Rahmen der KoReFo Werkstattgespräche Thorsten Meyer Leitung im Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung
2 Hintergrund Einzug präventiver Maßnahmen in die Rehabilitation G. Roßbach (Mitglied des Direktoriums der DRV Bund) Einführungsvortrag Aachen: Neuer Schwerpunkt Prävention vor Rehabilitation Eigenständige Präventionsprogramme: - GUSI: Gesundheitsförderung durch Selbstregulation und individuelle Zielanalyse - BETSI: Beschäftigungsfähigkeit teilhabeorientiert sichern - FRESH: Freiburger Programm zur Erwerbsfähigkeitssicherung für Pflegende RTS, z.b. ETM 06 Ernährungstherapeutische Leistungen im Reha- Therapiestandard Chronsicher Rückenschmerz
3 Präventive Leistungen im Rahmen des SGB VI 31 SGB VI Sonstige Leistungen (1) Als sonstige Leistungen zur Teilhabe können erbracht werden: 2. medizinische Leistungen zur Sicherung der Erwerbsfähigkeit für Versicherte, die eine besonders gesundheitsgefährdende, ihre Erwerbsfähigkeit ungünstig beeinflussende Beschäftigung ausüben
4 Fragestellung Mit welcher Idee, mit welcher Berechtigung führen wir präventive Maßnahmen im Rahmen der Reha durch? Um welche Art von Prävention handelt es sich überhaupt? D.h. welches Verständnis von Prävention und Rehabilitation liegt diesen Gedanken zugrunde? Disclaimer: Perspektive Rehaforschung mit Anbindung an Public Health und Versorgungsforschung
5 Das Konzept der health strategies Primary goal Alternative goals Key outcomes Related Outcomes Preventive strategy Prevent health condictions Reduce incidence of health conditions Health Survival Functioning and disability Quality of life Curative strategy Cure health conditions Remission Disease control Damage control in injury Survival Functioning Quality of life Health Rehabilitative strategy Restore functioning Optimize functioning Functioning Quality of life Health Survival Sector Health Health Health (reference or root sector) Education, Labor, Social affairs Supportive strategy Optimize quality of life Preserve autonomy Quality of life Health Survival Functioning Health (reference or root sector) Social affairs Stucki, Cieza & Melvin (2007) p. 281
6 Definition von Rehabilitation im World Report a set of measures that assist individuals who experience, or are likely to experience, disability to achieve and maintain optimal functioning in interaction with their environments., Marlen Zeisberger, Vera Kleineke, Dr. Iris Brandes, Dr. Maren Stamer Integrative Rehabilitationsforschung Rehabilitation targets improvements in individual functioning Rehabilitation also includes making changes to the individual s environment But barrier removal initiatives at societal level, such as fitting a ramp to a public building, are not considered rehabilitation in this Report. WHO & World Bank (2011) World Report on Disability, p. 96
7 conceptual description of rehabilitation I Rehabilitation is the health strategy which, based on WHO s integrative model of functioning, disability and health applies and integrates approaches to assess functioning in light of health conditions, Marlen Zeisberger, Vera Kleineke, Dr. Iris Brandes, approaches Dr. Maren to optimize Stamer a person s capacity approaches Integrative that build Rehabilitationsforschung and strengthen the resources of the person approaches that provide a facilitating environment approaches that develop a person s performance approaches that enhance a person s health-related quality of life Meyer, Gutenbrunner, Bickenbach, Cieza, Melvin, Stucki (2011) p. 768
8 conceptual description of rehabilitation II in partnership between person and provider and in appreciation of the person s perception of his or her position in life over the course of a health condition and in all age groups; along and across the continuum of care, including hospitals, rehabilitation facilities and the community, and across sectors, including health, education, labor and social affairs; with the goal to enable persons with health conditions experiencing or likely to experience disability to achieve and maintain optimal functioning Meyer, Gutenbrunner, Bickenbach, Cieza, Melvin, Stucki (2011) p. 768
9 Definitionen Prävention Krankheitsverhütung, lat. praeveniere (zuvorkommen) zielt darauf, eine gesundheitliche Schädigung durch gezielte Aktivitäten zu verhindern, weniger wahrscheinlich zu machen oder zu verzögern Walter & Schwarz (2003) S. 189
10 Definitionen Primäre Prävention umfasst alle spezifischen Aktivitäten vor Eintritt einer fassbaren biologischen Schädigung zur Vermeidung auslösender oder vorhandener Teilursachen. Gesundheitspolitisches Ziel: Neuerkrankungsrate (Inzidenzrate) einer Erkrankung in einer Population (oder die Eintrittswahrscheinlichkeit bei einem Individuum) senken Sekundäre Prävention umfasst alle Maßnahmen zur Entdeckung klinisch symptomloser Krankheitsfrühstadien (Gesundheitscheck, Vorsorgeuntersuchungen, Früherkennungsmaßnahmen) und ihre erfolgreiche Frühtherapie.auch die Verhinderung eines Wiedereintritts eines Krankheitsereignisses nach behandelter Ersterkrankung. Walter & Schwarz (2003) S. 189
11 Definitionen Tertiäre Prävention im weiteren Sinne die wirksame Behandlung einer symptomatisch gewordenen Erkrankung mit dem Ziel, Verschlimmerung und bleibende Funktionsverluste zu verhüten. im engeren Sinne die spezielle Interventionen zur Verhinderung bleibender, insbesondere sozialer Funktionseinbußen (=Rehabilitation) Gesundheitspolitisches Ziel: Leistungsfähigkeit sowie wie möglich wiederherzustellen und Inzidenz bleibender Einbußen und Behinderungen abzusenken. n. Walter & Schwarz (2003) S. 189
12 (weitere) Herausforderungen der Zuordnung Präventive Hausbesuche bei Älteren Geriatrische Rehabilitation Früh-Rehabilitation Rehamaßnahmen vor OP Gesundheitsschulungen während Rehamaßnahmen Präventionsprogramme in Rehaeinrichtungen Anmerkung: ein Problem wird das ggf. erst, wenn die Verantwortlichkeit und Finanzierung in unterschiedlichen Händen liegt!
13 Das Konzept der health strategies Primary goal Alternative goals Key outcomes Related Outcomes Preventive strategy Prevent health condictions Reduce incidence of health conditions Health Survival Functioning and disability Quality of life Curative strategy Cure health conditions Remission Disease control Damage control in injury Survival Functioning Quality of life Health Rehabilitative strategy Restore functioning Optimize functioning Functioning Quality of life Health Survival Sector Health Health Health (reference or root sector) Education, Labor, Social affairs Supportive strategy Optimize quality of life Preserve autonomy Quality of life Health Survival Functioning Health (reference or root sector) Social affairs Stucki, Cieza & Melvin (2007) p. 281
14 Das Konzept der health strategies - erweitert Kuration Medical chronic care Gesundheitsförderung Primärprävention Sekundärprävention Rehabilitation Pflege Palliation & Sterbebegleitung Primary goal Gesundheit Vermeidung von Erkrankungen Vermeidung von Erkrankungen Heilung von Erkrankungen Med. Versorgung von Erkrankungen Wiederherstellung oder Optimierung v. Funktionsfähigkeit Pfleg. Versorgung von chronl. Erkrankungen (Subj) LQ, Symptomlinderung, Subjektive LQ Würdevolles Sterben Alternative goals Vorbeugung drohender Funktionseinschränkungen Erhalt von Funktionsfähigkeit Key outcomes Related Outcomes Sector
15 Ziele medizinischen Handelns durch sparsames humanes und professionelles Handeln bzw. Unterlassen bei Individuen und in Populationen Nutzen im Vergleich zum natürlichen Verlauf zu ermöglichen, besonders Krankheit und vorzeitigem Tod vorzubeugen Krankheiten zu heilen Leben zu erhalten Krankheitsfolgen zu lindern Krankheiten zu stabilisieren und in ihrem Fortschreiten zu verlangsamen Kranke zu rehabilitieren ein gelingendes bedingtes Gesundsein und einen guten Tod zu unterstützen Folie n. H. Raspe, Medizin als Handlungswissenschaft
16 Matrix: Stadien von Gesundheit/Krankheit und Ziele Ziele Stadien Gesundheit Krankheit liegt nicht vor Krankheit liegt vor, aber nicht symptomatisch Chronische Erkrankung Krankheit ist ausgebrochen Krankheitsrezidiv / Übergang zu Chronifizierung Verschlechterung Sterbephase und Tod Gesundheit Gesundheitsförderung Krankheit Primäre Prävention Sekundäre Prävention Kuration Med. chronic care Med. chronic care Pflege Pflege Funktionsfähigkeit Rehabilitation Rehabilitation Rehabilitation Subjektive Lebensqualität Rehabilitation & Pflege Pflege Palliation Palliation gutes Sterben Palliation Vorbeugen (Ausbruch, Verschlimmerung) Behandeln Unterstützung bzgl. Krankheitsfolgen
17 Resümee Der Ansatz der health strategy ist gute Ausgangspunkt zur Systematisierung gesundheitsbezogener Versorgung Aber: verschiedene Ebene werden konfundiert: - Krankheitsverlaufsmodell - zeitliche Ansatzpunkte (vorbeugen, behandeln, um Folgen kümmern) - Zielebenen (Populationen vs. Individuen) - Gesundheitsvorstellungen (insb. Gesundheit, Krankheit, funktionale Gesundheit) Matrix-Darstellung ggf. passgenauer
18 Resümee Rehabilitation als Gesundheitsstrategie - kümmert sich primär um die Wiederherstellung oder Optimierung von (Aspekten der) Funktionsfähigkeit von Menschen mit chronischer Erkrankung - aber auch präventiv zur Vermeidung von drohender Einschränkung von (Aspekten der) Funktionsfähigkeit d.h. Professionelle in der rehabilitativen Versorgung sind ExpertInnen für Unterstützung (von Aspekten) der Funktionsfähigkeit von Menschen mit einer (drohenden) Gesundheitsstörung Prävention als Gesundheitsstrategie bezieht sich auf die Vermeidung der Gesundheitsstörung (in diesem Sinne wäre tertiäre Prävention = med. chronic care)
19 Literatur Meyer T, Gutenbrunner C, Bickenbach J, Cieza A, Melvin J, Stucki G (2011) Towards a conceptual description of rehabilitation as a health strategy. J Rehabil Med 43: Stucki G, Cieza A, Melvin J (2007) The International Classification of Functioning, Disability and Health: a unifying model for the conceptual description of the rehabilitation strategy. J Rehabil Med 39: Walter U, Buschmann-Steinhage R, Faller H, Kliche T, Müller H, Pfeifer K, Koch U (2008) Prävention und Rehabilitation: Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Konzepten, Rahmenbedingungen und Umsetzung in der gesundheitlichen Versorgung. In: W. Kirch, B. Badura, H. Pfaff (Hrsg.) Prävention und Versorgungsforschung. Berlin: Springer, S Walter U, Schwartz FW (2003) Prävention. In: F.W. Schwartz, B. Badura, R. Busse, R. Leidl, H. Raspe, J. Siegrist, U. Walter (Hrsg.) Das Public Health Buch. Gesundheit und Gesundheitswesen. (2. Aufl.). München: Urban & Fischer, S World Health Organization, World Bank (2011) World Report on Disability. Geneva: WHO.
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