Was bisher geschah. Syntax III. Strukturbäume
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- Wilfried Bösch
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1 Was bisher geschah yntax III Gerrit Kentner 6. Februar 2013 yntax I Aufgabe an die yntax: Beschreibung grammatischer atzstrukturen Wortabfolge und hierarchische truktur Konstituentenbegriff Konstituententests Analyse syntaktischer Ambiguitäten yntax II Konstituentenklassifikation (anhand von Wortarten) Dominanz / unmittelbare Dominanz Phrasenstrukturgrammatik (Darstellung von Rekursion; Auflösung von Ambiguitäten) alenz / Rektion (Unterscheidung von Komplementen und Adjunkten) Heute: yntax III; darin: qualitative alenz (Kasus und thematische Rollen) und topologische Felder 1 / 34 1 / 34 Lektüre trukturbäume Rita schiebt die chubkarre. Grewendorf et al. (1987). prachliches Wissen. uhrkamp Rita schiebt die chubkarre 2 / 34 3 / 34
2 trukturbäume Der Bund der teuerzahler veröffentlicht sein chwarzbuch. trukturbäume Der Mann aus London reist nach Paris. Der Bund veröffentlicht sein chwarzbuch Der Mann PP P aus London reist PP P nach Paris der teuerzahler 4 / 34 5 / 34 Position des finiten erbs Position des finiten erbs Rita schiebt Der Bund der teuerzahler die chubkarre veröffentlicht sein chwarzbuch Hans schneidet seine Fingernägel gerne vor dem Fernseher Der Mann aus London reist PP nach Paris origes Jahr hat Paula in Berlin gewohnt Bei der Feier gefiel den meisten Gästen die Auswahl der peisen Genau eine Konstituente geht dem erb voran finites erb steht ganz links in der 6 / 34 7 / 34
3 Position des (finiten) erbs - atzklammer Position des (finiten) erbs - atzklammer Im Gegensatz zu prachen wie Englisch weist das Deutsche eine ielzahl von Wortstellungsvarianten auf. Die Regeln für diese Form der freien Wortstellung sind recht komplex. Im Deutschen (und iederländischen) können im unabhängigen atz Teile des erbalkomplexes getrennt voneinander ( diskontinuierlich ) auftreten. Zwischen dem finiten erb und den nicht-finiten Teilen des erbalkomplexes können andere atzglieder auftreten. Frau chulz wird im ommer nach Florenz reisen. Rita packt gleich nach ihrer Ankunft den Koffer aus. (1) a. Frau chulz wird im ommer nach Florenz reisen. b. Im ommer wird Frau chulz nach Florenz reisen. c. ach Florenz wird Frau chulz im ommer reisen. d. *Frau chulz nach Florenz wird im ommer reisen. e. Reisen wird Frau chulz im ommer nach Florenz. f. ach Florenz reisen wird Frau chulz im ommer. g. *Im ommer reisen wird Frau chulz nach Florenz. Die Bestandteile des erbalkomplexes können einen Teil des atzes einklammern, atzklammer. or der linken atzklammer (im orfeld) steht im Aussagesatz genau eine (beliebig komplexe) Konstituente. Daher: erbzweitstellung, kurz: 2 8 / 34 9 / 34 orfeld: vor der linken atzklammer achfeld: nach der rechten atzklammer Mittelfeld: zwischen linker und rechter atzklammer orfeld LK Mittelfeld RK achfeld Frau chulz will im ommer nach Florenz reisen Im ommer will Frau chulz nach Florenz reisen Reisen will Frau. im ommer nach F. ach F. reisen will Frau. im ommer LK: finites erb; RK: nicht-finiter Teil des erbalkomplexes Freie Konstituentenabfolge im Mittelfeld ( crambling ): orfeld LK Mittelfeld RK achfeld Reisen würde Frau. im ommer nach F. wollen Reisen würde im ommer nach F. Frau. Reisen würde im ommer Frau. nach F.?Reisen würde Frau. nach F. im ommer?reisen würde nach F. im ommer Frau. LK: finites erb; RK: nicht-finiter Teil des erbalkomplexes (wenn der nicht im orfeld steht) 10 / / 34
4 atzmodus: Entscheidungsfrage orfeld LK Mittelfeld RK achfeld Würde Frau. im ommer nach F. reisen? Würde im ommer nach F. Frau. reisen? Würde im ommer Frau. nach F. reisen? Würde Frau. nach F. im ommer reisen? Würde nach F. im ommer Frau. reisen? Reist Frau. im ommer nach F.? Reist nach F. im ommer Frau.? erberststellung, kurz: 1 LK: finites erb; RK: nicht-finiter Teil des erbalkomplexes (wenn der nicht im orfeld steht) atzmodus: Imperativ orfeld LK Mittelfeld RK achfeld Fahr im ommer nach F. wenn Du es Dir leisten kannst! Hör mir endlich zu! Pack die Badehose ein Du Knilch! erberststellung, kurz: 1 LK: finites erb; RK: nicht-finiter Teil des erbalkomplexes, abtrennbare erbpartikeln 12 / / 34 achfeld Ausrufe / Exklamationen orfeld LK Mittelfeld RK achfeld War das ein schöner Urlaub! Endlich zuhören soll die Bande! Immer hübsch die Ohren gespitzt! Komplementsätze (2) a.??marianne hat gestern, [dass Peter ein Buch gekauft hat], behauptet. b. Marianne hat gestern behauptet, [dass Peter ein Buch gekauft hat] orfeld LK Mittelfeld RK achfeld M. hat gestern behauptet dass Peter ein Buch gekauft hat 14 / / 34
5 achfeld Eingebettete ätze im achfeld können weiter analysiert werden: (3) a....dass Peter ein Buch gekauft hat. b. Hat Peter ein Buch gekauft? c. *...dass hat Peter ein Buch gekauft. Finitum und nebensatzeinleitende Konjunktion sind komplementär distribuiert (vgl. c). ie sollten deswegen im Modell an derselben Position auftauchen. F LK Mittelfeld RK F {dass; weil; ob; wenn; als...} Peter ein Buch gekauft hat Hat Peter ein Buch gekauft? *dass hat Peter ein Buch gekauft. In der linken atzklammer steht die nebensatzeinleitende Konjunktion oder das finite erb (nicht beides). Im Fall von ebensätzen steht das Finitum in der RK erbletztstellung 16 / / 34 Drach sche Regeln (4) a. erb-erststellung Lernt Maria panisch? b. erb-zweitstellung Maria lernt panisch. c. erb-endstellung Hans fragt, ob Maria panisch lernt. ind diese ätze von einem einzigen Grundmuster ableitbar oder stehen diese tellungsmöglichkeiten gleichberechtigt nebeneinander? Drach sche Regeln Drachs Idee: möglichst viele Typen der deutschen atzkonstruktion können auf nur wenige strukturelle Beziehungen zurückgeführt werden, nämlich auf die Topikalisierung als Beziehung zwischen orfeld und Mittelfeld und auf die sog. Finitumvoranstellung als Beziehung zwischen den atzklammern. (5) a. erb-erststellung Lernt Maria panisch? b. erb-zweitstellung Maria lernt panisch. c. erb-endstellung Hans fragt, ob Maria panisch lernt. Annahme: erbletztstellung liegt allen trukturen zugrunde 18 / / 34
6 Drach sche Regeln Grenzen des topologischen Modells bzw. der 2-Regel Ableitung nach Drach (1937, vgl. auch Thiersch 1978): Zugrundeliegend (ebensatzstellung): Maria panisch lernt. 1. chritt: Finitumvoranstellung (in die LK): Lernt Maria panisch. (für Entscheidungsfragen, Imperative) 2. chritt: Topikalisierung (oranstellung einer Konstituente ins orfeld): Maria lernt panisch oder panisch lernt Maria (für selbständige ätze) or-orfeld (6) a. Und Marianne hat dennoch auf den panischkurs nicht verzichtet. b. Aber Fritz macht das natürlich nichts aus. c. Denn er scheint sie ja wirklich zu lieben. d. Weil er scheint sie ja wirklich zu lieben. Position für hauptsatzeinleitende Konjunktionen (bzw. Koordinatoren). 20 / / 34 Grenzen des topologischen Modells bzw. der 2-Regel alenz Problemfall: (7) Und [immer] [mit unruhigen und grübelnden Augen] ging er auf und nieder. (Thomas Mann, Buddenbrooks) Hauptsatzeinleitende Konjunktion im or-orfeld, ausserdem 2 (zwei!) adverbiale Konstituenten im orfeld. Eigenschaft eines Wortes, andere Wörter an sich zu binden, Ergänzungen zu fordern bzw. Leerstellen zu eröffnen und die Besetzung dieser Leerstellen zu regeln. (Wikipedia) Besonders deutlich wird das am erb schlafen (intransitiv, einwertig) fordert ein ubjekt reparieren (transitiv, zweiwertig) fordert ubjekt und Objekt schenken (ditransitiv, dreiwertig) fordert ubj., direktes Obj. und indirektes Obj. schneien (nullwerig), ubjektstelle wird durch expletives es (auch Pseudoaktant) besetzt alenz ist hier rein quantitativ erfasst (Zahl der Leerstellen) 22 / / 34
7 Qualitative alenz: Kasus und thematische Rollen Qualitative alenz: Kasus und thematische Rollen Eine P-Grammatik mit den Einträgen: transitive (d.h. zweistellige) erben: Drei Beispiele: reparieren, gefallen, gedenken (8) a. Der Bauer repariert den Traktor. b. Der Traktor gefällt dem Bauern. c. Der Bauer gedenkt des alten Traktors. t reparieren t gefallen t gedenken... erzeugt schon wieder Mist: (9) a. *Der Bauer gefällt den Traktor. b.??? Der Traktor repariert den Bauern. c. *Der Traktor repariert dem Bauern. d. *Der Bauer repariert des alten Traktors. e.??? Der Traktor gedenkt des Bauern. f. *Des Bauern gefällt dem alten Traktor. 24 / / 34 Qualitative alenz: Kasus und thematische Rollen Qualitative alenz: Kasus und thematische Rollen (10) a. *Der Bauer gefällt den Traktor. b.??? Der Traktor repariert den Bauern. c. *Der Traktor repariert dem Bauern. d. *Der Bauer repariert des alten Traktors. e.??? Der Traktor gedenkt des Bauern. f. *Des Bauern gefällt dem alten Traktor. Unterschiedliche Gründe für die Inakzeptabilität Kasus Thematische Rollen Kasus: eben dem ominativsubjekt verlangt... reparieren ein Akkusativobjekt gefallen ein Dativobjekt gedenken ein Genitivobjekt (11) a. *Der Bauer gefällt den Traktor. b. *Der Traktor repariert dem Bauern. c. *Der Bauer repariert des alten Traktors. d. *Des Bauern gefällt dem alten Traktor. Fazit: icht nur die Anzahl der Leerstellen muss gefüllt werden, auch der Kasus muss stimmen! 26 / / 34
8 Qualitative alenz: Kasus und thematische Rollen Qualitative alenz: Kasus und thematische Rollen Thematische Rollen (12) a.??? Der Traktor repariert den Bauern. b.??? Der Traktor gedenkt des Bauern. c.??? Der Bauer gefällt dem Traktor. Hier stimmt der Kasus jeweils: reparieren mit Akkusativ, gedenken mit Genitiv, gefallen mit Dativ Trotzdem sind die ätze schlecht (13) a.??? Der Traktor repariert den Bauern. b.??? Der Traktor gedenkt des Bauern. c.??? Der Bauer gefällt dem Traktor. Das erb regiert nicht nur die Anzahl und die Kasus der Argumente, sondern auch semantische Eigenschaften: Das Objekt von reparieren sollte etwas Reparierbares (künstlicher Gegenstand) sein, das ubjekt sollte in der Lage sein, etwas zu reparieren. ubjekt von gedenken muss etwas sein, dem man mentale Zustände zuschreiben kann. Objekt von gefallen muss etwas sein, das zu ästhetischen Urteilen in der Lage ist. 28 / / 34 Qualitative alenz: Kasus und thematische Rollen Qualitative alenz: Kasus und thematische Rollen Reparieren: ubjekt om Agens belebt,menschl. Objekt Akk Patiens unbelebt,artifiziell Der Bauer repariert den Traktor Gedenken: ubjekt om Experiencer belebt,menschl. Objekt Gen Thema Der Bauer gedenkt {seines verstorbenen aters; der geerbten chulden; seines alten Traktors} Gefallen: ubjekt om Thema Objekt Dat Experiencer belebt,menschl. {Das Bild; Der Hund; Das Fest; Die orstellung} gefällt dem Bauern. Qualitativ unterschiedliche Inakzeptabilität: Kasusverletzungen wie (14) *Des Bauern gefällt der alte Traktor. sind ungrammatisch. Abweichung von thematisch geforderten Rollen wie in (15)??? Der Bauer gefällt dem Traktor. führt u.u. zu semantischer Inakzeptabilität, nicht aber zu Ungrammatikalität. In bestimmten (fiktionalen) Kontexten können die ätze sehr wohl sinnvoll sein. ie entsprechen den syntaktischen Regeln des Deutschen. 30 / / 34
9 Überblick Was ie inzwischen über yntax wissen sollten: ätze sind geordnete Abfolgen von Wörtern. (atzartige) Wortabfolgen sind in Konstituenten organisiert (Konstituententests). atzstrukturen können in Baumdiagrammen dargestellt werden Auflösung syntaktischer Ambiguitäten. Begriffe: Kopf, Komplement (Ergänzung), Adjunkt (Angabe) Klassifikation von Konstituenten nach Wortarten (,, AP, PP, AdvP,,,, P, A, Adv) Dominanzbegriff, Rekursion, Phrasenstrukturgrammatik Rektion und alenzbegriff (quantitative alenz, qualitative alenz) Kasus und thematische Rollen topologisches Modell Übungen Analysieren ie die folgenden ätze im topologischen Modell. Welche Wortfolge liegt ihnen nach Drach zugrunde? (16) a. Danach hat er zwei Bier im Zug getrunken. b. Richtet Hans die Feier morgen aus? c. Ob Hans wohl die Feier ausrichtet? d. Bleib Du mir schön brav! Was lässt sich zum Thema Kasus in folgenden ätzen sagen. (17) a. Peter hat die Ärztin sehr geholfen. b. Der Kunde steht auf den Tisch. c. Der Kunde steht auf dem Tisch. d. Karola tanzt in den Mai. 32 / / 34 Übungen Haben alle n in (16) und (17) einen Kasus? Welchen Kasus haben die unterstrichenen Konstituenten? Welcher Kopf regiert jeweils den Kasus dieser Konstituenten? (18) a. Hinter eines Baumes Rinde wohnt die Made mit dem Kinde. Welche Wortarten können neben omina noch Kasus tragen? 34 / 34
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