Des Kaisers neue Kleider

Transkript

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3 Hinweis Spieldauer: ca. 30 Min. Personen 5 m, Volk Kaiser Fummelig 1. Minister, Kammerherr und Geheimrat Pummelig 2. Minister Dummelig 1. Weber Schlaumich 2. Weber Traumich Volk, Stimmen theaterbörse GmbH 3

4 1. Im kaiserlichen Schlafzimmer Kaiser Fummelig schläft in seinem Bett auf der rechten Seite der Hauptbühne, die Vorhänge am Fenster im Hintergrund sind zugezogen; neben dem Bett ein Spiegel, eine spanische Wand und ein gut mit Gewändern gefüllter Garderobenständer. Pummelig kommt, öffnet die Vorhänge und schlägt auf einen kleinen Gong. Der Kaiser dreht sich auf die andere Seite. Gong: Der Kaiser räkelt sich. Gong: Der Kaiser richtet sich im Bett auf. Einen wunderschönen guten Morgen, Majestät. Haben Sie gut geschlafen? Aber ja, Pummelig, aber ja. Wie ist das Wetter? Herrlich, Majestät, trocken, klar und warm. Es wird sich halten. Was?! Nirgendwo ein kleines Regenwölkchen am Himmel? So weit ich sehen kann: nein. Ein schlechter Tag also, miserables Wetter! Kein bisschen wechselhaft? Nein, Majestät, ich müsste lügen. sucht in der Garderobe nach passenden Kleidern Dabei liebe ich wechselhaftes Wetter: - Regen, Sonne, Kälte, Hitze. Sie wissen das doch, Pummelig. Man kann sich so schön oft umziehen: zuerst etwas Leichtes und Luftiges, dann Regenkleidung, schließlich etwas für den Übergang, herrlich! Da fühle ich mich wohl. Pummelig, eine Spitzenkraft sind Sie erst, wenn Ihnen beim Wetter noch etwas einfällt. An einem Tag wie heute sollten Sie mich weiterschlafen lassen; da lohnt sich ja das Aufstehen nicht. Mir -? Ich -? Aber... wie soll denn ich das Wetter beeinflussen, Majestät? Pummelig hat dabei die spanische Wand aufgebaut, hinter der er den Kaiser nun ankleidet Kein aber! Lassen Sie sich etwas einfallen, Pummelig! Von meinem 1. Minister, Kammerherrn und Geheimrat erwarte ich Einfälle. Natürlich, Majestät, mir wird sicher etwas... ich werde es versuchen. betrachtet sich im Spiegel Zum Frühstück mag dies Gewand ja gehen, aber zur anschließenden Audienz muss ich mich dann umziehen. Wer wartet heute im Audienzsaal, Pummelig? Es tut mir außerordentlich leid, Majestät: Diesmal sind es nur der Herr Botschafter von Kulinesien und drei andere Gesandte aus Ländern, die ich nicht kenne. Ob Ihre Kleider denen gefallen werden, kann ich deshalb leider nicht sagen? Das macht doch nichts. Wir machen es wie sonst: Dummelig wird die Gesandten von Gurmien, Fulabien und Wallisien spielen und mit Ihnen gemeinsam kräftig applaudieren. Das macht immer großen Spaß, und Sie beide verstehen viel mehr von Mode als alle diese Botschafter zusammengenommen. Mit Ihnen kann man wenigstens vernünftig über Kleider reden. Danke verbindlichst, Majestät. - Ach ja, fast hätte ich es vergessen: da sind auch noch zwei weit gereiste Herren, denen man ansieht, dass sie keine Badewanne im Gepäck hatten. Die ließen sich partout nicht abweisen. Ungewaschen, schmutzig? Igittigitt! - Und das vor dem Frühstück! - Rausschmeißen! Das wollte ich auch tun. Doch als sie sagten, dass sie Weber seien, die den weiten Weg hierher nur gemacht hätten, um für Sie etwas ganz Besonderes... Weber?! Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?! Wo sind sie? er rennt los Aber Majestät, Sie haben noch nicht gefrühstückt! Später, später, - wo sind die Weber? Majestät wollten sich doch noch umziehen. theaterbörse GmbH 4

5 Das dauert mir jetzt zu lange. Nun machen Sie schon, Pummelig, herein mit ihnen! Und der Botschafter von Kulinesien, die drei Gesandten? Rausschmeißen, alle rausschmeißen! Ich habe Wichtigeres zu tun. Au weh, und ich muss es denen beibringen! Das gibt sicher wieder Krieg. Also schön, sagen Sie Ihnen, ich müsse noch frühstücken. Oder soll ich vielleicht ungefrühstückt? Und in diesen Kleidern?... - Wenn aber jetzt nicht augenblicklich die beiden Weber vor mir stehen, werde ich Minister Dummelig bitten müssen, sich in das Amt des 1. Ministers einzuarbeiten! Der wird sich freuen! Bin schon unterwegs, Majestät. im Abgehen Au weh, immer muss es mich erwischen. Aber keine Sorge, Dummelig, den Gefallen tu ich dir nicht. - er geht zur Vorbühne und begegnet dort den beiden Gaunern 2. Am Schlosstor 3. Im Audienzsaal Sieh da, der Herr Minister Pummelig. Wollen Sie uns wieder hinauswerfen? Nicht doch, die Herren. Seine kaiserliche Hoheit, Fummelig der 217. lässt Sie so schnell wie möglich zu sich bitten. Aha, das hört sich gut an. Worauf also warten wir? Folgen Sie mir bitte. Hier bitte Füße abtreten! er geht voran leise Du, Schlaumich, mir wird auf einmal... ein Kaiser! - ich habe ein ganz merkwürdiges Gefühl in der Magengegend. Lass mal. Es kann gar nichts schiefgehen. Du weißt doch, was man sich über ihn erzählt. Verlass dich auf mich...! Warum dauert das denn so lange, Pummelig?! er stürzt ungeduldig auf die Weber zu Ich grüße euch, ihr Herren Weber, und heiße euch in meinem Schloss willkommen. Wo habt ihr die Gewänder?! Ihr habt ja gar nichts mitgebracht?! Kaiserliche Majestät. Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle: Ich bin Schlaumich, dies ist mein Freund und Kollege Traumich; Weber, Schneider, Modeschöpfer, wie Sie wollen. sehr ungehalten Wo sind die Stoffe, die Kleider?! - lch will sehen, ob für mich etwas dabei ist. Wollen Sie uns beleidigen, Majestät? Fertige Stücke?! Nicht doch! Wir fertigen nach Ihren Wünschen, Ihren Maßen hier an Ort und Stelle - jeden Stoff, jeden Schnitt. Wir weben den schönsten und kostbarsten Stoff, den Sie sich denken können, Majestät. Nicht allein die Farben und Muster sind ungewöhnlich schön, nein, das könnten andere Weber auch. Unsere Stoffe und Kleider sind wirklich kaiserlich und einmalig: Sie bleiben jedem unsichtbar, der nicht zu seinem Amte taugt oder aber unverzeihlich dumm ist. Ach, tatsächlich?! - Das wären ja prächtige Kleider! Pummelig, was sagen Sie dazu? Überlegen Sie mal, wenn ich die anhätte... - ich könnte in meinem ganzen Reich die Klugen von den Dummen unterscheiden und alle Ämter nur mit Leuten besetzen, die auch dafür taugen. Das wäre doch famos und dem Land würde es nutzen. Wenn ich bedenke... theaterbörse GmbH 5

6 Ach was, Bedenken: Ich muss sie einfach haben, diese Kleider! Sie sollten sofort mit dem Weben beginnen! Ja, gern, Majestät. Es ist nur: wir sind ziemlich heruntergekommen, hungrig und pleite nach der langen Reise. Und Wolle, Seide, Gold- und Silberfaden haben wir natürlich auch nicht mitbringen können. Für alles wird bestens gesorgt werden. Pummelig, Sie haften mir dafür, dass es den Herren an nichts fehlt: Bad, frische Kleider, gutes Essen, reichlich Taschengeld, Seide, Gold und Silber zum Weben. Was sie verlangen, sollen sie bekommen. Jawohl, Majestät, wie Sie befehlen. Zum Bad, bitte hier entlang, meine Herren. Vielen Dank, Majestät. Sie werden mit unserer Arbeit zufrieden sein. Pummelig mit den beiden Webern ab Das muss ich gleich Minister Dummelig erzählen! er geht ins Schlafzimmer und klingelt 4. Im kaiserlichen Schlafzimmer DUMMELIG DUMMELIG DUMMELIG: DUMMELIG: DUMMELIG kommt Sie haben geläutet, Majestät? sucht in der Garderobe nach einem neuen Gewand Ich möchte mich zur Audienz umziehen. Dies hier will ich anziehen. Die Herren Gesandten werden staunen, wenn ich ihnen von den neuen Kleidern erzähle. baut die spanische Wand auf Gewiss, Majestät. Wo ist denn Pummelig? Haben Sie ihn entlassen? Oder ist der Herr 1. Minister, Kammerherr und Geheimrat mit der Staatskasse geflohen? - Werde ich nun 1. Minister? Dummes Zeug! Er ist in der Weberei, ich bekomme neue Kleider. beginnt sich umzuziehen Neue Kleider? Ach nein, tatsächlich?! - Also muss ich ihn wieder nur vertreten?! : Wie reden Sie denn, Dummelig?! Was sollen nur immer diese gehässigen Attacken auf Pummelig? - Na, an Ihnen werde ich die neuen Kleider gleich als erstes ausprobieren! Darauf bin ich schon sehr gespannt. Gewiss, Majestät, ich fühle mich geehrt. Sie werden sicher wunderschön und hochmodern wie alle Ihre Kleider. - Wenn schnell genug gearbeitet wird, können Sie die Gewänder schon am Sonntag bei der großen Prozession dem ganzen Volk vorführen. Aber ja doch, Dummelig, eine wunderbare Idee! Darauf ist selbst Pummelig noch nicht gekommen. Erinnern Sie mich doch daran, dass ich Sie zu seinem Nachfolger mache. Danke verbindlichst, Majestät. Ich bin aber nicht sicher, dass ich so lange warten kann. Minister Pummelig gibt keinerlei Grund zur Beanstandung in seiner Arbeit. Warum sollte er vorzeitig abgelöst werden? Natürlich werden Sie warten müssen, denn vorher wird nichts draus. Ich will aber gleich Pummelig von Ihrer Idee berichten, wenn er zurückkommt. er geht ab zur Audienz 5. In der Weberei Pummelig kommt mit Schlaumich und Traumich, die inzwischen neu eingekleidet sind; alle drei tragen Wolle, Garne, Gold- und Silberfäden herein theaterbörse GmbH 6

7 Dies ist die kaiserliche Weberei. Hier finden Sie alles, was Sie für Ihre Arbeit brauchen. Nun frisch ans Werk, der Kaiser drängt zur Eile! Keine Sorge. Wir werden alles zur größten Zufriedenheit ausführen. Wie wir gesagt haben: unsichtbar für Dummköpfe und Versager im Amt werden unsere Stoffe sein. Sie sollten uns allerdings nicht länger aufhalten, wenn es denn so eilig ist. Pummelig geht ab; Schlaumich und Traumich sortieren Seide, Gold und Silber in die eigenen Taschen und machen es sich dann bequem Die bringen ein schönes Stück Geld ein. - Ich bin müde, lass uns schlafen. Wie kannst du jetzt schlafen, wo uns der Schwindel jeden Augenblick den Hals kosten kann? Fühl mal, wie mein Herz bubbert. Bleib ruhig, Traumich. Hast du nicht gemerkt, dass die noch viel dümmer sind, als ich zuerst gedacht hatte? Ich weiß schon, was ich tue. Gute Nacht. Er schläft unter dem Webstuhl ein, Traumich legt sich neben ihn Dann gute Nacht. springt plötzlich auf und macht sich am Webstuhl zu schaffen Du! - He du! - Schlaumich, wach auf! Du hast vielleicht Nerven. Ich kann gar nicht weben. Wie soll ich das denn machen? Oh nein!!! Hast du's denn immer noch nicht begriffen??! - Du tust nur so. Ja eben: aber wie? - tust wie? Ach je, du bist ja noch dümmer als dieser Kaiser und seine Minister! Du musst aber jetzt nicht unverschämt werden! Ich kann sonst ungemütlich werden. Erklär mir lieber, was du eigentlich vorhast. Also: Du tust, als ob du webtest. Hier, das Schiffchen, immer hin und her, kapiert? Dazwischen den Kamm anschlagen. Siehst du: so! er macht es vor Ach so. Dann kann ich doch weben. Hin und her und ran. Meinetwegen auch: Hin und ran und her und ran. Aber jetzt Ruhe, ich bin müde! Gute Nacht. Danke, Schlaumich, du kannst dich auf mich verlassen. Aber sag nie wieder, ich sei dumm! sie schlafen unter den Webstühlen ein 6. Im kaiserlichen Schlafzimmer kommt und räumt in der Garderobe auf Die beiden gefallen mir nicht. Sie haben etwas Verschlagenes an sich. Pummelig, da kommt Ärger auf dich zu. theaterbörse GmbH 7

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