Mathematisch hochbegabte Kinder
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- Benjamin Gerhardt
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1 Mathematisch hochbegabte Kinder Über deren Motive und Motivstörungen Prof. Dr. Gerhard Lehwald 1
2 Erster Teil: Basismotive mathematisch hochbegabter Kinder Zweiter Teil Motivstörungen durch mangelnde aufgabenbezogene Herausforderung Prof. Dr. Gerhard Lehwald 2
3 Erster Teil: Basismotive mathematisch hochbegabter Kinder Leistungsmotive: Orientierung auf ein Resultat Situations-Ergebnis Erwartung, Handlungs- Ergebnis Erwartung, Handlungs-Folgen Erwartung, Ergebnis-Folgen Erwartung Tätigkeitsmotive: Orientierung auf handlungsbegleitendes Interesse und Emotionen (gegenstandsbezogen) Genereller Anreiz, Affektiv-emotionale Bindung, Interessenbezogenheit, Selbstregulation Prof. Dr. Gerhard Lehwald 3
4 Untersuchungsdesign 2004 Tätigkeitsmotive Untersuchungen in Österreich TI, SB, OÖ, NÖ, WI Insgesamt 746 Schüler(innen) aus Realschulen und Gymnasien Fragestellungen: Mathematik Interesse und Erkenntnisstreben Vergleich Jungen, Mädchen Bevorzugte Tätigkeiten ( Hitlisten ) Flow - Erleben und Leistungsbesorgtheit Prof. Dr. Gerhard Lehwald 4
5 Erfassungsmethoden Fragebogen FES R (Lehwald 1999) Fragebogen Flow Erleben (Rheinberg 2004) Fragebogen Mathematik Interesse (Rheinberg 2004) Prof. Dr. Gerhard Lehwald 5
6 Fragebogen Erkenntnisstreben FES-R Kognitive Anstrengungsbereitschaft KAB: Mein Ehrgeiz lässt es nicht zu, weniger zu wissen als andere. Interesse am selbständigen Kenntniserwerb ISK: Wenn ich eine neue Erfindung sehe, versuche ich herauszufinden, wie sie funktioniert. Affektiv-emotionales Beteiligtsein AEB: Es bereitet mir Vergnügen, einen Lehrsatz zu beweisen." Prof. Dr. Gerhard Lehwald 6
7 Fragebogen Flow Erleben Flow Erleben Meine Gedanken bzw.aktivitäten liefen flüssig und glatt. Ich fühlte mich optimal beansprucht. Mein Kopf war völlig klar. Leistungs-Besorgtheit: Ich machte mir Sorgen über einen Misserfolg. Ich durfte keine Fehler machen. Es stand etwas Wichtiges auf dem Spiel Prof. Dr. Gerhard Lehwald 7
8 Fragebogen Mathematik Interesse Besonders in Mathe kann ich gut sehen, wie ich dazu lerne und immer mehr kann. In Mathe merke ich, wie ich schwierige Dinge immer besser beherrsche und verstehe. Mich mit Mathe zu beschäftigen, ist für mich das Widerlichste, was es gibt Prof. Dr. Gerhard Lehwald 8
9 Mathematikinteresse und Motivation Mathematisch Interessierte / Uninteressierte ,18 13,68 8,77 11,35 9,32 12, M.Interessierte n = 152 M.Uninteressierte n = 238 Insgesamt n = 390 KAB=Kognitive-Anstrengungsbereitschaft ISK=Interesse-Selbstständigen-Kenntniserwerbs
10 Mathematikinteresse und Flow Erleben MaJ+ MaM+ MaJ- MaM- MaG+ MaG-
11 Mathematikinteresse und Leistungs-Besorgtheit Sorge 0 MaJ+ MaM+ MaJ- MaM-
12 Vorläufiges Fazit Tätigkeitsmotive mathematisch begabter Mädchen und Jungen sind immer an den Lerngegenstand gebunden (z.b. Genereller Anreiz, Affektive Bindung an den Gegenstand) Leistungsmotive wirken bei ihnen dann als starker Motor, wenn das erreichte Lernergebnis mit der angezielten Erwartung gleichthematisch übereinstimmt (z.b. Handlungs-Folgen, Ergebnis- Folgen) Prof. Dr. Gerhard Lehwald 12
13 Zweiter Teil : Motivstörungen durch mangelnde aufgabenbezogene Herausforderung Prof. Dr. Gerhard Lehwald 13
14 Du bist wirklich gut, denn ich war schwer. Handlungsmacht über die Aufgabe vorhanden. Erkenntnisstreben hoch, Flow hoch, Leistungsbesorgtheit gering Du wirst mich in Deinem Zustand nicht schaffen, auch wenn ich mich etwas leichter mache. Handlungsmacht über die Aufgabe verloren gegangen, Erkenntnisstreben gering, Flow nicht vorhanden, Leistungsbesorgtheit meist hoch Prof. Dr. Gerhard Lehwald 14
15 Hochbegabter Underachiever Hierunter werden Mädchen und Jungen verstanden, die auf Grund ihrer Lerngeschichte der permanenten Unterforderung eine massive Reduzierung der Tätigkeitsmotivation und Leistungsmotivation aufweisen und die dadurch soziale Anpassungsprobleme und geringe seelische Stabilität offenbaren Prof. Dr. Gerhard Lehwald 15
16 Underachiever (P>L) Overachiever (P<L) Erlebte permanente fachliche Unterforderung Aufgabenunspezifischer Fleiß Reduzierte Lernmotivation Lustlosigkeit Extremer Ehrgeiz Fehlattribuierung Irreguläre familiäre Bedingungen Geringe seelische Stabilität Partielle Entwicklungsstörungen Prof. Dr. Gerhard Lehwald 16 Elterlicher Drill Hoher Erwartungsdruck Geringer Realismus/ Selbstdarstellungstenden z Übergreifende Entwicklungsstörungen
17 Einzelanalysen hochbegabter Underachiever Persönliche Hitliste Erkenntnisstreben Flow und Leistungsbesorgnis Prof. Dr. Gerhard Lehwald 17
18 Einzelanalyse 1: Persönliche Hitliste gewählter Tätigkeiten Schneider Skalenpunkte P. J. P. G. P. A. N. Si. N. S. L. Ch. H. G. F. M. E. M. B. Ch. x y z y x Sch. J. Sch. I. Sh. St. St. M Prof. Dr. Gerhard Lehwald 18
19 Persönliche Hitliste Denke zuerst an die Tätigkeit, die du zur Zeit am liebsten machst. Denke dann an die Tätigkeit, die am widerlichsten von allen ist. Denke nun an die Tätigkeit, die so dazwischen liegt. Bewerte zum Schluss die Tätigkeit XXX. bitte eintragen bitte eintragen Prof. Dr. Gerhard Lehwald 19
20 Einzelanalyse 2: Erkenntnisstreben Schneider B. Ch E. M. 26 F. M H. G. 5 9 L. Ch Kognitive Anstrengungsbereitschaft 19 N. S N. Si Prof. Dr. Gerhard Lehwald P. A P. G P. J. 20 Sch. J Sch. I. Sh. St Interesse, Selbständiger Kenntniserwerb Erkenntnisstreben x y z y x St. M. 29
21 Einzelanalyse 3: Flow & Leistungsbesorgnis Schneider Sh. St. Sch. I. Sch. J. P. J. P. G. P. A. N. Si. N. S. L. Ch. H. G. F. M. E. M. B. Ch. Flow Besorgnis x y z y x St. M Prof. Dr. Gerhard Lehwald 21
22 Problem: Wie wird man ein hochbegabter Underachiever? Wie und wann geht die Tätigkeitsmotivation verloren? Was kann man dagegen tun? Prof. Dr. Gerhard Lehwald 22
23 Entwicklungsaufgabe (Havighurst, Oerter) Aufgaben der jeweiligen Lebensperiode (z.b. Übergänge) zu deren Bewältigung ein Entwicklungsschub erforderlich wird. Entwicklungsaufgaben gliedern den Lebenslauf. Biologische Faktoren (z.b. Verarbeitungsgeschwindigkeit, Arbeitsgedächtnis, Inhibition) Soziale Kontextfaktoren (z.b. Bildungsaspiration der Eltern) Psychologische Faktoren (z.b. Fähigkeiten, Motivation) Gesellschaftliche Faktoren (z.b. Wert von Bildung und Begabung in der Gesellschaft) Kulturelle Faktoren (Anerkennung von Begabten) Die Sozialisation (als Hineinwachsen in eine pluralistische Gesellschaft) ist eine Abfolge von Entwicklungsaufgaben Prof. Dr. Gerhard Lehwald 23
24 Spezielle Entwicklungsaufgaben bei Hochbegabten - Störungsmöglichkeiten Vorschulalter/Grundschulalter Grundlegende Fertigkeiten und Metakognitionen einüben, Mit Altersgenossen zurechtkommen, Körperliche Geschicklichkeit erlernen, Eigenverantwortung erreichen Sekundarstufe 1 Intellektueller Kompetenz nutzen, Reife soziale Beziehungen aufbauen, Rollenverständnis entwickeln, Emotionale Unabhängigkeit erreichen, Das eigene Ich akzeptieren Sekundarstufe 2 (Vor) Berufliche Qualifikation und Studierfähigkeit erwerben, Freundschaft leben, Gesellschaftliche Verantwortung aufbauen, Wertregulative entwickeln Prof. Dr. Gerhard Lehwald 24
25 Schlussfolgerungen zur Förderung der Motivation bei Hochbegabten (zur besonderen Verwendung für Lehrpersonen) Pro Entwicklung intellektueller Tiefe Unterstützen von Entdecken und Untersuchen Förderung der Kreativität und Unkonventionalität Ermutigende Kommunikation und Anregung Reziproke Erziehung durch Auflösen der Machtbeziehung Erziehung zur sozialen Verantwortung (intrinsisch) Contra Reine Wissensvermittlung Einschränken des selbst. Problemlösens Bezugsnormorientierung in Leistung und Bewertung Kein Verständnis für Fehler und Gefühle Machtorientierte lineare Erziehung Reine Erfolgsorientierung (extrinsisch ) Prof. Dr. Gerhard Lehwald 25
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