Sojaanbau in Südamerika
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- Kornelius Haupt
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1 Sojaanbau in Südamerika Einleitung Der Fleischkonsum in Industrieländern ist in den letzten Jahrzehnten zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Der wachsende Konsum von Fleisch führt zu einem enormen Anstieg der Nachfrage nach Soja und somit zu dem der Sojaproduktion in Südamerika. Organisationen wie Greenpeace versuchen mit provokativen Slogans wie Eating up the Amazon (Greenpeace 2006, S. 1) auf die zahlreichen sozioökonomischen und ökologischen Probleme aufmerksam zu machen, die durch den Anbau von Soja als Futtermittel verursacht werden. Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Sojaboom und dem daraus folgendem Anstieg der Sojaproduktion in Südamerika. Zunächst wird ein kurzer Überblick über die Sojapflanze gegeben. Anschließend soll geklärt werden, wie es zum sogenannten Sojaboom, dem rasanten Anstieg des Sojaanbaus, gekommen ist. Dazu werden zunächst die Hintergründe der erhöhten Sojanachfrage thematisiert und die Ausmaße des Anstiegs anhand von Zahlen greifbar gemacht. In Abschnitt 3 wird auf die Entwicklung des Sojaanbaus in Südamerika eingegangen. Des weiteren werden ökologische Folgen der Sojaproduktion beispielhaft am Amazonas-Regenwald dargelegt. Dabei wird der Schwerpunkt auf die Zerstörung von Ökosystemen gelegt. Abschließend soll ein zusammenfassendes Fazit gezogen werden. Sojaboom Die Sojapflanze, wissenschaftlich auch als glycine max bezeichnet, kommt ursprünglich aus Nordost-China und wächst besonders gut in wechselfeuchten Tropen und immerfeuchten Subtropen. Die Bohnen der Pflanze sind aufgrund ihres hohen Eiweiß- und Fettgehalts sehr vielfältig einsetzbar. Der größte Anteil der Sojabohnen wird zu Sojamehl oder Sojaschrot weiterverarbeitet und als Futtermittel genutzt. Sojabohnen werden außerdem zu verschiedenen Lebensmitteln verarbeitet und sind grundlegender Bestandteil von Biodiesel. Agrarkonzerne bauen Soja größtenteils in Südamerika in Monokulturen, mit genmanipulierten Saatgut und unter hohem Pestizideinsatz an (Schacht 2007, S. 54). Seit 1960 steigt die Nachfrage nach Soja konstant an. Hauptverantwortlich dafür ist der gestiegene, bzw. steigende Fleischkonsum in der EU, den USA und China. Etwa 75 % des global produzierten Sojas wird als Futtermittel genutzt. Die Schweinefleischproduktion stieg beispielsweise von 1967 bis 2007 um 294 %, die Geflügelfleischproduktion sogar um 711 %. Bei der Deckung des daraus folgenden Anstiegs der Futtermittelnachfrage spielt Soja eine entscheidende Rolle. Ein weiterer großer Abnehmer (ca. 6%) des Soja ist die Nahrungsmittelbranche. Soja wird beispielsweise in Form von Schoten, Tofu, Sojasauce, Öl oder Milch verzehrt. Seit wenigen Jahren wird Soja
2 außerdem in der Biodieselproduktion eingesetzt. Dieser Anteil macht etwa 2% der gesamten Sojaproduktion aus (WWF 2014, S ). Aufgrund des wirtschaftlichen Aufschwungs von Entwicklungs- und Schwellenländern und dem damit erhöhtem Wohlstand, ist zu erwarten, dass der Fleischkonsum, und damit die Nachfrage nach Soja, weiter steigen wird (WWF 2014, S. 5). Ein Rückgang der Biodieselproduktion ist ebenfalls nicht in Aussicht. Experten zufolge wird der Biodieselverbrauch bis 2020 weiter steigen (Laborde 2011, S. 10). Abbildung 1: Weltweite Sojabohnenproduktion (Eigene Darstellung, Datenquelle: FAO, 2016) Die seit 1960 stark steigende Nachfrage nach Soja führt zum Sojaboom, dem enormen Anstieg der Sojaproduktion. Abbildung 1 zeigt die weltweite Entwicklung der Sojabohnenproduktion in Millionen Tonnen (m t) und der für Soja verwendeten Anbaufläche in Millionen Hektar (m ha) von 1961 bis Während 1961 noch etwa 27 m t Sojabohnen produziert wurden, sind es 1990 bereits vier mal soviel und 2010 mit 265 m t schon fast 10 mal soviel. Im selben Zeitraum ist auch die Anbaufläche rasant gestiegen wurde weltweit auf etwa 24 m ha Soja angebaut sind es schon 57 m ha und 2010 mit 102 m ha fast fünf mal soviel. Der überproportionale Anstieg der Sojaproduktion im Vergleich zur Fläche zeigt, dass Soja zunehmend produktiver angebaut wird; also pro Flächeneinheit mehr Soja produziert wird produzierten Landwirte pro Hektar Anbaufläche 1,14 Tonnen Sojabohnen waren es mit 2,29 Tonnen pro Hektar bereits doppelt soviel (Bruinsma 2009, S. 23). Einer Prognose aus der Studie von der Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO) zufolge soll die Sojaproduktion bis 2050 auf 514 m t steigen. Außerdem sagt die Studie eine Ausweitung der Anbaufläche auf 141 m ha voraus (Bruinsma 2009, S. 23). Abbildung 2 stellt den Anteil der größten Sojabohnenproduzenten an der gesamten Produktion von 2013 dar. Es ist zu erkennen, dass sich der Sojaboom besonders in Südamerika bemerkbar macht.
3 Brasilien (30 %), Argentinien (18 %) und Paraguay (3 %) machen 2013 mehr als die Hälfte der Gesamtproduktion aus. Weitere wichtige Produzenten sind die USA (32 %), China (5 %) und Indien (4 %). Andere 8% China 5% USA 32% Argentinien 18% Indien 4% Paraguay 3% Das Soja in Südamerika wird fast ausschließlich für den Export produziert. Argentinien (94 %) und Brasilien (79 %) exportieren fast ihre gesamte Produktion. Die größten Sojaimporteure sind China und die EU (WWF 2014, S. 26). Sojaanbau in Südamerika Brasilien 30% Abbildung 2: Anteil an weltweiter Sojabohnenproduktion 2013 (Eigene Darstellung, Datenquelle: FAO, 2016) Im Folgenden wird zunächst die Entwicklung des Sojaanbaus in Südamerika dargestellt und anschließend beispielhaft am Amazonas-Regenwald die ökologischen Folgen dessen erläutert. 3.1 Entwicklung Brasilien Argentinien 0, Paraguay 0, Tabelle 1: Sojabohnenproduktion in 100-Tausend Tonnen (Eigene Darstellung, Datenquelle: FAO, 2016) Tabelle 1 zeigt die Entwicklung der Sojabohnenproduktion von Brasilien, Argentinien und Paraguay seit In diesen drei Ländern ist die Produktion seit 1970 stark gestiegen. Besonders der rasante Anstieg seit 2000 ist auffällig. Innerhalb von 10 Jahren hat sich die Produktion mehr als verdoppelt. Im gleichem Zeitraum hat sich auch die Anbaufläche rasant ausgebreitet. Während es 1970 noch (Brasilien), (Argentinien) bzw (Paraguay) ha waren sind es (Brasilien), (Argentinien) bzw (Paraguay) ha. Der Sojaanbau in Südamerika ist von mächtigen Agrarkonzernen wie Cargill, ADM und Bunge geprägt. Nur mithilfe dieser Konzerne wird Landwirten der sehr kapitalintensive Einstieg in den Sojaanbau ermöglicht. Sie bieten nicht nur finanzielle Unterstützung sondern stellen den Landwirten auch Dünger und Chemikalien zur Verfügung. Im Gegenzug kaufen sie das Soja noch bevor es angebaut wurde. Viele der Konzerne sind auch in früheren und späteren Schritten der
4 Wertschöpfungskette aktiv und kontrollieren dadurch nicht nur den Sojaanbau und -handel, sondern auch den Handel von Saatgut, Dünger und Nahrungsmitteln. Cargill beispielsweise hat laut Greenpeace vor die gesamte Geflügelwertschöpfungskette zu kontrollieren. Ebenfalls eine große Rolle spielen Politiker, die den Sojaanbau gefördert haben. Allen voran Blairo Maggi, der nicht nur Gouverneur von Mato Grasso war, sondern auch Eigentümer des Sojaproduzenden Grupo André Maggi ist, unterstützte durch seine Politik den Sojaanbau. Mithilfe der Internationalen Finanz- Corporation sorgte der sogenannte Sojakönig unter anderem für die Finanzierung von Infrastrukturprojekten, die den Transport des Soja ermöglichen (Greenpeace 2006, S. 17). Sojabohnen werden in Südamerika größtenteils mit dem gentechnisch veränderten Saatgut des Agrarkonzerns Monsanto (siehe Infobox) produziert. Das Soja wird in Monokulturen angebaut und ist dadurch nur unter hohem Einsatz von Herbiziden, Insektiziden und Dünger möglich. Der wenig nachhaltige Anbau führt in den Betroffen Ländern zu zahlreichen sozioökonomischen und ökologischen Problemen. Monsanto ist ein international agierender Agrarkonzern aus den USA und hat unter anderen ein Monopol auf das genmanipulierte Saatgut von Soja. Aufgrund des enormen Einflusses auf die Sojabranche sind Experten der Meinung, dass das Unternehmen die Ernährungs- und Wirtschaftspolitik von Brasilien, Paraguay und Argentinien kontrolliert (Robin 2008, S ). Ökologische Folgen Seit der Ausbreitung der Sojaplantagen wurden in Südamerika riesige Flächen von Ökosysteme zerstört. Durch die Sojaproduktion sind besonders die Regenwälder des Amazonas, die Cerrados (Savannen Zentral-Brasiliens), der Atlantische Regenwald und die Dornbuschsavannen und Trockenwälder im Gran Chaco gefährdet (WWF 2014, S. 34). Der Amazonas-Regenwald macht ein Drittel des weltweiten Regenwaldes aus und beheimatet etwa 10 % aller Spezies der Erde. Auch für viele der im Amazonas lebenden Menschen ist der Wald eine Lebensgrundlage. Des weiteren spielt der Amazonas eine große Rolle bei der Regulierung des Kohlenstoffdioxid-Haushalts der Erde und somit für die Entwicklung des Klimawandels. Experten sind der Meinung, dass die Abholzung des Amazonas weltweit zu Wetterextremen wie Dürren führen kann. Bei der Zerstörung des Regenwaldes spielen neben dem Anbau von Soja besonders die Rinderzucht eine entscheidende Rolle. Bereits 20 % des Amazonas sind zerstört. Ein Großteil davon durch die Expansion von landwirtschaftlich genutzten Flächen. Obwohl ein Teil des Soja auf
5 Flächen angebaut wird, die ursprünglich für die Rinderzucht verwendet wurden, führt auch dies zur Zerstörung des Regenwaldes, da dadurch neue Flächen für die Rinderzucht benötigt werden. Auch die für den Sojaanbau und -export nötige Infrastruktur benötigt viel Platz und trägt zur Abholzung des Waldes bei (WWF 2014, S ). Einer Vorhersage von 2006 zufolge, könnten bis 2050 weitere 2,1 Millionen km² der 2003 vorhandenen 5,3 Millionen km² zerstört werden, wenn die Abholzung des Regenwaldes weiterhin in diesem Ausmaß geschieht. Die Vorhersage setzt unter anderem voraus, dass der Bau von geplanten Straßen durchgeführt wird und keine neuen Schutzzonen gegründet werden (Soares-Filho et al. 2006, S ). Um die Zerstörung von Ökosystemen zu verhindern, fordert Greenpeace Richtlinien, die sicherstellen, dass keine Produkte verkauft werden, bei deren Produktion Soja verwendet wird, das gentechnisch verändert ist, im Amazonas-Regenwald angebaut wird oder zur Verletzung von Menschenrechten führt. Des weiteren fordert Greenpeace von der EU, dass sie die Einführung von Schutzzonen im Amazonas und anderen Wäldern unterstützen. Von den Banken fordern sie, keine Konzerne mehr zu finanzieren, die am Sojaanbau im Amazonas beteiligt sind (Greenpeace 2006, S. 51). Fazit Bei der Behandlung der Frage nach den Ursachen der erhöhten Sojanachfrage bzw. Sojaproduktion zeigte sich, dass in erster Linie der gestiegene Fleischkonsum für den Anstieg verantwortlich ist. Etwa 75 % des Soja wird als Futtermittel genutzt. Weitere Abnehmer des Soja sind die Nahrungsmittelbranche und die Produktion von Biodiesel. Sowohl die produzierte Menge als auch die Anbaufläche ist infolge des Sojabooms stark gestiegen. Neben den USA und China wird Soja hauptsächlich in Südamerika angebaut. In Brasilien, Argentinien und Paraguay ist die Sojaproduktion besonders seit den 70er Jahren um ein vielfaches gestiegen. Prognosen zufolge soll die globale Sojaproduktion bis 2050 weiter steigen. Die massive Flächenexpansion der Sojaplantagen trägt in Südamerika zu der Zerstörung von zahlreichen Ökosystemen bei. Literaturverzeichnis Bruinsma, J. (2009). The resource outlook to URL: d_water_and_crop_yields_need_to_increase_by_2050_.pdf Food and agriculture organization of the united nations, (2016). Production. URL: Greenpeace (2006). Eating up the Amazon. URL:
6 .pdf Laborde, D. (2011). Assessing the Land Use Change. URL: Robin, M. (2008). Die grenzenlose Sojadiktatur. Internationale Politik, 63, Schacht, S. (2007). Amazonien und Königin Soja. Praxis Geographie, 37, S Soares-Filho B. et al (2006). Modelling conservation in the Amazon basin. Nature, 440, WWF (2014). The growth of Soy. URL: PDF/ _WWF_TheGrowthOfSoy_Impacts_Solutions.pdf
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